Die äußeren Geschlechtsorgane

2.1.1 Die äußeren Geschlechtsorgane


Die männlichen äußeren Geschlechtsorgane bestehen aus Penis und Hodensack (Skrotum). Die Hoden und Nebenhoden, die im Hodensack liegen, werden im allgemeinen als innere Geschlechtsorgane bezeichnet, obwohl sie außerhalb der Bauchhöhle liegen.


Der Penis


Der Penis (von lat. penis; Schwanz, Glied) ist ein zylindrisches Organ, das ein schwellfähiges Gewebe besitzt. Das bedeutet: Über die ganze Länge des Penis erstrecken sich drei Schwellkörper; zwei verlaufen auf der Oberseite (die Corpora cavernosa) und einer entlang der Unterseite (das Corpus spongiosum). In letzterem verläuft die Harnröhre (Urethra), die nicht nur zur Ausscheidung von Harn, sondern auch von Samenflüssigkeit dient. Große Arterien können diese Schwellkörper innerhalb sehr kurzer Zeit mit Blut füllen und dadurch vergrößern und versteifen. So kommt es zur Erektion des Penis. Umgekehrt lässt die Erektion nach, wenn das Blut abfließt. Erektionen des Penis werden gewöhnlich durch sexuelle Erregung ausgelöst, es gibt jedoch auch andere Ursachen (vgl. Kap. 2.2 „Die sexuelle Reaktion beim männlichen Geschlecht").


Bei einer Erektion vergrößert sich der Penis. Das ist möglich, weil seine Haut sehr elastisch und locker ist. An der Spitze des Penis hängt die Haut so locker, dass sie eine Hautfalte bildet, die man Vorhaut nennt. Diese Vorhaut bedeckt normalerweise die Spitze des Penis, die Eichel (lat. glans). Sie tritt während der Erektion ganz unter der Vorhaut hervor und ist in vielen Fällen dicker als der Peniskörper. Die Eichel ist die Verlängerung des Corpus spongiosum, und an ihrer Spitze tritt die Harnröhre aus. Ihre glatte Oberfläche ist mit zahllosen Nervenendigungen übersät und daher äußerst berührungsempfindlich, insbesondere an ihrem äußeren Rand. So spielt sie auch eine große Rolle für die sexuelle Lustempfindung beim männlichen Geschlecht.


Die Unterseite der Eichel ist durch ein dünnes Gewebeband (das Frenulum) mit der Vorhaut verbunden. Am Rande der Eichel und unter der Vorhaut liegen Drüsen, die eine käse-ähnliche Substanz absondern, das Smegma. Wenn die Vorhaut eng ist, kann sich dieses Smegma ansammeln und Reizungen hervorrufen. Zur täglichen Körperpflege gehört deshalb auch die Reinigung der Glans nach Zurückschieben der Vorhaut.


Eine zu enge Vorhaut (Phimose) ist einer der Gründe für die Beschneidung (einen verbreiteten chirurgischen Eingriff). Sie besteht darin, dass man die Vorhaut operativ entfernt. Unter Juden und Moslems hat die Beschneidung aus religiösen Gründen eine lange Tradition. Sie wird jedoch inzwischen auch sonst sehr häufig vorgenommen; in den Vereinigten Staaten wird fast jeder männliche Säugling kurz nach der Geburt beschnitten, unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit. Die Beschneidung hat keinen Einfluss auf die sexuellen Fähigkeiten eines Mannes.


Beim erwachsenen Mann ist der Penis in schlaffem Zustand ungefähr 7,5 bis 10 cm lang, in erigiertem Zustand 13 bis 18 cm. Von dieser Regel gibt es jedoch Abweichungen. Im Gegensatz zu einem verbreiteten Irrglauben hat die Länge des Penis keinerlei Zusammenhang mit Körperbau, Hautfarbe oder der sexuellen Leistungsfähigkeit eines Mannes. Ein sehr kleingewachsener Mann hat manchmal einen längeren Penis als ein großer Mann (und umgekehrt), ein weißer Mann hat manchmal einen längeren Penis als ein schwarzer (und umgekehrt), ein Mann mit einem kleinen Penis hat manchmal mehr Orgasmen als ein Mann mit einem großen Penis (und umgekehrt). Daneben können sich Größenunterschiede des schlaffen Penis durch die Erektion ausgleichen.


Aus nicht ganz einsichtigen Gründen sind viele Männer unseres Kulturkreises in großer Besorgnis über die Größe ihres Penis. Zu einer solchen Besorgnis besteht jedoch überhaupt kein Anlass. Selbst wenn ein Penis während der Erektion relativ klein bleibt, erfüllt er genau die gleichen Voraussetzungen wie ein größerer. Die Vagina der Frau passt sich der Größe des Penis an, und da in den Vaginawänden selbst nur wenige Nervenenden verlaufen, hängen ihre Empfindungen in erster Linie von der Festigkeit der Muskeln der Scheidenöffnung und von psychischen Faktoren ab (vgl. Kap. 3.2 „Die sexuelle Reaktion beim weiblichen Geschlecht"). Entsprechendes gilt für die Empfindungen beim Analverkehr. Innerhalb des Schließmuskels des Anus gibt es so gut wie kein Gefühl. (Das ist nebenbei bemerkt auch der Grund, weshalb manche Menschen, die sich lange, harte Gegenstände in den Anus einführen, nicht merken, wenn sie sich dabei verletzen.)


Der Hodensack (Skrotum)


Der Hodensack ist eine Hauttasche, die die Hoden enthält. Er hängt zwischen den Schenkeln an der Peniswurzel. Die Haut des Hodensacks ist etwas dunkler gefärbt und enthält viele Schweißdrüsen. Das Innere ist in zwei getrennte Räume aufgeteilt, die je einen Hoden und die dazugehörigen Samenwege enthalten, die im Samenstrang in die Bauchhöhle führen. Im Samenstrang verläuft ein dünner Kanal, durch den die Spermien wandern, die Vas deferens. Diese Vas deferens wird bei der Vasektomie durchtrennt (vgl. a. Kap. 4.4 „Empfängnisverhütung"). Der Samenstrang enthält daneben Blutgefäße, Nerven und Muskeln. Diese Muskeln ziehen sich auf bestimmte Reize, besonders auf niedrige Temperatur, zusammen und ziehen die Hoden dichter an den Bauch heran. Ähnlich reagiert die Haut des Hodensacks, sie sieht dann dick und faltig aus. Gewöhnlich hängt der Hodensack jedoch locker, die Haut sieht glatt und weich aus. So reagiert der Hodensack gewissermaßen wie ein Thermostat, der eine gleichbleibende Temperatur für die Spermienbildung sichert. Diese Temperatur soll etwas niedriger als die des übrigen Körpers sein.


 

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