|
Einleitung - Historische Anmerkungen
|
|
Fallende und steigende Infektionsraten
|
|
Ab 1950 führte der Einsatz von Antibiotika in Verbindung mit großen öffentlichen Aufklärungskampagnen zur einer dramatischen Abnahme von STDs in den USA. Dieser Erfolg provozierte aber leider eine paradoxe Reaktion: Viele medizinische und politische Autoritäten sahen neue Gefahren heraufziehen, wenn man den “Lohn der Sünde“ so einfach abschaffen würde. Männer und Frauen würden dann als sexuell zügellos dem Laster verfallen. Das wiederum würde Ehe und Familie zerstören und damit die gesamte Gesellschaft dem Untergang weihen. In diesem Sinne war die Heilung also schlimmer als die Krankheit.
Jedenfalls begann die amerikanische Regierung noch in den 1950er Jahren die bisherigen Vorbeugungsprogramme drastisch zu kürzen. Teilweise wurde sie zu diesem Fehler auch durch die neue, leichte Heilbarkeit der STDs verleitet. Damals nahm aber das gesamte soziale und politische Klima ohnehin eine konservative Richtung und machte die offene Diskussion sexueller Fragen zunehmend schwierig. Das Ergebnis war für jeden objektiven Wissenschaftler leider vorhersehbar: Die Infektionsraten stiegen wieder an. So wurde eine historische Chance vertan, die amerikanischen STDs unter Kontrolle zu bringen. Die Episode beweist außerdem, dass es nicht ausreicht, wirksame Behandlungsmethoden zu haben. Man braucht auch kontinuierliche Vorbeugungsprogramme, die das Sexualverhalten zum Thema machen.
|
|
USA: Ein dramatischer Rückgang von STDs in den 1950er Jahren, darauf ein steiler Anstieg
|
|
|
|
|
Primäre und sekundäre Syphilis (in Tausenden)
|
Gonorrhö (in Tausenden)
|
|
Quelle: Allan M. Brandt, No Magic Bullet - A Social History of Venereal Diseases in the United States since 1880, Oxford University Press, 1987
|