Methoden der Empfängnisverhütung

4.4.1 Methoden der Empfängnisverhütung


Die verschiedenen Verhütungsmethoden unterscheiden sich deutlich in ihrer Anwendbarkeit und Zuverlässigkeit. Das Prinzip der Empfängnisverhütung ist jedoch relativ einfach: Wie bereits beschrieben, besteht der Prozess der Befruchtung darin, dass eine Eizelle nach ihrer Reifung (Ovulation) im Eileiter mit einer Samenzelle verschmilzt. Die befruchtete Eizelle nistet sich danach in der Uterusschleimhaut ein (Implantation) und wächst zu einem Zellenverband heran, womit die Schwangerschaft beginnt. Das Verhüten einer Empfängnis oder das Abwenden einer Schwangerschaft ist also dadurch zu erreichen, dass man in diesen Prozess eingreift. Dies kann geschehen, indem man entweder die Ovulation, die Befruchtung oder die Implantation verhindert, was auf verschiedene Art erfolgen kann:


1. Man verhindert das Reifen und Freisetzen einer Eizelle in den Ovarien („Pille", Ovulationshemmer).


2. Man verzichtet auf Koitus, wenn eine reife Eizelle wahrscheinlich vorhanden ist (Messung der Basaltemperatur, Rhythmus-Methode).


3. Man verhütet, dass Spermien in die Vagina gelangen (Unterbrechen des Geschlechtsverkehrs, „Koitus interruptus"; Präservativ, Kondom).


4. Man verhindert, dass lebensfähige Spermien aus der Vagina in die Gebärmutter gelangen (Spermizide; Pessar, Diaphragma).


5. Man verhindert die Implantation der befruchteten Eizelle (Spirale; die „Pille danach", „morning-after pill").


6. Man verhindert, dass die Eizelle durch den Eileiter gelangt (Tubenligatur).


7. Man verhindert, dass das Ejakulat Samenzellen enthält (Vasektomie). Die hier aufgeführten Verhütungsmethoden sind das Ergebnis langer, intensiver Beobachtungen von Fortpflanzungsabläufen. In den meisten Fällen werden Medikamente oder Chemikalien angewandt sowie spezielle Gegenstände und Vorrichtungen, wie zum Beispiel ein Thermometer oder ein Kalender. In jedem dieser Fälle greift menschliche Überlegung in den natürlichen Ablauf ein. Empfängnisverhütung ist so immer Ergebnis einer bewussten Entscheidung, die bestimmte Naturgesetze benutzt, um andere außer Kraft zu setzen.


Diese einfache Tatsache ist von manchen Autoren dadurch verschleiert worden, dass sie zwischen „natürlicher" und „künstlicher" Empfängnisverhütung unterscheiden wollten. Eine solche Unterscheidung ist aber willkürlich und unwissenschaftlich. Für die praktische Anwendung ist es jedoch sinnvoll, zwischen den Methoden zu unterscheiden, deren Anwendung eine ärztliche Beratung voraussetzt und solchen, bei denen dies nicht erforderlich ist.


Im Falle einer Sterilisation (also bei Vasektomie und Tubenligatur) bedarf es sogar eines chirurgischen Eingriffes. Auch für die „Pille", die Pille für „den Morgen danach", Pessare und Intrauterinpessare bedarf es einer ärztlichen Untersuchung und Verordnung. Die Basalternperatur-Methode bedarf zumindest ärztlicher Anleitung. Hierzu gibt es aber inzwischen auch brauchbare Literatur. Drei Methoden der Schwangerschaftsverhütung können ohne fremde Hilfe angewandt werden: Koitus interruptus, Kondome und Spermizide.


Einige Verhütungsmittel sind verschreibungspflichtig, da ihre unkontrollierte Anwendung gefährlich sein kann. Das gilt heute vor allem für Ovulationshemmer (die „Pille"). In jedem Fall ist es ratsam, über die Art der Verhütungsmethode gemeinsam mit dem Arzt zu entscheiden. Solche Beratungen bieten auch Institute für Familienplanung und Kliniken an.


Genauso wichtig ist es, die Funktionsweise der gewählten Verhütungsmethode genau zu verstehen, um sie richtig anwenden zu können, Oft kommt es zu ungewollten Schwangerschaften, weil Methoden, die prinzipiell als sicher gelten, nicht richtig angewendet wurden.


