Die sekundären Geschlechtsmerkmale

1.1.2 Die sekundären Geschlechtsmerkmale


Die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich während der Pubertät unter dem Einfluss von bestimmten Hormonen aus. Sie werden zuerst beim weiblichen Geschlecht sichtbar, etwas später beim männlichen. Nach Abschluss des körperlichen Wachstums sind die physiologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen deutlich sichtbar. (Vgl. a. Kap, 1.2 „Die Bedeutung der Hormone".)


Die folgenden Abschnitte fassen die körperlichen Veränderungen während der Pubertät zusammen. Diese Veränderungen vollziehen sich manchmal nur


sehr langsam, über einen Zeitraum von bis zu einem Jahrzehnt, oder sie treten ganz plötzlich auf und sind nach einem oder zwei Jahren abgeschlossen. Gesellschaftliche Lebensbedingungen, Ernährung und Klima können dies beeinflussen, Erbanlagen spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Asiatische Männer sind zum Beispiel meist weniger muskulös als europäische, und haben auch weniger Gesichts- und Körperhaare.


Das männliche Geschlecht


Die ersten körperlichen Veränderungen in der Pubertät sind beim männlichen Geschlecht eine Vergrößerung von Hoden und Penis sowie das Wachsen von Schamhaaren. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass der körperliche Reifeprozess seinem Abschluss entgegengeht. Zu diesem Zeitpunkt kann auch der erste Samenerguss erfolgen. Das Ejakulat enthält unter Umständen noch keine Samenzellen, sondern besteht hauptsächlich aus Prostatasekret. (Der erste Samenerguss kann bei der Masturbation oder spontan im Schlaf vorkommen. Letzteres liegt dem Begriff der „feuchten Träume" zugrunde.)


Während der Pubertät wächst der Körper rasch zur endgültigen Größe heran. Die Schultern werden breiter als die Hüften, der Brustumfang nimmt zu, die Muskeln an Armen, Beinen und Schultern werden stärker und deutlich sichtbar. Die Schambehaarung wird dichter und krauser, sie bildet nach und nach ein Dreieck, dessen Spitze auf den Nabel zeigt. In den Achselhöhlen - bei manchen Männern auch auf der Brust - beginnen Haare zu wachsen. Männer haben im allgemeinen eine stärkere Behaarung als Frauen. Am deutlichsten ist dies bei der Gesichtsbehaarung, die unrasiert einen Bart bildet. Gleichzeitig mit dem Wachstum der Geschlechtsorgane vergrößert sich beim Mann auch der Kehlkopf (der „Adamsapfel"). Männer haben daher meist eine tiefere Stimme als Frauen.


Das weibliche Geschlecht


Die körperlichen Veränderungen während der Pubertät verlaufen bei dem weiblichen Geschlecht in folgender Reihenfolge: Zunächst vergrößern sich die Brüste. Dann zeigen sich um die äußeren Schamlippen herum die ersten Haare, die zunächst glatt, später kraus sind. Die Schambehaarung bildet ein Dreieck, das nach unten zeigt. Später wachsen auch in den Achselhöhlen Haare. Gleichzeitig vollzieht sich das abschließende Körperwachstum, die Hüften werden breiter als die Schultern. Fettgewebe um die Brüste, Schultern, Hüften und am Gesäß geben dem weiblichen Körper ein runderes Aussehen. Die erste Menstruation (auch Menarche genannt) zeigt an, dass der Reifeprozess seiner Vollendung entgegengeht. Die Menstruationszyklen sind zunächst unregelmäßig, und es muss noch kein Eisprung stattfinden. Das bedeutet, dass ein Mädchen eine Zeitlang zwar menstruiert, aber noch weitgehend unfruchtbar sein kann. Die meisten Frauen erlangen erst ein oder zwei Jahre nach der ersten Menstruation ihre volle Fortpflanzungsfähigkeit.


Bei Frauen kommt es zu keinem wesentlichen Kehlkopfwachstum und daher auch nicht zum Stimmbruch wie bei Männern. Frauen sind allgemein auch weniger muskulös und etwas kleiner als Männer.


Die Brüste haben am Ende der Pubertät ihre typische Form erreicht und stellen das auffälligste sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmal dar. Sie können jedoch bis nach der ersten Schwangerschaft keine Milch produzieren (vgl. a. Kap. 4.3 „Die Geburt").
 


Die sekundären Geschlechtsmerkmale


Männer: meist größer und schwerer als Frauen.


1. Haupthaar: Haarausfall mit fortschreitendem Alter; 2. Gesichtshaar: ständiges Wachstum beim Erwachsenen; 3. Gesichtszüge: kantiger, Gesicht länger, Längsumfang des Kopfes (Stirn-Nacken) länger; 4. Hals: stärker, länger, Kehlkopf um ein Drittel größer; 5. Schultern: breiter, kantiger; 6. Brustkorb: in allen Richtungen größer; 7. Körperbehaarung: ausgeprägter, besonders an Brust und Armen; 8. Brüste: kaum entwickelt; 9. Muskeln: stärker und ausgeprägter; 10. Arme: länger und dicker, Streckachse gerade; 11. Schambehaarung: nach oben spitz zulaufendes Dreieck; 12. Hüften: schmaler; 13. Hände und Füße: größer, Finger und Zehen kräftiger und gröber; 14. Oberschenkel: eher zylindrisch, mit ausgeprägter Muskulatur; 15. Beine: länger, deutlich hervortretende Waden; 16. Oberschenkel-Unterschenkel-Achse: wie die Streckachse des Armes bildet sie eine gerade Linie vom Hüftgelenk zum Knöchel.


Frauen: allgemein kleiner und leichter als Männer,


1. Haupthaar: wenig Haarausfall; 2. Gesichtshaar: sehr dünn, meist erst mit fortschreitendem Alter sichtbar; 3. Gesichtszüge: feiner, rundere Gesichtsform, Kopf kleiner und (von oben gesehen) runder; 4. Hals: kürzer und rundlicher, Kehlkopf kleiner; 5. Schultern: gerundeter, nach den Seiten hin abfallend; 6. Brustkorb: kleiner, schmaler; 7. Körperbehaarung: wenig und dünn; 8. Brüste: deutlich sichtbar, ausgeprägte Brustwarzen mit Warzenhof; 9. Muskeln: unter einer Schicht Fettgewebe weitgehend verborgen; 10. Arme: Streckachse gebeugt; 11. Schambehaarung: bildet ein mit gerader Linie nach oben abschließendes Dreieck; 12. Hüften: breiter, gerundeter; 13. Hände und Füße: kleiner und schmaler; 14. Oberschenkel: oben breiter, insgesamt kürzer; 15. Beine: kürzer, in den Konturen weicher; 16. Oberschenkel-Unterschenkel-Achse: wie die Streckachse des Armes bildet sie einen nach außen offenen Winkel über dem Kniegelenk.


 
 

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