Oralverkehr

7.2.2 Oralverkehr


Oralverkehr ist definiert als sexueller Kontakt zwischen den Geschlechtsorganen eines Menschen und dem Mund eines anderen.


Geschlechtsorgane und Mund sind diejenigen erogenen Zonen des Körpers, die am leichtesten zu stimulieren sind. Daher ist es nur natürlich, dass sie miteinander in Berührung gebracht werden. Dieses Verhalten ist bei fast allen höheren Säugetieren zu beobachten, und es leuchtet deshalb ein, dass der Mensch, als das höchstentwickelte und sensibelste Säugetier, hier keine Ausnahme macht. In verschiedenen Gesellschaftsordnungen und in bestimmten historischen Zeitabschnitten wurde oraler Verkehr jedoch als sündhaft, kriminell oder krankhaft betrachtet, und Paare, die ihn praktizierten, wurden schwer bestraft.


Dennoch ist in unserem Kulturkreis der Oralverkehr aller religiösen, juristischen und medizinischen Missbilligung zum Trotz immer verbreitet gewesen. Das überrascht kaum, weil er für beide Partner äußerst befriedigend sein kann. Überdies kann die Frau bei Oralverkehr nicht schwanger werden, und er empfiehlt sich deshalb als natürliche Verhütungsmethode für solche Paare, die eine ungewünschte Schwangerschaft fürchten und keine geeigneten Verhütungsmittel haben. Besonders unverheiratete Jugendliche werden die Vorteile des Oralverkehrs schätzen. So wird nicht nur das Risiko einer Schwangerschaft vermieden, auch die „Jungfräulichkeit" eines Mädchens bleibt erhalten, während es gleichzeitig vollkommene sexuelle Befriedigung mit einem Jungen finden kann. Für einen Jungen kann die Ejakulation in den Mund des Mädchens ebenso befriedigend sein, wie eine Ejakulation bei Genitalverkehr. Es ist also sinnvoll, die verschiedenen Arten des oralen Verkehrs zu kennen. Wer sich die Mühe macht, sie kennenzulernen, wird darin eine große Bereicherung seiner erotischen Fähigkeiten finden.


Fellatio


Mit dem Wort „Fellatio" (von lat. fellare: saugen) wird Lecken und Saugen


an den männlichen Geschlechtsorganen bezeichnet.


Es ist für viele Männer angenehm, wenn an ihrem Penis gesaugt wird, und viele Frauen bringen ihren Partner gerne auf diese Weise zum Orgasmus. Die männlichen äußeren Geschlechtsorgane sind für Berührungen sehr empfänglich, Lippen und Zunge und das warme Innere des Mundes können eine sehr anregende sexuelle Stimulation sein. Eine Frau kann sogar schon dadurch den Mann sexuell erregen, dass sie die Innenseiten seiner Schenkel nahe der Leistenbeuge küsst oder den Hodensack leckt. Sie kann mit ihrem Mund auch andere erogene Zonen in diesem Bereich stimulieren, wie die Region zwischen Hodensack und Anus und den Anus selbst. Eine Frau, die mit ihrem Mann in dieser Weise verkehren will, sollte sich bewusst sein, dass sie einige Übung braucht, bis sie ihn zum Orgasmus bringen kann. Langsame, kräftige und gleichmäßige Bewegungen von Lippen und Zunge sind meist am wirkungsvollsten. Gleichzeitig sollte die Frau den Penis nicht mit ihren Zähnen berühren. Wenn sich der Mann dem Orgasmus nähert, kann sie die Bewegungen beschleunigen und den Penis mit den Händen masturbieren, während sie die Eichel gleichzeitig weiter leckt. Sie kann die Fellatio aber auch lediglich als Stimulierung benutzen, um nach einer gewissen Zeit zu anderen Formen des Geschlechtsverkehrs überzuwechseln.


Viele Frauen finden es angenehm, wenn der Mann in ihren Mund ejakuliert, weil sie den Geschmack der warmen Samenflüssigkeit mögen. Die Samenflüssigkeit eines gesunden Mannes ist sauber und völlig harmlos, man kann sie ohne Bedenken schlucken.


Fellatio kann in vielen unterschiedlichen Stellungen praktiziert werden. Der Mann kann auf dem Rücken liegen, auf dem Bett oder auf einem Stuhl sitzen, oder er kann stehen und die Frau vor ihm knien. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, die beide Partner für sich erfinden können,


Cunnilinctus


Mit dem Wort „Cunnilinctus" (von lat. cunnus: Vulva und linguere: lecken) wird Lecken und Saugen an den weiblichen Geschlechtsorganen bezeichnet.