Um die Zuverlässigkeit verschiedener Verhütungsmethoden vergleichen zu können, hat man in wissenschaftlichen Untersuchungen ermittelt, wie oft es bei den einzelnen Methoden trotz regelmäßiger Anwendung zu einer Schwangerschaft kommt. Diese „Versagerquote" wird ausgedrückt als „Schwangerschaften je 100 Jahre der Anwendung". Wenn also 100 Frauen oder Männer eine bestimmte Methode ein Jahr lang anwenden (oder wenn 50 Frauen und Männer eine bestimmte Methode zwei Jahre lang anwenden usw.), spricht man z. B. von einer „Versagerquote" von 5, wenn in dieser Zeit 5 Frauen schwanger geworden sind. (Bei diesem Beispiel hätte also eine Frau, die diese Methode 20 Jahre lang anwendet, mit einer Versagerquote von l zu rechnen; sie würde also in diesen 20 Jahren - statistisch - einmal ungewollt schwanger werden können.)


Bei den folgenden Beschreibungen der verschiedenen Methoden der Empfängnisverhütung wird jeweils nach dieser Definition die durchschnittliche „Versagerquote" angegeben (die man in der Medizin auch als „Pearl-Index" bezeichnet), um die Wirksamkeit der einzelnen Methoden zu verdeutlichen.


Einige Experten haben in der Vergangenheit die Ansicht vertreten, irgendeine Verhütungsmethode sei besser als überhaupt keine. Einige Methoden sind jedoch so wenig zuverlässig, dass man sie eigentlich als nutzlos bezeichnen kann. Zu ihnen gehört der „Coitus reservatus" (Carezza), bei dem der Mann versucht, eine Ejakulation zu vermeiden. Ein solcher Versuch mag sicher seinen emotionalen, vielleicht sogar geistigen Wert haben, er ist jedoch kaum dazu geeignet, eine Schwangerschaft zu verhindern. Eine weitere bedenkliche Methode besteht darin, ein Pulver oder eine Flüssigkeit in die Vagina einzubringen, die die Samenzellen abtöten sollen. Dies ist nicht nur


praktisch wirkungslos, sondern kann auch beim Koitus störend und unangenehm sein. Eine andere Methode stellt die Vaginaldusche nach dem Koitus dar, also das Auswaschen der Vagina mit einer Flüssigkeit, in der Hoffnung, dabei auch Samenflüssigkeit zu entfernen. Diese Prozedur ist sinnlos, da sie niemals rechtzeitig angewandt werden kann. Dann gibt es noch bestimmte Produkte für die „weibliche Intimhygiene", bei denen die Werbung auf eine empfängnisverhütende Wirkung abhebt. In dieser Hinsicht sind sie jedoch im allgemeinen völlig wirkungslos, und sie schaden nicht selten der Scheidenschleimhaut. Generell sollte man Vaginalduschen und -sprays vermeiden, weil sie überflüssig, wenig wirksam und möglicherweise schädlich sind. Die Vagina reinigt sich durch ihre eigenen Sekretionen selbst. Zu viele Eingriffe können höchstens das natürliche Gleichgewicht in der Vagina stören und zu Reizungen und Entzündungen führen (vgl. a. Kap. 5.5 „Die Geschlechtskrankheiten").


Verhütungsmethoden für Männer


Coitus interruptus


Diese Methode, die man auch als „Rückzieher" bezeichnet, ist die wohl älteste Verhütungsmethode. Hierbei wird der Penis aus der Scheide gezogen, bevor es zum Samenerguss kommt. Auf diese Weise gelangen die Samenzellen nicht in den Körper der Frau.


Dies klingt theoretisch sehr überzeugend, ist jedoch in der Praxis nicht immer wirksam. Die beim Coitus interruptus entstehenden Beunruhigungen und das Gefühl, sich während des Koitus ständig kontrollieren zu müssen, können zu erheblichen Spannungen zwischen den Geschlechtspartnern führen. Außerdem können bereits geraume Zeit vor der eigentlichen Ejakulation Samenzellen ausgeschieden werden. Daneben können selbst Samenzellen, die außerhalb der Vagina ejakuliert werden, aus eigener Kraft in die Vagina hineingelangen, solange sie für ihre Fortbewegung eine feuchte Oberfläche finden. Deshalb kann der Koitus interruptus nicht als zuverlässige Verhütungsmethode angesehen werden. Sein einziger Vorteil liegt darin, dass er keiner Vorbereitung bedarf und jederzeit anwendbar ist. Seine Nachteile sind jedoch so gravierend, dass er von den meisten Menschen nur angewendet wird, wenn sich gar keine andere Möglichkeit bietet. Versagerquote (Pearl-Index): über 25.


