Archive for Sexology


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WHO PAN AMERICAN HEALTH ORGANIZATION
WORLD HEALTH ORGANIZATION
 
 

Zur Förderung sexueller Gesundheit

- Handlungsempfehlungen

Bericht einer Regionalkonsultation organisiert von
Pan American Health Organization (PAHO)
World Health Organization (WHO)

In Zusammenarbeit mit der

World Association for Sexology (WAS)
in Antigua Guatemala, Guatemala
19.- 22. Mai, 2000
(Veröffentlicht 2001, deutsch von E.J. Haeberle)
 

INHALT

Hintergrund und Ziele

  • Historischer Hintergrund
  • Begründung
  • Ziele der Konsultation
  • Konzeptioneller Rahmen
  • Grundbegriffe Sex (biologisches Geschlecht)
    Sexualität (Geschlechtlichkeit)
    Sexuelle Gesundheit
    Sexuelle Rechte
  • Sexuelle Gesundheit: Anliegen und Probleme

  • Sexuelle Gesundheitsanliegen
  • Sexuelle Gesundheitsprobleme
  • Aktionen und Strategien zur Förderung sexueller Gesundheit

    Appendix I. - WAS-Erklärung der sexuellen Rechte

    Appendix II. - Ätiologische Klassifizierung sexuell übertragbarer Infektionen

    Appendix III. - Inhalte einer umfassenden Sexualaufklärung

    Appendix IV. - Curriculum für die sexologische Ausbildung in Gesundheitsberufen

    Appendix V. - Ressourcen für sexuelle Gesundheit

    Anmerkungen

    Danksagung




    Hintergrund und Ziele

    Historischer Hintergrund
    Begründung
    Ziele der Konsultation


    Historischer Hintergrund

    Ein Treffen zum Thema "Die menschliche Sexualität in Erziehung und Therapie: Zur Ausbildung in Gesundheitsberufen" wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf vom 6. bis 12. Februar 1974 einberufen. Die Teilnehmer wurden eingeladen aufgrund ihrer Expertise in Lehre, Forschung oder klinischer Erfahrung auf dem Gebiet der menschlichen Sexualität in verschiedenen Ländern. Das Treffen wurde gebeten, eine kritische Bestandsaufnahme und Empfehlungen zu liefern in folgenden Bereichen:

  • Die Rolle der Sexualwissenschaft in Gesundheitsprogrammen, besonders in der Familienplanung;
  • Lehrinhalte und Lehrmethoden der Sexualkunde in Gesundheitsberufen;
  • Identifizierung von Therapie- und Beratungsmodellen, die den Prioritäten in verschiedenen soziokulturellen Kontexten genügen und die generell in Gesundheitsberufen angewendet werden können;
  • Initiierung, Organisierung und Implementierung von Lehr- und Therapieprogrammen zum Thema menschliche Sexualität;
  • internationale Dienste zur Bezugnahme und Koordination in der Sexualwissenschaft.
  • Die Schlussfolgerungen dieses Treffens wurden in folgendem Dokument veröffentlicht: Education and Treatment in Human Sexuality: The Training of Health Professionals 1. Dies war ein historisches Dokument, das den Weg zur verbesserten Ausbildung in Gesundheitsberufen ebnete, damit hier die nötige Sexualerziehung, Sexualberatung und Sexualtherapie angeboten werden konnte. Es stimulierte außerdem die Entwicklung in der Sexualwissenschaft und bei sexologischen Informationszentren in der ganzen Welt.

    Zwei weitere Treffen des European Office der WHO befassten sich mit Fragen im Zusammenhang mit diesem Dokument 2. Allerdings wurden die entsprechenden Reports nicht weit verbreitet, und so wurden auch die Handlungsanweisungen nicht wie gewünscht befolgt.

    In den fünfundzwanzig Jahren seit der Publikation des ersten Dokumentes hat es viele Entwicklungen auf dem Gebiet der menschlichen Sexualität und auf verwandten Wissensgebieten gegeben. Diese Entwicklungen haben unser Verständnis der Komplexität von Sexualerziehung, Sexualberatung und Sexualtherapie bereichert Die Forschung hat effektive und ineffektive Zugangsversuche und Interventionen identifiziert. Die Entstehung neuer Probleme, besonders der HIV/AIDS-Pandemie, hat unser Bewusstsein geschärft für die Dringlichkeit verbesserter Ausbildung über Sexualität und ein viel besser koordiniertes und umfassenderes Herangehen an sexuelle Probleme.

    Um die vorherigen Anstrengungen zu ergänzen und zu verbessern, hat die Pan American Health Organization (PAHO) in Zusammenarbeit mit der World Association for Sexology eine regionale Konsultation einberufen, die noch einmal untersuchen sollte, wie man die sexuelle Gesundheit fördert, und dies sollte den Gesundheitssektor beim Erreichen und bei der Aufrechterhaltung sexueller Gesundheit einschließen. Dies Dokument ist das Ergebnis dieser Konsultation in Antigua Guatemala, vom 19. bis 22. Mai, 2000.


    Begründung

    Einige der wichtigsten Entwicklungen in Bezug auf sexuelle Gesundheit haben in den letzten fünfundzwanzig Jahren stattgefunden. Darunter sind:

    • Fortschritte im Wissen über verschiedene Aspekte der menschlichen Sexualität. Dies wurde durch theoretische Untersuchungen, biomedizinische, psychologische, soziologische und anthropologische Forschungen sowie epidemiologische und klinische Studien erreicht, die nun gemeinsam ein komplexes Wissensgebiet geschaffen haben, das die jeweils einzelnen Disziplinen überschreitet.

    • Die Entstehung der HIV-Pandemie und ein gesteigertes Bewusstsein für den Einfluss anderer sexuell übertragener Infektionen 3. Die wirksame Kontrolle dieser Probleme stützt sich auf die erfolgreiche Änderung des Sexualverhaltens. Die Fähigkeit, eben diese Verhaltensänderung zu erreichen, hängt in erheblichem Maße von einem ausreichenden Verständnis der menschlichen Sexualität ab 4.

    • Die Herausbildung soliden Wissens durch die feministische Forschung. Dieses Wissen zeigt, dass Gesellschaften durch ein komplexes System von Vorschriften und stillschweigenden Annahmen reguliert werden, die auch die Konstruktion des Wissens selbst durchdringen. Die "Gender"-Perspektive macht deutlich, dass keine Erörterung der menschlichen Sexualität vollständig sein kann, wenn sie die kulturellen Begriffe von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" ignoriert. 5

    • Definition und Konsolidierung auf dem Gebiet der reproduktiven Gesundheit. Insbesondere die entscheidende Bedeutung, welche die reproduktive Gesundheit, einschließlich der sexuellen Gesundheit, im Aktionsprogramm der International Conference on Population and Development erfährt. 6

    • Die Einsicht, dass Gewalt, einschließlich sexueller Gewalt, besonders gegen Frauen, Kinder und sexuelle Minderheiten, ein ernstes Problem öffentlicher Gesundheit darstellt. 7

    • Anerkennung sexueller Rechte als Menschenrechte. Sexuelle Rechte sind ausdrücklich anerkannt und formuliert worden von Gruppen wie der International Planned Parenthood Federation 8 und der World Association for Sexology 9. Die sexuellen Rechte sind aber oft nur in ihrer reproduktiven Dimension anerkannt worden, wie etwa in der 1994 International Conference on Population and Development (ICPD) in Kairo und der 4. World Conference on Women (Beijing, 1995) 10. Es ist erforderlich, dass eine umfassendere Stellungnahme erfolgt, um die vollständige Anerkennung sexueller Rechte zu erreichen.

    • Verstärkte Forderungen von gesellschaftlichen Bewegungen, bes. von Minderheiten wie Schwulen, Lesben und Transgender-Personen, nach rechtlicher Anerkennung, Respekt und Schutz.

    • Entwicklung wirksamer und sicherer Medikamente, die es erlauben, die sexuelle Funktion zu ändern und zu verbessern. Dies hat zu erneutem Interesse an der Prävalenz und den Folgen von sexuellen Funktionsstörungen und zwanghaftem Sexualverhalten geführt 11.

    Ziele der Konsultation

    Die gegenwärtige Konsultation hatte folgende Ziele:

    • Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens für die Förderung sexueller Gesundheit.
    • Identifizierung von Anliegen und Problemen sexueller Gesundheit in Nord- und Südamerika.
    • Formulierung von Aktionen und Strategien zur Förderung sexueller Gesundheit.

    Konzeptioneller Rahmen

    Grundbegriffe

    Sex (biologisches Geschlecht)
    Sexualität (Geschlechtlichkeit)
    Sexuelle Gesundheit
    Sexuelle Rechte

    Es ist unverzichtbar, dass man auf den Gebieten sexuelle Gesundheit und menschliche Sexualität eine allgemein akzeptierte, genaue Fachterminologie entwickelt. Offensichtlich sind Definitionen von Schlüsselbegriffen notwendig, um wirkungsvoll zu kommunizieren, Informationen zu verbreiten und spezifische Aktionen und Programme zur Förderung sexueller Gesundheit zu entwickeln. Allerdings hat sich herausgestellt, dass es schwierig ist, hier einen Konsens zu erzielen.

    Der Begriff "menschliche Sexualität" verweigert sich einer einfachen Definition. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, dass es sich beim Definieren um einen Abstraktionsprozess handelt12, und dieser Prozess ist immer durch seinen besonderen soziokulturellen und historischen Kontext beeinflusst. Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass nicht immer zwischen "Sex" und "Sexualität" unterschieden wird. Folglich entsteht Verwirrung darüber, was diese Begriffe eigentlich bedeuten. Der Ausdruck "Sex" hat in der Alltagssprache, je nach Zusammenhang, verschiedene Bedeutungen. Das folgende Zitat mag dies illustrieren: "We learn very early on from many sources that ‘natural’ sex is what takes place with members of the ‘opposite sex’. Der Ausdruck bezeichnet also sowohl eine Handlung als auch eine Personenkategorie (nicht übersetzbar, da im Deutschen "Sex" im Sinne von Geschlechtsverkehr und "Geschlecht" klar unterschieden sind. EJH) 13."

    Um nun einen geeigneten Rahmen für die Diskussion sexueller Gesundheit zu schaffen, brauchen wir allgemein akzeptierte Definitionen, und so haben die bei der Konsultation anwesenden Experten der Arbeitsgruppe die folgenden Definitionen vorgeschlagen:


    Grundbegriffe

    Die Grundbegriffe Sex (biologisches Geschlecht), Sexualität (Geschlechtlichkeit) und sexuelle Gesundheit

    SEX (BIOLOGISCHES GESCHLECHT)
    Sex (das biologische Geschlecht) bezieht sich auf die Summe der biologischen Eigenschaften, die das Spektrum der Menschheit als weiblich oder männlich definieren.

    SEXUALITÄT (GESCHLECHTLICHKEIT)
    Sexualität (Geschlechtlichkeit) bezieht sich auf eine Kerndimension des Menschseins, die biologisches Geschlecht (Sex), Geschlechtsrolle (Gender Role) und Geschlechtsidentität (Gender Identity) sexuelle Orientierung, Erotik, emotionale Bindung/Liebe und Fortpflanzung einschließt. Sie wird erfahren und drückt sich aus in Gedanken, Phantasien, Wünschen, Überzeugungen, Rollen, Beziehungen. Die Sexualität entsteht im Zusammenspiel biologischer, psychologischer, sozioökonomischer, kultureller, ethischer und religiöser bzw. spiritueller Faktoren. Während die Sexualität alle diese Aspekte beinhalten kann, brauchen nicht alle ihre Dimensionen immer erfahren oder ausgedrückt werden. Zusammengefasst, wird unsere Sexualität aber in allem erfahren und ausgedrückt, was wir fühlen, denken und tun.

    SEXUELLE GESUNDHEIT
    Sexuelle Gesundheit ist die Erfahrung eines fortdauernden Prozesses körperlichen, seelischen, und soziokulturellen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität. Sexuelle Gesundheit zeigt sich im freien und verantwortungsvollen Ausdruck sexueller Fähigkeiten, der das harmonische persönliche und soziale Wohlergehen befördert und so auf beiden Ebenen das Leben bereichert. Sexuelle Gesundheit ist nicht einfach die Abwesenheit von Funktionsstörungen, Krankheit oder Schwäche. Wenn sexuelle Gesundheit erreicht und erhalten werden soll, so müssen die sexuellen Rechte aller Menschen anerkannt und durchgesetzt werden

    Table 1. Basic Concepts and Definitions of Sex, Sexuality and Sexual Health


    Verwandte Begriffe

    GENDER (PSYCHOSOZIALES GESCHLECHT)
    Gender (das psychosoziale Geschlecht) ist die Summe kultureller Werte, Einstellungen, Rollen, Praktiken und Eigenschaften, die auf der Grundlage des Geschlechts entwickelt werden. Gender (das psychosoziale Geschlecht), wie es historisch, transkulturell und in heutigen Gesellschaften existiert hat und weiter existiert, reflektiert und perpetuiert besondere Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen.

    GENDER IDENTITY (GESCHLECHTLICHE SELBSTIDENTIFIZIERUNG)
    Gender identity definiert den Grad, zu dem sich die Menschen selbst als männlich, weiblich oder als Kombination davon identifizieren. Sie ist der im Laufe der Zeit konstruierte Rahmen, der es einem Individuum ermöglicht, ein Selbstbild zu organisieren und in der Gesellschaft entsprechend seinem von ihm selbst wahrgenommenen Geschlecht und seiner Geschlechtsrolle zu agieren. Gender identity (die Geschlechtsidentität) bestimmt, wie Individuen ihr Gender, d.h. ihr psychosoziales Geschlecht, erleben, und sie trägt bei jedem Individuum zu seiner Selbstwahrnehmung als gleichbleibend, einmalig und zugehörig bei.

    SEXUELLE ORIENTIERUNG
    Sexuelle Orientierung ist die Organisation von Erotik und/oder emotionaler Bindung eines Individuums in Bezug auf das biologische und psychosoziale Geschlecht (Sex und Gender) von Sexualpartnern. Die sexuelle Orientierung kann sich entweder in Sexualverhalten oder/und auch in Gedanken, Phantasien und Wünschen äußern.

    SEXUELLE IDENTITÄT
    Die sexuelle Identität ist die gesamte Selbstidentifizierung als männlich, weiblich, maskulin, feminin bzw. einer Kombination davon, und dazu gehört auch die sexuelle Orientierung. Sie ist der im Laufe der Zeit konstruierte Rahmen, der es einem Individuum ermöglicht, ein Selbstbild aufgrund seines biologischen und psychosozialen Geschlechts sowie seiner sexuellen Orientierung zu organisieren und in der Gesellschaft entsprechend seinen von ihm selbst wahrgenommenen sexuellen Fähigkeiten zu agieren.

    EROTIK
    Erotik ist die menschliche Fähigkeit zu subjektiven Reaktionen, die als sexuelles Begehren, sexuelle Erregung und Orgasmus wahrgenommen und gewöhnlich mit sexuellen Lustgefühlen identifiziert werden. Die Erotik ist sowohl auf der individuellen wie gesellschaftlichen Ebene mit symbolischen und konkreten Bedeutungen konstruiert, die an andere menschliche Dimensionen anknüpfen.

    EMOTIONALE BINDUNG
    Emotionale Bindung ist die menschliche Fähigkeit, aufgrund von Gefühlen bleibende Bindungen mit anderen Menschen einzugehen. Die emotionale Bindung ist sowohl auf der individuellen wie gesellschaftlichen Ebene mit symbolischen und konkreten Bedeutungen konstruiert, die an andere menschliche Dimensionen anknüpfen. Liebe stellt eine besonders wünschenswerte Form emotionaler Bindung dar.

