Homosexuelle

12.3 Homosexuelle


Viele Menschen haben gerne Geschlechtsverkehr mit Partnern gleichen Geschlechts, gelegentlich oder häufig, in manchen Fällen auch ausschließlich. Besonders in unserer Kultur wird dieses Verhalten jedoch allgemein als schlecht betrachtet und manchmal schwer bestraft. Deshalb sehen sich alle diejenigen, die eine erotische Neigung zum gleichen Geschlecht haben (und sie stellen einen erheblichen Teil der Bevölkerung dar), in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt, frustriert, verleumdet und verfolgt - also unterdrückt.


Diese Unterdrückung beginnt bereits in unserem Sprachgebrauch, der diese Menschen heute als „Homosexuelle" bezeichnet. Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass es ausgesprochen fragwürdig ist, dieses Wort auf Menschen anzuwenden und dass wir es in diesem Buch nur unter großen Vorbehalten tun. Tatsächlich trifft diese Bezeichnung eine fundamentale, falsche Vorentscheidung. Die Bezeichnungen des Altertums und des Mittelalters für gleichgeschlechtliches Verhalten (Päderastie, griechische Liebe, Sodomie usw.) sagten immer nur etwas über ein Verhalten aus, nicht über einen Zustand. Sie bezeichnen Handlungen, die eigentlich von jedem ausgeführt werden konnten, und sie implizierten nicht die Existenz eines bestimmten Menschentyps. Wenn man also jemanden als Päderasten oder Sodomiten bezeichnete, charakterisierte man ihn damit als einen Menschen, der bestimmte Dinge tat, nicht als einen Menschen, der unter irgendeiner Besonderheit litt. Man konnte deshalb kein „latenter Päderast" sein oder in der Jugend durch eine „sodomitische Phase" gehen. Es gab auch keinen Zustand, der als „Pseudo-Päderastie" bezeichnet werden konnte. Mit dem modernen Wort „Homosexueller" ist es anders. Der österreichische Schriftsteller Benkert (der unter dem Namen Kertbeny schrieb) prägte das Wort „homosexuell" im Jahre 1869. Benkert, der selbst gleichgeschlechtlich empfand, glaubte, dass solche Neigungen einem mysteriösen Zustand entsprangen, der nur für eine kleine Menschengruppe typisch sei und dass diese Gruppe sich daher von der übrigen Menschheit deutlich unterscheide. Bei dem Versuch, diesen Zustand zu beschreiben, erfand er das halb-griechisch halb-lateinische Wort „Homosexualität". Zur Beschreibung des „normalen" Zustandes der Mehrheit der Menschen bot sich dann das entsprechende Gegenwort „Heterosexualität" an, und da beide Wörter leicht in andere Sprachen übernommen werden konnten, waren sie bald in ganz Europa verbreitet.


Heute wissen wir, dass die beiden Begriffen zugrundeliegenden Grundannahmen falsch sind. Homosexuelle und heterosexuelle Vorlieben sind vor allem eine Frage des Ausprägungsgrades, und sie schließen sich nicht gegenseitig aus. „Homosexuelle" leiden nicht an einem besonderen inneren Zustand, sondern sie spielen eine bestimmte soziale Rolle. Nicht alle Gesellschaften kennen eine solche Rolle, und selbst in unserer Gesellschaft ist gleichgeschlechtliches Verhalten nicht auf „Homosexuelle" begrenzt. Das heißt, das tägliche Leben ist für so einfache Unterscheidungen zu vielseitig. Es gibt zwischen den Extremen unzählige Abstufungen, und viele Menschen fühlen sich zu beiden Geschlechtern hingezogen. Diejenigen, die man als „Homosexuelle" bezeichnet, haben unter Umständen außer dieser Kennzeichnung nur wenig gemeinsam. „Homosexualität" ist also kein besonderes Merkmal bestimmter Personen, sondern eher ein devianter Status, der ihnen von anderen zugewiesen wird. Per Definition ist diese Art von Abweichung nur in bestimmten Gesellschaften möglich, die gleichgeschlechtliches Verhalten als problematisch betrachten.


