Sexuelle Aufklärung und Erziehung

13.2 Sexuelle Aufklärung und Erziehung


Sexuelle Aufklärung im heutigen Sinn war noch vor 200 Jahren ganz unbekannt. Im Altertum und Mittelalter betrachtete man Sexualität als festen Bestandteil des Lebens und nicht als einen besonderen, problematischen Komplex, der besondere Aufmerksamkeit verdient hätte. Sexuelles Wissen wurde ganz selbstverständlich wie jedes andere Wissen erworben. Kinder lebten nicht in einer eigenen, geschützten Welt, sondern nahmen an fast allen Arbeits- und Freizeitaktivitäten der Erwachsenen teil. Da die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Lande lebte, hatten Kinder genügend Gelegenheit, Tieren bei der Paarung zuzusehen. Auch war es keineswegs ungewöhnlich, dass Mensch und Tier unter einem Dach lebten. Weder in Ober- noch in Unterschichten gab es eine ausgesprochene Privatsphäre, und es herrschte wenig Schamhaftigkeit und Verlegenheit in bezug auf die natürlichen Körperfunktionen. Familien badeten und schliefen gewöhnlich unbekleidet gemeinsam. Brautwerbung und Schwangerschaft wurden offen diskutiert, Frauen gebaren ihre Kinder zu Hause. Sexuelle Dinge blieben für niemanden ein Geheimnis, und man hielt Jungen und Mädchen mit Beginn der Pubertät für heiratsfähig.


Selbst zu Beginn der Neuzeit, als die städtische Mittelschicht begann, wichtige Informationen in gedruckter Form zu verbreiten, wurde Sexualität noch nicht als Thema für sich behandelt. In Lehrbüchern für Kinder, wie beispielsweise den „Colloquia Familiaria" des Erasmus von Rotterdam (1522), wurde Sexualität offen und einfach als fester Bestandteil des täglichen Lebens behandelt, dem man nicht mehr und nicht weniger Bedeutung zumaß als allen anderen Dingen von allgemeinem Interesse.


Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelten die Menschen jedoch eine völlig andere Einstellung. Kindheit und später auch Jugendalter wurden als besondere, „unschuldige" Lebensphasen definiert, in denen es galt, die jungen Menschen vor den Versuchungen der Erwachsenenwelt zu schützen. Eine zunehmende Prüderie interpretierte alles Sexuelle als schmutzig und gefährlich. Masturbation wurde zum allgemeinen Problem und zu einer ernsthaften Gefahr für die Gesundheit erklärt. Als Rousseau in seinem Buch „Emile" (1762) seine „aufgeklärten" Erziehungskonzepte veröffentlichte, war Sexualität bereits zu einem mysteriösen und zutiefst verwirrenden Gegenstand geworden.


Rousseau war der Auffassung, jedes Kind werde in einem „natürlichen" Zustand „heiliger Unschuld" geboren, der möglichst lange zu erhalten sei. Für ihn war sexuelle Unwissenheit - zumindest in der Kindheit - gleichbedeutend mit Reinheit. Nach der Pubertät sollten Informationen über sexuelle Dinge nur auf direkte Fragen vermittelt werden. Selbst dann schien es jedoch ratsam, jede weitere Neugier im Keim zu ersticken, indem man Jugendlichen das Thema als schmutzig und ekelerregend darstellte. Es schien sogar ratsam, dass Erzieher bei der Beschreibung der Geschlechtsorgane und Geschlechtsfunktionen „schmutzige Wörter" verwendeten und deutlich auf deren Verbindung zu den abstoßenden Ausscheidungsfunktionen hinwiesen. Andererseits musste man sich hüten, zu deutlich zu werden, um nicht etwa frühreife Interessen zu wecken. Der Erzieher bewegte sich in jedem Fall auf einem sehr schmalen Grat. Eine einzige unüberlegte Bemerkung konnte das Leben seines Schützlings zerstören.