    SEXUELLE AKTIVITÄT
    Sexuelle Aktivität ist derjenige Verhaltensausdruck der Sexualität, bei dem ihre erotische Komponente besonders deutlich wird. Sexuelle Aktivität ist Verhalten, das die erotische Erfahrung sucht und ist gleichbedeutend mit Sexualverhalten.

    SEXUELLE PRAKTIK
    Eine sexuelle Praktik ist ein individuell oder gesellschaftlich vorkommendes sexuelles Verhaltensmuster, das häufig genug ist, um als Sexualverhalten vorhersehbar zu sein.

    SAFER SEX
    Safer sex ist ein Ausdruck für eine sexuelle Praktik und generell für Sexualverhalten, welches das Risiko der Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Infektion, besonders HIV/AIDS, mindert.

    VERANTWORTUNSVOLLES SEXUALVERHALTEN
    Verantwortungsvolles Sexualverhalten zeigt sich auf der individuellen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Ebene. Es zeichnet sich aus durch Selbstbestimmtheit, Gegenseitigkeit, Ehrlichkeit, Respekt, Einverständnis, gegenseitigen Schutz, gemeinsame Lustsuche und beiderseitiges Wohlergehen. Ein Mensch mit verantwortungsvollem Sexualverhalten versucht, niemandem zu schaden und vermeidet Ausbeutung, Belästigung, Manipulierung und Diskriminierung. Eine Gesellschaft fördert verantwortungsvolles Sexualverhalten, indem sie das Wissen, die Ressourcen und den rechtlichen Rahmen bereit stellt, die es dem einzelnen Individuum erlauben, ein solches Verhalten zu entwickeln und zu zeigen.

    Table 2. Related concepts and definitions of gender, gender identity, sexual orientation, sexual identity, eroticism, emotional attachment, sexual activity, sexual practice, safer sex, and responsible sexual behavior.



    Sex (Biologisches Geschlecht)

    Sex (das biologische Geschlecht) bezieht sich auf die Summe der biologischen Eigenschaften, die das Spektrum der Menschheit als weiblich oder männlich definieren.
    Im gegenwärtigen Dokument werden andere, in der Alltagssprache mögliche Bedeutungen des Begriffs ignoriert und nur die biologischen Dimensionen angesprochen.


    Sexualität (Geschlechtlichkeit)

    Sexualität (Geschlechtlichkeit) bezieht sich auf eine Kerndimension des Menschseins, die biologisches Geschlecht (Sex), Geschlechtsrolle (Gender Role) und Geschlechtsidentität (Gender Identity) sexuelle Orientierung, Erotik, emotionale Bindung/Liebe und Fortpflanzung einschließt. Sie wird erfahren und drückt sich aus in Gedanken, Phantasien, Wünschen, Überzeugungen, Rollen, Beziehungen. Die Sexualität entsteht im Zusammenspiel biologischer, psychologischer, sozioökonomischer, kultureller, ethischer und religiöser bzw. spiritueller Faktoren. Während die Sexualität alle diese Aspekte beinhalten kann, brauchen nicht alle ihre Dimensionen immer erfahren oder ausgedrückt werden. Zusammengefasst, wird unsere Sexualität aber in allem erfahren und ausgedrückt, was wir fühlen, denken und tun.

    Frühere WHO-Konsultationen lieferten entweder gar keine 14 oder nur unpräzise Begriffe 15. Nach der hier gegebenen Definition bezieht sich Sexualität (Geschlechtlichkeit) auch auf die zusätzlichen Komponenten unserer geschlechtlichen Natur (d.h. männlich oder weiblich zu sein), nämlich auch auf die menschliche Fähigkeit, den Erfahrungen unserer Geschlechtlichkeit symbolische und konkrete Bedeutungen zuzuschreiben und diese zu verstehen. Es gibt heute eine allgemeine Übereinkunft in der Fachliteratur, dass die Sexualität (Geschlechtlichkeit) nicht nur die biologischen, sondern auch die psychosozialen Aspekte des Geschlechts umfasst 16.

    Während die Sexualität (Geschlechtlichkeit) Erotik, emotionale Bindung, Liebe, biologisches und psychosoziales Geschlecht sowie Fortpflanzung einschließen kann 17, so müssen doch nicht alle diese Dimensionen Ausdruck finden. Die Sexualität ist während des ganzen Lebens vorhanden, aber ihre Manifestationen und die auf sie einwirkenden Einflüsse wandeln sich im Laufe der Zeit 18. Die Sexualität ist durch ihren jeweiligen historischen und kulturellen Kontext begrenzt und strukturiert, und umgekehrt strukturiert sie auch selbst Sitten und Gebräuche, Traditionen und Werte. Ihre volle Entwicklung hängt von der Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse ab, wie etwa dem Wunsch nach Berührung, Intimität, Gefühlsausdruck, Lust, Zärtlichkeit und Liebe.

    Außer dem allgemeinen Einverständnis, dass für das Verständnis der Sexualität ihre soziokulturellen Komponenten (allerseits akzeptierte Bedeutungen) entscheidend sind, gibt es auch einen deutlichen Trend in der wissenschaftlichen Theorie, dass die Sexualität eben nicht nur die Fortpflanzungsfähigkeit eines Menschen betrifft, sondern auch (und oft hauptsächlich) seine Lustfähigkeit. 19.

    Eine weitere Komponente der Sexualität - emotionale Bindung /Liebe - ist ebenfalls von einigen Theoretikern behandelt worden 20. In psychoanalytischen Schriften sind Liebe, Liebespathologie und Sexualität gewöhnlich von anderen sexuellen Ausdrucksweisen wie erotische Anziehung nicht zu unterscheiden 21. Einige neuere Forschungsergebnisse diskutieren nun auch die Möglichkeit , dass es ein besonderes neurobiologisches System gibt, welches Bindungen und bleibende Paarungen bei Tieren regelt 22 und dies auch beim Menschen tut 23.


    Sexuelle Gesundheit

    Sexuelle Gesundheit ist die Erfahrung eines fortdauernden Prozesses körperlichen, seelischen, und soziokulturellen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität.

    Sexuelle Gesundheit zeigt sich im freien und verantwortungsvollen Ausdruck sexueller Fähigkeiten, der das harmonische persönliche und soziale Wohlergehen befördert und so auf beiden Ebenen das Leben bereichert. Sexuelle Gesundheit ist nicht einfach die Abwesenheit von Funktionsstörungen, Krankheit oder Schwäche. Wenn sexuelle Gesundheit erreicht und erhalten werden soll, so müssen die sexuellen Rechte aller Menschen anerkannt und durchgesetzt werden

    Im Laufe der Geschichte haben unterschiedliche Gruppen den Ausdruck "sexuelle Gesundheit" in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Einige haben ihn als Euphemismus benutzt für Informationen über sexuell übertragbare Infektionen; andere, um einen begrenzten Zugang zur Aufklärung über Fortpflanzung zu propagieren. Die obige Definition sollte aber klarstellen, dass im vorliegenden Dokument ein umfassenderes Konzept vorgeschlagen wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt fest: "Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Schwäche." 24 Die anscheinende Klarheit dieser Definition ist aber weniger deutlich, wenn sie auf Verhalten angewandt wird. Hier dauern die Debatten über die Implikationen an. Es gibt Standpunkte, die den Begriff der Gesundheit nicht auf Verhalten angewandt sehen wollen 25. Sie bezweifeln den Sinn von Gesundheitsdefinitionen, die auf Wertvorstellungen beruhen 26 und schlagen vor, dass Gesundheit nur in Bezug auf messbare Indikatoren und klar umschriebene Zustände definiert werden sollte.

    Im Zentrum dieser Kontroverse steht die Debatte über Werte und Gesundheit. Einige Theoretiker definieren Gesundheit wertfrei, andere verteidigen ein wertendes Konzept von Gesundheit 27. Wieder andere bezweifeln die grundsätzliche Möglichkeit wertfreier wissenschaftlicher Aussagen 28. Die Experten-Arbeitsgruppe empfahl, dass ein Standpunkt mehr einleuchtet, der anerkennt, dass Wissenschaft und wissenschaftlich begründete Gesundheitsförderung nicht völlig wertfrei betrieben werden können, und dass daher wertende Vorstellungen, Definitionen und Begriffe unvermeidbar sind.Die Definition im gegenwärtigen Dokument sollte klarstellen, dass hier ein umfassenderes Konzept vorgeschlagen wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt fest: "Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Schwäche." Die WHO-Definition ist vielleicht das beste Beispiel, denn hier ist die Gesundheit als "Wohlbefinden" definiert, und dies ist ein positiv wertender Ausdruck.

    Die Experten-Arbeitsgruppe kam daher überein, eine Definition von sexueller Gesundheit zu liefern, die das Konzept der sexuellen Rechte einschließt. (Die Grundbegriffe Sex, Sexualität und sexuelle Gesundheit sind auf Tafel 1 und die verwandten Begriffe auf Tafel 2 zusammengefasst.)


    Sexuelle Rechte

    Die Menschenrechte sind dem Menschen wesentlich eigen. Aber: Die Anerkennung wesentlicher Rechte allein bedeutet noch nicht ihre Durchsetzung.

    Menschrechte sind vor allem kulturelle Wertsetzungen Wenn in einer bestimmten Kultur Praktiken üblich sind, die den Menschrechten zuwider laufen, so müssen die Praktiken geändert werden, wie etwa im Falle der weiblichen Genitalverstümmelung 29. Der Gesichtspunkt der Menschrechte bei der Gesundheitsförderung ist ausdrücklich formuliert worden im Falle der reproduktiven Gesundheit 30.

    Die Anerkennung sexueller Rechte ist noch dabei, sich zu entwickeln. Menschenrechte sind diejenigen Prinzipien, die universell als Schutz der menschlichen Würde betrachtet werden und die Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit und das Leben fördern. Da der Schutz der Gesundheit ein menschliches Grundrecht ist, beinhaltet sexuelle Gesundheit logischerweise sexuelle Rechte.

    Die Experten-Arbeitsgruppe empfiehlt internationalen Organisationen wie der WHO und anderen Organen der UNO , die Erklärung e der World Association for Sexology zum Thema universelle sexuelle Menschrechte zu propagieren und ihre Akzeptanz zu befördern (s. Tafel 3).

    World Association for Sexology: Erklärung sexueller Rechte

    1. Das Recht auf sexuelle Freiheit.

    2. Das Recht auf sexuelle Autonomie und auf die Unverletzlichkeit und den Schutz des sexuellen Körpers.

    3. Das Recht auf die sexuelle Privatsphäre.

    4. Das Recht auf sexuelle Gleichbehandlung.

    5. Das Recht auf sexuelle Lust.

    6. Das Recht auf den sexuellen Ausdruck von Gefühlen.

    7. Das Recht auf freie sexuelle Verbindung.

    8. Das Recht auf freie und selbstverantwortliche Wahl bei der Fortpflanzung.

    9. Das Recht auf sexuelle, wissenschaftlich fundierte Information.

    10. Das Recht auf umfassende Sexualerziehung.

    11. Das Recht auf sexuelle Gesundheitsvorsorge und Gesundheitspflege.
    Tafel 3. Diese Liste stammt von der Declaration of Sexual Rights issued by the World Association for Sexology; der vollständige Text erscheint in Appendix I




    Das Wesen sexueller Gesundheit

    Sexuelle Gesundheit zeigt sich sowohl auf der individuellen wie gesellschaftlichen Ebene. Auf der individuellen Ebene gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die man als charakteristisch für einen sexuell gesunden Menschen ansieht 31, und diese werden dargestellt als "Life Behaviors of the Sexually Healthy Individual". Die Expertengruppe schlägt vor, diese Liste zu übernehmen, die schon in mehreren Ländern anerkannt worden ist (s. Tafel 4).

    SIECUS List of Life Behaviors of a Sexually Healthy Adult

    Sexuell gesunde Erwachsene

    • schätzen den eigenen Körper,

    • suchen sich die nötigen Informationen über Fortpflanzung,

    • bekräftigen, dass die menschliche Entwicklung die sexuelle Entwicklung einschließt, und dass diese wiederum Fortpflanzung und genitale Erfahrungen einschließen kann, aber nicht muss,

    • gehen mit beiden Geschlechtern respektvoll und angemessen um,

    • stehen zu ihrer eigenen sexuellen Orientierung und respektieren die der anderen,

    • drücken Liebe und Intimität in angemessener Weise aus,

    • entwickeln und erhalten sinnvolle Beziehungen,

    • vermeiden ausbeuterische oder manipuliernde Beziehungen,

    • treffen informierte Entscheidungen über Familienformen und Lebensstile,

    • besitzen Fähigkeiten, die ihre persönlichen Beziehungen bereichern,

    • kennen ihr Wertesystem und leben danach,

    • übernehmen die Verantwortung für ihr Verhalten,

    • treffen durchdachte Entschlüsse,

    • kommunizieren wirkungsvoll mit ihren Familien, Partner(inne)n, Freunden und Bekannten,

    • erfreuen sich ihrer Sexualität und deren Ausdrucks das ganze Leben lang,

    • leben ihre Sexualität in Übereinstimmung mit ihren Wertvorstellungen,

    • können unterscheiden zwischen lebensfördernden sexuellen Verhaltensweisen und solchen, die für sie selbst und/oder andere schädlich sind,

    • leben ihre eigene Sexualität und respektieren dabei die Rechte der anderen,

    • suchen neue Informationen, die ihre Sexualität bereichern,

    • nutzen die Empfängnisverhütung, um unerwünschte Schwangerschaft zu vermeiden,

    • verhindern sexuellen Missbrauch,

    • suchen vorgeburtliche medizinische Begleitung,

    • vermeiden die passive und aktive Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten, einschließlich HIV,

    • praktizieren gesundheitsfördernde Maßnahmen wie regelmäßige ärztliche Untersuchungen, Selbstuntersuchungen der Brüste oder Hoden zur Früherkennung möglicher Probleme,

    • sind tolerant gegenüber Menschen mit anderen sexuellen Wertvorstellungen und Lebensstilen,

    • nehmen ihre demokratische Verantwortung wahr, die Gesetzgebung zu sexuell relevanten Themen zu beeinflussen,

    • verstehen den Einfluss von Familie sowie kulturellen, religiösen, journalistischen und gesellschaftlichen Botschaften auf das eigene Sexualverhalten und dessen zugrundeliegende Wertvorstellungen,

    • fördern das Recht aller Menschen auf genaue Informationen zur Sexualität,

    • vermeiden Handlungen, die Vorurteile und Bigotterie verraten,

    • weisen Stereotype über die Sexualität verschiedener Bevölkerungsgruppen zurück.

    Table 4. List of Life Behaviors of a Sexually Health Adult adopted by The Sexuality Information and Education Council of the United States (SIECUS).

    Sexuelle Gesundheit kann auch auf der gesellschaftlichen Ebene sichtbar werden. Die Expertengruppe identifizierte verschiedene Eigenschaften einer sexuell gesunden Gesellschaft, und diese sind auf der folgenden Tafel 5 zu finden.