Leider leben wir selbst in einer solchen Gesellschaft, und die überholten Begriffe des 19. Jahrhunderts haben bei uns nach wie vor Geltung. Autoren der Gegenwart versuchen, ihnen einen neuen Inhalt zu geben, aber die Missverständnisse bleiben bestehen. Progressive Menschen in den Vereinigten Staaten, die für die soziale Anerkennung gleichgeschlechtlichen Verhaltens kämpfen, benutzen deshalb heute häufig Begriffe wie „gay people" oder „gayness" („Schwule" und „Schwulsein"). Dies ist allerdings eine zweifelhafte Verbesserung. Das Wort „gay" ist älter als der Begriff „homosexuell", es war schon im Mittelalter bekannt und bedeutete damals nichts weiter als „heiter" oder „farbenfroh". Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde es dann benutzt, um eine lockere Lebensweise zu kennzeichnen. Im 19. Jahrhundert schließlich benannte es auch weibliche Prostituierte (a „gay woman"). In den USA hatte das Wort noch eine andere merkwürdige Bedeutung. Wie Bertrand Russell in seiner Autobiographie beschreibt, benutzten die Quäker Philadelphias im späten 19. Jahrhundert das Wort „gay" für alle „inhaltslosen", starren religiösen Bräuche von Nicht-Quäkern. Für sie waren zum Beispiel alle rituellen Gebete, das Vaterunser und die Zehn Gebote „gay". Erst in unserem Jahrhundert wurde das Wort gleichbedeutend mit „homosexuell", aber zunächst nur innerhalb der „schwulen" Subkultur. Erst im Verlauf der letzten zehn bis fünfzehn Jahre erhielt es seine heute verbreitete Bedeutung. Auf alle Fälle zieht der Begriff „gay" heute, ähnlich wie der Begriff „schwul", eine klare Trennungslinie zwischen zwei sexuellen Lagern: „Schwulen" und „Nicht-Schwulen", den sogenannten „Normalen". So bleiben die alten Zwänge zur Polarisierung erhalten.


In den letzten Jahrzehnten gab es darüber hinaus auch eine Polarisierung zwischen männlichen und weiblichen „Schwulen". Bis weit in die moderne Zeit hinein hat gleichgeschlechtliches Verhalten unter Frauen kein besonderes Interesse bei Kirche, Gesetzgebern und Medizinern erregt; daher kannte man dafür keine besondere Bezeichnung. Lediglich das Wort „Tribadismus" (von griech. tribein: reiben) verwies auf ein Aneinanderreiben der Körper und auf manuellen Geschlechtsverkehr (Masturbation) zwischen Frauen. Im 19. Jahrhundert bezeichnete man den oralen Geschlechtsverkehr (Cunnilinctus) zwischen Frauen mit zwei neuen Begriffen: „Sapphismus" und „Lesbianismus" (nach der klassischen griechischen Dichterin Sappho und der Insel Lesbos, auf der sie lebte). Die Bedeutung aller drei Begriffe wurde jedoch nach und nach erweitert, und es wurde üblich, jede Form gleichgeschlechtlichen Verhaltens bei Frauen als „tribadisch", „sapphisch" oder „lesbisch" zu bezeichnen. Das Wort „lesbisch" ersetzte schließlich die beiden anderen Begriffe, und es gilt das Wort „Lesbierin" heute als die üblichste Bezeichnung für weibliche Homosexuelle, „Lesbierinnen" wurden so zur weiblichen Teilgruppe der Kategorie der „Homosexuellen", also zur besonderen Minderheit innerhalb einer Minderheit. (In der griechischen und römischen Antike gab es die Wörter „Lesbisch'' und „Lesbianisieren'' bereits, sie bezeichneten jedoch ausschließlich das Saugen am Penis [„aktive" und „passive" Fellatio], Sie wurden deshalb meist auf Männer angewendet.)