In vielerlei Hinsicht drückte Rousseau die Einstellung seiner Zeit aus. Es gab aber auch andere einflussreiche Erzieher, besonders in Deutschland, die andere Ansichten vertraten. Sie teilten zwar die Meinung Rousseaus, Kinder seien unschuldige Wesen und Sexualität sei gefährlich, glaubten aber andererseits, dass man den Gefahren nur durch frühzeitige „sexuelle Aufklärung" begegnen könne. Nach ihrer Ansicht war sexuelle Unwissenheit gefährlicher als sexuelles Wissen, da es zu schädlichen Missverständnissen und Phantasien führen könne. Es schien überdies unmöglich, Masturbation zu bekämpfen, wenn man darüber nicht frei sprechen konnte. Wenngleich also Sexualerziehung ihre unangenehmen Seiten hatte, war sie dennoch ein notwendiges Übel.


Entsprechend dieser allgemeinen Auffassung wurden an einigen „progressiven" Schulen erstmals Aufklärungsunterricht gegeben. Dabei wurde zuerst darauf gezielt, Sinn für Sittsamkeit und eine gesunde Scheu vor sexuellen Dingen zu vermitteln. Alles hatte sich in einer Atmosphäre großen Ernstes abzuspielen. Jeder Anschein von Spaß oder Freude war zu vermeiden. Es wurde sogar vorgeschlagen, die Schüler auf die Sexualerziehung vorzubereiten, indem man ihnen magere Kost verabreichte, die den Körper schwächen sollte, um damit gefährliche Gelüste zu unterbinden. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wurde ein indirekter Zugang zum Problem empfohlen. Nach der Beschreibung von Pflanzen und Tieren sollten die Lehrer langsam zu den Fragen menschlicher Fortpflanzung überleiten. Dabei sollten sie auf keinen Fall zu sehr ins Detail gehen. Es erschien völlig ausreichend, darauf hinzuweisen, dass Frauen ihre Kinder „unter dem Herzen tragen" und sie unter großen Schmerzen gebären. Mit besonderem Nachdruck sollte auf die lebensbedrohenden Gefahren des Kindbetts hingewiesen werden. Ebenso feinsinnig zogen manche Lehrer es vor, ihren Schülern Anschauungsunterricht im Leichenschauhaus zu erteilen, um ihnen anatomische Unterschiede zwischen Mann und Frau zu erklären. Zusätzlich führten sie die Schüler in Krankenhäuser und Siechenheime, wo sie ihnen Syphilitiker und Wahnsinnige als Opfer der Masturbation vorführten. In manchen Schulen benutzte man Lehrbücher mit angeblich wahren Geschichten von Jugendlichen, die infolge von „Selbstbefleckung" trotz hervorragender medizinischer Behandlung eines schrecklichen Todes starben. Die Schüler wurden auch angehalten, Abhandlungen über Verführung, Verwahrlosung, Kindesmord und ähnlich grausige Dinge zu lesen. Kurzum, der eigentliche Zweck des gesamten Unternehmens war nicht so sehr, die Jugend über sexuelle Dinge aufzuklären, als sie vor Versuchungen zu warnen.


Die ersten Aufklärungsprogramme wurden, wie schon gesagt, in einigen wenigen Modellschulen entwickelt. Sie erreichten nur die Kinder der bürgerlichen Mittelschichten und des niederen Adels. Sexuelle Erziehung für jedermann gab es erst nach der Französischen Revolution von 1789. Damals wurde der neuen demokratischen französischen Regierung von fortschrittlichen Erziehern der Vorschlag unterbreitet, Sexualerziehung zur Pflicht zu machen und insbesondere für Mädchen medizinische Informationen über Menstruation, Schwangerschaft, Geburt und Säuglingspflege vorzusehen. Wenn man diese Pläne durchgeführt und zu Ende gedacht hätte, wäre die Emanzipation der Frau mit Sicherheit wesentlich rascher möglich gewesen. Leider schwächte sich der revolutionäre Impuls rasch wieder ab. Nicht nur in Frankreich, sondern überall in Europa, wurde das Bürgertum immer mächtiger und zunehmend konservativer. Selbst die früheren Experiment mit beschränkter sexueller Aufklärung wurden wieder abgeschafft. Das Thema „Sexualität" verschwand also wieder aus den Lehrplänen, kaum, dass es richtig eingeführt worden war.


