Die Entwicklung vom Embryo zum Foetus

4.2.1 Die Entwicklung vom Embryo zum Fötus


Die Entwicklung vom befruchteten Ei bis zum lebensfähigen Kind vollzieht sich in drei hauptsächlichen Entwicklungsstufen:


1. Das Stadium der Zygote (von der Befruchtung bis zur Implantation)


2. Das Stadium des Embryo (in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft)


3. Das Stadium des Fötus (in den letzten sechs Monaten der Schwangerschaft).


Das erste Stadium wurde bereits beschrieben (vgl. Kap. 4.1 „Die Empfängnis"). Im folgenden soll nun die weitere Entwicklung des neuen Organismus in der Gebärmutter beschrieben werden.


Das Embryo


Mit dem Wort „Embryo" (von griech. embryon: das ungeborene Kind) bezeichnet man den wachsenden Organismus bis zum Ende der zwölften Schwangerschaftswoche. In diesem Zeitraum entwickelt es sich von einer winzigen Zellansammlung zu einem fast 10 cm großen Gebilde. Gleichzeitig wächst ein besonderes Barriere- und Austauschorgan, die Plazenta, zwischen Embryo und Gebärmutter heran. Das Embryo ist mit der Plazenta durch die Nabelschnur verbunden. (Diese Verbindung bleibt bis nach der Geburt bestehen. Dann wird die Plazenta ebenfalls ausgestoßen. Aus diesem Grund nennt man die Plazenta auch „Nachgeburt".) Die Plazenta funktioniert wie ein Schutzfilter. Sie ermöglicht dem Embryo (und später dem Fötus), Nahrung und Sauerstoff aus dem Blut der Mutter aufzunehmen und gegen Kohlendioxyd und Abfallstoffe auszutauschen. Die Blutkreisläufe von Mutter und Kind bleiben jedoch während der ganzen Zeit voneinander getrennt.


Während der ersten Lebensmonate unterscheidet sich ein menschliches Embryo kaum von den Embryonen anderer höherer Säugetiere. Erst nach dem zweiten Monat nimmt es menschliche Züge an. Man kann nach und nach ein Gesicht erkennen, aber auch Arme und Finger, Beine und Zehen. Zwischen den Beinen werden die ersten - noch undifferenzierten - Entwicklungsstufen der Geschlechtsorgane erkennbar. Wenn das ungeborene Kind vom Stadium des Embryos in das Stadium des Fötus eintritt, ist es eindeutig als menschliches Wesen zu identifizieren, und alle späteren Organe sind bereits angelegt.


Der Fötus


Das Wort „Fötus" (von lat. fetus: Nachkomme) bezeichnet den wachsenden Organismus vom vierten Monat an bis zur Geburt. Während dieser Zeit entwickelt er sich von einem nicht ganz 10 cm großen und wenige Gramm schweren Lebewesen zu einem Kind von etwa 50 cm Länge und einem Gewicht von ungefähr sieben Pfund. In den ersten Wochen dieser Entwicklung findet die Differenzierung der inneren Geschlechtsorgane statt. Etwas später entwickeln sich die äußeren Geschlechtsorgane. Etwa im fünften Monat werden die Bewegungen des Fötus so kräftig, daß die Mutter sie wahrnehmen kann. Dieser Zeitpunkt der ersten Kindsbewegungen wurde früher für den Augenblick gehalten, zu dem das ungeborene Kind zu leben anfange.


Während seiner gesamten Entwicklung wird der Fötus dadurch geschützt, daß er fast schwerelos in einem mit Flüssigkeit gefüllten Beutel, der Amnion-höhle, liegt. Gegen Ende des sechsten Schwangerschaftsmonats ist der Fötus ungefähr 30 cm lang und etwas über 1000 Gramm schwer. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Entwicklung des Atemzentrums im Gehirn. Es ist nicht absolut unmöglich (allerdings sehr unwahrscheinlich), daß ein Fötus in diesem Stadium eine Frühgeburt überlebt. Die Gefahr eines Hirnschadens ist dann allerdings groß, da die Atmung noch nicht ausreichend funktioniert. In die letzten Schwangerschaftsmonate fallen wichtige Entwicklungsschritte des Fötus, zum Beispiel die Ausbildung des Gehirnzentrums, das die Temperaturregelung steuert. Außerdem bildet sich unter der Haut eine Schutzschicht aus Fett. Beim männlichen Fötus senken sich in dieser Zeit die Hoden in den Hodensack ab. Falls dieser Vorgang nicht stattfindet, muß nach der Geburt eingegriffen werden. Andernfalls wäre Sterilität die Folge.


In den letzten Wochen vor der Geburt wächst der Fötus nicht nur erheblich, er nimmt vor allem rasch an Gewicht zu. Wird ein Kind geboren, das weniger als 2500 Gramm wiegt, ist es untergewichtig oder zu früh geboren.


 

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