Diese moderne sprachliche Entwicklung war aus verschiedenen Gründen unvermeidbar und vielleicht sogar erstrebenswert; bevor wir sie jedoch besprechen, müssen wir uns nochmals deutlich vor Augen führen, dass die gegenwärtigen Bezeichnungen auf veralteten engen Konzepten beruhen und daher im Kern einen repressiven Charakter haben. Wenn es falsch ist, von „Homosexuellen" als einer besonderen Menschengruppe zu sprechen, ist es ebenso falsch, von „Lesbierinnen" als einer besonderen Gruppe von Frauen zu sprechen. Es gibt für all diese Kennzeichnungen nur eine mögliche Rechtfertigung, und zwar diejenige, dass damit Opfer gesellschaftlicher Diskriminierung gekennzeichnet werden. Wenn diese Diskriminierung einmal verschwindet, werden auch die besonderen Begriffe entfallen.
 

 

 

Berühmte „Homosexuelle". Nach Auffassung Kinseys ist es problematisch, das Wort „homosexuell" zur Beschreibung von Menschen zu verwenden. Eine solche Etikettierung ist oft willkürlich und viel zu pauschal. Manche Menschen haben daher völlig verzerrte Vorstellungen davon, wie „Homosexuelle" sind oder sich verhalten. Im Verlauf der Geschichte gab es jedoch viele - zum Teil sehr berühmte - Männer und Frauen, die sich gelegentlich oder häufig, manchmal auch ausschließlich, von Menschen des gleichen Geschlechts angezogen fühlten. Manche handelten nach diesem Gefühl und waren stolz darauf; andere unterdrückten es und führten ein unglückliches Leben. Viele wurden von ihren Mitmenschen verfolgt und endeten tragisch. Die hier gezeigten Portraits stellen einige historische Persönlichkeiten dar von denen bekannt ist, dass sie starke homosexuelle Neigungen hatten. Diese Liste hat natürlich nicht den Zweck nachzuweisen, dass solche Neigungen Menschen in irgendeiner Form überlegen machen. Sie kann jedoch vielleicht helfen, falschen Klischeevorstellungen entgegenzuwirken.

Sappho (etwa 600 v. Chr.) Griechische Dichterin

Sophokles (496?-406 v. Chr.) Griechischer Dramatiker

Sokrates (470?-399 v. Chr.) Griechischer Philosoph

Platon (427?-347 v. Chr.) Griechischer Philosoph

Alexander d. Gr. (356-323 v. Chr.) Griechischer Feldherr und Eroberer

Gaius Julius Caesar (100-44 v. Chr.) Römischer General und Staatsmann

Hadrian (77-138 n. Chr.) Römischer Kaiser

Richard I. (Löwenherz) (1157-1199) Englischer König

Montezuma II. (1480-1520) Aztekischer Kaiser

Leonardo da Vinci (1452-1519) Italienischer Künstler und Wissenschaftler

Michelangelo Buonarroti (1475-1564) Italienischer Maler und Dichter

Sixtus IV. (Francesco della Rovere) (1414-1484) Italienischer Papst

Prinz Eugen von Savoyen (Der Edle Ritter) (1663-1736) Österr. Offizier

Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) Deutscher Archäologe

August Wilhelm Iffland (1759-1814) Deutscher Schauspieler

Alexander von Humboldt (1769-1859) Deutscher Naturforscher

August Graf von Platen (1796-1835) Deutscher Schriftsteller

Nikolai Gogol (1809-1852) Russischer Schriftsteller

Walt Whitman (1819-1892) Amerikanischer Dichter

Friedrich Alfred Krupp (1854-1902) Deutscher Erfinder und Industrieller

Peter I. Tschaikowski (1840-1893) Russischer Komponist

Ludwig II. (1845-1886) König von Bayern

Camille Saint-Saens (1835-1921) Französischer Komponist

Arthur Rimbaud (1854-1891) Französischer Dichter

André Gide (1869-1951) Französischer Schriftsteller

Marcel Proust (1871-1922) Französischer Schriftsteller

W. Somerset Maugham (1874-1965) Englischer Schriftsteller

Gertrude Stein (1874-1946) Amerikanische Schriftstellerin

John Maynard Keynes (1883-1946) Englischer Wirtschaftswissenschaftler

Harold Nicolson (1886-1961) Englischer Diplomat

Federico Garcia Lorca (1898-1936) Spanischer Dichter

Thornton Wilder (1897-1975) Amerikanischer Schriftsteller


 




