Die äußeren Geschlechtsorgane

3.1.1 Die äußeren Geschlechtsorgane

Die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane bestehen aus dem Venushügel, den großen und kleinen Schamlippen, der Klitoris und dem Scheideneingang. Alle diese Organe zusammen werden auch mit dem Oberbegriff Vulva bezeichnet.


Der Venushügel (Mons Veneris)

Der Venushügel besteht aus Fettgewebe, das unter der Haut unmittelbar über dem Schambein liegt. Seine Oberfläche ist mit Schamhaaren bewachsen, die sich während der Pubertät entwickeln und die den Venushügel zum auffälligsten Teil der Vulva machen.


Die großen Schamlippen (Labia maiora)

Die großen Schamlippen sind zwei dicke Hautfalten aus Fettgewebe, die vom Venushügel abwärts verlaufen und die äußere Begrenzung der Vulva bilden. Sie sind außen ebenfalls mit Schamhaaren bewachsen. Da die großen Schamlippen normalerweise dicht nebeneinander liegen, scheinen sie die übrigen Teile der Vulva zu bedecken.


Die kleinen Schamlippen (Labia minora)

Unter den großen Schamlippen liegen die kleinen Schamlippen. Sie werden von zwei dünnen Hautfalten gebildet, die ein dichtes Netz von Blutgefäßen und Nervenendigungen durchzieht. Daher sind sie sehr berührungsempfindlich. Die kleinen Schamlippen wachsen nach oben hin zusammen und bilden eine Hautfalte, die die Klitoris bedeckt. Diese Hautfalte wird auch als Vorhaut oder Präputium der Klitoris bezeichnet.


Die Klitoris

Die Klitoris (gr. kleitoris: kleiner Hügel), deutsch auch Kitzler genannt, beginnt unterhalb des Venushügels dort, wo die kleineren Lippen zusammengewachsen sind und eine Vorhaut bilden. Unter dieser Vorhaut nach außen sichtbar ist die Klitoriskrone, d.h. die Spitze eines kurzen zylindrischen Organs, das sich ins Körperinnere hinein in zwei Schenkel teilt. Diese wiederum sind jeweils einem kolbenartigen Schwellkörper benachbart. Dazwischen liegt die ebenfalls von Schwellkörpern umgebene Harnröhre. Dieses ganze Schwellkörpersystem sollte man am besten kollektiv als Klitoris bezeichnen, denn dadurch würde die Analogie zum Penis noch besser deutlich, auch in der Größe.

Im Körperinneren: Die Klitoris und benachbarte Schwellkörper

Ein Lustorgan
Die Klitoris stellt das eigentlich weibliche Lustorgan dar, das denn auch für die Fortpflanzung nicht erforderlich ist.

Ein inneres Organ
Genau betrachtet, ist die Klitoris eher ein inneres als ein äußeres Sexualorgan. Es wird hier nur deshalb unter den äußeren Organen aufgeführt, da dies in den meisten Lehrbüchern leider noch üblich ist.

Tumeszenz
Das Schwellkörpersystem der Klitoris kann sich in kurzer Zeit mit Blut füllen, wodurch es sich vergrößert und versteift. Diese vergrößernde Blutfülle wird auch als Tumeszenz (von lat.: tumescere: wachsen) bezeichnet.

Der Scheideneingang

Der Scheideneingang liegt unterhalb des Harnröhrenausgangs, der beim weiblichen Geschlecht unabhängig von den Geschlechtsorganen ist und ausschließlich zur Entleerung der Harnblase dient. Der Ausgang der Harnröhre ist sehr klein und liegt ungefähr in der Mitte zwischen Klitoris und Scheideneingang, der im Gegensatz relativ groß ist, allerdings zu einem Teil von einer Haut verschlossen sein kann, dem Hymen (Jungfernhäutchen).

Eine physiologische Funktion des Hymens ist nicht bekannt; trotzdem wurde ihm in der Vergangenheit erhebliche Bedeutung zugemessen. Viele Menschen sahen in einem unverletzten Hymen - wie es auch die Bezeichnung im Deutschen nahelegt - den Beweis für Jungfräulichkeit. Das ist allerdings nichts als ein Aberglaube. Der Hymen hat gewöhnlich ein oder mehrere Löcher, die so dehnbar sein können, daß ein Finger oder auch ein Penis eingeführt werden kann, ohne daß der Hymen dabei zerreißen muß. Bei anderen Frauen zerreißt demgegenüber der Hymen ohne Koitus, zum Beispiel durch anstrengende sportliche Betätigung. Manche Frauen haben überhaupt keinen Hymen. Hieraus folgt auf alle Fälle, daß aus dem Zustand des Hymens in keiner Form Rückschlüsse auf die sexuelle „Unschuld" oder Erfahrung einer Frau gezogen werden können. In den meisten Fällen zerreißt sicher der Hymen beim ersten Koitus, das kann aber ebenso durch Masturbation oder Petting geschehen oder durch die erste Anwendung von Tampons. Das Zerreißen des Hymens kann im Augenblick unangenehm sein und eine leichte Blutung auslösen, die Schmerzen sind jedoch keinesfalls so erheblich, daß Frauen Angst davor haben müßten.

Auf beiden Seiten der Scheidenöffnung, am Rande des Hymens und der kleinen Schamlippen, liegen die Bartholin-Drüsen, die den Bulbourethral-Drüsen (oder Cowper-Drüsen) beim männlichen Geschlecht entsprechen. Diese Drüsen sondern kleine Mengen einer Gleitflüssigkeit ab. Die größere Menge der für den Koitus wichtigen Gleitflüssigkeit wird jedoch nicht von den Bartholin-Drüsen abgegeben, sondern direkt aus der Scheidenwand.


 

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