Kondom (Präservativ)


Das Kondom ist eine Haut aus dünnem Gummi, die die Form eines Fingerlings hat und während des Geschlechtsverkehrs über den Penis gezogen wird. Da es die Samenflüssigkeit des Mannes nach der Ejakulation auffängt und zurückhält, kann die Frau nicht schwanger werden.


Kondome
Kondome sind hervorragende Verhütungsmittel, die auch einen gewissen Schutz vor Geschlechtskrankheiten bieten. Die verschiedensten Fabrikate werden in Apotheken, Drogerien oder Automaten angeboten, Die meisten Fabrikate sind heute mit einem Gleitmittel versehen.


 
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Das Kondom stellt eine relativ sichere Verhütungsmethode dar, wenn es richtig benutzt wird. Es muss vor dem Koitus - nicht erst kurz vor der Ejakulation - über den erigierten Penis gezogen werden. An der Spitze des Penis darf es nicht zu eng anliegen; es muss ein Raum für die Aufnahme der Samenflüssigkeit bleiben, da das Kondom sonst zerreißen könnte. Unmittelbar nach der Ejakulation muss der Mann seinen Penis aus der Scheide der Frau herausziehen, bevor die Erektion nachlässt; dabei muss das Kondom am unteren Rand festgehalten werden, damit es nicht herunterrutschen kann. Die Wirksamkeit kann gesteigert werden, indem man ein spermizides Präparat von außen auf das übergezogene Kondom aufträgt oder die Frau gleichzeitig einen Verhütungsschaum benutzt.


Trotz dieser eindeutigen Vorteile haben manche Menschen eine Abneigung gegen Kondome, weil ihnen der Vorgang des Überstreifens während des Liebesspiels unangenehm sei oder weil das Gummi angeblich ihre Empfindungen vermindere. Aber selbst unter Berücksichtigung dieser Einwände ist das Kondom immer noch ein einfaches und sicheres Verhütungsmittel. Darüber hinaus bietet es einen gewissen Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Kondome sind nicht teuer und können in Apotheken und Drogerien gekauft oder aus Automaten gezogen werden.


Versagerquote (Pearl-Index): 3. Die Versagerquote liegt noch niedriger, wenn die Frau gleichzeitig einen spermiziden Schaum verwendet.

 

Das Anlegen eines Kondoms.

1. Entnahme des Kondoms aus der Verpackung. 2. Ansetzen des Kondoms an der Spitze des erigierten Penis. 3. Herauspressen der Luft aus dem Reservoir und Herunterrollen des Kondoms am Penisschaft.


Das Anlegen des Kondoms muss keine unangenehme Unterbrechung des intimen Zusammenseins darstellen, sondern es kann auch zu einem angenehmen gemeinsamen Erlebnis werden. Viele Paare machen es heute zum Bestandteil ihres Liebesspiels. Das kann auch dazu beitragen, beiden Partnern ihre gemeinsame Verantwortung zur Verhütung bewusst zu machen. Das Kondom muß an der Spitze festgehalten werden, damit ein ausreichend großes Reservoir für die Samenflüssigkeit bleibt.



Verhütungsmethoden für Frauen


Basaltemperatur-Methode (Rhythmus-Methode) Die Verhütungsmethode der Temperaturmessung besteht darin, die fruchtbaren Tage der Frau festzustellen und dann auf den Koitus zu verzichten. Obwohl diese Methode im Prinzip einfach und wirksam erscheinen mag, ist sie in der Anwendung kompliziert und unzuverlässig.


