Einleitung

Intersexualität

Einleitung: Ein komplexes Problem

Botanisches Symbol:
Doppelgeschlechtliche Pflanze - eine Kombination der Symbole für weiblich und männlich. Hier ist der weibliche Anteil rot, der männliche blau und der ihnen gemeinsame Kreis violett. Das Symbol steht heute auch oft für die menschliche Intersexualität.

Die Einteilung der Menschheit in zwei Geschlechter - weiblich und männlich - ist für die Meisten so selbstverständlich, dass sie nie darüber nachdenken. Wenn also ein Kind geboren wird, dann genügt ihnen ein kurzer Blick auf die äußeren Geschlechtsorgane, und es steht für sie fest: Es ist entweder ein Mädchen oder ein Junge.
Wir haben aber in Kurs 1 gesehen, dass die Sache nicht immer so einfach ist (
Grundlagen der sexuellen Anatomie und Physiologie beim Menschen). Außer der typischen weiblichen oder männlichen anatomischen Entwicklung gibt es auch untypische Fälle von “Unklarheit”, bei denen eine eindeutige Zuordnung des neugeborenen Kindes zu einem der beiden Geschlechter schwerfällt. Heute fasst man solche Fälle gewöhnlich unter dem Begriff Intersexualität zusammen. Bei einigen zeigt sich nach näherer Untersuchung, dass die Weiblichkeit oder Männlichkeit doch deutlich überwiegt, und dies macht es dann leichter, eine vertretbare Lösung zu finden. Gelegentlich aber erweist sich das Problem als so kompliziert, dass lange, sorgfältige Überlegungen und Konsultationen notwendig werden, um dann eine ethisch vertretbare Entscheidung über die Geschlechtsbestimmung treffen zu können. Diese schwere, immer sehr weitreichende Entscheidung wird nicht nur den Medizinern und Psychologen abverlangt, die mit dem Fall befasst sind, sondern auch den Eltern und schließlich dem heranwachsenden Kind, Jugendlichen und Erwachsenen selbst. In den letzten Jahren haben erwachsene Intersexuelle begonnen, sich zu organisieren und gegen Entscheidungen zu protestieren, die wohlmeinende, aber kurzsichtige Ärzte in frühester Kindheit für sie getroffen haben. Erst später zeigte sich oft, dass es Fehlentscheidungen waren. Die Kritik der traditionellen medizinischen Praxis schließt zunehmend aber auch eine Kritik unserer gesamten soziokulturellen Tradition ein, die ja auf einer klaren Unterscheidung der Geschlechter besteht, und die mit allen Zwischenstufen oder Übergängen wenig Geduld hat.

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