Die primären Geschlechtsmerkmale

1.1.1 Die primären Geschlechtsmerkmale


Die äußeren Geschlechtsorgane, das deutlichste Geschlechtsmerkmal, erlauben es, ein neugeborenes Kind als männlich oder weiblich zu bezeichnen.

Obwohl männliche und weibliche Geschlechtsorgane äußerlich sehr unterschiedlich sind, sind sie sich in Anlage und Struktur sehr ähnlich. Sie entwickeln sich aus den gleichen embryonalen Strukturen. Unterschiede entstehen erst nach und nach im Verlauf der vorgeburtlichen Entwicklung (vgl. Kap. 4.2 „Die Schwangerschaft"). Ihre volle Funktion erreichen die Geschlechtsorgane erst nach der Pubertät, wenn ihr Wachstum durch hormonelle Einflüsse zum Abschluss gekommen ist (vgl. Kap. 1.2 „Die Bedeutung der Hormone").


Das männliche Geschlecht


In den ersten Wochen nach der Empfängnis sind das männliche wie das weibliche Embryo winzige Organismen ohne erkennbare menschliche Züge. Sie haben jedoch einen Kopf und Ansätze von Gliedmaßen, die sich zu Armen und Beinen zu entwickeln beginnen. Das Embryo besitzt außerdem eine Gewebeleiste, die sich zu Geschlechtsorganen entwickeln kann. Man kann schon in diesem Stadium frühe Formen von Keimdrüsen (oder Gonaden) nachweisen, jedoch zu diesem Zeitpunkt noch ohne geschlechtliche Differenzierung, das heißt sie sehen für beide Geschlechter gleich aus. Äußerlich kann man an der Stelle, an der später die Geschlechtsorgane wachsen, eine Ausbuchtung (die die männliche Differenzierung andeutet) mit einer Einbuchtung (die die weibliche Differenzierung andeutet) erkennen. Gegen Ende des dritten Schwangerschaftsmonats nimmt das Embryo mehr und mehr menschliche Züge an. Beim männlichen Embryo entwickeln sich aus den bis dahin undifferenzierten Gonaden die Hoden. Die Ausbuchtung nimmt die Form eines Penis an, die Einbuchtung schließt sich. (Einen Hinweis auf diese ursprüngliche Einbuchtung stellt die leicht gerötete „Narbe" dar, die beim Mann an der Unterseite des Penis, von der Glans bis zum Anus verläuft.) Zwei Hautfalten auf jeder Seite der Ausbuchtung entwickeln sich zum Hodensack. (Beim weiblichen Embryo bilden sie die großen Schamlippen.)


Im weiteren Verlauf der Embryonal- und Fötalentwicklung wachsen die Geschlechtsorgane mit dem gesamten Körper mit. Zwischen dem siebten und neunten Entwicklungsmonat senken sich die Hoden normalerweise in den Hodensack ab.


Zwischen Geburt und Pubertät vollziehen sich an den Geschlechtsorganen keine entscheidenden Veränderungen. Erst im Alter zwischen-12 und 17 Jahren stellen Jungen im Normalfall eine merkliche Vergrößerung ihrer Geschlechtsorgane fest, und sie haben dann auch meist ihren ersten Samenerguss. Um den Penis herum beginnen die ersten Schamhaare zu wachsen. Das weist darauf hin, dass die Geschlechtsorgane ihren Reifeprozess abschließen. (Vgl. a. Kap. 2.1 „Die männlichen Geschlechtsorgane".)


Das weibliche Geschlecht


Weibliche und männliche Embryonen sind in den ersten Lebenswochen sexuell undifferenziert. Sie verfügen über eine für beide Geschlechter gleiche Genitalleiste. Äußerlich zeigt sich beim weiblichen Embryo, wie beim männlichen, eine Ausbuchtung mit einer Einbuchtung an der Stelle, an der die Geschlechtsorgane sich entwickeln werden. Beim weiblichen Embryo entwickelt sich die Ausbuchtung zur Klitoris, die Einbuchtung bleibt offen und bildet die kleinen Schamlippen und den vorderen Teil der Vagina (das Vestibulum). Zwei Hautlappen auf jeder Seite entwickeln sich zu den großen Schamlippen (beim männlichen Embryo bilden sie den Hodensack). Die Genitalleisten, die beim männlichen Embryo zu Hoden werden, entwickeln sich beim weiblichen zu Ovarien.


Von der Geburt bis zur Pubertät vollziehen sich an den Geschlechtsorganen von Mädchen keine entscheidenden Veränderungen. Zwischen dem elften und dreizehnten Lebensjahr beginnt die Schambehaarung zu wachsen,



und es ist die erste Menstruation zu erwarten. Dies sind äußere Hinweise auf die sich abschließende sexuelle Reife. (Vgl. a. Kap. 3.1 „Die weiblichen Geschlechtsorgane".)



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