Terminologie

Intersexualität - Einleitung

Terminologie (Fachausdrücke, Bezeichnungen)

Antike griechische Vasenmalerei: Tanzender Hermaphrodit

In der heutigen medizinischen und sozialpolitischen Diskussion hat sich der moderne Ausdruck “Intersexualität” (von lat. inter: zwischen und sexus: Geschlecht) gegenüber dem älteren, gelehrten und poetischen “Hermaphroditismus” durchgesetzt. (Allerdings wird diese traditionelle Bezeichnung weiterhin in der Pflanzen- und Tierbiologie verwendet.)
Nach einer antiken griechischen Sage war
Hermaphroditos ein schöner junger Mann, der Sohn des Götterboten Hermes (lat. Merkur) und der Liebesgöttin Aphrodite (lat. Venus). Als er die Liebe einer Nymphe zurückwies, umarmte ihn diese so leidenschaftlich, dass ihr Körper mit dem seinen verschmolz. Daher wurde im Abendland von der Antike bis in die Neuzeit eine Person mit körperlichen Merkmalen beider Geschlechter Hermaphrodit genannt.
Eine andere Bezeichnung aus der Antike “
Androgyne” (gr. andros: Mann und gyne: Frau) bedeutete ursprünglich eine doppelgeschlechtliche Person, d.h. ein mythisches, besonders starkes menschliches Wesen, das aus zwei miteinander verbundenen Körpern bestand - einem weiblichen und einem männlichen. Heute ist nur noch das Adjektiv “androgyn” weithin gebräuchlich. Zumeist sind damit Körper oder Gesichter gemeint, die männliche und weibliche Züge in sich vereinigen

Heutzutage gelten die alten mythologischen Anspielungen als unbrauchbar für wissenschaftliche Zwecke, und deshalb werden sie auch von den Ärzten und den Betroffenen selbst vermieden. Das gilt auch für die älteren Unterscheidungen zwischen sogenannten “
weiblichen Pseudohermaphroditen” (Eierstöcke vorhanden), “männliche Pseudohermaphroditen” (Hoden vorhanden) und “echten Hermaphroditen” (sowohl Eierstock- wie Hodengewebe vorhanden). Diese Unterscheidungen galten einmal als nützlich, haben sich aber inzwischen als unpraktisch erwiesen. Stattdessen spricht man heute allgemeiner von “intersexuellen Personen” oder verkürzt von “Intersexen”.
Kürzlich haben einige Experten einen neuen Begriff für die verschiedenen intersexuellen Befunde vorgeschlagen:“
Disorders of Sex Development (DSD)” (Fehler der Geschlechtsentwicklung). Andere aber sehen darin ein negatives Etikett, das letztlich zu Diskriminierung führt. Deshalb ziehen sie neutrale, weniger stigmatisierende Begriffe vor wie “Variations of Sex Development (VSD)” (Variationen der Geschlechtsentwicklung) oder “Differences of Sex Development (Unterschiede in der Geschlechtsentwicklung). Dieser letztere Ausdruck würde sogar die Abkürzung DSD beibehalten, ihr aber eine größere Akzeptanz verschaffen.
Die moderne Forschung hat uns gezeigt:
Die Intersexualität ist eine Sache des Ausprägungsgrades. Sie umfasst ein sehr breites Spektrum von atypischen körperlichen Entwicklungen mit einer Anzahl möglicher Ursachen. Deshalb gibt es keine Herangehensweise, die auf alle Fälle passt. Im Einzelfall kann nur eine sehr sorgfältige medizinische Untersuchung und entsprechende gründliche Überlegung den Weg weisen, der zu beschreiten ist.

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