Dennoch hatten Erwachsene im frühen 19. Jahrhundert noch freien Zugang zu brauchbaren Informationen über Sexualität. Sowohl in Europa als auch in Amerika erschien eine Anzahl ernstzunehmender „Ehehandbücher", die in sexuellen Dingen einen sehr vernünftigen Standpunkt einnahmen und auch verschiedene Verhütungsmethoden beschrieben. Diese Bücher waren wissenschaftlich nicht immer zutreffend, da einige wichtige Fakten über die menschliche Fortpflanzung noch nicht entdeckt waren; sie versuchten jedoch, brauchbare Hilfen zu geben. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Massenproduktion von Kondomen technisch möglich. In der Folge begannen daher immer mehr Menschen, die Größe ihrer Familie selbst zu bestimmen. Den christlichen Kirchen blieb natürlich diese Entwicklung nicht verborgen, sie nahmen jedoch nicht offiziell dazu Stellung. Auch die meisten katholischen Bischöfe hüllten sich lieber in Schweigen und instruierten ihre Priester, zwischen den Gemeindemitgliedern, die in guter Absicht handelten, keinen Unfrieden zu stiften. Erst später, als die rasche Industrialisierung und ein zunehmender Nationalismus die Regierungen auf schnelleren Bevölkerungszuwachs drängen ließen, wurden auch die Kirchen deutlicher. Schließlich traten den Politikern und Geistlichen bestimmte Bürgergruppen zur Seite, die um die Überlebenschancen der Menschheit besorgt waren und zu einem „christlichen" Kreuzzug gegen Verhütungsmittel und andere „unmoralische" Praktiken aufriefen.


Am erfolgreichsten in diesen Kampagnen war in den Vereinigten Staaten ein gewisser Anthony Comstock, der Sekretär der New Yorker „Gesellschaft zur Unterdrückung des Lasters". Seine Karriere hatte er als Kämpfer gegen den „Dämon Alkohol" begonnen, widmete aber sein späteres Leben ganz der Ausrottung der „Obszönität". Unter dem Grundsatz „Moral, nicht Kunst oder Wissenschaft!" machte er sich daran, die Verbreitung sexueller Information zu verhindern und die öffentliche Diskussion über Sexualität für immer zu beenden. Er übte so viel öffentlichen Druck aus, dass er 1873 den Kongress überzeugen konnte, ein Gesetz (den sogenannten „Comstock-Act") zu erlassen, das jeden Postversand von „obszöner, unzüchtiger oder wollüstiger Literatur in Form von Büchern, Flugblättern, Bildern, Schriften, Blättern oder anderen Publikationen ,unanständiger Art'" verbot. Comstock selbst erhielt eine besondere Funktion bei der Postverwaltung, die es ihm erlaubte, die Briefe fremder Menschen zu öffnen, und so entfachte er alsbald ein wahres puritanisches Schreckensregime.


Nach Comstocks Auffassung stellte Empfängnisverhütung die größte Obszönität dar. Unter dem neuen Gesetz war es daher nicht mehr erlaubt, Verhütungsmittel auf staatlichen Transportwegen zu versenden, selbst das Versenden von Information über Empfängnisverhütung war verboten. So konnte Comstock auch die Ärzteschaft herausfordern, und wie jeder Fanatiker hatte er keine Skrupel, unmoralische Mittel für seine „moralischen" Zwecke einzusetzen. Wenn beispielsweise er oder seine Anhänger die Adresse eines gutmütigen Arztes in die Hände bekamen, schrieben sie ihm einen klagenden Brief und gaben vor, eine arme, kranke Mutter mit vielen Kindern zu sein, die im Begriff sei, sich umzubringen, wenn er ihr nicht irgendeinen Rat gäbe, wie sie weitere Schwangerschaften verhüten könne. Antwortete der Arzt darauf, wurde er umgehend verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Das bedeutete natürlich gleichzeitig das Ende seiner beruflichen Karriere.
 




