Hermaphroditismus

5.3.2 Der Hermaphroditismus

Hermaphrodit

Ein Hermaphrodit ist ein Mensch, dessen Körper männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale aufweist. In der Antike schrieb man solchen Menschen häufig besondere magische Kräfte zu. In manchen Gesellschaften waren sie auch gesuchte Sexualpartner. Diese alte griechische Vasenmalerei zeigt einen jungen Hermaphroditen, der vor einem Bewunderer tanzt.

 

Während ein Kind im Mutterleib heranwächst, entwickeln sich seine inneren und äußeren Organe, auch seine Geschlechtsorgane, bis zu der Vollkommenheit, die wir bei der Geburt sehen. In seltenen Fällen können Störungen dieser Entwicklung auftreten, die dazu führen, dass das Kind mit unvollständig entwickelten Geschlechtsorganen geboren wird. In solchen Fällen ist das Geschlecht des Neugeborenen oft schwer bestimmbar, da unvollständig entwickelte Geschlechtsorgane bei Jungen und Mädchen sehr ähnlich aussehen können. Man bezeichnet das Kind als männlichen (Pseudo-) Hermaphroditen, wenn zwei Hoden vorhanden sind; als weiblichen (Pseudo-) Hermaphroditen, wenn zwei Ovarien vorhanden sind; als sogenannten echten Hermaphroditen, wenn sowohl Hoden- als auch Ovariengewebe vorhanden ist. Das äußere Erscheinungsbild kann dabei unter Umständen ganz unauffällig sein, es kann jedoch zu psychischen Problemen hinsichtlich der sexuellen Identität kommen (vgl. hierzu a. Kap. l „Die Entwicklung der Geschlechtsunterschiede") .


Mit dem Wort „Hermaphrodit" bezeichnet man von alters her Menschen, die männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale gleichzeitig aufweisen. In der griechischen Mythologie war Hermaphroditos, der Sohn des Hermes und der Aphrodite, ein hübscher, aber sehr prüder Jüngling. Als er die Liebe einer Nymphe zurückwies, umarmte ihn diese so leidenschaftlich, dass ihre Körper verschmolzen und sie buchstäblich „ein Fleisch" wurden.


Heute ist es mit Hilfe von Hormonbehandlungen und chirurgischen Eingriffes möglich, die Entwicklung eines „sexuell unfertigen" Kindes weitgehend zu vervollständigen. Eine psychologische Beratung der Eltern muss gleichzeitig gewährleisten, dass sie ihr Kind entgegen dessen anfänglicher äußerer Erscheinung in der richtigen Geschlechterrolle erziehen. Wenn dies alles berücksichtigt wird, kann das Kind sein „richtiges" Geschlecht finden und mit der Zeit eine endgültige sexuelle Identität entwickeln. Wenn also auch in manchen Fällen eine Sterilität nicht verhindert werden kann, können heute doch Menschen, die als Hermaphroditen geboren werden, unter Nutzung aller Möglichkeiten der Medizin und Psychologie als normale Männer und Frauen aufwachsen.


Manche Männer oder Frauen, über deren biologisches Geschlecht keinerlei Zweifel besteht, haben den Wunsch, eine ,,Geschlechtsumwandlung" vornehmen zu lassen. Dieses seltene Phänomen, das als Transsexualität bezeichnet wird, ist eher ein psychologisches als ein physiologisches Problem. Es wird deshalb in Kap. 8 „Sexuelle Störungen" behandelt.


 

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