Die sexuelle Reaktion älterer Männer

2.2.2 Die sexuelle Reaktion älterer Männer


Bei uns herrscht vielfach die Ansicht, sexuelle Betätigung sei ein Privileg der Jugend. Manche können sich Sexualität bei älteren Menschen kaum vorstellen. Eine so eingeschränkte Sichtweise steht jedoch in deutlichem Gegensatz zu den biologischen Tatsachen.


Weder Männer noch Frauen müssen ihre geschlechtlichen Beziehungen aus Altersgründen aufgeben. Die sexuelle Reaktion - wie oben beschrieben -bleibt prinzipiell die gleiche. Sicher läßt bei älteren Menschen ihre frühere körperliche Kraft nach, wodurch sich auch ihre Reaktion verlangsamen kann. Ein öOjähriger Mann kann auch nicht mehr so weit und so schnell laufen wie ein 20jähriger. Das heißt aber nicht, daß er überhaupt nicht mehr laufen kann. Wenn er regelmäßig trainiert hat, kann er bei einem Dauerlauf besser abschneiden als mancher junge Mann, der keine Übung hat. Das gleiche gilt für sexuelle Aktivitäten. Männer, die ihr Leben lang sexuell aktiv waren, können Geschlechtsverkehr bis ins hohe Alter haben. Sie und ihre Partner sollten sich jedoch darüber im klaren sein, daß es bei gleichbleibendem Grundmuster sexueller Reaktion zu bestimmten geringfügigen Veränderungen kommen wird.


Die deutlichsten Veränderungen betreffen die Erregungsphase. Ältere Männer brauchen in der Regel länger, um eine Erektion zu bekommen. Die Erektion kann außerdem weniger stark als früher sein. Das muß jedoch keine Verminderung der Lust am Geschlechtsverkehr bedeuten. Tatsächlich ist ein älterer Mann dem jüngeren in der Plateauphase überlegen, weil seine Erektion jetzt länger anhält. Der Drang zur Ejakulation wird mit zunehmendem Alter weniger heftig. Orgasmus (und damit auch Ejakulation) kann öfter ganz ausbleiben. Das bedeutet aber andererseits, daß ältere Männer den Zeitpunkt ihres Orgasmus besser kontrollieren können, was für ihre Partner höhere Befriedigung bedeuten kann.


Weitere Unterschiede der sexuellen Reaktion junger und älterer Männer sind natürliche Folge der nachlassenden körperlichen Kräfte. Das muß aber das Ausmaß sexueller Befriedigung nicht mindern. So wie die physischen Reaktionen in den anderen Phasen nicht mehr so deutlich sind wie früher, wird auch der Orgasmus weniger vehement und kraftvoll. Die Ejakulationen werden schwächer, und der nachfolgende Verlust der Erektion erfolgt sofort. Dafür verlängert sich die Refraktärphase, das bedeutet, daß ein älterer Mann viel längere Zeit braucht, bis er wieder sexuell erregbar ist.


 

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