Historische Anmerkungen

Empfängnisverhütung

Ein komplexes Thema

Historische Anmerkungen

Thomas Malthus
(1766-1834)
Ein früher Warner vor der Übervölkerung der Erde.

Demographen unterscheiden zwischen Fertilität und Fekundität. Das Wort Fertilität bezeichnet die Zahl der tatsächlichen Geburten, ”Fekundität” dagegen bezeichnet die Zahl der möglichen Geburten. Es ist offensichtlich, dass die Fertilität niemals und nirgends so hoch war wie die Fekundität. Mit anderen Worten: Die Menschheit hat sich niemals so zahlreich fortgepflanzt, wie es ihr rein biologisch möglich gewesen wäre.
Dies gilt im Allgemeinen nicht nur für soziale Gruppen wie Volksstämme oder Völker, sondern auch für einzelne Familien. Die Menschen haben immer versucht, die Kinderzahl zu begrenzen, und zwar auf verschiedene Weise: Verbot früher Heirat, Erschwerung der Heirat für bestimmte Personen, systematische Trennung der Geschlechter, Verurteilung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs, Bestrafung des Ehebruchs, Hochschätzung der Jungfräulichkeit und Keuschheit, Verehrung von Einsiedlern, Mönchen und Nonnen, Empfängnisverhütung, Abtreibung und Kindstötung.
Die Begrenzung von Bevölkerungen wurde zum wissenschaftlichen Streitthema besonders durch das Werk des englischen Pfarrers
Thomas Malthus. In seinem Essay on the Principle of Population” („Versuch über das Bevölkerungsprinzip“, 1798) erklärte er, dass das Bevölkerungswachstum die Produktion von Nahrungsmitteln überholen werde, denn diese wachse nur arithmetisch (1, 2, 3, 4, 5, usw.), die Bevölkerung aber nehme geometrisch zu (1, 2, 4, 8, 16, usw.). Damit verhindere das Wachstum der Bevölkerung dauerhaft ihre glückliche Zukunft, denn das zunehmende Missverhältnis zwischen der immer größeren Anzahl der Menschen und der vergleichsweise immer geringeren verfügbaren Nahrung könne bestenfalls abgemildert, aber niemals aufgehoben werden. Im folgenden Jahrhundert erwies sich die Furcht vor baldigem Nahrungsmangel allerdings als unbegründet, denn die Entwicklung der Agrarchemie steigerte die Ernteerträge in einem vorher ungeahnten Maße. Wenn Menschen dennoch verhungerten, so lag dies nicht an der unzureichenden Nahrungsproduktion, sondern an deren ungerechter Verteilung. Aber manch andere von Malthus’ düsteren Thesen regte eine immer noch andauernde, zunehmend scharfsinnige  Diskussion an. Heute gilt er als Ahnherr der Ökonomie als einer “trostlosen Wissenschaft“ („dismal science“).

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