    Eigenschaften einer sexuell gesunden Gesellschaft

    Gesellschaften, welche die sexuelle Gesundheit ihrer Mitglieder wichtig nehmen und schützen, haben die folgenden Eigenschaften

    1. Politische Verpflichtung. Der Staat erkennt an, dass die sexuelle Gesundheit ein grundlegendes Menschenrecht ist und verpflichtet sich, die sexuelle Gesundheit zu fördern
    2. Ausdrückliche Maßnahmen. Gesellschaftliche Einrichtungen, einschließlich der Regierungsbehörden, formulieren, entwickeln und implementieren öffentliche Maßnahmen, um die sexuelle Gesundheit als fundamentales Menschenrecht zu fördern und zu schützen.
    3. Gesetzgebung. Um die sexuelle Gesundheit zu fördern, sind Gesetze notwendig. Insbesondere sind sie notwendig, um mögliche Opfer vor Ausbeutung zu schützen (Kinderprostitution), die körperliche Integrität zu wahren (Schutz vor Genitalverstümmelung), die Rechte von sexuellen Minderheiten zu sichern (Recht auf Erziehung, Gesundheit, Arbeit, d.h. nötig sind hier Antidiskriminierungsgesetze) und die sexuelle Gleichberechtigung und Gleichbehandlung zu fördern (Gleichstellungsgesetze).
    4. Ausreichende Aufklärung. Ein notwendiger Aspekt der sexuell gesunden Gesellschaft ist der allgemeine Zugang zu altersgerechter, vollständiger Sexualaufklärung das ganze Leben hindurch.
    5. Ausreichende Infrastruktur. Um den Zugang zu sichern, ist es nötig, eine Infrastruktur von Fachpersonal zu schaffen, das sich mit Sexualproblemen auskennt. Dazu gehört auch die Bereitstellung von sexologischen Aus- und Fortbildungsprogrammen für die Gesundheitsberufe.
    6. Forschung. Eine Gesellschaft, welche die sexuelle Gesundheit ihrer Mitglieder ernst nimmt, wird auch eine ausreichende Forschung unterstützen, die entsprechende klinische, pädagogische Probleme sowie Anliegen der öffentlichen Gesundheit untersucht. Dies schließt Forschungen über neuere Anliegen (wie neue Infektionen) ein und ebenfalls Verhaltensumfragen (wie "unsafe sex"-Praktiken in besonders gefährdeten Subpopulationen , das Vorkommen sexueller Gewalt, die Prävalenz sexueller Funktionsstörungen usw.).
    7. Ausreichende Überwachung. Notwendig ist auch eine statistische Überwachung, die auf dem Gebiet der sexuellen Gesundheit biomedizinische und Verhaltens-Marker im Auge behält.
    8. Kultur. Notwendig ist eine Kultur der Offenheit, die der sexuellen Gesundheit einen wichtigen Platz einräumt. Sie lässt sich daran messen, wie seriös Medienberichte über Themen der sexuellen Gesundheit sind, und wie offen Warnungen vor Gefahren für die sexuelle Gesundheit verbreitet werden können.

    Tafel 5. Eigenschaften einer sexuell gesunden Gesellschaft



    Sexuelle Gesundheit: Anliegen und Probleme

    Sexuelle Gesundheitsanliegen
    Sexuelle Gesundheitsprobleme

    Sexuelle Gesundheitsanliegen und -probleme liegen vor, wenn in bestimmten, sexuell relevanten Lebenssituationen eine Intervention von Individuen oder der Gesellschaft notwendig ist, um das Wohlergehen und die Lebensqualität zu sichern. Die Spannweite dieser Anliegen und Probleme ist sehr breit, von Zuständen, die einfach als "Teil des Lebens" gelten bis zu solchen, die Gesundheit oder sogar das Leben bedrohen. Sie alle aber fordern die Aufmerksamkeit aller gesellschaftlichen Kräfte, einschließlich des Gesundheitssektors, für Vorbeugung und angemessene Behandlung.

    Es ist wichtig, sexuelle Gesundheitsanliegen und -probleme anzugehen und zu lösen, nicht nur, weil sie die sexuelle Gesundheit und damit die Gesundheit allgemein des Individuums, der Familie und der Gesellschaft untergraben, sondern auch, weil sie noch andere Gesundheitsprobleme anzeigen können. Außerdem können sie weitere Probleme für das Individuum, die Familie und die Gesellschaft erzeugen oder verewigen.

    Die HIV/AIDS Pandemie. Sexuelle Gesundheitsanliegen und -probleme wirken sich auf die verschiedensten Gebiete menschlicher Aktivität aus, und zwar sowohl auf der individuellen wie auf der gesellschaftlichen Ebene. So hat z.B. die weltweite Ausbreitung von HIV, hauptsächlich durch ungeschützten Sexualverkehr, inzwischen zu 35 Millionen Infizierten und über 19 Millionen Toten geführt. Die Allgemeinbevölkerung trägt die Folgen, denn schon sind 13 Millionen Kinder verwaist, weil ein Elternteil oder beide Eltern an AIDS verstorben sind. Außerdem schätzt die PAHO, dass in ihrer eigenen Region der beiden Amerikas 2,5 Millionen HIV-Infizierte leben.

    Die HIV/AIDS-Pandemie hat die öffentliche Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie extrem ernst sexuell übertragene Infektionen sind. Auch ohne HIV/AIDS sterben jedes Jahr eine Million Menschen an genitalen Infektionen. Man hat geschätzt, dass weltweit jedes Jahr 333 Millionen neue Fälle von sexuell übertragenen Infektionen auftreten.

    Gewalt. Der World Development Report (1993) der Weltbank hat geschätzt, dass Fraunen zwischen 15 und 44 Jahren einen erheblichen Teil von Gesundheitsjahren (Discounted Health Years of Life, kurz DHYLs) verlieren durch Vergewaltigung und häusliche Gewalt, und diese wiederum haben mit verantwortungslosem Verhalten und fehlender Gleichberechtigung zu tun. Studien zeigen, dass Vergewaltigungsopfer die höchsten Raten von andauerndem Post-traumatic Stress Disorder haben und die größte Gruppe der so Diagnostizierten darstellen. Selbstmord und schwere Depressionen sind bei Vergewaltigungsopfern neunmal häufiger als bei Nichtopfern. Außerdem stellen sich bei 50 bis 60 Prozent der Opfer sexuelle Funktionsstörungen ein wie Angst vor Sex und sexuelle Lustlosigkeit. Eine Studie von Unterlagen der Geburtsklinik in Lima, Peru, ergab, dass 90 Prozent der jungen Mütter zwischen 12 und 16 Jahren durch Vergewaltigung schwanger geworden waren. In Costa Rica berichtete eine Organisation für jugendliche Mütter, dass 95 Prozent ihrer Klientinnen unter 15 Jahren Opfer von Inzest waren 32.

    Die Auswirkungen und die Wichtigkeit der Probleme im Zusammenhang mit fehlender Gleichberechtigung von Männern und Frauen sind inzwischen weltweit anerkannt 33.

    Sexuelle Funktionsstörungen. Das Problem sexueller Syndrome ist kürzlich beleuchtet worden. Die Prävalenz sexueller Funktionsstörungen wurde für einige Populationen festgestellt. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel wurde eine Prävalenzrate von 43% für Frauen und 31% für Männer gemeldet 34. Sexuelle Funktionsstörungen beeinträchtigen auch die Lebensqualität 35, und verschlimmern andere Gesundheitsprobleme wie Herzkrankheiten, Bluthochdruck und Diabetes, und sie führen auch oft zu unterdrückter Wut und Depression 36.

    Die hier erwähnten Zahlen mögen dramatisch erscheinen, sie stellen aber nur die Spitze eines Eisberges dar auf einem Gebiet, das erst jetzt zum Thema der öffentlichen Gesundheit wird. Die Situation erfordert eine umfassende Herangehensweise, die weit über das kurative Paradigma des heutigen Gesundheitswesens hinausgeht.

    Sexuelle Gesundheitsanliegen erfordern Vorbeugung und Aufklärung vonseiten der Gesellschaft, um ganz allgemein die sexuelle Gesundheit ihrer Mitglieder sicherzustellen. Sexuelle Gesundheitsprobleme erfordern spezifische Aktionen zu ihrer Identifizierung, Vorbeugung, Behandlung und endlichen Beseitigung. Die nötige Aus- und Fortbildung in Gesundheitsberufen folgt dieser Unterscheidung: Sexuelle Probleme brauchen zur ihrer Lösung gewöhnlich klinisch ausgebildetes Personal, während sexuelle Anliegen auch oft von Personal ohne diese besondere klinische Ausbildung gehandhabt werden können. Die Expertenarbeitsgruppe empfiehlt, dass die folgenden sexuellen Anliegen und Probleme Beachtung finden, damit Gesellschaften Fortschritte in Richtung sexuelle Gesundheit machen können (s. Box V).


    Sexuelle Gesundheitsanliegen

    Die folgende Liste ist nicht vollständig, sondern liefert nur Beispiele für sexuelle Anliegen. Jedes dieser Anliegen erlaubt es, zu beurteilen, welche Hilfen an Informationen, Beratung u. U. Betreuung erforderlich sind, und zwar sowohl von öffentlichen wie von nichtöffentlichen Stellen und Einrichtungen, einschließlich des Gesundheitssektors.

    Box V. Sexuelle Gesundheitsanliegen

    1. Sexuelle Gesundheitsanliegen in Bezug auf körperliche Integrität und sexuelle Sicherheit

    • Gesundheitsfördernde Verhalten zur Früherkennung sexueller Probleme (e.g., regelmäßige Untersuchungen, Selbstuntersuchungen von Brust und Hoden)

    • Freiheit von allen Formen des sexuellen Zwanges wie sexuelle Gewalt (einschließlich sexuellen Missbrauchs und sexueller Belästigung)

    • Freiheit von körperlichen Verstümmelungen (d.h. weibliche Genitalverstümmelung)

    • Freiheit von passiver und aktiver Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen (einschließlich, aber nicht beschränkt auf HIV/AIDS)

    • Milderung der sexuellen Folgen von körperlicher und geistiger Behinderung

    • Milderung der sexuellen Folgen von Krankheiten und medizinischen Behandlungen (auch der Chirurgie)

    2. Sexuelle Gesundheitsanliegen in Bezug auf die Erotik

    • Kenntnis des eigenen Körpers in Bezug auf seine sexuelle Reaktion und Lustempfindung

    • Anerkennung des Wertes sexueller Lust, die lebenslang in sicherer und verantwortungsvoller Weise genossen werden kann indem sie die Rechte anderer respektiert

    • Förderung sicherer und verantwortungsvoller sexueller Beziehungen

    • Förderung einvernehmlicher, nichtausbeuterischer, ehrlicher und gegenseitig lustvoller sexueller Beziehungen

    3. Sexuelle Gesundheitsanliegen in Bezug auf die Geschlechtszugehörigkeit

    • Gleichbehandlung der Geschlechter

    • Freiheit von jedweder Form der Diskriminierung aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit

    • Respektierung und Akzeptanz von Geschlechtsunterschieden

    4. Sexuelle Gesundheitsanliegen in Bezug auf die sexuelle Orientierung

    • Freiheit, die sexuelle Orientierung in sicherer und verantwortungsvoller Weise so zum Ausdruck zu bringen, dass dabei die Rechte anderer gewahrt bleiben.

    5. Sexuelle Gesundheitsanliegen in Bezug auf emotionale Bindungen

    • Freiheit von ausbeuterischen, erzwungenen, gewalttätigen oder manipulierenden Beziehungen

    • Informationsrecht über verschiedene Familienformen und Lebensstile

    • Kultivierung von Fähigkeiten wie Entscheidungskraft, Kommunikation, Selbstbehauptung und Verhandlungsgeschick, um persönliche Beziehungen zu bereichern

    • Notwendigkeit, Liebe und Intimität auf rücksichtsvolle und verantwortungsvolle Weise auszudrücken

    • Prävention und geeignete Behandlung von Partnerschaftsproblemen

    • Angemessene Handhabung von Trennung und Scheidung

    6. Sexuelle Gesundheitsanliegen in Bezug auf die Fortpflanzung

    • Notwendigkeit, wohlinformierte und verantwortungsvolle Entscheidungen über die Fortpflanzung zu treffen

    • Notwendigkeit, solche Entscheidungen zu treffen, gleichgültig welchen Alters, Geschlechts und Familienstandes die Betreffenden sind

    • Zugang zu entsprechenden Gesundheitsvorsorge

    • Zugang zu sicherer Mutterschaft

    • Prävention und Behandlung von Unfruchtbarkeit



    Sexuelle Gesundheitsprobleme

    Sexuelle Probleme des Individuums, des Paares oder der Gesellschaft erfordern spezifische Interventionen zu ihrer Identifizierung, Vorbeugung, Behandlung und schließlichen Behebung.

    In der Vergangenheit hat der Ausdruck "Pathologie" für sexuelle Probleme zu erheblichen Kontroversen geführt. Während der Ausdruck auf anderen Gebieten der Gesundheitspflege eine klare Bedeutung hat, geht diese bei der Anwendung auf sexuelle Probleme und Anliegen häufig verloren. Daher empfiehlt die Expertenarbeitsgruppe, anstatt "Pathologie" lieber den Begriff "sexuelles Problem" zu benutzen.

    Eine andere Empfehlung geht dahin, eine Klassifizierung nach Syndromen zu benutzen. Klinische Syndrome definieren eine Gruppe von Symptomen und Beschwerden, die ein Individuum daran hindern, seine sexuellen Rechte wahrzunehmen und seine sexuelle Gesundheit zu bewahren.

    Von Syndromen zu sprechen, hat mehrere Vorteile. Syndrome sind leicht erkennbar. Ein Bewusstsein von vorhandenen Problemen ist in Gesundheitsberufen und der allgemeinen Öffentlichkeit leichter herzustellen, wenn man sich auf der Ebene von Syndromen bewegt. Auch ist eine Klassifizierung nach Syndromen kürzer und für Epidemiologen praktischer. Vieles von dem, was wir heute über die Verbreitung einiger dieser Probleme wissen, ist auf der Syndromebene angesiedelt 37. Bei sexuell übertragenen Infektionen zum Beispiel kann man wirkungsvolle präventive und kurative Maßnahmen ergreifen, wenn man nach Syndromen vorgeht 38.

    Andererseits haben viele sexuelle Probleme eine komplexe Vielfalt von Ätiologien. Bei sexuellen Funktionsstörungen zum Beispiel besteht weiterhin die Notwendigkeit der genauen Ursachenfeststellung auch wenn das Syndrom als solches bekannt ist 39. Eine Klassifizierung nach Syndromen ist eben nur dies und keine Liste ätiologisch bekannter klinischer Einheiten. Aus den oben genannten Gründen empfiehlt die Expertenarbeitsgruppe daher, eine Klassifizierung nach Syndromen vorzunehmen.

    Klinische Syndrome sind eigentlich künstliche Kategorien, auf die sich Gesundheitsexperten aber weitgehend geeinigt haben. Es gibt mittlerweile einen beachtlichen Konsens über viele der folgenden klinischen Syndrome. Die sexuellen Funktionsstörungen sind ein gutes Beispiel für eine fortgeschrittene Konsensbildung. Bei anderen Kategorien, wie etwa der sexuellen Zwangshandlungen, steht die Konsensbildung noch am Anfang.

    Sexuelle Probleme werden daher hier als Syndrome dargestellt. Jedes dieser Probleme erlaubt die Feststellung, was getan werden sollte in Bezug auf Information, Beratung, Vorbeugung, Früherkennung, Notwendigkeit weiterer diagnostischer Maßnahmen, Behandlung, Rehabilitation und /oder Betreuung durch offizielle und nichtoffizielle Stellen und Einrichtungen im Gesundheitssektor. Sexuelle Probleme sind hier nach den folgenden Syndromkategorien eingeteilt (s.Tafel 6):


    Sexuelle Gesundheitsprobleme (Klinische Syndrome)

    1. Klinische Syndrome, welche die sexuelle Reaktion beeinträchtigen (sexuelle Funktionsstörungen)

    • Sexuelle Lustlosigkeit

    • Sexuelle Aversion

    • Störung der weiblichen Erregungsfähigkeit

    • Störung der männlichen Erektionsfähigkeit

    • Weibliche Orgasmusstörung

    • Männliche Orgasmusstörung

    • Vorzeitiger Samenerguss

    • Vaginismus

    • Sexuelles Schmerzsyndrom (einschl. Dyspareunie und andere Schmerzen)

    (Anmerkung des Übersetzers EJH: Die obige Liste ist teilweise überholt. Besonders der Ausdruck "vorzeitiger Samenerguss" ist irreführend. Siehe Glossar unsachgemäßer Fachausdrücke.)