Zunächst muss die genaue Anzahl der fruchtbaren oder „unsicheren" Tage der Frau herausgefunden werden, an denen kein Koitus stattfinden darf. Eine Frau kann nur so lange schwanger werden, als sich eine Eizelle in einem der Eileiter befindet. Das heißt, dass die Tage kurz vor, während und kurz nach der Ovulation die fruchtbaren oder „unsicheren" sind. Das Vermeiden eines Koitus vor der Ovulation ist notwendig, weil die Spermien im Körper der Frau einige Tage überleben können. Nach der Ovulation ist Enthaltsamkeit wichtig, weil die Befruchtung auch noch einige Zeit danach stattfinden könnte. Da der Menstruationszyklus oft recht unregelmäßig ist und man den


Tag der Ovulation nicht genau voraussehen kann, muss zumindest der Zeitraum einer Woche angenommen werden, indem eine Eizelle befruchtet werden könnte. Hinzu kommt eine mögliche Überlebenszeit der Samenzellen (innerhalb der Eileiter bis zu drei Tage) und zusätzlich zwei Tage Sicherheitsspielraum. Alles in allem belaufen sich somit die fruchtbaren oder „unsicheren" Tage im Durchschnitt auf etwa zwei Wochen jedes Menstruationszyklus.


Dann ist festzustellen, wann genau diese zwei Wochen beginnen. Wie oben erwähnt, hängt alles vom Zeitpunkt der Ovulation ab. Könnte man diesen Zeitpunkt genau bestimmen, würden die „unsicheren" Tage weniger als zwei Wochen betragen. Normalerweise findet die Ovulation in der Mitte eines 28tägigen Menstruationszyklus statt; um es genauer zu sagen: zwei Wochen, bevor der nächste Zyklus beginnt. Bedauerlicherweise lässt sich jedoch der Beginn des nächsten Zyklus nur schwer vorhersehen. Viele Frauen, besonders wenn sie jung sind oder kurz vor der Menopause stehen, haben unregelmäßige Zyklen. Aber selbst bei Frauen mit regelmäßigem Zyklus ist eine Schwankung um zwei bis fünf Tage normal (vgl. a. Kap. 3.1 „Die weiblichen Geschlechtsorgane").


Um zumindest eine gewisse Sicherheit zu haben, kann eine Frau zwei unterschiedliche Berechnungen anstellen (und viele Frauen, die die Temperaturmethode anwenden, bedienen sich beider Möglichkeiten gleichzeitig): Als erstes kann sie ihre Körpertemperatur mit einem (Spezial-)Thermometer jeden Morgen vor dem Aufstehen messen (Basaltemperatur). Vor jeder Ovulation kommt es zum geringfügigen Absinken der Körpertemperatur, dem ein leichter Temperaturanstieg folgt, der für den Rest des Zyklus anhält. Durch Vergleich der Temperaturkurven mindestens der letzten sechs Monate kann die Frau ihre nächste Ovulation schätzen. Die zweite Möglichkeit, ihre „unsicheren" Tage herauszufinden, ist, dass die Frau mindestens acht Monate lang die Daten des Menstruationszyklus auf einem Kalender vermerkt. Unter Verwendung dieser Aufzeichnungen kann sie den längsten und den kürzesten Zyklus errechnen. Dann müssen 18 Tage vom kürzesten Zyklus abgezogen werden, um den ersten „unsicheren" Tag für den gegenwärtigen Zyklus zu bestimmen. Weiterhin werden elf Tage des längsten Zyklus abgezogen, um den letzten „unsicheren" Tag des gegenwärtigen Zyklus zu bestimmen. Wenn zum Beispiel der kürzeste Zyklus 25 Tage dauerte, bedeutet das 25-18 = 7 (dann ist der siebte Tag des gegenwärtigen Zyklus ihr erster „unsicherer" Tag). Wenn der längste Zyklus 31 Tage dauerte, bedeutet das 31-11 = 20 (der 20. Tag ist also der letzte „unsichere" Tag des gegenwärtigen Zyklus). Jede dieser beiden Methoden (Temperatur- und Kalendermethode) ist jedoch, selbst unter Anleitung eines Fachmannes, nicht zuverlässig. Diese Methode ist erheblich unzuverlässig bei Frauen, deren längster und kürzester Zyklus um mehr als zehn Tage auseinanderliegen. Körperliche und emotionale Belastungen können sich auf die Länge des Zyklus auswirken. Außerdem gibt es Hinweise, dass es als Reaktion auf den Koitus zur Ovulation kommen kann. Abgesehen von diesen Unsicherheitsfaktoren, bringt diese Methode noch einen weiteren Nachteil mit sich: Der Koitus wird den Normen von Kalender und Thermometer unterworfen. Trotzdem verwenden manche Leute diese Methode aus religiöser Überzeugung, da sie die einzige ist, die von der Katholischen Kirche gebilligt wird.