Die Einschränkung des sexuellen Wissens

Mit dem Aufstieg der Mittelschichten in Europa und Nordamerika wurde die Verbreitung sexuellen Wissens zunehmend eingeschränkt. Diese Entwicklung, die bis in unser Jahrhundert anhielt, wird im Wirken dieser drei Männer deutlich.


(Links) Erasmus von Rotterdam (14667-1536) schrieb sehr offen über Sexualität in seinem Kinderbuch „Colloquia Familiaria".
(Mitte) Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) befürwortete in seinem Buch „Emile" die „Unschuld" und Unwissenheit von Kindern.
(Rechts) Anthony Comstock (1844-1915) versuchte sogar Erwachsene vor jeder „Obszönität" zu schützen und befürwortete zu diesem Zweck die Postzensur, wie sie in den USA im „Comstock Act" eingeführt wurde.

 


Als Margaret Sanger im Jahre 1914 begann, über Empfängnisverhütung zu schreiben, ließ Comstock sie anklagen. Sie ging jedoch vorübergehend außer Landes, so dass er sie nicht verurteilen lassen konnte, und er beschloss daher, statt dessen ihren Mann zu bestrafen. Dieser wurde auf die bewährte Weise in eine Falle gelockt: Einem Geheimagenten Comstocks gelang es, von dem ahnungslosen Sanger eine Schrift über Empfängnisverhütung zu kaufen, der dafür ins Gefängnis ging. Im Kampf um die „guten Sitten" war dies allerdings die letzte Heldentat Comstocks. Er starb, noch bevor Sanger seine Strafe verbüßt hatte.


Es wurde bereits wiederholt darauf hingewiesen, dass die meisten westlichen Staaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einer Prüderie ungekannten Ausmaßes erfasst wurden. Unwissenheit und Heuchelei breiteten sich aus, und viele schwer erkämpften bürgerlichen Freiheiten gingen rasch wieder verloren. Diese zunehmende sexuelle Unterdrückung war eine internationale Erscheinung. England (wo man diese Entwicklung mit der Regierungszeit der Königin Viktoria in Verbindung bringt) oder die Vereinigten Staaten waren hier nicht besser oder schlechter als andere Länder. Die Ursachen dieser historischen Entwicklung sind nie ganz geklärt worden. Sie sind jedoch wohl im Zusammenhang mit der allgemeinen Industrialisierung zu sehen.


Obwohl wir die Gründe der Angst vor Sexualität im späten 19. Jahrhundert nicht kennen, wissen wir dennoch, wie es möglich war, dass sich diese Angst verbreitete und mehrte. Ein wichtiger Faktor war die Pressezensur. Da man davon ausging, sexuelle Information sei schädlich für Kinder und Jugendliche, war es nur eine Frage der Zeit, bis solche Informationen auch für Erwachsene bewusst zurückgehalten wurden. Die Öffentlichkeit wurde einfach im Laufe der Jahre in diesen Fragen immer empfindlicher. Im 16. und 17. Jahrhundert waren die ersten „Kinderbücher" herausgebracht worden, aber selbst diese fand man später zu unfein. Im 18. Jahrhundert wurde eine „bereinigte" Kinderbibel verfasst, die aber im 19. Jahrhundert nochmals überarbeitet werden musste. Selbst die traditionellen Katechismen erschienen nicht länger keusch genug und mussten daher umgeschrieben werden. Andere klassische Werke wurden der gleichen Behandlung unterzogen. Die antiken griechischen und lateinischen Autoren erschienen in neuen, zensierten Ausgaben. In England wurde ein „Shakespeare für die ganze Familie" herausgebracht, in dem alle „unanständigen" Wörter und Sätze gestrichen worden waren. So wurden nicht nur Kinder, sondern auch deren Eltern geschützt. Die neuen Bücher für Erwachsene mussten natürlich den gleichen moralischen Ansprüchen genügen. Jung und Alt lebten in einer künstlichen Welt, aus der jeder Hinweis auf sexuelle Dinge verschwunden war.


