Syphilis

5.5.2 Syphilis


Syphilis (auch Lues oder „harter Schanker" genannt) ist die gefährlichste Geschlechtskrankheit. Obwohl sie nicht so verbreitet wie Gonorrhoe ist, ist sie keineswegs selten. Syphilis wird durch ein Bakterium aus der Gruppe der Spirochäten (das Treponema pallidum) übertragen. Hierzu ist enger Körperkontakt erforderlich, denn außerhalb des menschlichen Körpers können diese Bakterien nur wenige Sekunden überleben. Auch diese Erkrankung kann man sich kaum an Toilettendeckeln, Handtüchern, Bettlaken oder ähnlichem zuziehen. Die Krankheit kann unverletzte Haut nicht befallen. Spirochäten können jedoch durch kleinste Verletzungen der Haut eindringen und sich vermehren.


Symptome


Das erste Symptom einer Syphilisinfektion ist der Primäraffekt, ein schmerzloses Knötchen oder ein kleines, hartes Geschwür, das sich etwa sechs Wochen (zehn bis 90 Tage) nach der Infektion an der Stelle bildet, an der die Krankheitserreger in den Körper eingedrungen sind. Je nach Art des Geschlechtsverkehrs kann dies überall sein: an oder in der Nähe der Geschlechtsorgane, im Mund, im Rektum oder an anderen Stellen. Der Primäraffekt kann groß und auffällig sein oder klein und kaum sichtbar, Wenn er sich in der Vagina oder im Rektum bildet, wird er oftmals nicht bemerkt. In diesem Stadium der Erkrankung fehlen oft weitere äußere Anzeichen. Der Primäraffekt heilt auf alle Fälle nach einiger Zeit von selbst ab. Manche Menschen glauben dann, sie seien gesund. In Wirklichkeit ist die Krankheit jedoch in ihr zweites Stadium eingetreten.


Im zweiten Stadium der Syphiliserkrankung ist der Erreger in die Blutbahn eingedrungen und hat sich im ganzen Körper ausgebreitet. Durchschnittlich neun Wochen nach der Infektion (wiederum mit großen Abweichungen) entsteht ein nicht-juckender Ausschlag, der sehr unterschiedlich aussehen kann.
Er kann auf einige Stellen begrenzt sein oder auch große Flächen bedecken. In einigen Fällen fehlt dieser Ausschlag. Primäraffekt und die Hauterscheinungen des zweiten Stadiums der Syphilis sind ansteckend. Im zweiten Stadium kann es auch zum büschelweisen Ausfall von Haaren kommen.
 

Syphilis an einer nordamerikanischen höheren Schule. Jede abgebildete Figur stellt mindestens einen sexuellen Kontakt dar. 40 Prozent derer, die mit Erkrankten Kontakt hatten, wurden nicht infiziert. Wieviele der vorbeugend Behandelten tatsächlich infiziert waren, ist nicht bekannt.

Es ist zu bemerken, dass die Erkrankung durch heterosexuellen und homosexuellen Kontakt übertragen wurde. Insgesamt sind hier 63 Personen aufgeführt. Von diesen hatten 44 ausschließlich heterosexuellen Kontakt, 16 ausschließlich homosexuellen Kontakt und 3 Personen sowohl heterosexuellen als auch homosexuellen Kontakt.

Quelle: Newsweek, 24. Jan. 1972



Nachdem der Ausschlag verschwunden ist, beginnt das dritte Stadium der Krankheit, das zwischen ein paar Monaten und mehreren Jahren dauern kann. Es kann sein, dass über längere Zeit keine Symptome auftreten. Dieses Stadium ist jedoch das gefährlichste, da die Krankheit nun verschiedene Organe im Körper angreift. Dabei wird Gewebe zerstört, es kann zu schweren Erkrankungen der großen Blutgefäße kommen, zu Blindheit, Lähmungen, Gehirnschädigungen, sogar zum Tode.


Syphilis kann während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Daher werden alle Frauen in der Frühschwangerschaft auf Syphilis untersucht.


Diagnose


Eine Syphilis kann nur vom Arzt - meist durch eine Blutuntersuchung -festgestellt werden.


Behandlung


Die Syphilis ist eine sehr gefährliche Krankheit, die so früh wie irgend möglich behandelt werden muss. Man kann sie heute gut behandeln, wenngleich Schäden, die vor der Entdeckung entstanden sind, meist bestehen bleiben. Die Behandlung besteht gewöhnlich aus einer Reihe von Penicillininjektionen, gelegentlich auch von anderen Medikamenten. Um eine sichere Heilung zu gewährleisten, müssen anschließend Blutkontrollen durchgeführt werden. Auch führt eine erfolgreiche Behandlung keineswegs zur Immunität. Syphilis kann man immer wieder bekommen.


Vorbeugung


Der einzig sichere Weg, sich gegen Syphilis zu schützen, ist das Vermeiden von Geschlechtsverkehr mit infizierten Partnern. Da jedoch keine äußeren Symptome sichtbar sein müssen und Menschen ohne ihr Wissen Syphilis haben können, ist jedem, der sexuell aktiv und infektionsgefährdet ist, zu raten, sich regelmäßig einer vorsorglichen Blutuntersuchung zu unterziehen, Eigentlich müsste dies in Abständen von drei bis sechs Wochen geschehen. Aber auch Blutuntersuchungen im Abstand von drei bis sechs Monaten sind eine sehr sinnvolle Vorbeugungsmaßnahme.


Die Benutzung von Kondomen, Wasserlassen und Waschen mit Wasser und Seife unmittelbar nach genitalem oder analem Geschlechtsverkehr sind ratsam und gewähren zumindest einen gewissen Schutz. Ähnliches gilt auch für spermizide Schäume und Gelees.


 

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