    2. Klinische Syndrome, welche die emotionalen Bindung/Liebe beeinträchtigen (auch bekannt als Paraphilien)

    • Exhibitionismus

    • Fetischismus

    • Frotteurismus

    • Pädophilie

    • Sexueller Masochismus

    • Sexueller Sadismus

    • Fetischistischer Transvestismus

    • Voyeurismus

    • Unspezifische Paraphilie

    (Anmerkung des Übersetzers EJH: Diese Liste ist nicht vollständig, sondern gibt nur einige Beispiele. Auch darf sie nicht als absolut missverstanden und unkritisch angewendet werden, denn oft handelt es sich nur um die Frage des Ausprägungsgrades. So ist z.B. festzuhalten, dass gewisse exhibitionistische, voyeuristische und fetischistische Tendenzen bei vielen Menschen vorhanden und an sich unproblematisch sind. Auch müssen bestimmte Formen selbst eines ausgeprägten Fetischismus oder sadomasochistische Beziehungen die emotionale Bindung/Liebe keineswegs beeinträchtigen.)

    3. Klinische Syndrome, die sich in Zwangshandlungen äußern

    • Zwanghafte Suche nach neuen Partnern und Mehrfachpartnerschaften

    • Zwanghafte Fixierung auf unerreichbare Partner

    • Zwanghafte Selbstbefriedigung

    • Zwanghafte Liebesaffären

    • Zwanghaftes Verhalten innerhalb einer Beziehung.


    (Anmerkung des Übersetzers EJH: Zwanghaftigkeit ist natürlich immer schlecht, aber ob ein Verhalten wirklich zwanghaft ist, bedarf einer sehr genauen Prüfung. Ein häufiger Partnerwechsel oder eine sehr häufige Selbstbefriedigung z.B. kann, aber muss nicht unbedingt zwanghaft sein.)

    4. Klinische Syndrome in Bezug auf die Geschlechtsidentität

    • Störung der Geschlechtsidentität (Gender Dysphorie) in der Kindheit

    • Störung der Geschlechtsidentität (Gender Dysphorie) in der Jugend

    • Störung der Geschlechtsidentität (Gender Dysphorie) im Erwachsenenalter

    • Intersex-Syndrome

    • Unspezifische Störungen der Geschlechtsidentität

    5. Klinische Syndrome als Folge oder Ursache von Gewalt

    • Klinische Syndrome als Folge von sexuellem Missbrauch in Kindheit oder Jugend (einschließlich, aber nicht begrenzt auf Post-traumatic Stress Disorder)

    • Klinische Syndrome als Folge von sexueller Belästigung

    • Klinische Syndrome als Folge von Vergewaltigung

    • Phobien in Bezug auf die Sexualität (z.B. Homophobie, Erotophobie)

    • Klinische Syndrome, die sich in sexuellen Drohungen oder Gewalthandlungen äußern (z.B. Vergewaltigung)

    • Risikoreiche sexuelle Verhaltensmuster, die einen selbst und/oder andere mit Ansteckung durch HIV oder andere sexuell übertragbare Infektionen bedrohen.

    6. Klinische Syndrome in Bezug auf die Fortpflanzung

    • Sterilität

    • Unfruchtbarkeit

    • Unerwünschte Schwangerschaft

    • Komplikationen beim Schwangerschaftsabbruch

    7. Klinische Syndrome als Folge von sexuell übertragenen Infektionen

    (Eine ätiologische Klassifizierung findet sich in Appendix II)

    • Genitales Geschwür

    • Nicht-vesikular
      Vesikular
    • Orales Geschwür

    • Nicht-vesikular
      Vesikular
    • Rektales Geschwür

    • Nicht-vesikular
      Vesikular
    • Ausfluss

    • Urethral
      Vaginal
      Rektal
    • Unterbauchschmerzen bei Frauen

    • Asymptomatische sexuell übertragene Infektionen und Infestationen (einschließlich HIV)

    • AIDS (als Folge einer HIV-Infektion).

    8. Klinische Syndrome im Zusammenhang mit anderen Befunden

    • Klinische Syndrome als Begleiterscheinungen von Behinderung und Pflegebedürftigkeit

    • Klinische Syndrome als Begleiterscheinungen von seelischer Erkrankung

    • Klinische Syndrome als Begleiterscheinungen von Medikamenteneinnahme oder anderer ärztlicher oder chirurgischer Interventionen.

    • Befunde im Darm und am Darmausgang.

    • Klinische Syndrome als Begleiterscheinungen von anderen Befunden.

    Tafel 6. Sexuelle Gesundheitsprobleme (Klinische Syndrome)




    Aktionen und Strategien zur Förderung sexueller Gesundheit

    Gesundheit ist eine Priorität in allen Gesellschaften. Um eine umfassende Gesundheit zu erreichen, ist es nötig, die sexuelle Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Die erheblichen Fortschritte auf vielen Gesundheitsgebieten in der Region der beiden Amerikas würden verstärkt durch eine erneute Betonung von Prävention und Behandlung sexueller Anliegen und Probleme. Insbesondere hat es große Anstrengungen auf den Gebieten der reproduktiven Gesundheit und der Prävention und Kontrolle von HIV/AIDS gegeben. Die Expertenarbeitsgruppe war sich einig, dass das Grundziel der Gesundheitsverbesserung wirksamer erreicht werden kann, wenn man eine umfassendere Herangehensweise an die Sexualität wählt, so wie dies im vorliegenden Dokument geschehen ist.

    Sexuelle Gesundheit ist ein umfassendes Konzept. Aktionen und Strategien zu ihrer Erreichung und Aufrechterhaltung sollten die Gesundheit allgemein verbessern und so das persönliche und gesellschaftliche Wohlergehen erhöhen.

    Die Expertenarbeitsgruppe war sich einig, dass neben einer umfassenden Gesundheitsförderung auch die Anerkennung der Menschenrechte ein wirksames Mittel ist, soziale, politische, rechtliche und kulturelle Veränderungen zu erreichen. Die WHO hat Gesundheit als ein menschliches Grundrecht anerkannt 40. Die Förderung sexueller Gesundheit erfordert Veränderungen in der Gesellschaft, in Politik, Recht und Kultur, und daher wird auch hier die Betonung der Menschenrechte empfohlen.

    Zum Beispiel hat das United Nations Development Program (UNDP) die folgende offizielle Position formuliert:

    Die Menschenrechte basieren auf der Respektierung von Würde und Wert aller Menschen und versuchen, ihre Freiheit von Not und Mangel sicherzustellen. Die Menschenrechte wurzeln in ethischen Prinzipien (und sind gewöhnlich im Verfassungs- und Rechtsrahmen eines Landes schriftlich niedergelegt). Sie sind wesentlich für das Wohlergehen jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes. Sie beruhen auf grundsätzlichen und unverletzlichen Normen. Sie sind allgemeingültig und unveräußerlich41.

    Die Expertenarbeitsgruppe empfahl die folgenden fünf Ziele für Regierungseinrichtungen und solche außerhalb der Regierung, einschließlich des Gesundheitssektors in der Region der beiden Amerikas:

    Die Expertenarbeitsgruppe benannte auch eine Anzahl von Strategien zur Erreichung dieser Ziele. Sie werden in den folgenden Abschnitten dargestellt.


    Ziel 1. Förderung sexueller Gesundheit einschließlich der Entfernung von Hindernissen, die diesem Ziel entgegenstehen.

    Strategie 1.1: Integrierung der sexuellen Gesundheit in öffentliche Gesundheitsprogramme
    Strategie 1.2: Förderung von geschlechtlicher Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sowie Abschaffung von Diskriminierung aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit
    Strategie 1.3: Förderung von verantwortungsvollem Sexualverhalten
    Strategie 1.4: Verhinderung von Angst, Vorurteil, Diskriminierung und Hass in Bezug auf Sexualität und sexuelle Minderheiten (Minderheitengruppen)
    Strategie 1.5: Verhinderung sexueller Gewalt

    Sexuelle Gesundheit muss bei allen Mitgliedern der Gesellschaft gefördert werden. Die Expertenarbeitsgruppe betonte die Notwendigkeit, die sexuellen Rechte aller Menschen anzuerkennen, einschließlich derer mit geistigen oder körperlichen Behinderungen.

    Die Bemühungen zur Förderung sexueller Gesundheit werden erfolgreicher sein, wenn, anstatt nur Teile, alle Komponenten der Sexualität berücksichtigt werden. Dementsprechend sollte die Integrierung sexueller Gesundheit in öffentliche Gesundheitsprogramme auch alle Dimensionen einschließen (d.h. emotionale Bindung/Liebe, Geschlechtsrollenentwicklung und reproduktive Gesundheit).

    Erotische Lust ist eine Dimension des Menschen, die oft als positives, gesundheitsförderndes menschliches Grundbedürfnis verleugnet wurde. Neuere Befunde haben gezeigt, dass die Wichtigkeit erotischer Erfahrung Implikationen sogar auf der physiologischen Ebene hat 42.

    Erotische Lust ist sogar noch stärker stigmatisiert worden, wenn sie als Autoerotik, d.h. Selbststimulierung erlebt wird (gewöhnlich Masturbation genannt). Es gibt aber keinerlei Beweise in der wissenschaftlichen Literatur, dass dieses Verhalten schädlich ist. Außerdem besteht ein Konsens unter klinischen Sexologen, dass die Förderung autoerotischen Verhaltens bei der Behandlung verschiedener sexueller Funktionsstörungen nützlich ist. Zusätzlich hat sich auch noch der Wert der Autoerotik als Mittel herausgestellt, ansteckungssicheres Sexualverhalten zu fördern 43.

    Die Stigmatisierung sexueller Lust hat auch dazu geführt, dass diese in vielen Sexualerziehungsprogrammen erst gar nicht erwähnt wird. Diese Vermeidung beeinträchtigt die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Weniger Menschen mit Problemen oder Anliegen in Bezug auf ihre sexuelle Lustfähigkeit suchen fachliche Hilfe als man nach der tatsächlichen Prävalenz sexueller Gesundheitsprobleme erwarten würde 44.

    Die Bedeutung einer gesunden emotionalen Bindung /Liebe kann nicht überschätzt werden (Anmerkung des Übersetzers EJH: Im Originaltext steht hier irrtümlich "underestimated": unterschätzt). Unter Verhaltensforschern gibt es seit langem ein Bewusstsein davon, wie wichtig eine gesunde, liebevolle Umgebung ist. In eher biologisch orientierten Studien hat sich gezeigt, dass frühe Lebenserfahrungen mit körperlicher Berührung für die Reifung des zentralen Nervensystems notwendig sind 45.


    Strategie 1.1: Integrierung der sexuellen Gesundheit in öffentliche Gesundheitsprogramme

    Es gibt reichliche Beweise dafür, dass Gesundheitsanliegen und -probleme besser angegangen werden können, wenn Vorbeugung und Behandlung in weitgefasste Gesundheitsprogramme integriert sind. Obwohl man spezifische Aktionen in spezifischen Programmen durchführen muss, ist es unverzichtbar, die sexuelle Gesundheit insgesamt in öffentliche Gesundheitsprogramme zu integrieren.

    Die folgenden besondern Maßnahmen wurden genannt:

    • Entwicklung besonderer landesweiter Strategien und Pläne für die sexuelle Gesundheit.
    • Förderung von Gesetzen und Verordnungen, welche die Umsetzung solcher Strategien erleichtern.
    • Integration eines sexuellen Gesundheitsansatzes in existierende Gesundheitsprogramme.
    • Erstellung von Indikatoren für sexuelle Gesundheit, die in Programmentwicklung und -evaluierung genutzt werden.
    • Konsensförderung über die Definition und Klassifizierung von Sexualproblemen.
    • Entwicklung von Leitlinien zur optimalen Behandlung von Sexualproblemen 46.

    Strategie 1.2: Förderung von geschlechtlicher Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sowie Abschaffung von Diskriminierung aufgrund der Gechlechtszugehörigkeit

    Seit der innovativen Arbeit des theoretischen und empirischen Feminismus sind mehr und mehr Beweise aufgetaucht, die den Zusammenhang von Geschlechtszugehörigkeit und Gesundheit belegen 47. Besonders die Konferenz der ICPD und die in Beijing haben zu der Einsicht beigetragen, dass gesundheitsbezogene Entwicklungsziele nicht erreichbar sind, wenn die Geschlechtszugehörigkeit nicht berücksichtigt wird.

    (Anmerkung des Übersetzers EJH: Im folgenden Textabschnitt tritt besonders häufig der englische Ausdruck "gender" auf, für den es im Deutschen keine Entsprechung gibt. Ich habe versucht, je nach dem Kontext, einen sinngemäßen Ersatz zu finden, was aber leider zu einigen sprachlichen Verrenkungen geführt hat. Die Alternative wäre eine sehr freie Übersetzung gewesen, die ich hier aber nicht verantworten wollte. Dies gilt übrigens auch für andere Textabschnitte des vorliegenden Dokuments, in denen das Wort "gender" vorkommt.)

    Um diese Strategie zu erreichen, ist ein großes Spektrum von Aktionen erforderlich - von Änderungen bei Maßnahmen, die anscheinend gar nichts mit Gesundheit zu tun haben, bis zur Schaffung eines Bewusstseins von den verschiedenen Gesundheitsbedürfnissen bei Frauen und Männern. Diese Aktionen gehen über die Einsicht hinaus, das sexuelle Beziehungen Geschlechterbeziehungen sind. Unabhängig von der Debatte, ob Geschlechtszugehörigkeit konzeptionell Teil der Sexualität ist oder ob Geschlechtszugehörigkeit und Sexualität zusammen Teil eines einzigen Systems sind - es ist offensichtlich, dass die sexuelle Gesundheit nicht diskutiert werden kann ohne die Geschlechtszugehörigkeit und ihre Implikationen für die jeweiligen Machtverhältnisse.

    Einige Komponenten dieser Strategie schließen das Folgende ein:

    • Befürwortung neuer und Änderung bestehender öffentlicher Maßnahmen, die einen Einfluss auf geschlechtliche Ungleichbehandlung haben, wie etwa Schulpflicht und Berufsausbildung für Mädchen.
    • Einführung einer Gender-Perspektive bei der Planung und Durchführung von Sexualgesundheits-Diensten.. Zum Beispiel die einfache Überlegung, dass Männer und Frauen unterschiedlich viel Zeit haben, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen.
    • Sicherstellung, dass eine umfassende Sexualerziehung immer die Bedeutung der Geschlechtszugehörigkeit untersucht und das Recht von Männern und Frauen auf sexuelle Gleichberechtigung und Gleichstellung betont.
    • Unterstützung von Aktionen, die es Männern erleichtern, Änderungen der Geschlechtsrollen und die "neue Männlichkeit" zu diskutieren und zu verstehen. Dies ist ein wichtiges Gebiet, weil eine Statusänderung bei Frauen als Bedrohung der männlichen Sexualität empfunden werden könnte, besonders in Gesellschaften, in denen die letztere mit Beherrschung und sozialer Überlegenheit verbunden ist.
    • Bewusstseinsbildung bei allen Gesundheitsberufen über ihre eigenen Voreingenommenheiten in Bezug auf die Geschlechtsunterschiede.

    Strategie 1.3: Förderung von verantwortungsvollem Sexualverhalten

    Verantwortungsvolles Sexualverhalten zeigt sich auf der individuellen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Ebene. Es ist bestimmt durch Autonomie, Ehrlichkeit, Respekt, Einwilligung, Schutz, Lustsuche und Wohlergehen. Ein Mensch verhält sich sexuell verantwortungsvoll, wenn er sich bemüht, niemandem zu schaden, und wenn er Ausbeutung, Belästigung, Manipulierung und Diskriminierung vermeidet. Eine Gesellschaft fördert verantwortungsvolles Sexualverhalten, in dem sie das Wissen, die Ressourcen und die Rechte bereitstellt, die ihre Mitglieder für dieses Verhalten brauchen.

