Neue Leitlinien

Intersexualität - Unser Umgang mit der Intersexualität

Weitere Änderungen - Neue Leitlinien

 

Vor einigen Jahren haben der amerikanische Biologe Milton Diamond und der kanadische Psychiater Keith Sigmundson neue Leitlinien für die medizinische Behandlung von Intersexualität vorgeschlagen, und zwar von der Geburt über das Jugendalter bis zum Erwachsenenalter. Diese Leitlinien waren das Ergebnis gründlicher Diskussionen zwischen Biologen, Ärzten, Psychologen, Rechtsanwälten und verschiedenen intersexuellen Interessengruppen. Für die Ärzte folgt hier eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  • Versuchen Sie in jedem Fall untypischer Geschlechtsorgane unbedingt, die Ursache festzustellen.
  • Informieren und beraten Sie von Anfang an die Eltern und schützen Sie deren Privatsphäre.
  • Wo Ursache und Prognose feststehen, entscheiden Sie über das Geschlecht des Kindes so früh wie möglich.
  • In weniger klaren Fällen sollte die Geschlechtszuweisung nicht aufgrund der körperlichen Erscheinung bei der Geburt erfolgen, sondern aufgrund der wahrscheinlichsten Entwicklung nach der Pubertät.
  • In sehr schwierigen Fällen treffen Sie die Entscheidung, die Ihnen unter den Umständen am vernünftigsten erscheint. Erklären Sie aber den Eltern, dass das Kind später “das Geschlecht wechseln” könnte, d.h. sich für eine andere sexuelle Identität entscheidet.
  • Solange keine offizielle Diagnose feststeht, verzögern Sie den Eintrag über das Geschlecht des Kindes offiziellen Dokumenten. Eine unbestimmte Bezeichnung wie “Säugling Müller” oder “Baby Schmidt” muss genügen, ebenso wie ein geschlechtsneutraler Vorname wie “Friedel”, “Franzi”, oder „Toni“ usw.
  • Kein irreversibler chirurgischer Eingriff aus rein kosmetischen Gründen, sondern nur aus Gründen, die der künftigen Gesundheit des Kinds dienen! Diese Entscheidung muss den Eltern erklärt werden, die vielleicht möchten, dass ihr Kind sofort „normal“ aussieht. Aber selbst, wenn die äußeren Geschlechtsorgane zunächst untypisch aussehen, so ist es doch durchaus möglich, dass sie im Erwachsenenalter ein befriedigendes Sexualleben erlauben. In der Tat, die meisten intersexuellen Befunde erfordern keinerlei chirurgische Korrektur.
  • Halten Sie sich für spätere Konsultationen bereit. Sowohl die Eltern wie das betroffene Kind brauchen vielleicht auch in späteren Jahren Rat und Hilfe.
  • Seine Sie eine Autorität auf Ihrem Fachgebiet, aber treten Sie niemals autoritär auf! Geben Sie die beste verfügbare Information, aber denken Sie immer daran: Letztlich kann nur Ihre Klientin oder ihr Klient entscheiden, welche sexuelle Identität ihr oder ihm angemessen ist.
  • Setzen Sie die Familie mit einer Selbsthilfegruppe in Verbindung.

Der volle Originaltext des Leitfadens erscheint hier.
Einige Aspekte der “Normalisierungschirurgie” werden
hier behandelt.

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