In den letzten Jahren haben Homosexuelle in den Vereinigten Staaten und in Europa begonnen, jährliche „Schwulendemonstrationen" zur Erinnerung an die „Stonewall-Krawalle" abzuhalten, die sich 1969 in der New Yorker Christopher Street ereigneten. Damals hatte eine Razzia in einer Homosexuellen-Bar (dem „Stonewall") zu den ersten militanten Auseinandersetzungen zwischen Homosexuellen und der Polizei geführt, ein Ereignis, das als Beginn der heutigen Emanzipationsbewegung der Schwulen gewertet wird. Das Bild zeigt die „Christopher-Street-Day"-Demonstration in West-Berlin im Juni 1982.





Inzwischen haben „homosexuelle" Frauen besondere Probleme, denn sie sind - neben ihrem abweichenden sexuellen Verhalten - auch Frauen in einer von Männern beherrschten Gesellschaft. Wenn ihr Verhalten auch von der Gesellschaft im allgemeinen eher toleriert wird, bietet es dennoch einen Vorwand für viele Benachteiligungen. „Lesbischsein" ist oftmals in Familiengerichten ein Grund, einer Mutter das Sorgerecht für ihre Kinder zu verweigern. Darüber hinaus ist sie natürlich bei der Wohnungssuche und am Arbeitsplatz den gleichen Ungerechtigkeiten ausgesetzt wie alle übrigen „Homosexuellen". Ihre Zwangslage wird jedoch jedesmal dadurch erschwert, dass sie eine Frau ist. Lesbierinnen sind daher doppelter Diskriminierung ausgesetzt, und viele von ihnen sind deshalb der Meinung, dass ihr Kampf um sexuelle Befreiung sich von dem der männlichen „Schwulen" unterscheidet.


An anderer Stelle wurde bereits beschrieben, in welcher Weise in der westlichen Welt religiöse Glaubensvorstellungen, juristische Grundsätze und psychiatrische Theorien für lange Zeit harmlose Menschen mit abweichendem Sexualverhalten, und besonders Homosexuelle, unterdrückten. Einzelheiten müssen hier nicht wiederholt werden. Es sollte allerdings nochmals betont werden, dass die Homosexuellen in der Welt heute immer noch die größte und am stärksten unterdrückte sexuelle Minderheit sind. Angesichts der Tatsache, dass das Wort „homosexuell", auf Menschen angewendet, unpräzise, irreführend und letztendlich unzutreffend ist, ist es unmöglich, irgendwelche sinnvollen Angaben über die Zahl der Homosexuellen zu machen. Die Studien Kinseys haben aber gezeigt, dass selbst eine sehr begrenzte, konservative und traditionelle Definition allein in den Vereinigten Staaten bereits über zwanzig Millionen Menschen betrifft, die unter der Abscheu und der Angst ihrer Mitbürger vor gleichgeschlechtlichem Verhalten zu leiden haben.