    Um sexuell gesund zu sein, müssen Menschen sich verantwortungsvoll verhalten. Daher ist Verantwortung einer der wichtigsten Werte, die vermittelt werden müssen. Die Konzentrierung auf verantwortungsvolles Sexualverhalten kann kosteneffektive Resultate bringen, in dem sie die von der Gesellschaft zu tragenden Lasten vermindert, etwa durch Reduzierung der Morbidität und Verstärkung des Wohlergehens. Komponenten dieser Strategie sind:

    • Verantwortung als zu vermittelnder Wert in allen Sexualerziehungsprogrammen.
    • Schaffung von Erziehungsprogrammen für Erwachsene, besonders für Eltern, da diese die unmittelbaren und wirkungsvollsten Vermittler verantwortungsvollen Sexualverhaltens sind.
    • Einbeziehung der Massenmedien, die das Thema verantwortungsvolles Sexualverhalten in besonderen Sendungen oder Publikationen behandeln oder dazu ganze Kampagnen durchführen.
    • Gesetzgebung, die verantwortungsvolles Sexualverhalten fördert.

    Strategie 1.4: Verhinderung von Angst, Vorurteil, Diskriminierung und Hass in Bezug auf Sexualität und sexuelle Minderheiten (Minderheitengruppen)

    Angst, Vorurteil, Diskriminierung und Hass in Bezug auf Sexualität und sexuelle Minderheiten verhindern sexuelle Gesundheit. Angst entsteht aus Unwissenheit und aufgrund von Falschinformationen. Es gibt reichliche Beweise, dass Individuen ein gesunderes Verhalten entwickeln, wenn ihr Wissen zunimmt 48.

    Die Forschung hat gezeigt, dass Menschen voller Angst und mit negativen Einstellungen ein größeres Risiko haben, sich ungesund zu verhalten. Erotophobie ist eine negative affectiv-evaluative Reaktion auf die Lustkomponenten der Sexualität. Erotophobische Menschen planen ihren künftigen Geschlechtsverkehr weniger, zeigen negativere Reaktionen auf ein offenes Gespräch über Sexualität und versäumen es, vor sexueller Aktivität empfängnisverhütende Mittel zu besorgen 49.

    Homophobie ist die irrationale Angst vor Menschen mit homosexueller Orientierung. In vielen Fällen führt diese Angst zu verbrecherischen Handlungen. Einige Forschungsberichte bringen Homophobie mit kognitiven Hemmschwellen in Verbindung. Offene Ablehnung, Diskriminierung oder Gewalt gegen Schwule und Lesben hängen oft mit einer Vielzahl von Gesundheits - und Entwicklungsproblemen zusammen,50 sowie mit Verleugnungs- und Isolationsstrategien, 51, mit der Unfähigkeit, Intimität zu entwickeln 52, mit risikoreichem Sexualverhalten 53 und mit geringerer Qualität der angebotenen Gesundheitsdienste 54. Neben vielen anderen, bekannten Gesundheitshindernissen hat man daher auch das Konzept der Homonegativität namhaft gemacht, um das Verständnis dafür zu erhöhen, wie sich negative Einstellungen gegenüber homosexuellen Menschen entwickeln 55. (Anmerkung des Übersetzers EJH: Dieser im Original sehr geschraubte, unlogische, fast unverständliche und daher kaum übersetzbare Satz sagt letztlich gar nichts aus: Er erklärt - wie Fritz Reuters Onkel Bräsig - die Armut mit der "Powerteh".)

    Einige Komponenten und spezifische Aktionen dieser Strategie schließen das Folgende ein:

    • Förderung des Verständnisses für das Spektrum weiblicher und männlicher Identitäten verteilt auf heterosexuell, homosexuell, bisexuell, bigender, und transgender.
    • Verminderung der Homophobie bei Menschen aller sexuellen Orientierungen.

    Strategie 1.5: Verhinderung sexueller Gewalt

    Die schädlichen Wirkungen sexueller Gewalt sind ausreichend dokumentiert 56. Die Förderung sexueller Gesundheit und sexueller Menschenrechte wird dazu beitragen, sexuelle Gewalt zu reduzieren und zu eliminieren. Insbesondere die folgenden Maßnahmen können sexuelle Gewalt vermindern: Die Förderung von geschlechtlicher Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sowie die Beendigung geschlechtlicher Diskriminierung (die ja sexuelle Gewalt erzeugt und aufrecht erhält) und schließlich eine umfassende Sexualerziehung.

    Aktionen zur Verhinderung sexueller Gewalt schließen ein:

    • Die Erkennung sexueller Gewalt in ihren verschiedenen Formen.
    • Eine wirksame Gesetzgebung zur Verminderung sexueller Gewalt.
    • Die Förderung einer Kultur der Anzeige sexueller Gewalt (d.h. Anzeige bei Vorgesetzten, Behörden, Polizei usw. EJH).
    • Die Unterstützung genesungsförderlichen Verhaltens bei Opfern sexueller Gewalt.
    • Die Förderung von Gesundheitsprogrammen für sexuelle Aggressoren, die in vielen Fällen von einer Therapie profitieren könnten.

    Ziel 2. Umfassende Sexualaufklärung der Öffentlichkeit.

    Strategie 2.1: Umfassende Sexualerziehung in der Schule.
    Strategie 2.2: Integration der Sexualerziehung in die Curricula von Erziehungseinrichtungen wo angebracht.
    Strategie 2.3: Umfassende Sexualerziehung für geistig und körperlich Behinderte.
    Strategie 2.4: Bereitstellung umfassender Sexualerziehung für besondere Populationen (Gefangene, illegale Einwanderer, Heiminsassen, Obdachlose).
    Strategie 2.5: Zugang zu umfassender Sexualerziehung für andere Populationen (legale Einwanderer, sprachliche Minderheiten, Flüchtlinge).
    Strategie 2.6: Integration von Massenmedien bei der Bemühung, eine umfassende Sexualerziehung zu vermitteln und zu fördern.

    Bei der Expertenarbeitsgruppe bestand ein klarer Konsens, dass umfassende Sexualerziehung - als lebenslanger Prozess, der Wissen, Einstellungen, Fähigkeiten und Werte in Bezug auf alle Aspekte der menschlichen Sexualität vermittelt und verändert 57 - eine der besten Investitionen ist, die eine Gesellschaft machen kann, wenn sie die sexuelle Gesundheit ihrer Mitglieder fördern will.

    Eine umfassende Sexualerziehung sollte früh im Leben beginnen, sollte dem jeweiligen Alter und Entwicklungsstadium entsprechen und sollte eine positive Einstellungen zur Sexualität vermitteln 58.

    Sexualerziehung muss eine Wissensbasis über die menschliche Sexualität bereitstellen. Außerdem ist anerkannt, dass Sexualinformation allein nicht ausreicht. Sexualerziehung muss zusätzlich zur Wissensvermittlung auch die Entwicklung von Fähigkeiten einschließen.


    Strategie 2.1: Umfassende Sexualerziehung in der Schule.

    Die umfassende Sexualerziehung in der Schule erfordert besondere Aufmerksamkeit, denn sie ist ein Baustein für lebenslange sexuelle Gesundheit. In den meisten Ländern ist die Schule die einzige öffentliche Einrichtung,. mit der alle irgendwann in Berührung kommen. Dies ist die ideale Umgebung für Sexualerziehung, und daher sollte diese von den Regierungen dort auch vorgeschrieben werden. Es gibt eine beachtliche Summe von Forschungen, welche die Merkmale effektiver Sexualerziehung identifizieren. 59, 60, 61. Eine Zusammenfassung dieser Merkmale sind im Appendix III aufgeführt.


    Strategie 2.2: Integration der Sexualerziehung in die Curricula von Erziehungseinrichtungen wo angebracht.

    Zusätzlich zur Sexualerziehung in der Schule müssen auch alle anderen Erziehungseinrichtungen eine Rolle übernehmen, wenn das Ziel lebenslanger umfassender Sexualerziehung erreicht werden soll. Insbesondere können Tertiärinstitutionen (d.h. Einrichtungen der Erwachsenenbildung. EJH) die sexuelle Gesundheit fördern, indem sie Sexualitätslehrpläne für Erwachsene entwickeln.


    Strategie 2.3: Umfassende Sexualerziehung für geistig und körperlich Behinderte.

    Geistig und körperlich Behinderte haben das selbe Recht auf umfassende Sexualerziehung wie andere Menschen. Da Behinderte möglicherweise besondere Bedürfnisse haben, in besonderen Umständen leben und in Bezug auf ihre Fähigkeit sexuelle Entscheidungen zu treffen, besonders verletzlich sind, sollte eine umfassende Sexualerziehung für sie eine Priorität sein.


    Strategie 2.4: Bereitstellung umfassender Sexualerziehung für besondere Populationen
    (Gefangene, illegale Einwanderer, Heiminsassen, Obdachlose).

    Historisch gesehen, sind die Bedürfnisse nach Sexualerziehung zweier Gruppen stets vernachlässigt worden: Menschen in Anstalten (Gefangene, Krankenhauspatienten, Pflegeheimbewohner) und Menschen ohne Zugang zu Erziehung oder Ausbildung (einschließlich illegale Einwanderer und Obdachlose) Was die erstere Gruppe betrifft, so haben diejenigen, die juristisch für sie verantwortlich sind, auch die ethische Verpflichtung, ihnen den Zugang zu einer Aufklärung zu ermöglichen, die ihnen hilft, ihre sexuelle Gesundheit zu fördern und ernste Risiken zu vermeiden (HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten). Für die letztere Gruppe trägt die Regierung die Verantwortung dafür, geeignete Maßnahmen zu treffen.


    Strategie 2.5: Zugang zu umfassender Sexualerziehung für andere Populationen
    (legale Einwanderer, sprachliche Minderheiten, Flüchtlinge).

    Eine weitere Gruppe ist auch noch zu nennen, nämlich Menschen mit erschwertem Zugang zu Erziehung und Ausbildung. Auch sie tragen ein größeres Risiko für sexuelle Gesundheitsprobleme. Einwanderer (einschließlich Flüchtlinge) und solche, die die vorherrschende Sprache eines Landes nicht sprechen, haben ebenfalls ein Recht auf umfassende Sexualerziehung. Wo immer möglich, sollte sie in bestehende Programme für diese Bevölkerungsgruppen integriert werden.


    Strategie 2.6: Integration von Massenmedien bei der Bemühung, eine umfassende Sexualerziehung zu vermitteln und zu fördern.

    Der Einfluss der Massenmedien auf soziale Normen ist weithin anerkannt. Jede Anstrengung zur Förderung sexueller Gesundheit sollte von der Beteiligung der Massenmedien begleitet sein, und dabei sollten alle vorhandenen und künftigen Kommunikationskanäle genutzt werden (Radio und Fernsehen), gedruckte Medien und das Internet. Alle, die in den Massenmedien arbeiten, haben eine Verantwortung gegenüber ihren Adressaten, und im Falle der sexuellen Gesundheit sollte diese nicht verleugnet werden.

    Beispiele für den Einsatz der Massenmedien für die Förderung der reproduktiven Gesundheit und für die Vorbeugung gegen sexuell übertragbare Infektionen gibt es bereits, und die Resultate zeigen, dass sie für die Gesundheitsförderung durchaus nützlich sind 62.


    Ziel 3. Aufklärung, Ausbildung und Unterstützung aller, die in Gesundheitsberufen tätig sind.

    Strategie 3.1: Ausbildung in sexueller Gesundheit für Gesundheitsberufe.
    Strategie 3.2: Ausbildung in sexueller Gesundheit für Lehrer.
    Strategie 3.3: Förderung der Sexualwissenschaft als Beruf und Disziplin.

    Um die sexuelle Gesundheit in der Bevölkerung wirksam zu fördern, ist es notwendig, eine entsprechende Aufklärung und Ausbildung für ein breites Spektrum von Spezialisten bereitzustellen. Dazu gehören Berufstätige in der Medizin, Krankenpflege, Therapie, HIV/AIDS-Prävention, Familienplanung, Pädagogik und dazu gehören auch Gemeindeaktivisten.


    Strategie 3.1: Ausbildung in sexueller Gesundheit für Gesundheitsberufe

    Die Ausbildung in sexueller Gesundheit für Gesundheitsberufe sollte auf mindestens vier Ebenen gefördert werden:

    1. Eine Grundausbildung in sexueller Gesundheit für alle Gesundheitsberufe sowohl als Teil ihrer Ausbildung wie ihrer Fortbildung. Die Gesundheitsberufe umfassen Medizin, Kranken- und Altenpflege, klinische Psychologie, Sozialarbeit und Gesundheitsdienste verschiedener Art.
    2. Ausbildung in sexueller Gesundheit für Fachleute in reproduktiver Gesundheit.
    3. Ausbildung in sexueller Gesundheit für Fachleute in STI und HIV/AIDS-Prävention und Kontrolle.
    4. Ausbildung in sexueller Gesundheit für Fachleute in der Sexologie, einschließlich Sexualerziehung, klinische Sexologie (Sexualmedizin, Sexualchirurgie, Sexualberatung und Sexual-Psychotherapie) und Sexualforschung.

    Gesonderte Empfehlungen für die Aus- und Fortbildung dieser vier Gruppen finden sich in Appendix IV. Diese Empfehlungen beschreiben den allgemein interdisziplinären Charakter der Ausbildung.


    Strategie 3.2: Ausbildung in sexueller Gesundheit für Lehrer

    Lehrer müssen als Teil ihrer Ausbildung das Wissen und die Fähigkeiten für die Vermittlung einer wirkungsvollen Sexualerziehung bekommen. Da die Sexualerziehung als universaler und integraler Bestandteil pädagogischer Lehrpläne vorgeschlagen wird, sollte diese Ausbildung für alle Lehrer obligatorisch sein.


    Strategie 3.3: Förderung der Sexualwissenschaft als Beruf und Disziplin

    Die Sexualwissenschaft wurde 1907 erstmals als eigene Disziplin konzipiert 63. In den vergangenen fünfzig Jahren hat es auf dem Gebiet der Sexualwissenschaft große Fortschritte gegeben. Historisch gesehen, hat es drei Hauptgebiete der Sexualwissenschaft gegeben - Erziehung, Forschung und klinische Behandlung - hauptsächlich konzentriert auf sexuelle Funktionsstörungen. Heute haben sich neue Disziplinen dazugesellt. Die sexuellen Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung haben unser Verständnis der Sexualwissenschaft erweitert. Das Auftreten von HIV und anderen ernsten, sexuell übertragbaren Pandemien hat Verhaltensepidemiologen und Fachleute für Infektionskrankheiten zu einer Spezialisierung auf das Studium sexuellen Risikoverhaltens geführt. Dies wiederum hat Umfragen zum Sexualverhalten bei großen Populationen angeregt. Aus Bevölkerungen mit dem größten Risiko kamen Gesundheitserzieher als "paraprofessionelle" Berater für HIV-Risikoverminderung und Einzelfallbetreuung für Menschen mit Risiko. In vielen Kliniken spielen heute pädagogische Pflegekräfte eine Schlüsselrolle in der vorbeugenden körperlichen Gesundheitspflege (z.B. Brustuntersuchung), im sexuellen Wissen (z.B. Aufklärung über sexuelle Gesundheitsrisiken bei Krankheit) und in der Beratung zur Familienplanung. Fortschritte in der Technik "medizinisch unterstützter Fruchtbarkeit" und pharmakologische Innovationen zur Förderung sexueller Funktionen haben Spezialisten aus anderen Disziplinen zusammengebracht, die sich nun auf die sexuellen Gesundheitsbedürfnisse ihrer Patienten konzentrieren. Gesundheitszentren für Frauen und sexuelle Minderheiten kümmern sich um die Gesundheitspflege bei Minderheiten und Unterversorgten, wobei sie gleichzeitig die sexuelle Gesundheit auf Gemeindeebene fördern. Eine Folge der Befreiungsbewegungen sexueller Minderheiten ist die Herausbildung von Rechtanwälten für Minderheitenrechte und von Vertretergruppen, die "sicheres" Verhalten fördern. In jüngster Zeit haben Neuerungen im Umgang mit sexueller Aggression das Gebiet der klinischen Sexologie um die Behandlung von Sexualstraftätern erweitert.

