Gonorrhoe

5.5.1 Gonorrhoe


Die Gonorrhoe (der „Tripper") ist heute die am weitesten verbreitete Geschlechtskrankheit. Sie wird durch Bakterien verursacht, die Gonokokken, die sich auf den Schleimhäuten der Geschlechtsorgane, des Mund- und Rachenraumes sowie des Rektums vermehren können und von einem Menschen auf den anderen übertragen werden. Außerhalb dieses warmen, feuchten Milieus sind Gonokokken nur kurze Zeit lebensfähig. Daher ist es nahezu unmöglich, sich an Toilettenbrillen, Türklinken, Handtüchern oder anderen Gegenständen anzustecken.


Symptome


Eine Gonokokken-Infektion der männlichen Geschlechtsorgane wird gewöhnlich innerhalb von zwei bis zehn Tagen durch Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen bemerkt. Gleichzeitig tritt ein grüngelblicher Ausfluss auf. Eine Infektion der weiblichen Geschlechtsorgane wird oft über längere Zeit nicht bemerkt. Frühsymptome sind ähnlich: Brennen und Ausfluss; sie können jedoch auch fehlen. Deshalb ist es möglich, dass Frauen nicht bemerken, dass sie sich angesteckt haben. Das führt nicht nur zu komplizierten Krankheitsverläufen, sondern auch zu unbemerkter Übertragung der Krankheit auf andere.


Eine Infektion des Rachenraumes durch Gonokokken (nach Oralverkehr) kann Symptome verursachen, die einer Halsentzündung ähnlich sind, vom einfachen Juckreiz bis zu heftigen Schluckbeschwerden. Sehr oft treten jedoch auch keinerlei Symptome auf.


Eine Infektion des Rekturns durch Gonokokken (nach Analverkehr) kann Jucken, Brennen oder Bluten, einen gelblichen Ausfluss oder Schmerzen beim Stuhlgang verursachen. Die Symptome werden oft irrtümlicherweise für leichten Durchfall oder für Hämorrhoiden gehalten, und die notwendige Diagnostik und Behandlung wird verzögert. Manchmal treten leider überhaupt keine Symptome auf.


Bei unbehandelter Gonorrhoe können die Anfangssymptome wieder verschwinden. Die Krankheit kann sich jedoch dann im Körper verbreiten und zu Abszessen, Gelenkentzündungen oder zu Sterilität fuhren (letzteres besonders bei Frauen). Wenn eine an Gonorrhoe erkrankte Frau ein Kind bekommt, kann dieses während der Geburt angesteckt werden. Um eine Infektion der Augen durch Gonokokken zu verhindern, werden die Augen jedes Neugeborenen mit einer Lösung aus Silbernitrat behandelt.


Diagnose


Eine genaue Diagnose der Gonorrhoe ist nur einem Arzt möglich, Dazu werden Abstriche von den befallenen Schleimhäuten gemacht und mikroskopisch untersucht, oder es wird eine bakteriologische Kultur angelegt.


Behandlung


Gonorrhoe ist eine ernste Krankheit, die so früh wie möglich behandelt werden muss. Für die moderne Medizin ist eine solche Behandlung einfach, rasch und wirkungsvoll. Frühzeitig behandelt, ist die Gonorrhoe innerhalb weniger Tage ausgeheilt. Hierfür werden Penicilline, gelegentlich auch andere Medi-


kamente, angewandt. Eine erfolgte Ausheilung bedeutet jedoch nicht Immunität. Man kann also Gonorrhoe immer wieder bekommen. (An der Entwicklung eines Impfstoffs wird intensiv gearbeitet, er ist jedoch noch nicht verfügbar.)


Vorbeugung


Die einzig sichere Methode, sich gegen Gonorrhoe zu schützen, ist das Vermeiden von Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner. Da diese Krankheit jedoch heute sehr weit verbreitet ist und die Symptome manchmal nicht bemerkt werden oder fehlen, würde dieser Rat eigentlich bedeuten, sexuell ganz abstinent zu leben. Wer genitalen oder analen Geschlechtsverkehr ausführt, kann sich entweder durch ein Kondom schützen oder dadurch, dass er unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr uriniert und sich wäscht. Dies müsste jedoch bereits wenige Minuten danach erfolgen, um eine Wirkung zu haben. Beim Koitus stellen Spermizide, Schäume oder Gelees einen gewissen Schutz dar. Alle diese Maßnahmen sind in ihrer schützenden Wirkung jedoch allenfalls dürftig. Sexuell aktive Frauen sind daher gut beraten, wenn sie sich regelmäßig untersuchen lassen. Es ist auch wichtig, den untersuchenden Arzt darauf hinzuweisen, welche Formen des Geschlechtsverkehrs man ausgeübt hat.


In jedem Fall scheint es angebracht, folgendes zu berücksichtigen: Wer eine sexuelle Beziehung zu nur einem Partner unterhält, begibt sich weitaus weniger in Gefahr, eine Gonorrhoe zu erwerben, als jemand, der seine Geschlechtspartner häufig wechselt.


 

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