Das Problem der Sexualethik

13.3 Das Problem der Sexualethik


Schon immer haben sich Menschen mit sexueller Ethik befassen müssen, das heißt mit der Frage, ob ihr eigenes Sexualverhalten oder das anderer Menschen gut oder schlecht sei. Diese Frage ist heute genauso wichtig wie früher, sie zu beantworten ist jedoch weitaus schwieriger geworden.


Alle ethischen Normen basieren auf bestimmten Glaubensvorstellungen, Überzeugungen oder Grundannahmen, und die sexuelle Ethik jeder Gesellschaft reflektiert ihre Grundannahmen über den Sinn oder die „Natur" der Sexualität. So hat es zum Beispiel Völker gegeben, denen der kausale Zusammenhang zwischen Sexualität und Fortpflanzung nicht bekannt war. Diese Völker entwickelten natürlich andere Normen für das Sexualverhalten als solche, bei denen man in der Fortpflanzung den einzigen Sinn der Sexualität sah.


Die letztere Auffassung wurde in unserer eigenen Gesellschaft lange Zeit von den Vertretern der Kirche vertreten und hat unsere traditionelle Sexualmoral nachhaltig beeinflusst. Durch den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, den schwindenden Einfluss der Kirche und einem zunehmenden kulturellen Austausch ist in der heutigen Zeit aber eine früher nie gekannte Vielfalt der Wertvorstellungen entstanden. Wir sehen uns daher heute in einer neuen historischen Situation. Im Verlauf unseres Lebens werden wir mit einer Vielzahl sich widersprechender Ansichten über den Sinn der Sexualität konfrontiert und müssen zwischen einer Reihe von sich gegenseitig ausschließenden Wertsystemen wählen.


Auf den folgenden Seiten wird diese Entwicklung kurz dargestellt. Außerdem werden einige unserer heutigen und zukünftigen Möglichkeiten beschrieben.


 

[Titelseite] [Inhalt] [Vorwort z. dt. Ausgabe] [Vorwort z. 2. Auflage] [Der menschl. Körper] [Das Sexualverhalten] [Sexualität & Gesellsch.] [Die sozialen Rollen] [Anpassung] [Ehe und Familie] [Sexuell Unterdrückte] ["Sexuelle Revolution"] [Anhang (Akt. Themen)] [Bildnachweis]