Endokrine Disruptoren, Synthetische Hormone

Intersexualität - Das intersexuelle Spektrum

Ursachen der Intersexualität - Umwelteinflüsse

Endokrine Disruptoren, Synthetische Hormone

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die zunehmende Umweltverschmutzung bei vielen wildlebenden männlichen Tieren zu einer körperlichen Feminisierung (Verweiblichung) geführt hat. So haben zum Beispiel einige kanadische Frösche und Fische, die in Seen und Flüssen mit Industrieabwässern in Berührung kamen, intersexuelle Formen entwickelt und damit die Unfähigkeit, sich fortzupflanzen. Das Ergebnis ist ein dramatischer Schwund ihrer Anzahl. Die hierfür verantwortlichen Chemikalien sind als endokrine Disruptoren (engl. endocrine disrupting chemicals (EDCs)) bekannt. Wie schon der Name sagt, unterbrechen (engl. disrupt) oder schwächen sie die Wirkung endokriner Drüsen wie der Eierströcke und Hoden, d.h. sie stören oder verhindern die normalen Funktionen hormonaler Prozesse im Körper. Somit können sie zu einer Reihe von körperlichen Problemen führen, einschließlich einer untypischen Entwicklung der Geschlechtsorgane. Eine Aufzählung oder Beschreibung aller dieser Chemikalien ist im gegenwärtigen Kurs nicht möglich. Auch auf ihre vielfältigen Wirkungen können wir hier nicht eingehen. Jedenfalls ist ihre tatsächliche oder mögliche Rolle bei der Entstehung von Intersexualität noch unklar und wird weiter untersucht. Es besteht aber kein Zweifel bei gewissen hormonellen Medikamenten, die man früher schwangeren Frauen verschrieben hat: Progestin, das häufig bei der Empfängnisverhütung eingesetzt wird, wurde in den 50er und 60er Jahren auch verabreicht, um Fehlgeburten zu verhindern. Während es für diesen Zweck unbrauchbar blieb, hatte es aber eine virilisierende, d.h. vermännlichende Wirkung auf weibliche Föten. Bei der Geburt glichen ihre Geschlechtsorgane in verschiedenem Grade denen von neugeborenen Jungen. DES (Diethylstilbestrol) eine synthetische Form von Östrogen, wurde von den 40er bis zu den frühen 70er Jahren ebenfalls zur Verhinderung von Fehlgeburten verabreicht. Wiederum erwies es sich für diesen Zweck als ungeeignet, hatte aber unerwartete Nebenwirkungen. Darunter waren auch Formen der Intersexualität bei den Neugeborenen und erhöhte Gesundheitsrisiken bei ihren Müttern.
Alle diese Beobachtungen zeigen noch einmal, dass die Intersexualität eine Sache des Ausprägungsgrades ist und sehr verschiedene Formen annehmen kann. Deshalb liegt jeder Einzelfall anders, und deshalb müssen auch alle intersexuellen Personen als Individuen betrachtet und behandelt werden. Sie sind in jeder Hinsicht volle Menschen mit allen Rechten, die auch jedem anderen zustehen. Zwar sind sie in der Minderheit, aber sie verdienen dennoch jede Anerkennung, welche die Mehrheit wie selbstverständlich in Anspruch nimmt.

 

 

(Links) Symbol aus der Europäischen Union: “Gefährlich für die Umwelt”
Das Symbol zeigt einen toten Baum und einen toten Fisch. Es muss auf allen Packungen sichtbar sein, deren Inhalt schädlich für die Umwelt sein könnte.
(Rechts) Logo der US Food and Drug Administration
In den USA ist die FDA dafür verantwortlich, die öffentliche Gesundheit in wichtigen Punkten zu schützen. Sie muss daher für die Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten sorgen und auch für die von biologischen Erzeugnissen, medizinischen Apparaten, Lebensmitteln, Kosmetika und von Produkten, die Strahlung aussenden.

[Kurs 3] [Kursbeschreibung] [Nutzungsanleitung] [Einleitung] [Beim weibl. Geschlecht] [Beim männl. Geschlecht] [Intersexualität] [Einleitung] [Intersexuelles Spektrum] [Umgang mit Intersex.] [Weitere Lektüre] [Examen]