In neuerer Zeit wurde eine weitere Methode der Empfängnisverhütung bekannt, die sich ebenfalls auf den Rhythmus des Menstruationszyklus bezieht. Man bezeichnet sie als „Zervikalschleim-Methode" oder (nach ihrem Erstbeschreiber) als „Billings-Methode". Sie macht sich die Tatsache zunutze, dass der gewöhnlich zähe, undurchsichtige Schleimpfropf in der Zervix zum Zeitpunkt der Ovulation durchsichtig und dünnflüssig wird. Durch sorgfältige Selbstuntersuchung mit einem Spekulum und einem Spiegel kann eine Frau deshalb feststellen, ob eine Ovulation stattgefunden hat. Hieraus kann im Laufe der Zeit auch abgeleitet werden, wann die Phase der „unsicheren" Tage beginnt. Damit die Methode sicher angewandt werden kann, ist die Überwachung durch Fachleute sehr wichtig, und sie ist deshalb nur von begrenztem Nutzen. Man kann sie jedoch mit der Basaltemperatur-Methode kombinieren, um die Genauigkeit zu erhöhen. Dennoch sind alle drei genannten Rhythmus-Methoden nicht absolut sicher, auch wenn sie kombiniert angewandt werden.


Die Versagerquote (der Pearl-Index) der Basaltemperatur-Methode liegt bei 1-3, die Versagerquote der Billings-Methode liegt demgegenüber nach bisherigen Erfahrungen bei 15-25.




 




Spermizide


Spermizide sind chemische Substanzen, die die Samenzellen lähmen oder abtöten und damit eine Befruchtung verhindern. Spermizidpräparate gibt es in Drogerien und Apotheken ohne Rezept als Vaginalschaum, Cremes, Gelees oder Zäpfchen. Einige Spermizide können manchmal allergische Reaktionen hervorrufen. Wenn das der Fall ist, sollte man einen Arzt aufsuchen. Sollte ein Spermizidpräparat versagen und es deshalb zu einer Schwangerschaft kommen, ist das Kind dadurch nicht gefährdet.


Vaginalschaum: Spermizider Schaum, der in die Vagina gesprüht wird, wird in kleinen Sprühdosen verkauft, denen ein spezieller Applikator beiliegt. Die Dose muss kräftig geschüttelt werden, danach kann man den Applikator mit Schaum füllen und tief in die Vagina einführen. Das sollte nicht länger als eine halbe Stunde vor dem Koitus geschehen. Zwei Anwendungen sind dabei sicherer als eine. Die Samenzellen werden durch den Schaum abgetötet; gleichzeitig verschließt sich der Gebärmuttermund, und es wird so verhindert, dass möglicherweise überlebende Samenzellen in den Uterus gelangen können. Der Schutz kann noch erhöht werden, wenn der Mann gleichzeitig ein Kondom benutzt.


Versagerquote (Pearl-Index): etwa 5, bei gleichzeitiger Anwendung eines Kondoms deutlich niedriger.

 

Anwendung von Spermiziden

1. Einsetzen spermiziden Schaums mittels Applikators.
2. Einsetzen eines spermiziden Zäpfchens.


 

 
Spermizide Cremes und Gelees: Spermizide Cremes oder Gelees sind weniger wirksam als Vaginalschaum, weil sie sich manchmal nicht so gleichmäßig verteilen lassen, Einige können - wie Vaginalschaum - für sich alleine verwendet werden. Der Schutz ist jedoch sehr viel sicherer, wenn gleichzeitig ein Diaphragma benutzt wird. Ist dies nicht möglich, sollte der Mann ein Kondom tragen. Die Wirksamkeit ist ohne Diaphragma oder Kondom nicht sehr hoch.


Versagerquote (Pearl-Index) ohne gleichzeitige Verwendung von Diaphragma oder Kondom: etwa 25.


Vaginaltabletten oder -Zäpfchen: Vaginaltabletten und -Zäpfchen sind nur dann sinnvoll, wenn sie so zeitig angewandt werden, dass sie sich in der Vagina vollständig auflösen können. Sie müssen deshalb zehn bis 15 Minuten vor dem Koitus eingeführt werden. Allein benutzt, bieten sie jedoch nicht sehr viel Schutz vor einer Schwangerschaft,


Versagerquote (Pearl-Index): etwa 25.


