Sexualität im Alter

6.3.3 Sexualität im Alter


Früher war man der Auffassung, sexuelle Aktivität sei ein Privileg der Jugend. Man war der Ansicht, dass eine Frau ihre sexuellen Fähigkeiten nach der Menopause verlöre und dass Männer sich damit abzufinden hätten, beim Erreichen der mittleren Jahre ihre „Manneskraft" einzubüßen. Die moderne Sexualforschung hat jedoch gezeigt, dass diese Auffassung falsch ist und dass Menschen bis ins hohe Alter sexuell aktiv bleiben können.


Dennoch stellen viele Menschen mit fortschreitendem Alter ein Nachlassen ihres sexuellen Verlangens fest. Manchmal vermindern andere befriedigende Erfahrungen, zum Beispiel Freude an Kindern und Enkeln, beruflicher Erfolg oder die Beschäftigung mit einem Hobby, das Interesse am Geschlechtsverkehr, Zuweilen empfinden es ältere Menschen auch als unwürdig oder lästig, sich Sexualpartner zu suchen. Manche Männer glauben, das Nachlassen ihrer körperlichen Kräfte bedeute das Ende des Sexuallebens, und sie geben deshalb einfach auf. Das bedeutet, dass Menschen sich häufig sexuelle Freuden versagen, lange bevor es biologisch notwendig wäre.


Das ist in vieler Hinsicht sehr bedauerlich. Geschlechtsverkehr kann älteren Menschen helfen, ihr Selbstvertrauen und ihre Zufriedenheit zu bewahren. Er kann Wohlbefinden geben, Lebensinteressen erneuern und so frühzeitiges Altern verhindern. Ein gewisses Nachlassen der Kräfte und die Gebrechen des Alters bedeuten kein Hindernis für sexuelle Befriedigung. Besondere körperliche Probleme können darüber hinaus durch Hormonbehandlung und andere therapeutische Maßnahmen gelindert werden.


Die Gründe, aus denen ältere Männer und Frauen sich nicht mehr sexuell betätigen, sind meist psychischer Natur. Es erscheint jedoch fast sicher, dass die verschiedenen Bewegungen zur sexuellen Befreiung früher oder später auch ältere Menschen erreichen und es ihnen dann möglich sein wird, eine neue Einstellung zur Sexualität zu entwickeln.


 

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