Andererseits waren die Menschen insgeheim von Sexualität besessen. Da man sich nicht mehr offen darüber unterhalten konnte, wurde Sexualität zur finsteren, drohenden Macht. Überall lauerten unbekannte Gefahren. Selbst die harmlosesten Wörter und Handlungen hatten oft eine versteckte sexuelle Bedeutung. Jeder gebildete Mensch musste diese Nebenbedeutungen wahrnehmen, sie jedoch gleichzeitig ignorieren. Der Preis der Keuschheit war ewige Wachsamkeit. Am Ende wurde der „gute Geschmack" so weit getrieben, dass ein „ordentlicher" Bürger die Bücher männlicher und weiblicher Autoren in getrennten Bücherschränken aufbewahrte, damit man ihn nicht beschuldigen konnte, er leiste sexueller Promiskuität Vorschub.


Diese „Verschwörung des Schweigens" im 19. Jahrhundert schuf eine Atmosphäre ständiger Panik. Jeder glaubte, Ehrbarkeit, Sittsamkeit, Unschuld und Reinheit seien fortwährend bedroht und jede Maßnahme zu deren Verteidigung sei gerechtfertigt. Jungen und Mädchen wuchsen daher in völliger Unwissenheit über die elementarsten biologischen Fakten auf. Häufig wurden sie sogar absichtlich falsch informiert. Gelegentlich hörten sie vage Äußerungen über die verschiedenen Krankheiten, die durch Masturbation verursacht werden könnten. Viele Jugendliche wurden grausamen und überflüssigen „Behandlungen" unterworfen, um sie von diesem „einsamen Laster" zu heilen. Manche entwickelten so große Schuldgefühle, dass sie Selbstmord begingen. Diejenigen, die erwachsen wurden, blieben in der Regel uninformiert und abergläubisch. Angst vor Sexualität bestimmte ihr ganzes Leben. Es gab gleichzeitig niemanden, der sie aufklären oder beruhigen konnte. Mit der Anerkennung der Zensur von schriftlichen Materialien hatten sie das Recht aufgegeben, die Funktionen ihrer eigenen Körper zu verstehen. Frank Wedekinds „Kindertragödie" Frühlings-Erwachen (1891) gibt uns noch heute einen erschütternden Einblick in die damalige repressive Atmosphäre.


Die sexuelle Unwissenheit forderte im Laufe der Jahre einen schrecklichen Preis von der Gesellschaft durch eine Vielzahl unglücklicher Ehen, unerwünschter Kinder und frustrierter Lebensläufe. Niemand wird je das ganze Ausmaß menschlichen Elends, das dadurch verursacht wurde, ermessen können. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden jedoch bestimmte Aspekte dieses Elends so deutlich, dass sie nicht mehr übersehen werden konnten. Immer mehr Menschen wurden nervös, depressiv oder sogar körperlich krank infolge ihrer sexuellen Probleme, und jede Behandlung war erfolglos, solange diese Probleme verleugnet blieben. Ärzte wie Freud, Bloch und Hirschfeld, die solchen Patienten zu helfen versuchten, kamen deshalb zu der Überzeugung, dass das Schweigen gebrochen werden müsse und Reformen einzuleiten seien. So begannen sie, zunächst ihre Kollegen, später ein größeres Publikum von Erwachsenen über Sexualität zu informieren. Als die Ängste der Erwachsenen schließlich überwunden waren, konnte man auch Jugendliche und Kinder wieder in die Diskussion einbeziehen. Hierdurch wurde der Weg für eine neue und umfassende sexuelle Erziehung frei.


 

[Titelseite] [Inhalt] [Vorwort z. dt. Ausgabe] [Vorwort z. 2. Auflage] [Der menschl. Körper] [Das Sexualverhalten] [Sexualität & Gesellsch.] [Die sozialen Rollen] [Anpassung] [Ehe und Familie] [Sexuell Unterdrückte] ["Sexuelle Revolution"] [Anhang (Akt. Themen)] [Bildnachweis]