Methoden des Schwangerschaftsabbruchs

4.5.1 Methoden des Schwangerschaftsabbruchs


Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Schwangerschaftsabbruch zu Beginn oder bei fortgeschrittener Schwangerschaft vornehmen lässt. Je früher der Eingriff vorgenommen wird, desto besser ist es. Während der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft ist ein Abbruch relativ ungefährlich. Er kann meist sogar ambulant vorgenommen werden. Nach der zwölften Woche können erhebliche Komplikationen entstehen, da in diesem Stadium schon sehr viel eingreifendere Operationstechniken angewandt werden müssen. Hier ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt unerlässlich, Der Abbruch einer fortgeschrittenen Schwangerschaft nach der 20. Woche ist medizinisch kaum noch vertretbar, es sei denn, es handle sich um eine ganz extreme Ausnahmesituation. Denn einige Wochen später ist der Fötus bereits so weit entwickelt, dass er bei einer Frühgeburt bereits überleben könnte.


Man muß sich immer vor Augen halten, daß jeder Schwangerschaftsabbruch, auch wenn er frühzeitig stattfindet, ein medizinischer Eingriff ist, der unter bestimmten Umständen zu Komplikationen führen kann. Daher hält die Suche nach neueren und sichereren Methoden an. Eine dieser Methoden beruht auf der Verwendung von Prostaglandinen. Das sind Substanzen, die unter anderem das Zusammenziehen der Uterusmuskulatur bewirken. Mit ihnen kann zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft eine „Geburt" ausgelöst werden. Bis heute ist diese Methode jedoch noch nicht so zufriedenstellend, dass man sie für eine Routineanwendung freigeben sollte. Zudem ist sie mit erheblichen unerwünschten Wirkungen behaftet. Aber auch andere Arten von Tabletten, Spritzen oder anderen Abortivmitteln, die über oder unter dem Ladentisch gehandelt werden, bergen erhebliche Risiken in sich und sind außerdem oft unwirksam.


Eine Frau, die vor der Entscheidung steht, ihre Schwangerschaft abzubrechen, sollte sich- auch im Gespräch mit ihrem Arzt - mit den verschiedenen medizinisch gebräuchlichen Methoden vertraut machen. Sie weiß dann, was sie in der Praxis des Arztes oder im Krankenhaus erwartet und, was noch wichtiger ist, sie wird sich dann auf keinen Fall in die Hände eines kriminellen Abtreibers begeben.


Methoden des frühzeitigen Schwangerschaftsahbruchs


Menstruationsregulierung


Bisher übliche Schwangerschaftstests sind bis zu 40 Tage (manchmal mehr) nach der letzten Menstruation unzuverlässig. Wenn eine Frau vermutet, schwanger zu sein, sie aber nicht so lange warten will, kann sie, um Gewissheit zu erlangen, in den USA den Gynäkologen bitten, eines der verschiedenen Verfahren der Menstruationsregulierung anzuwenden: die Absaugmethode, Extraktion oder Ausschabung. Diese Eingriffe sind dem Vorgehen beim Einlegen eines Intrauterinpessars ähnlich. Auch hier führt der Arzt ein kleines Instrument durch den Gebärmutterhals in den Uterus ein. Statt ein IUD einzulegen, löst er die Uterusschleimhaut durch Anlegen eines Unterdrucks ab und saugt sie heraus. Der ganze Vorgang dauert nur wenige Minuten und kann in einer Arztpraxis durchgeführt werden. Natürlich ist das Wort „Schwangerschaftsabbruch" hier nur dann richtig angewandt, wenn es sich tatsächlich um eine frühe Schwangerschaft gehandelt hat. Ist die Frau jedoch nicht schwanger gewesen und ihre Menstruation aus einem anderen Grunde ausgeblieben, ist die Bezeichnung Menstruationsregulierung genauer. Diese Methode nimmt eine Zwischenstellung zwischen Schwangerschaftsverhütung und Schwangerschaftsabbruch ein.


Absaugmethode


In der Bundesrepublik setzt die Einleitung eines Schwangerschaftsabbruchs in jedem Fall zunächst den Nachweis einer Schwangerschaft voraus. Beim Vorliegen einer frühen Schwangerschaft kann der Arzt zu einer schonenden Methode der Unterbrechung raten: der Absaugmethode, die auch unter den Bezeichnungen „Absaugkürettage" oder „Uterusabsaugung" bekannt ist. Sie wird heute als die schonendste und risikoärmste Methode angesehen. Nach Dehnung des Gebärmutterhalses wird ein Tubus, der an eine Absaugpumpe angeschlossen ist, in den Uterus eingeführt. Embryo und Plazenta werden von einem Unterdruck durch den durchsichtigen Tubus aus dem Uterus in eine Auffangflasche gesaugt.


Kürettage


Die Kürettage ist eine ältere Methode; sie unterscheidet sich jedoch im Prinzip nicht wesentlich von der Absaugmethode. Wiederum wird zunächst der Gebärmutterhals erweitert. Ein löffelähnliches Instrument (die Kürette) wird in den Uterus eingeführt. Mit der Kürette schabt der Arzt dann Embryo, Plazenta und Schleimhaut von der Uteruswand ab. Die Operation wird in Narkose in einer Klinik durchgeführt.

 


Methoden des Schwangerschaftsabbruchs

1. Erweiterung der Zervix und Kürettage

Die Abbildung zeigt einige Dehnungsstifte zur Erweiterung der Zervix und eine Kürette. Dehnungsstifte werden sowohl bei der Kürettage als auch bei der modernen Absaugmethode (s. unten) angewandt, um die Zervix zu erweitern. Bei dieser Methode wird das Embryo und die Plazenta mit der Kürette von der Wand der Gebärmutter abgeschabt.


2. Absaugmethode

Die Zervix wird mit einer Klemme festgehalten, dann wird ein Absaugrohr durch die erweiterte Zervix in den Uterus eingeführt und das Embryo abgesaugt.




Methode des Schwangerschaftsabbruchs bei fortgeschrittener Schwangerschaft - die Hysterotomie


Die Hysterotomie stellt eine Art kleinen Kaiserschnitt dar. Durch einen Schnitt in den Unterleib wird die Gebärmutter geöffnet und Fötus und Plazenta herausgenommen. Da es sich hierbei um einen chirurgischen Eingriff handelt, ist ein Krankenhausaufenthalt unerlässlich. Eine Frau, bei der eine Hysterotomie vorgenommen worden ist (was nicht mit einer Hysterektomie, dem Entfernen des Uterus, verwechselt werden darf), kann wieder schwanger werden. Bei jeder weiteren Geburt wird jedoch in der Regel ein Kaiserschnitt notwendig sein.

 

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