    Es ist offensichtlich, dass die Zukunft der Sexualwissenschaft eine Zusammenarbeit vieler neuer und sehr unterschiedlicher Disziplinen einschließen wird, die auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Funktionen den Bedürfnissen sexueller Gesundheit dienen. Als interdisziplinäre Wissenschaft ist sie hervorragend geeignet, das Wissen und die Erfahrung von Spezialisten, die Ziele verschiedener Interessenvertreter, die Gesundheitsanliegen der Bevölkerung und die Methoden verschiedener Disziplinen zusammenzubringen. Aus diesem Grunde ist es entscheidend wichtig, die Sexualwissenschaft als Disziplin und Beruf zu fördern. Es reicht nicht, das Spezialisten aus anderen Disziplinen ihr Wissen auf das Studium der sexuellen Gesundheit anwenden. Wir brauchen auch Spezialisten in sexueller Gesundheit, die sich ausschließlich damit befassen und sich den besonderen Anliegen von Geschlecht und Geschlechtlichkeit widmen.

    Insbesondere ist es notwendig:

    • Ausbildungsstandards für Sexualerzieher und Sexualitätsspezialisten zu etablieren

    • die Sexualwissenschaft als Disziplin und Beruf zu fördern

    • Regierungen aufzufordern, Ausbildungs- bzw. Fortbildungsprogramme für relevante Berufe zu schaffen.

    Ziel 4. Entwicklung und Bereitstellung von umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für die Bevölkerung.

    Strategie 4.1: Integrierung sexueller Gesundheitsanliegen in bestehende öffentliche Gesundheitsprogramme.
    Strategie 4.2: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für die Bevölkerung.
    Strategie 4.3: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für geistig und körperlich Behinderte.
    Strategie 4.4: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für besondere Populationen
    (Gefangene, illegale Einwanderer, Heiminsassen, Obdachlose).

    Strategie 4.5: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für andere Populationen
    (legale Einwanderer, sprachliche Minderheiten, Flüchtlinge).

    Angesichts der heutigen Inzidenz vieler sexueller Probleme sind die heutigen Präventionsbemühungen leider unzureichend. Eine große Anzahl von Menschen hat Sexualprobleme, die eine klinische Behandlung erfordern. Es ist auch unrealistisch zu erwarten, dass Prävention künftig alle Sexualprobleme verhindern wird. Die Entwicklung und Bereitstellung umfassender sexueller Gesundheitsdienste ist daher eine entscheidende Notwendigkeit in allen Gesellschaften.


    Strategie 4.1: Integrierung sexueller Gesundheitsanliegen in bestehende öffentliche Gesundheitsprogramme.

    Sexuelle Gesundheit ist ein Schlüsselthema der öffentlichen Gesundheit. Zwar ist es notwendig, spezifische Aktionen in spezifischen Zielprogrammen durchzuführen (wie oben ausgeführt), es ist aber unverzichtbar, dass die sexuelle Gesundheit grundsätzlich in öffentliche Gesundheitsprogramme integriert wird. Aus diesem Grunde empfiehlt die Expertenarbeitsgruppe die folgenden Komponenten:

    • Integration in bestehende Gesundheitsprogramme, die direkt oder indirekt die sexuelle Gesundheit betreffen (z.B. Vorbeugung gegen Herzkrankheiten, Anti-Raucherkampagnen (weniger Erektionsprobleme durch Nichtrauchen)), Krebsvorsorge (Früherkennung nach Brustamputationen), Gesundheitserziehung (Zusammenhang von Gesundheit und sexueller Leistung).

    • Wenn immer Klienten mit öffentlichen Gesundheitsprogrammen in Berührung kommen, sollten sexuelle Fragen Teil der allgemeinen Gesundheitsbeurteilung sein. Dies kann dadurch geschehen, dass bestehende Ausführungsbestimmungen ergänzt oder, wenn nötig, so geändert werden, dass sexuelle Gesundheitsanliegen ausreichend berücksichtigt sind. So sollten z.B. Allgemeinmediziner, Familienärzte, und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, zusammen mit jeder generellen Untersuchung, auch immer eine Sexualanamnese durchführen.

    Strategie 4.2: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für die Bevölkerung.

    Der Zugang zu umfassenden Gesundheitsdiensten ist wesentlich. Während die Expertenarbeitsgruppe beim Thema sexuelle Gesundheit die Bedeutung und Kosteneffektivität der Prävention durchaus anerkennt, so sieht sie doch auch, dass eine große Anzahl von Personen bereits an sexuellen Problemen leidet, die für ihre wirksame Behandlung Gesundheitsdienste notwendig machen.

    Sexuelle Anliegen und Probleme können und sollten bei der ersten Anlaufstelle, d.h. bei der Primärbehandlung thematisiert bzw. gelöst werden. Leider stellt hier die fehlende Ausbildung der Dienstleister ein Hindernis dar.

    Einige sexuelle Gesundheitsprobleme erfordern zu ihrer Lösung besonders ausgebildete Personen. Daher sind auch Spezialkliniken für die Behandlung sexueller Probleme notwendig.


    Strategie 4.3: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für geistig und körperlich Behinderte.

    Sexuelle Gesundheitsdienste sollten, wenn immer möglich, in bestehende Dienste für geistig und körperlich Behinderte integriert werden.


    Strategie 4.4: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für besondere Populationen
    (Gefangene, illegale Einwanderer, Heiminsassen, Obdachlose).

    Sexuelle Gesundheitsdienste sollten, wenn immer möglich, in bestehende Dienste für besondere Populationen (Gefangene, illegale Einwanderer, Heiminsassen, Obdachlose) integriert werden.


    Strategie 4.5: Zugang zu umfassenden sexuellen Gesundheitsdiensten für andere Populationen
    (legale Einwanderer, sprachliche Minderheiten, Flüchtlinge).

    Sexuelle Gesundheitsdienste sollten, wenn immer möglich, in bestehende Dienste für andere Populationen (legale Einwanderer, sprachliche Minderheiten, Flüchtlinge) integriert werden.


    Ziel 5. Förderung und finanzielle Unterstützung von Forschung und Evaluierung auf den Gebieten Sexualität und sexuelle Gesundheit sowie die Verbreitung der dabei gewonnenen Erkenntnisse

    Strategie 5.1: Förderung von Sexualforschung und Evaluierung.
    Strategie 5.2: Förderung der Sexualwissenschaft als Forschungsdisziplin.
    Strategie 5.3: Förderung grenzübergreifender sexologischer Forschung über mehrere Disziplinen (Krankenpflege, Soziologie, Anthropologie, Psychologie, Epidemiologie etc.).
    Strategie 5.4: Angemessene Verbreitung der sexologischen Forschungsergebnisse, besonders bei Pädagogen, Dienstleistern und Entscheidungsträgern, damit diese eine wissenschaftliche Basis für ihre Arbeit haben.

    Forschung ist nötig, um unser Verständnis von Geschlecht, Geschlechtlichkeit, sexueller Gesundheit und Sexualverhalten zu vertiefen, und es ist ebenso nötig, die Wirksamkeit von Vorbeugungsprogrammen, Aus- und Fortbildungskursen und Behandlungen zu evaluieren.


    Strategie 5.1: Förderung von Sexualforschung und Evaluierung.

    Sowohl Forschung wie Evaluierung sind dringend nötig, um die sexuelle Gesundheit von Individuen und Populationen zu fördern.. Forschung wird hier definiert als systematische Untersuchung eines Gebietes, wobei Hypothesen geprüft werden, um neues Wissen zu erlangen. gewinnen. Evaluierung wird definiert als die Sammlung und Prüfung von Forschungsergebnissen, um Entscheidungen zu treffen, hier besonders, um die Wirksamkeit von sexuellen Gesundheitsprogrammen zu beurteilen.


    Strategie 5.2: Förderung der Sexualwissenschaft als Forschungsdisziplin.

    Verglichen mit anderen Gebieten der Gesundheitsforschung, ist die Sexualwissenschaft vernachlässigt worden, sowohl in der Finanzierung wie im akademischen Ansehen und in der Qualität der Untersuchungen. Diese Faktoren sind nicht von einander unabhängig. Es ist absolut unverzichtbar, dass Sexualforschung von höchster Qualität betrieben wird. Um dies zu erreichen, muss die Sexualwissenschaft die Kompetenz der Forscher auf jeder Ebene entwickeln.


    Strategie 5.3: Förderung grenzübergreifender sexologischer Forschung über mehrere Disziplinen (Krankenpflege, Soziologie, Anthropologie, Psychologie, Epidemiologie etc.).

    Forschungen zur Sexualität und sexueller Gesundheit sind nicht beschränkt auf sexologisch ausgebildete Forscher. Forschungsförderung bei anderen, verwandten Disziplinen wirkt sich positiv auf die Verbreiterung der Wissensbasis aus und erlaubt gewöhnlich neue Einsichten in die Komplexität von Sexualität und sexueller Gesundheit. Die Förderung dieser Art Forschung kann bei den Bemühungen helfen, sexuelle Gesundheit zu erreichen und zu bewahren.


    Strategie 5.4: Angemessene Verbreitung der sexologischen Forschungsergebnisse, besonders bei Pädagogen, Dienstleistern und Entscheidungsträgern, damit diese eine wissenschaftliche Basis für ihre Arbeit haben.

    Forschung allein genügt nicht. Entscheidend ist die Verbreitung der Ergebnisse, so dass alle, die für die sexuelle Gesundheit arbeiten, auch von dem Wissen profitieren, das durch die Forschung erzeugt wird. Die Verbreitung von Forschungsergebnissen ist besonders wichtig in Lateinamerika, wo ein großer Bedarf besteht, eine Kultur der Berichterstattung über solide Forschung zu schaffen und zu fördern.


    Appendix I. World Association for Sexology: Erklärung sexueller Rechte

    Sexualität ist ein integraler Bestandteil der Persönlichkeit jedes Menschen. Ihre volle Entfaltung hängt von der Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse ab wie der Wunsch nach Berührung, Intimität, Gefühlsäußerung, Lust, Zärtlichkeit und Liebe.

    Sexualität wird konstruiert in der Interaktion von Individuum und Gesellschaft. Die volle Entfaltung der Sexualität ist wesentlich für das individuelle, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Wohlergehen.

    Sexuelle Rechte sind universelle Menschenrechte, und sie gründen in der angeborenen Freiheit, Würde und Gleichheit aller Menschen. So wie die Gesundheit ein fundamentales Menschenrecht ist, so muss es auch die sexuelle Gesundheit sein. Um sicherzustellen, dass Menschen und menschliche Gesellschaften eine gesunde Sexualität entwickeln, müssen die folgenden sexuellen Rechte von allen Gesellschaften in jeder Weise anerkannt, gefördert, respektiert und verteidigt werden. Sexuelle Gesundheit entsteht in einer Umgebung, die diese sexuellen Rechte anerkennt, respektiert und ausübt.

    1. Das Recht auf sexuelle Freiheit. Sexuelle Freiheit umfasst die Möglichkeit des Individuums, sein volles sexuelles Potential zum Ausdruck zu bringen. Dies schliesst aber jederzeit und in jeder Lebenssituation jede Form von sexuellem Zwang, Ausbeutung und Missbrauch aus.

    2. Das Recht auf sexuelle Autonomie und auf die Unverletzlichkeit und den Schutz des sexuellen Körpers. Dieses Recht beinhaltet die Fähigkeit, im Zusammenhang mit einer persönlichen und sozialen Ethik autonome Entscheidungen über das eigene Sexualleben zu treffen. Es umfasst auch die Kontrolle und den Genuss des eigenen Körpers ohne Folter, Verstümmelung und Gewalt jedweder Art.

    3. Das Recht auf die sexuelle Privatsphäre. Dies beinhaltet das Recht auf persönliche Entscheidungen und Verhalten in Bezug auf Intimität solange diese nicht die sexuellen Rechte anderer berühren.

    4. Das Recht auf sexuelle Gleichbehandlung. Dies bezieht sich auf die Freiheit von jeder Art von Diskriminierung wegen der Geschlechtszugehörigkeit, der sexuellen Orientierung, des Alters, der Rasse, der sozialen Klasse, der Religion, der körperlichen und geistigen Behinderung.

    5. Das Recht auf sexuelle Lust. Sexuelle Lust, einschließlich der Selbstbefriedigung, ist eine Quelle körperlichen, seelischen und spirituellen Wohlbefindens.

    6. Das Recht auf den sexuellen Ausdruck von Gefühlen. Sexueller Ausdruck ist mehr als erotische Lust oder sexuelle Akte. Individuen haben das Recht, ihre Sexualität durch Kommunikation, Berührung, Gefühlsausdruck und Liebe auszudrücken.

    7. Das Recht auf freie sexuelle Verbindung. Dies bedeutet die Möglichkeit, zu heiraten oder nicht, sich scheiden zu lassen und andere Arten verantwortungsvoller sexueller Verbindungen einzugehen.

    8. Das Recht auf freie und selbstverantwortliche Wahl bei der Fortpflanzung. Dies schließt das Entscheidungsrecht ein, Kinder zu haben oder nicht, die Anzahl und den Geburtsabstand der Kinder zu bestimmen und das Recht, Zugang zu den Mitteln der Fruchtbarkeitsregulierung zu haben.

    9. Das Recht auf sexuelle, wissenschaftlich fundierte Information. Dieses Recht bedeutet, dass Sexualinformation durch ungehinderte, aber wissenschaftlich ethische Forschung gewonnen werden und auf angemessene Weise auf allen gesellschaftlichen Ebenen verbreitet werden sollte.

    10. Das Recht auf umfassende Sexualerziehung. Dies ist ein lebenslanger Prozess von der Geburt bis zum Lebensende an dem alle gesellschaftlichen Institutionen beteiligt sein sollten.

    11. Das Recht auf sexuelle Gesundheitsvorsorge und Gesundheitspflege. Sexuelle Gesundheitspflege sollte für die Vorbeugung und Behandlung aller sexuellen Anliegen, Probleme und Krankheiten zur Verfügung stehen.

    Sexual Rights are Fundamental and Universal Human Rights
    Declaration of the 13th World Congress of Sexology, 1997, Valencia, Spain. Revised and approved by the General Assembly of the World Association for Sexology (WAS) on August 26th, 1999, during the 14th World Congress of Sexology, Hong Kong, People’s Republic of China

    Appendix II. Ätiologische Klassifizierung sexuell übertragener Infektionen

    Virale Infektionen

    • HIV-Infektion

    • AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome) als Folge einer HIV-Infektion

    • Herpes simplex - Virus-Infektionen

    • Typ 1 Herpes simplex

    • Typ 2 Herpes simplex

    • Human Papilloma Virus (HPV)

    • Cytomegalovirus-Infektion

    • Hepatitis B

    • Andere sexuell übertragbare Virusinfektionen

    Bakterielle Infektionen

    • Syphilis (Lues)

    • Gonokokken-Infektion (Gonorrhö)

    • Chlamydiasis

    • Schanker

    • Trichomonaden-Infektion

    • Gardnerella-Infektion

    • Mykoplasmen-Infektionen

    • Andere sexuell übertragbare bakterielle Infektionen

    Pilz-Infektionen

    • Candidiasis

    • Andere sexuell übertragbare Pilzinfektionen

    Infestationen

    • Filzläuse

    • Krätze (Scabies)

    • Andere sexuell übertragbare Infestationen

    Appendix III Eigenschaften einer umfassenden Sexualerziehung

    Eine umfassende Sexualinformation hat folgende Hauptziele:

    • Die Sexualerziehung sollte nicht nur das Wissen über Inhalte vermitteln, sondern auch zu kritischem Denken anleiten, das zu positiven Einstellungen zur Sexualität führt.