Die äußeren Geschlechtsorgane der Frau und die sie umgebenden Regionen sind die empfindlichsten erogenen Zonen des weiblichen Körpers. Durch gleichmäßiges, sanftes Streicheln oder durch zarte und intensive Berührung mit den Lippen sind diese Bereiche leicht zu stimulieren. So kann ein Mann eine Frau stark erregen, indem er die Innenseite ihrer Schenkel leckt, die Region zwischen den Geschlechtsorganen und dem Anus oder den Anus selbst. Er kann das Lustgefühl noch intensivieren, indem er die kleinen Schamlippen und die Klitoris küsst oder leckt. Mit einiger Übung kann er sie so durchaus zum Orgasmus bringen. Wenn ein Mann die Geschlechtsorgane einer Frau lecken möchte, sollte er sie vorher fragen, wie es ihr am angenehmsten ist. In manchen Situationen, wenn es etwa dem Mann nicht möglich ist, eine Erektion zu bekommen, wird es ihm angenehm sein, wenn er allein durch intensive orale Stimulation die Frau vollständig befriedigen kann. Andererseits kann ein Mann den Cunnilinctus auch dazu benutzen, die Frau zu erregen, um danach zu anderen Formen des Geschlechtsverkehrs überzugehen oder nach mehreren Orgasmen der Frau diese durch Koitus zu einem weiteren Orgasmus zu bringen.


Mit zunehmender Erregung sondert die Vagina der Frau eine Gleitflüssigkeit ab. Bei einer gesunden Frau ist diese Flüssigkeit sauber und harmlos, und sie kann ohne Schaden geschluckt werden. Manche Männer finden den eigenartigen, leicht herben Geschmack sogar angenehm. Die Kosmetikindustrie hat einige Hygienesprays und süßduftende Vaginalduschen entwickelt. Diese völlig überflüssigen Produkte können die Ökologie der Vagina jedoch stören und zu Reizungen und Infektionen führen. Darüber hinaus können sie für die empfindlichen Stellen des Penis oder des Mundes schädlich sein. Daher kann man einer Frau nur raten, auf alle Vaginalduschen zu verzichten und sich auf Wasser und Seife zu beschränken. Durch ihre Sekretionen reinigt sich die Vagina selbst. Das bedeutet, dass Frau und Mann sich keine Sorgen darum machen müssen, Cunnilinctus könne unangenehm oder ungesund sein. Außergewöhnliche Sekretionen oder Gerüche der Vagina sind allerdings ein Zeichen für eine vorliegende Störung. Man sollte in einem solchen Fall den Arzt aufsuchen. Wie Fellatio kann auch Cunnilinctus in vielen verschiedenen Stellungen praktiziert werden. Die Partner müssen jeweils selbst herausfinden, welche Stellung ihnen am angenehmsten ist. Manche werden Cunnilinctus während der Menstruation vermeiden. Dies ist eine Frage der persönlichen Entscheidung. Es wird jedoch geraten, Cunnilinctus in den letzten Stadien einer Schwangerschaft nicht zu praktizieren, da die Gefahr besteht, dass Luft in die Vagina gelangt. Dies kann eine Gefahr für die Mutter und den Fötus darstellen. In den letzten Stadien der Schwangerschaft ist jedoch bei allen Formen des Geschlechtsverkehrs Vor- und Umsicht geboten. (Vgl. hierzu a. Kap. 4.2 „Die Schwangerschaft".)


“69”


Die umgangssprachliche Bezeichnung „Neunundsechzig" wird für die Form des Oralverkehrs verwendet, bei der die Partner sich gegenseitig gleichzeitig oral stimulieren. Dabei ist die Stellung der Körper zueinander ähnlich den Ziffern der Zahl 69.


Gleichzeitiger gegenseitiger Oralverkehr ist für beide Partner sehr angenehm und kann zum Orgasmus führen. Die meisten Männer und Frauen werden ihn jedoch als Mittel der Stimulation benutzen, um danach zu anderen Formen des Geschlechtsverkehrs überzugehen, weil es schwierig ist, in dieser ungewöhnlichen Position längere Zeit zu verharren. Die Stellung ist nicht so mühsam, wenn die Partner sich auf die Seite legen. Aber auch dann kann es sein, dass nur einer der Partner zum Orgasmus kommt. In diesem Falle ist es besser, mit einer anderen Form des Geschlechtsverkehrs fortzufahren.


 

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