Neutrale Beobachter haben diese Angst oft als Zeichen einer weit verbreiteten, irrationalen Angst vor körperlicher Liebe in unserer Zivilisation interpretiert, also als eine Form von „Erotophobie". In jüngerer Zeit haben manche Autoren sogar das Wort „Homoerotophobie" oder „Homophobie" benutzt, um auf die irrationale Furcht vor gleichgeschlechtlicher Liebe im besonderen hinzuweisen. Zweifellos sind viele Menschen von solcher Furcht geradezu besessen. Dabei ist bezeichnend, dass diese Menschen meist keine Homosexuellen persönlich kennen und auch nicht kennenlernen wollen, sie jedoch kontrolliert, abgesondert, eingesperrt oder ausgelöscht sehen möchten. Entdecken sie einen Homosexuellen in ihrer eigenen Familie, verstoßen sie ihn. Dabei leben sie häufig jahrelang sehr eng mit Homosexuellen zusammen, etwa zu Hause, in der Schule oder bei der Arbeit, ohne sich dessen bewusst zu sein. Dies geschieht, weil „Homophobie" ein völlig verzerrtes Bild des gefürchteten Gegners schafft und aufrecht erhält. So gilt beispielsweise heute in den Vereinigten Staaten der „typische" männliche Homosexuelle als weibisch, schwächlich und unreif (man bezeichnet ihn dann als „Tunte" oder „Schwuchtel" usw.). Tatsächlich sind solche Menschen jedoch unter Homosexuellen nur selten anzutreffen. In der Mehrheit sind sie ganz einfach „durchschnittlich", das heißt sie unterscheiden sich nicht von anderen Leuten, und wenn sie wollen, bleiben sie ganz unauffällig. Für eine solche Lösung entscheiden sich tatsächlich viele. Sie bleiben entweder im Verborgenen oder führen ein kompliziertes Doppelleben. Sie stehen daher nicht zur Verfügung, wenn es darum geht, falsche Vorstellungen in der Öffentlichkeit zurechtzurücken.


Diese Maskerade des „Normalseins" und die erzwungene Heuchelei fordern selbstverständlich ihren Tribut nicht nur von den Unterdrückten, sondern auch von den Unterdrückern. Die Unterdrückten brauchen viel Kraft, um sich zu verstellen; die Unterdrücker werden Opfer ihrer lächerlichen Phantasien und überflüssigen Befürchtungen. Dies wiederum zwingt alle in einen erdrückend engen sexuellen Rahmen. Eine solche Situation kann nie-


mand moralisch oder gut nennen. Vernünftige Beobachter haben daher seit langem die Emanzipation der Homosexuellen befürwortet. Es gibt inzwischen eine Reihe selbstbewusster „schwuler" Menschenrechtsorganisationen und Gruppen, die sich die Emanzipation der Homosexuellen zum Ziel gesetzt haben. Darüber hinaus gibt es eine zunehmende Anzahl „schwuler" Zeitschriften, die sowohl ihrer Zielgruppe den Rücken stärken als auch das breite Publikum über die Wirklichkeit des „schwulen" Lebens informieren. Mancherorts haben Homosexuelle auch einen gewissen politischen Einfluss gewonnen, da ihre Wählerstimmen nicht länger ignoriert werden können. Solche Bemühungen haben in der jüngeren Vergangenheit in manchen Ländern zu erheblichen Fortschritten geführt.


Es bleibt zu hoffen, dass die Diskriminierung von Homosexuellen ein baldiges Ende finden wird. Sexuelle Orientierung sollte ebensowenig wie Geschlecht, Rasse, Religion und Nationalität ein Grund sein, irgendjemandem gleiche Rechte zu versagen. Daher verdient der Kampf der Homosexuellen um Gleichberechtigung, ebenso wie derjenige anderer unterdrückter Menschen, vollen Erfolg. Es wäre allerdings eine unglückliche Entwicklung, wenn im Verlauf dieses Kampfes eine „schwule" Minderheit sich noch deutlicher definieren und dauernd als getrennte soziale Gruppe hervortreten würde. Sexueller Separatismus, selbst auf der Basis völliger Gleichheit, hätte an sich einen repressiven Charakter, denn er würde immer noch künstliche Trennungslinien schaffen und Menschen in falsche Alternativen zwingen. Letztendlich kann die Befreiung von Homosexuellen und Heterosexuellen nur darin liegen, dass jedes Etikett abgelegt und jedem die Freiheit zugestanden wird, seine eigenen sexuellen Fähigkeiten zu entwickeln, wo immer sie liegen mögen.

[Titelseite] [Inhalt] [Vorwort z. dt. Ausgabe] [Vorwort z. 2. Auflage] [Der menschl. Körper] [Das Sexualverhalten] [Sexualität & Gesellsch.] [Die sozialen Rollen] [Anpassung] [Ehe und Familie] [Sexuell Unterdrückte] ["Sexuelle Revolution"] [Anhang (Akt. Themen)] [Bildnachweis]