Ein moralisches Dilemma

Schwangerschaftsabbruch (Abtreibung)

Ein moralisches Dilemma

Den meisten Menschen ist bei dem Thema Abtreibung unbehaglich, denn es bringt sie in einen Gewissenskonflikt, auch wenn sie eine erzwungene Mutterschaft grundsätzlich ablehnen. Für viele ist die Abtreibung bestenfalls eine bedauerliche Notmaßnahme, aber sie fürchten auch, dass ihr Verbot das Problem nicht lösen, sondern nur verschlimmern würde. Illegale Abtreibungen und ungeeignete, unwillige Mütter würden das Leben von sehr viel mehr Menschen gefährden und größeres Elend zur Folge haben als ein Abtreibungsverbot je verhindern könnte. Zum Beispiel:

Weltweit sterben jährlich fast 80 000 Frauen an den Folgen medizinisch unsachgemäßer Abtreibungen, und Millionen behalten davon schwere gesundheitliche Schäden zurück. Solche Tragödien könnten durch kompetente ärztliche Hilfe verhindert werden.*

Dies Argument, das für eine Abtreibung allen Frauen den legalen Zugang zu medizinischer Hilfe und die Möglichkeit der freien Entscheidung verlangt (engl. "Pro Choice"), trifft aber auf ein Gegenargument, das bedingungslos das Leben des Embryos oder des Fötus retten will (engl. "Pro Life"). Die “Heiligkeit des menschlichen Lebens” soll unantastbar bleiben. Selbstverständlich gibt es kein besseres, kein edleres Motiv. In der Tat, bei genauem Hinsehen stellt sich heraus, dass dieses gleiche Motiv die Vertreter beider Seiten beflügelt, trotz ihrer fundamentalen Differenzen. Beide sehen im menschlichen Leben und seiner menschenwürdigen Entfaltung das höchste Gut. Beide Seiten wollen beides, aber die einen betonen eher das Erstere, die andern das Zweite. Es besteht aber leider wenig Aussicht, dass sich die streitenden Parteien eines Tages annähern. Offensichtlich kann die Lösung auch nicht von der Wissenschaft kommen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Weg zur Entscheidung, wann genau ein menschliches Leben beginnt und unter welchen Umständen man es auslöschen darf. Dies sind im Grunde moralische Fragen, die nur das persönliche Gewissen beantworten kann.

*Quellen: IPAS, IHCAR (Karolinska Institutet, University of Stockholm)

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