    • Sie sollte den Prozess befördern, durch den das Individuum sich als sexuelles Wesen erkennt, identifiziert und akzeptiert, und zwar vom Beginn bis zum Ende seines Lebens - frei von Angst und Schuldgefühlen.

    • Sie sollte Geschlechtsrollen unterstützen, die einen achtungsvollen und gleichberechtigten Umgang zwischen Menschen befördern, und zwar im Rahmen von Werten, die auf den Menschenrechten gründen.


    • Sie sollte den Wert von Bindungen und Gefühlskomponenten betonen, auch über die Zweierbeziehung hinaus.

    • Sie sollte die Selbsterkenntnis in Bezug auf den eigenen Körper befördern als Faktor des Selbstwertgefühls und der Gesundheitspflege.

    • Sie sollte lustvolles, bewusstes, freies und verantwortungsvolles Sexualverhalten befördern - sich selbst und anderen gegenüber.

    • Sie sollte die Kommunikation zwischen Paaren und Familien befördern sowie gleichberechtigte Beziehungen, unabhängig von Geschlecht und Alter.

    • Sie sollte das gemeinsame, verantwortungsvolle Verhalten befördern in Bezug auf Familienplanung, Geburt und Empfängnisverhütung.

    • Sie sollte verantwortungsbewusste Entscheidungen befördern bei der STI-Vorbeugung 64.

    Neuere Nachprüfungen wirksamer Sexualerziehung, Schwangerschaftsvorbeugung bei Jugendlichen, und HIV-Präventionsprogramme haben gezeigt, dass gute Programme 65:

    • das Wissen erweitern

    • Wertvorstellungen klären

    • die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern verbessern

    • sehr jungen Menschen helfen, mit dem Geschlechtsverkehr zu warten

    • den Gebrauch von Empfängnisverhütung und Kondomen verstärken

    • Jugendlich nicht zum Geschlechtsverkehr ermuntern und

    • die Häufigkeit des Geschlechtsverkehr nicht erhöhen.

    Diese Nachprüfungen beschreiben auch die Eigenschaften wirkungsvoller Programme. Sie:

    • sprechen gezielt bestimmte Verhaltensweisen an

    • basieren auf einem theoretischen Modell für Verhaltensänderung

    • informieren über das Risiko ungeschützten Geschlechtsverkehrs und über die Reduzierung des Risikos

    • geben Studentinnen und Studenten die Gelegenheit, Fähigkeiten zu üben und Situationen zu diskutieren, die sie für sinnvoll und realistisch halten

    • behandeln den Einfluss von Medien, Gleichaltrigen und der Kultur allgemein auf das Sexualverhalten Jugendlicher und auf ihre persönlichen Entscheidungen

    • entwickeln und verstärken Überzeugungen und Wertvorstellungen, die jugendliche Entscheidungen zur Abstinenz und/oder zum Selbstschutz unterstützen

    • bieten Gelegenheit zur Einübung von Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeiten.

    In Lateinamerika gibt es bereits erhebliche Erfahrungen mit Sexualerziehungsprogrammen. Es wird vorgeschlagen, dass die angesammelten Wirksamkeitsnachweise solcher Programme in Nordamerika auf lateinamerikanische Länder angewandt werden könnten, wenn die Programme:

    • kulturell sensibel und örtlich angepasst sind

    • sicherstellen, dass alle Beteiligten an Entwurf, Durchführung und Evaluierung volles Mitspracherecht haben

    • soziale Werte wie Gleichberechtigung, Respekt und Verantwortung propagieren

    • den sozialen Kontext sexuellen Verhaltens verständlich machen.

    Appendix IV. - Curriculum für die sexologische Ausbildung in Gesundheitsberufen

    A. Ausbildung in sexueller Gesundheit für Fachleute in reproduktiver Gesundheit
    B. Sexuelle Gesundheitserziehung für Spezialisten in STI's und HIV/AIDS-Prävention und -Kontrolle
    C. Ausbildung in sexueller Gesundheit für sexologische Gesundheitsberufe

    Eine Grundausbildung in sexueller Gesundheit sollte Teil aller Lehrpläne für Gesundheitsberufe sein. Es hat bereits eine Anzahl guter Lehrpläne für verschiedene Ebenen solcher Berufe gegeben. Die Einführung eines bestimmten Lehrplans muss die Besonderheiten und besonderen Bedürfnisse eines Landes bzw. einer Region berücksichtigen.

    Es wurde vorgeschlagen, ein Ausbildungs-Minimalprofil zu erstellen für alle Gesundheitsberufe (Medizin, Kranken- und Altenpflege, Gesundheitsdienste usw.)

    Auf jeden Fall sollten diese Minimalprofile das Folgende einschließen:

    • Ein Grundwissen über die menschliche Sexualität.

    • Ein Bewusstsein von persönlichen sexuellen Einstellungen gegenüber sich selbst und anderen, und dies sollte eine achtungsvolle Einstellung gegenüber Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und Praktiken einschließen.

    • Die Fähigkeit, sexuelle Gesundheitsprobleme zu erkennen und gegebenenfalls an die geeigneten Fachleute zu überweisen.

    Man stimmte auch darin überein, dass ein Bedarf an Fortbildung für Gesundheitsberufe besteht, und zwar wegen der wandelbaren Natur sexuellen Wissens und wegen der Mängel, die in den Grundlehrplänen immer noch zu beobachten sind.


    A. Sexuelle Gesundheitserziehung für Fachleute in reproduktiver Gesundheit

    Fachleute in reproduktiver Gesundheit sollte eine ausreichende Ausbildung in der menschlichen Sexualität haben. Wegen der offensichtlichen Verbindung zwischen der reproduktiven Gesundheit und der menschlichen Sexualität wird häufig angenommen, dass es ausreicht, ihre reproduktiven Aspekte zu bedienen, um auch dem Recht auf sexuelle Gesundheit zu genügen. Aber diese Annahme ist falsch. "Sexuelle Gesundheit" ist häufig ein Zusatz zu Programmen reproduktiver Gesundheit gewesen. Obwohl die Definitionen reproduktiver Gesundheit Aspekte der Komplexität menschlicher Sexualität einschließen, wird die sexuelle Gesundheit eher impliziert als explizit ausgesprochen.

    Fachleute in reproduktiver Gesundheit sollten eine tiefergehende Ausbildung in der menschlichen Sexualität haben als sonst in Gesundheitsberufen üblich. Wie beim allgemeinen Gesundheitstätigen sollten besondere Lehrpläne für die Bedürfnisse eines Landes bzw. einer Region entworfen werden, aber es ist wünschenswert, dass sie die folgenden Fähigkeiten einschließen:

    • Ein Grundwissen über die menschliche Sexualität.

    • Ein weitreichendes Wissen über die menschliche Fortpflanzung und die Mittel ihrer Regulierung, die auch die sexuellen Rechte berücksichtigen.

    • Ein Bewusstsein von persönlichen sexuellen Einstellungen gegenüber sich selbst und anderen, und dies sollte eine achtungsvolle Einstellung gegenüber Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und Praktiken einschließen.

    • Die Fähigkeit, sexuelle Gesundheitsprobleme zu erkennen und gegebenenfalls an die geeigneten Fachleute zu überweisen.

    Es wird vorgeschlagen, ein Ausbildungs-Minimalprofil zu erstellen für alle Fachleute in reproduktiver Gesundheit, und zwar auf jeder Ebene (Programmplaner, Dienstleister, Erzieher, Gemeindeführer usw.).


    B. Sexuelle Gesundheitserziehung für Spezialisten in STI's und HIV/AIDS-Prävention und -Kontrolle

    Die Größe der Bedrohung durch die HIV/AIDS-Epidemie hat viele Regierungen veranlasst, besondere Programme zur Prävention und Kontrolle zu entwickeln. Neuerdings ist aber deutlich geworden, dass die Bemühungen um HIV/AIDS-Prävention und -Kontrolle wirksamer sind, wenn sie auch die Bekämpfung anderer sexuell übertragener Infektionen einschließen, denn diese sind ja nicht nur selbst gefährlich für die Gesundheit, sondern erhöhen ja auch noch das Risiko einer HIV/AIDS-Übertragung. Dies hat einen neuen Typus von Spezialisten hervorgebracht.

    Die Tatsache, dass diese Infektionen sexuell übertragen werden macht es unverzichtbar, dass die genannten Spezialisten eine ausreichende Ausbildung in sexueller Gesundheit haben, und zwar im Sinne des vorliegenden Dokuments, das alle Aspekte der menschlichen Sexualität berücksichtigt.

    Gesundheitsspezialisten in STIs und HIV/AIDS-Prävention und -Kontrolle sollten eine Ausbildung in sexueller Gesundheit haben, die ihnen eine integrierte Sicht der Determinanten menschlichen Sexualverhaltens vermittelt. Wie auch in den anderen Fällen sollten auch hier besondere Lehrpläne entwickelt werden, welche die Besonderheiten eines Landes bzw. Einer Region berücksichtigen. Es ist aber wünschenswert, dass ihre Fähigkeiten das Folgende einschließen:

    • Ein Grundwissen über die menschliche Sexualität

    • Ein weitreichendes Wissen über die Determinanten verantwortungsvollen Sexualverhaltens

    • Ein weitreichendes Wissen über die sexuell übertragbaren Infektionen (STIs)

    • Ein weitreichendes Wissen über die bewährten Strategien der Vorbeugung von STIs

    • Ein Grundwissen über die epidemiologische Prävalenz und Inzidenz von HIV/AIDS und STIs sowie ein Wissen über die Epidemiologie risikoreichen Verhaltens. Dies wissen sollte auch ein allgemeines Wissen über die Epidemie und über spezifische Zielgruppen einschließen.

    • Kenntnis lokaler Sexualerziehungsprogramme und die Fähigkeit, wenn nötig, Klienten dort an geeignete Fachleute zu überweisen.

    • Ein Bewusstsein von persönlichen sexuellen Einstellungen gegenüber sich selbst und anderen, und dies sollte eine achtungsvolle Einstellung gegenüber Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und Praktiken einschließen.

    • Die Fähigkeit, sexuelle Gesundheitsprobleme zu erkennen und gegebenenfalls an die geeigneten Fachleute zu überweisen.

    • Die Fähigkeit, mit Zielgruppen zu arbeiten. Dazu gehören Einfühlung in, Vertrautheit mit und Gleichmut gegenüber Sexualpraktiken, Anliegen und Sexualitäten der Risikopopulationen.

    Es wird vorgeschlagen, ein Ausbildungs-Minimalprofil zu erstellen für alle Fachleute in STI's und HIV/AIDS-Vorbeugung, und zwar auf jeder Ebene (Programmplaner, Dienstleister, Erzieher, Gemeindeführer, Fürsprecher für Minderheiten usw. ).


    C. Ausbildung in sexueller Gesundheit für sexologische Gesundheitsberufe

    Es besteht weiterhin ein Mangel an Gesundheitsspezialisten, die besonders auf dem Gebiet der menschlichen Sexualität ausgebildet sind. In Nachbardisziplinen (Psychologie, Psychiatrie, Gynäkologie, Urologie) sind Spezialgebiete zu Problemen der menschlichen Sexualität entwickelt worden, aber es ist schwierig, dabei einen integrierten Ansatz zu finden, weil die jeweilige Originalausbildung die Sichtweisen einseitig bestimmt. Aus diesen Gründen empfiehlt die Expertenarbeitsgruppe eine besondere Anstrengung, die Ausbildung von Spezialisten in sexueller Gesundheit zu fördern. Diese sollten, zusätzlich zu ihrer Originalausbildung, ausreichende Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, um die Aufgaben ihres Spezialgebietes bewältigen zu können. Bisher zeigt die Erfahrung in verschiedenen Ländern die folgenden Spezialgebiete der sexuellen Gesundheit:

    • Sexualerziehung

    • Klinische Sexologie (einschließlich Sexualmedizin, Sexualchirurgie, Sexualberatung und Sexual-Psychotherapie)

    • Sexualforschung.

    Sexualerziehung ist dasjenige Gebiet der Sexologie, welches sich auf die Aufklärung und Erziehung über die menschliche Sexualität spezialisiert. Eine umfassende Sexualerziehung ist Sache vieler Einzelpersonen, einschließlich Eltern, Lehrer, Gemeindevertreter, Journalisten, religiöse Führer und andere. Es besteht aber ein Bedarf an Fachleuten für den Entwurf, die Durchführung und Evaluierung von Programmen und spezifischen Lehrplänen, auf die andere, nicht-spezialisierte Erzieher sich beziehen und berufen können. Umfassende Sexualerziehung heißt Erziehung zur sexuellen Gesundheit, also sexuelle Gesundheitserziehung.

    Fachleute für Sexualerziehung sollten in ihrer Ausbildung mindestens die folgenden Qualifikationen erreicht haben:

    • Kenntnis der menschlichen Sexualität

    • Weitreichende Kenntnis der Pädagogik, einschließlich der Fähigkeit, Sexualerziehungsprogramme zu entwerfen, durchzuführen und zu evaluieren, besonders auch aus Sicht der Teilnehmer.

    • Ein Bewusstsein von persönlichen sexuellen Einstellungen gegenüber sich selbst und anderen, und dies sollte eine achtungsvolle Einstellung gegenüber Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und Praktiken einschließen.

    • Die Fähigkeit, sexuelle Gesundheitsprobleme zu erkennen und gegebenenfalls an die geeigneten Fachleute zu überweisen.

    Klinische Sexologie ist dasjenige Gebiet der Sexologie, welches sich auf die Vorbeugung und Behandlung von sexuellen Problemen spezialisiert, und zwar in Bezug auf folgende Syndrome: sexuelle Funktionsstörungen, Störungen der Geschlechtsidentität, sexuelle Zwangshandlungen, Traumatisierung durch sexuelle Gewalt. Andere sexuelle Probleme müssen, da sie besondere Fähigkeiten erfordern, durch andere Disziplinen behandelt werden: Gynäkologie, Andrologie und Urologie im Falle der klinischen Syndrome in Bezug auf die Fortpflanzung und die Infektiologie im Falle der sexuell übertragenen Infektionen. Allerdings ist eine Ausbildung in sexueller Gesundheit auch für diese Disziplinen wünschenswert, da ihre Originalausbildung häufig den integralen Ansatz vermissen lässt, der im vorliegenden Dokument vorgeschlagen wird. Jedes Gebiet der klinischen Sexologie nutzt verschiedene therapeutische Modalitäten, die wiederum eine Spezialausbildung erfordern. Es ist aber wünschenswert, dass Fachleute für diese Probleme ein gemeinsames Grundwissen über die sexuelle Gesundheit besitzen, denn bisher ist dies leider noch fragmentarisch. Je nach therapeutischem Ansatz kann die klinische Sexologie wie folgt unterteilt werden: Sexualmedizin, Sexualchirurgie, Sexualberatung und Sexual-Psychotherapie.

    Fachleute in der klinischen Sexologie sollten in ihrer Ausbildung mindestens die folgenden Qualifikationen erreicht haben:

    • Kenntnis der menschlichen Sexualität

    • Weitreichende Kenntnis der sexuellen Anliegen und Probleme

    • Kenntnis der örtlichen Sexualerziehungsprogramme und die Fähigkeit, Patienten gegebenenfalls dorthin überweisen zu können

    • Ein Bewusstsein von persönlichen sexuellen Einstellungen gegenüber sich selbst und anderen, und dies sollte eine achtungsvolle Einstellung gegenüber Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und Praktiken einschließen

    • Die Fähigkeit zur Erkennung und ätiologischen Diagnose von Sexualproblemen, die in ihr Fachgebiet fallen (d.h. sexuelle Funktionsstörungen, Störungen der Geschlechtsidentität, sexuelle Zwangshandlungen, Traumatisierung durch sexuelle Gewalt)

    • Die Fähigkeit zur Identifizierung und, wenn nötig, zur Überweisung an geeignete Fachleute anderer sexueller Gesundheitsprobleme wie etwa klinische Syndrome in Bezug auf die Fortpflanzung und sexuell übertragene Infektionen.