Diaphragma (Pessar) und Spermizides Gel


Ein Diaphragma ist eine kleine, flexible Gummikappe, die sich ganz dicht an den Muttermund legt und damit die Samenzellen hindert, in den Uterus zu gelangen. Um die Wirksamkeit noch zu erhöhen, wird gleichzeitig ein spermizides Gel oder eine Creme verwendet, die man innen und am Rande des Diaphragmas aufträgt. Ein Diaphragma muss vom Arzt angepasst werden, da ein exakter Sitz für die Wirkung entscheidend ist. Alle zwei Jahre und nach jeder Schwangerschaft muss ein neues Diaphragma angepasst werden. Der Arzt zeigt der Frau auch, wie sie das Diaphragma richtig einführt.


Ein Diaphragma kann bis zu sechs Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt werden und sollte für mindestens acht Stunden danach verbleiben. Wenn die Partner vor Ablauf dieser Zeit einen weiteren Koitus wünschen, sollte nochmals Gelee oder Creme in die Vagina eingeführt werden (natürlich ohne dabei das Diaphragma zu entfernen). Wenn man das Diaphragma herausgenommen hat, wäscht man es mit Wasser und Seife; danach kann es wieder benutzt werden. Zusammen mit einem spermiziden Gel oder einer Creme angewandt, ist diese Methode sehr wirksam.


Versagerquote (Pearl-Index): 7.

 

Auftragen des spermiziden Gels und Einsetzen des Pessars



1. Auftragen des Gels auf das Pessar   2. Einsetzen des Pessars in die Vagina
3. Aufsetzen des Pessars auf die Zervix und Kontrolle des Sitzes.

Intrauterinpessar (IUD)

Intrauterinpessare (die man nach ihrer englischen Bezeichnung als IUD abkürzt) gibt es schon seit langer Zeit. In den letzten Jahren sind jedoch neue Arten von Pessaren entwickelt worden. Das moderne Intrauterinpessar ist ein kleiner biegsamer Gegenstand aus Metall oder Plastik mit einem Nylonfaden am Ende. Wie der Name bereits andeutet, wird er vom Arzt in den Uterus der Frau eingelegt, um dort Schwangerschaften zu verhüten. Intrauterinpessare gibt es in verschiedenen Formen und Größen („Spirale", „Sieben", „Schlinge"). Es gibt gegenwärtig noch keine vollständige Erklärung der Wirkung von Intrauterinpessaren. Wahrscheinlich verhindern sie, dass sich das befruchtete Ei in der Uterusschleimhaut einnistet. Es wurden aber auch verschiedene andere Erklärungen vorgeschlagen. Eines ist jedoch sicher, das IUD ist ein ziemlich zuverlässiges Verhütungsmittel, solange es richtig liegt. Es kann jahrelang ohne Unterbrechung getragen werden. Wünscht die Frau, schwanger zu werden, so kann es jederzeit entfernt werden. In den letzten Jahren wurde ein IUD entwickelt, das Hormone enthält, die denjenigen in der „Pille" ähnlich sind. Das (zum Beispiel als „Progestasert" bekannte) IUD verbindet damit gleichzeitig zwei Methoden der Empfängnisverhütung. Anders als die übrigen IUD muss es jedoch einmal im Jahr ausgetauscht werden.


Ein Nachteil der IUD ist, dass sie herausrutschen können, ohne dass die Frau etwas davon merkt. Es ist deshalb wichtig, sich nach jeder Menstruation davon zu überzeugen, dass das Pessar an seinem Platz ist, indem man die Nylonfäden ertastet, die ein Stück weit in die Vagina hineinreichen. In bestimmten Fällen, meist bei Frauen, die noch kein Kind geboren haben, kann es allerdings zu heftigen Krämpfen und Blutungen kommen. Das kann dazu führen, dass das IUD wieder entfernt werden muss. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gewöhnen sich jedoch viele Frauen an das IUD, und seine Wirkung ist, abhängig vom verwendeten Typ, als relativ hoch anzusetzen.


Versagerquote (Pearl-Index): etwa 2.
 

 
Moderne Intrauterinpessare (ITJD)


Einsetzen des IUD




Die,,Pille" (Ovulationshemmer)


Empfängnisverhütende Medikamente werden aus synthetischen Hormonen hergestellt (Östrogenen und Gestagenen), die denen sehr ähnlich sind, die die Frau in ihren Ovarien produziert. Diese Medikamente bewirken, dass keine Eizelle in den Ovarien reift und freigesetzt wird. Daneben haben sie weitere Wirkungen, zum Beispiel auf die Beschaffenheit des Schleims im Gebärmuttermund. Dies könnte es wiederum den Spermien erschweren, in den Uterus zu gelangen.


