Der hippokratische Eid 2

Schwangerschaftsabbruch (Abtreibung)

Historische Anmerkungen

Der hippokratische Eid 2
Die Tatsache, dass ein solcher Eid verlangt wurde, beweist, dass Abtreibungen im antiken Griechenland keineswegs selten waren, und dass sein Autor wenigstens die Ärzte hindern wollte, sich daran zu beteiligen. Aber wer war dieser Autor? Die moderne historische Forschung hat nachgewiesen, dass es nicht 
Hippokrates war, denn die Ärzte seiner Schule nahmen Abtreibungen vor. Heute schreibt man den Eid einer älteren Schule zu, möglicherweise der des Philosophen Pythagoras, die eine betont religiöse Ausrichtung hatte. Die meisten modernen Fassungen des hippokratischen Eides - soweit er überhaupt noch geleistet wird - erwähnen die Abtreibung nicht mehr. In der Tat werden heute in vielen Ländern von Ärzten regelmäßig Abtreibungen durchgeführt.

Hippocrates
(460-377 v.Chr.)

Pythagoras
(569-475 v.Chr.)

War Pythagoras der wirkliche Autor des hippokratischen Eides?

(Übrigens: Neben manchen anderen diskussionswürdigen Punkten enthält der Eid auch noch einen interessanten, indirekten Hinweis: Wie der erste Teil des Textes deutlich macht, waren die Ärzte im alten Griechenland ausnahmslos Männer, zumeist auch noch verheiratet mit Kindern (so werden z.B. ihre Söhne erwähnt, wenn auch nicht ihre Töchter). Der Eid fordert dann aber ausdrücklich, dass ein Arzt der Versuchung widerstehen muss, sexuelle Kontakte mit seinen männlichen Patienten oder deren männlichen Haushaltsmitgliedern zu haben. Es scheint also, dass diese Versuchung sehr groß war, denn sonst wäre ja der folgende Teil des Eides überflüssig gewesen: Ich werde kein weibliches oder männliches Mitglied des Haushalts zum Geschlechtsverkehr verführen". Dies wirft ein interessantes Licht auf das Sexualverhalten der alten Griechen. Offensichtlich setzte man damals voraus, dass jeder „normale“ Mann, auch ein Familienvater, durchaus auch ein sexuelles Interesse an männlichen Partnern hatte.)

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