Gesundheitspolitik

Empfängnisverhütung

Ein komplexes Thema

Gesundheitspolitik
Der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern uneingeschränkter Empfängnisverhütung hat in vielen Ländern eine widersprüchliche Gesundheitspolitik zur Folge. Einige Regierungen erlauben die Empfängnisverhütung für Ehepaare, aber nicht für Ledige oder Jugendliche. In anderen Ländern wiederum hat eine drastische Zunahme nichtehelicher jugendlicher Schwangerschaften zur Änderung dieser Politik geführt. Manche Länder fördern den ungehinderten Zugang zur Empfängnisverhütung für alle, gleich welchen Alters, weil sie so die Zahl der weiterhin verbotenen Abtreibungen zu senken hoffen. Andere aber sehen in der Abtreibung einfach ein weiteres, willkommenes Mittel, das Bevölkerungswachstum zu begrenzen. Andererseits:
Wo die Abtreibung erleichtert wird, da wird womöglich die Empfängnisverhütung vernachlässigt; wo die Empfängnisverhütung erschwert wird, da nimmt unausweichlich die Zahl der Abtreibungen zu.

In den USA: Geburtenrate per 1,000 für ledige Mädchen
unter 17 Jahren

Quelle: CDC, NCHS, Division of Vital Statistics.

China kontrolliert bewusst und umfassend das Wachstum seiner Bevölkerung von ca. 1,3 Milliarden Menschen, weil es keinen anderen Weg sieht, ihr eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Die chinesische Regierung hat deshalb für ihr Land die “Ein-Kind-Politik” eingeführt, d.h. sie erlaubt in der Regel jedem Paar nur ein Kind. Damit wurde die Empfängnisverhütung zum offiziellen Regierungsprogramm. (Indirekt wurde damit auch bekräftigt, dass Geschlechtsverkehr auch ohne Fortpflanzungsabsicht sinnvoll ist und einen Wert an sich darstellt.) In vielen Ländern waren früher sowohl die Empfängnisverhütung wie die Abtreibung verboten, und die letztere ist es in einigen Ländern auch heute noch. Andererseits hatten früher manche Regierungen keine Skrupel, gewisse Menschen zur Sterilisation zu zwingen. Diese Zwangssterilisationen dienten zumeist dazu, die Vererbung schwerer genetischer Defekte zu verhindern, aber manchmal wurden dabei keine medizinischen, sondern sozialpolitische Ziele verfolgt: Gesunde Menschen wurden gegen ihren Willen unfruchtbar gemacht, weil sie arm oder sonst „unerwünscht“ waren.

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