Ovulationshemmer gibt es in Monats-Packungen. Man nimmt täglich eine Pille vom fünften Zyklustag an während der folgenden 20 bis 21 Tage. Wenn die 21-Dragee-Packung aufgebraucht ist, wird bis zum fünften Tag des neuen Zyklus ausgesetzt. Einige Packungen enthalten 28 Pillen, wobei die letzten sieben keine Wirkstoffe enthalten.


Ovulationshemmer sind nur wirksam, wenn sie regelmäßig eingenommen werden. Daher ist es ratsam, sie jeden Tag zur gleichen Zeit zu nehmen (zum Beispiel zum Frühstück, zum Abendessen oder vor dem Zubettgehen). Diese tägliche Routine soll verhindern, dass die Pille vergessen wird. Ist dies einmal geschehen, so kann die Einnahme je nach dem verwendeten Präparat innerhalb von 24 Stunden (Einphasenpräparate) oder innerhalb von zwölf Stunden (Mehrphasenpräparate) nachgeholt werden. Dies gilt nicht für die sehr exakt einzunehmende „Minipille". Ist der Einnahmezeitpunkt länger überschritten worden, als es bei dem Präparat zugelassen ist, so wird die vergessene Pille ausgelassen und die übrige Packung aufgebraucht. Die Frau sollte sich dann zusätzlich für den Rest des Zyklus einer anderen Verhütungsmethode bedienen.


Da es sich bei den Ovulationshemmern um hochwirksame Medikamente handelt, sind sie verschreibungspflichtig. In letzter Zeit wurden verschiedene Nebenwirkungen bekannt, besonders bei Frauen über 30 Jahren, die zusätzlich weitere gesundheitliche Risiken aufweisen. Eine ärztliche Untersuchung muss deshalb darüber entscheiden, ob eine Einnahme der Pille jeweils ratsam ist.


Bei manchen Frauen, die Ovulationshemmer nehmen, kommt es anfangs zu Symptomen, die denen einer Schwangerschaft ähnlich sind: Gewichtszunahme, leichte Übelkeit und Überempfindlichkeit sowie Vergrößerung der Brüste. Diese unerwünschten Wirkungen verschwinden normalerweise in den ersten Monaten. Sollte dies nicht der Fall sein, ist es angebracht, ärztliche Beratung aufzusuchen und möglicherweise das Präparat zu wechseln.


Die Versagerquote (der Pearl-Index) liegt bei den höher dosierten Präparaten zwischen 0,2 und 0,5, bei den niedrigdosierten Präparaten (der „Mini-Pille") etwa bei 3.


Die Pille für „den Morgen danach"


Wenn eine Frau Koitus ohne Verhütungsmittel hatte oder wenn sie sich sicher ist, dass die Verhütung unwirksam war und sie daher schwanger sein könnte, kann sie sich vor einer Schwangerschaft schützen, indem sie die sogenannte „Pille danach" nimmt. Ein solches Präparat verhindert, dass ein eventuell befruchtetes Ei zur Implantation kommt. Es handelt sich bei der „Pille danach" - ähnlich wie bei Ovulationshemmern - um Medikamente, die bestimmte Hormone enthalten. Sie müssen je nach Art des Präparats einen bis mehrere Tage nach dem Koitus verabreicht werden. Wie Ovulationshemmer sind sie verschreibungspflichtig. Ehe ein Arzt diese sehr wirksamen Präparate verschreiben kann, muss er verschiedene gesundheitliche Faktoren berücksichtigen. Selbst wenn medizinisch keine Einwände bestehen, können diese Präparate vorübergehend sehr unangenehme unerwünschte Wirkungen haben, so zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen. Es sind jedoch auch ernste und langandauernde Nachwirkungen bekannt. Im Sinne einer Verhütungsmethode sollten diese Präparate in keinem Falle eingenommen werden.

 



Verhütungsmethoden für Männer und Frauen


Sterilisation


Männer und Frauen, die endgültig beschlossen haben, keine Kinder (mehr) haben zu wollen, können die sicherste, aber endgültige Verhütungsmethode wählen, die Sterilisation. Die Folgen dieses Eingriffs, der endgültig unfruchtbar macht, sollte man sehr genau überdenken. Ärzte arbeiten an einer chirurgischen Methode, um die Sterilisation wieder rückgängig und die Patienten wieder fruchtbar zu machen. Die gegenwärtigen Ergebnisse sind jedoch noch nicht als völlig befriedigend zu bezeichnen.


Sterilisation beim Mann - Vasektomie: Die Sterilisation eines Mannes, die Vasektomie, ist eine relativ einfache und sichere Operation, die ein Arzt auch ambulant in seiner Praxis vornehmen kann. Dabei werden die Samenleiter, durch die normalerweise die Samenzellen transportiert werden, durchtrennt und abgebunden. Danach werden keine Spermien ejakuliert, sie werden vom Körper absorbiert. Andere Veränderungen zieht dieser Eingriff nicht nach sich; Erektion, Orgasmus und Ejakulation bleiben unbeeinflusst. Die Vasektomie hat also keine Auswirkungen auf die sexuelle Ansprechbarkeit und Leistungsfähigkeit eines Mannes. Für manchen sterilisierten Mann ist Geschlechtsverkehr eher befriedigender, denn er braucht jetzt keine ungewollten Schwangerschaften mehr zu fürchten.


Sterilisation bei der Frau - Tubenligatur: Die Sterilisation bei einer Frau besteht darin, dass man die Eileiter, durch die die Eizellen in den Uterus gelangen, durchtrennt und abbindet oder verödet. Da die Eileiter innerhalb der Bauchhöhle liegen, ist die Operation etwas schwieriger als beim Mann. Ein Krankenhausaufenthalt von mindestens einem Tag ist deshalb erforderlich. Einige Kliniken wenden eine neue chirurgische Technik, die Laparoskopie, an und vereinfachen und verkürzen so die Operation. Nach einer Tubenligatur können Eizelle und Samenzelle nicht mehr aufeinandertreffen. Andere Veränderungen zieht dieser Eingriff nicht nach sich; die Empfindsamkeit und Orgasmusfähigkeit bleiben unbeeinflusst. Die Tubenligatur hat also keine Auswirkungen auf die sexuelle Ansprechbarkeit und Leistungsfähigkeit einer Frau, außer vielleicht in positivem Sinn, da sie nun keine ungewollte Schwangerschaft zu fürchten braucht.
 

Vasektomie und Tubenligatur

A. Vasektomie: Aus jedem Samenleiter wird ein Stück herausgeschnitten, die Enden werden abgebunden.

B. Tubenligatur: Ein Abschnitt jedes Eileiters wird abgebunden und herausgeschnitten. Nach einigen Wochen sind die Enden zugeheilt und voneinander getrennt (kleine Abbildung).

 


Die Verhütungsmethoden der Zukunft


Seit Jahren sucht die medizinische Forschung nach der „Pille für den Mann". Wenngleich erste Erfolge vorliegen, sind doch noch umfangreiche Tests erforderlich, bevor solche Produkte breit angewandt werden können. Inzwischen wird auch an neuen Verhütungsmethoden für die Frau gearbeitet. Dazu zählt auch jene Pille, die nicht jeden Tag eingenommen werden muss, sondern nur vor dem Geschlechtsverkehr. Ein anderer Versuch besteht darin, eine kleine Kapsel unter die Haut zu verpflanzen, von wo aus sie monate- oder jahrelang ihre Wirksubstanz in den Körper abgibt. Bei einer anderen Methode kommen Prostaglandine zur Anwendung (das sind Substanzen, die zum Beispiel das Zusammenziehen der glatten Muskulatur des Uterus bewirken). Mit ihnen könnte eine Schwangerschaft trotz Befruchtung verhindert werden. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeiten von Hormonspritzen, die alle drei oder sechs Monate injiziert würden und die die heutigen Ovulationshemmer ersetzen könnten.


Wie aus diesem kurzen Überblick deutlich wird, liegt die Verantwortung und Anwendung der meisten Verhütungsmethoden bei der Frau. Es wäre wünschenswert, dass die Forschung in Zukunft vermehrt Anstrengungen unternimmt, Verhütungsmethoden für den Mann zu entwickeln. Was wir wirklich brauchen, ist ein umfassendes Angebot von sicheren, nebenwirkungsfreien und leicht anwendbaren Verhütungsmethoden, die der Forderung nach sexueller Gleichberechtigung Rechnung tragen.

 

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