    • Die Fähigkeit, auf ihren Spezialgebieten Behandlungsstrategien durchzuführen: Sexualmedizin, Sexualchirurgie, Sexualberatung und Sexual-Psychotherapie. Ebenso die Fähigkeit zur Überweisung an geeignete Spezialisten, wenn das eigene Behandlungsangebot nicht ausreicht.

    Sexualforschung ist dasjenige Gebiet der Sexologie, welches sich darauf spezialisiert, Informationen zu sammeln und neues Wissen über die menschliche Sexualität zu erlangen. Die Sexualforschung nutzt die Methoden ihrer jeweiligen Disziplin wie sie dem jeweiligen Forschungsgegenstand angemessen ist. Fachleute in der Sexualforschung sollten eine wohlfundierte Kenntnis und Ausbildung in Bezug auf die menschliche Sexualität und sexuelle Gesundheit haben, damit sie ihre besonderen Forschungsaufgaben besser erfüllen können.

    Fachleute in der Sexualforschung sollten in ihrer Ausbildung mindestens die folgenden Qualifikationen erreicht haben:

    • Grundkenntnis der menschlichen Sexualität

    • Weitreichende Kenntnisse der Forschungsmethoden in ihrem jeweiligen Spezialgebiet und die Fähigkeit, diese anzuwenden

    • Ein Bewusstsein von persönlichen sexuellen Einstellungen gegenüber sich selbst und anderen, und dies sollte eine achtungsvolle Einstellung gegenüber Personen mit anderen sexuellen Orientierungen und Praktiken einschließen

    • Ein Bewusstsein von persönlichen Einstellungen gegenüber den Disziplinen anderer Forscher, und dies sollte eine achtungsvolle Haltung einschließen, die interdisziplinäre Untersuchungen erleichtert

    • Grundfähigkeiten, sexuelle Gesundheitsprobleme zu identifizieren und, wenn nötig, an andere geeignete Fachleute zu überweisen.

    • Eine Verpflichtung, Forschung nur nach den höchsten ethischen Standards zu betreiben, wie sie durch Kurse und persönliche Anleitung in Forschungsethik vermittelt werden, insbesondere, was sexuelle Gesundheitsforschung betrifft.

    Es wird vorgeschlagen, für alle sexologischen Fachleute ein Ausbildungs-Minimalprofil zu erstellen: d.h. in der Sexualerziehung, in der klinischen Sexologie (einschließlich Sexualmedizin, Sexualchirurgie, Sexualberatung und Sexual-Psychotherapie) und in der Sexualforschung.


    Appendix V. Ressourcen für sexuelle Gesundheit

    Es besteht ein erheblicher Mangel an Ressourcen für die sexuelle Gesundheit in den beiden Amerikas, und ebenso besteht eine Empfehlung, diesem Mangel abzuhelfen. Man sollte aber wissen, dass es bereits einige wichtige Ressourcen gibt, die zu ihrer besseren Nutzung benannt und bekannt gemacht werden sollten.

    Es gibt eine Anzahl von offiziellen und nichtoffiziellen Institutionen, die auf dem Gebiet der sexuellen Gesundheit tätig sind und entsprechende Strategien entwickelt haben. Ein weltweites Verzeichnis dieser Informationsquellen findet sich auf dem Website des Magnus-Hirschfeld-Archivs für Sexualwissenschaft in Berlin unter: http://www.sexology.cjb.net.

    Weitere Quellen sind auf speziellen Websites der Vereinten Nationen und anderer Organisationen zu finden:

    WHO:
    PAHO:
    UNFPA:
    UNAIDS:
    WAS:
    http://www.who.int/
    http://www.paho.org/
    http://www.unfpa.org/
    http://www.unaids.org/
    http://www.tc.umn.edu/nlhome/m201/colem001/was/

    Die Expertenarbeitsgruppe empfiehlt die Herstellung und Verbreitung einer vollständigen Liste solcher Ressourcen, um so die während dieser Konsultation vorgeschlagenen Aktionen besser zu implementieren.


    Notes

    1 World Health Organization. (1975). Education and Treatment in Human Sexuality: The Training of Health Professionals. (Technical Report Series No. 572. The full report is available at: http://www.sexology.cjb.net).

    2 The first meeting was held in Copenhagen, on 9 and 10 November 1983. The results of this consultation were published in: T. Langfeldt and M. Porter. Sexuality and family planning: Report of a consultation and research findings. World Health Organization. Regional Office for Europe. Copenhagen, 1986. The second meeting was held also in Copenhagen from 5 to 7 may 1987. The results of this consultation are reported in an unpublished document: World Health Organization. Regional Office for Europe. Concepts of Sexual Health: Report on a working Group. It is available at: http://whqlibdoc.who.int/euro/-1993/EUR_ICP_MCH_521.pdf

    3 In spite of all the efforts made in the last decade to curb the spreading of Sexually Transmitted Infections, including HIV, such infections still represent a serious public health problem in the Region of the Americas. The Pan American Health Organization estimates that there are 1.7 million people living with HIV in Latin America and the Caribbean, and around 1 million in North America. These figures account for the worrying adult prevalence rates in the Region, which reflect the proportion of adults (15 to 49 years of age, using 1997 population numbers) living with HIV/AIDS in the Americas in 1998. Those rates are estimated to be: North America: 0.56%, Latin America: 0.57%, Caribbean: 1.96%. Source: Mazín, R. Is Promotion Of Sexual Health Relevant To Achieve Public Health Goals?. Keynote address presented at: "Avances en SIDA e Infecciones de Trasmisión Sexual: Retos Para el Tercer Milenio" Congreso Internacional de SIDA. November 24-26, Acapulco, Mexico, 1999.

    4 In the developing world to date, there have been relatively few successful HIV interventions that have been clearly demonstrated to be effective. Perhaps the best documented example is in Thailand where recent declines in HIV prevalence and incidence among young Thai men (as well as a sharp decline in reported STIs) have been attributed to a combination of increased condom use and a reduction in sex worker patronage. Source: Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS, 1999). Trends in HIV incidence and prevalence: natural course of the epidemic or results of behavioural change?

    5 Dixon M. R. The sexuality connection in reproductive health. In S. Zeidenstein and K. More (Eds.) Learning about Human Sexuality: A practical beginning. The Population Council and International Women's Health Coalition. New York. 1996.

    6 Report of The International Conference on Population and Development (Cairo, 5-13 September 1994) United Nations Population Information Network (POPIN) UN Population Division, Department of Economic and Social Affairs, with support from the UN Population Fund (UNFPA).

    7 Somewhere in the U.S., a woman is raped every 2 minutes, according to the U.S. Department of Justice. In 1996, 307,000 women were the victims of rape, attempted rape or sexual assault. [National Crime Victimization Survey. Bureau of Justice Statistics, U.S. Department of Justice, 1997.] Between 1995 and 1996, more than 670,000 women were the victims of rape, attempted rape or sexual assault [National Crime Victimization Survey. Bureau of Justice Statistics, U.S. Department of Justice, 1997]. In 1995, local child protective service agencies identified 126,000 children who were victims of either substantiated or indicated sexual abuse; of these, 75% were girls. Nearly 30% of child victims were between the ages of 4 and 7. [Department of Health and Human Services, Administration for Children and Families, Child Maltreatment, 1995.] Approximately one-third of all juvenile victims of sexual abuse cases are children younger than 6 years of age. [Violence and the Family. Report of the American Psychological Association Presidential Task Force on Violence and the Family, 1996.]. According to the Justice Department, one in two rape victims are under age 18; one in six is under age 12. [Child Rape Victims, 1992. U.S. Department of Justice.] Source: Rape, Abuse and Incest National Network (RAINN) http://feminist.com/rainn.htm. Of males: Approximately one in six boys are sexually abused before age 16. Hopper J., Sexual Abuse of Males: Prevalence, Lasting Effects, and Resources http://www.jimhopper.com/male-ab/. A study based on the records of the Maternity Hospital of Lima, Peru, revealed that 90 percent of young mothers aged 12 to 16 had become pregnant because they had been raped. In Costa Rica, an organization working with adolescent mothers reported that 95 per cent of its pregnant clients under 15 were victims of incest. Interactive Population: Violence against Girls and Women: http://www.unfpa.org/modules/intercenter/violence/gender2f.htm

    8 International Planned Parenthood Federation. IPPF Charters on Sexual and Reproductive Rights Vision 2000 International Planned Parenthood Federation, 1996.

    9 World Association for Sexology. Declaration of Sexual Rights. Revised and approved by the General Assembly of the World Association for Sexology (WAS) on August 26th, 1999, during the 14th World Congress of Sexology, Hong Kong, People's Republic of China.

    10 Report of The International Conference on Population and Development* (Cairo, 5-13 September 1994) United Nations Population Information Network (POPIN) UN Population Division, Department of Economic and Social Affairs, with support from the UN Population Fund (UNFPA).

    11 Most notably the advent of sildenafil, and some newer fosfodiesterase inhibitors to treat erectile dysfunction, and the use of selective serotonin re-uptake inhibitors (SSRIs) and other antidepressants to treat premature ejaculation and compulsive forms of sexual behavior. Manecke, R. G.; Mulhall, J.P. Medical treatment of erectile dysfunction. Ann Med 1999 Dec;31(6):388-98; Rosen, R.C., Lane, R.M.; & Menza, M. Effects of SSRIs on sexual function: a critical review. J Clin Psychopharmacol 1999 Feb;19(1):67-85; Coleman, E., Gratzer, T. Nescvacil, L., & Raymond, N. (2000). Nefazodone and the treatment of compulsive sexual behavior: A retrospective study. The Journal of Clinical Psychiatry 61(4), 282-284.

    12 Cfr. Rubio, E. Introducción al Estudio de la Sexualidad Humana. In CONAPO (Editor). Antología de la Sexualidad Humana Vol. 1. CONAPO, México 1994.

    13 Weeks, J. Sexuality. Ellis Horwood Limited. Tavistock Publications. London 1986.

    14 World Health Organization. Education and Treatment in Human Sexuality: The Training of Health Professionals, Technical Report Series Nr. 572, in 1975.

    15 The definition of human sexuality in the report of the meeting of 1983 is: "Sexuality is an integral part of the personality of everyone: man, woman and child. It is a basic need and an aspect of being human that cannot be separated from other aspects of life. Sexuality is not synonymous with sexual intercourse, it is not whether we have orgasm or not, and it is not the sum total of our erotic lives. These may be part of our sexuality but equally they may not. Sexuality is so much more: it is the energy that motivates us to find love, contact, warmth and intimacy; it is expressed in the way we feel, move, touch and are touched; it is about being sensual as well as being sexual. Sexuality influences thoughts, feelings, actions, interactions, and thereby our mental and physical health. Since health is a fundamental human right, so must Sexual Health also be a basic human right". (p 5). Langfeldt, T. & Porter, M.. Sexuality and family planning: Report of a consultation and research findings. World Health Organization. Regional Office for Europe. Copenhagen, 1986.

    16 See for instance the definitions put forward by Ruth Dixon-Muller in: The sexuality connection in reproductive health. In S. Zeidenstein & K. More (Eds.) Learning about Human Sexuality: A practical beginning. The Population Council and International Women's Health Coalition. New York. 1996. "Sexual behavior consists of actions that are empirically observable (in principle, at least)… …In contrast, sexuality is a more comprehensive concept that encompasses the physical capability for sexual arousal and pleasure (libido), as well as the personalized and shared social meanings attached to both sexual behavior and to the formation of sexual and gender identities"(p. 139). Or, Ira Reiss in Journey into Sexuality: an exploratory voyage. Prentice Hall, Englewood Cliffs New Jersey. 1986: "Human sexuality in all societies consist of those scripts shared by a group that are supposed to lead to erotic arousal and in turn to produce genital response" (p. 20).

    17 Cfr. Rubio, E.. Introducción al Estudio de la Sexualidad Humana. In CONAPO (Ed). Antología de la Sexualidad Humana Vol. 1. CONAPO, México 1994. Rubio presents a model of human sexuality from a general system theory perspective and defines human sexuality as the result of the (mental) integration of four human potentialities that originate four holons (or subsystems): reproductiveness, gender, eroticism and interpersonal affective bonding. (p.29).

    18 See the definition provided by The Sexuality Information Council of the United States: Human sexuality encompasses the sexual knowledge, beliefs, attitudes, values, and behaviors of individuals. Its dimensions include the anatomy, physiology, and biochemistry of the sexual response system; identity, orientation, roles and personality; and thoughts, feelings, and relationships. The expression of sexuality is influenced by ethical, spiritual, cultural, and moral concerns. Making the Connection: Sexuality and Reproductive Health Definitions of Sexually Related Health Terminology. http://www.siecus.com/pubs/cnct/cnct0001.html

    19 Some good examples of this are: Alazate, H.. Sexualidad Humana. Editorial Temis. Santa Fe de Bogotá, Colombia (1997). Alzate explains: "Human sexuality... …can be defined as the collection of structural, physiologic, behavioral and socio-cultural, that allow the exercise of sexual function. In its time, sexual function is defined as the conscious and culturally conditioned function, that has derivate itself philogenetically from the reproductive function, but which is exercised in the first place in a pleasant or ludic way (erotic function), and secondarily in a reproductive way, through the use of body zones or organs of special sensitivity" (p.5). In this line there is also the work of Paul R. Abramsom and Steven D. Pinkerton. With Pleasure: Thoughts on the Nature of Human Sexuality. New York, Oxford University Press, 1995, where we read: "Sex isn't just for reproduction anymore - it's also for pleasure. The intense pleasure that accompanies sex may serve to motivate copulation and thereby facilitate reproduction, but this is no longer its sole function. Instead human sexuality has bifurcated: reproduction taking one route; unadulterated pleasure another" (p.5).

    20 Notably John Money in his Love & Lovesickness the science of Sex, Gender Difference and Pair-bonding. The John Hopkins University Press, Baltimore 1981. Other writers (Abramsom, P. & Pinkerton, S.D. With Pleasure: Thoughts on the Nature of Human Sexuality. New York, Oxford University Press, 1995. Reiss, I. Journey into Sexuality: an exploratory voyage. Prentice Hall, Englewood Cliffs New Jersey. 1986) tend to see love ties as a by-product of erotic pleasure.

    21 To give an idea: a search on the following 8 Psychoanalytic Journals: Journal of the American Psychoanalytic Association, Bulletin of the American Psychoanalytic Association, International Journal of Psycho-Analysis, International Review of Psycho-Analysis, Bulletin of the International Psycho-Analytical Association, Psychoanalytic Quarterly, Contemporary Psychoanalysis, Psychoanalytic Study of the Child resulted in 864 articles published from 1980 to 1997 where love and sex were considered.

    22 The recent evidence of the possible regulation of pair-bonding has been reviewed by Thomas R. Insel: A Neurobiological Basis of Social Attachment Am J Psychiatry 1997; 154:726 -735, where the participation of the neurotransmitters oxitocin and vasopressin is demonstrated in lower species, more recently the same group investigators reported the relevance of Dopamine D2 receptors in the prairie vole (Microtus ochrogaster), a monogamous rodent that forms long-lasting pair bonds (Gingrich, B., Liu Y., Cascio. C., Wang, Z. & Insel, T.R. Dopamine D2 receptors in the nucleus accumbens are important for social attachment in female prairie voles. Behav Neurosci 2000 Feb;114(1):173-183).

    23 Marazziti, D., Akiskal, H. S. Rossi, A. & Cassano, G. B.. Alteration of the platelet serotonin transporter in romantic love. Psychological Medicine (1999), 29:741-745.

    24 The WHO definition of health is: "Health is a state of complete physical, mental, and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity." http://www.who.int/aboutwho/en/definition.html

    25 The most outspoken writer on this issue is Thomas Szasz who together with other anti-psychiatrists writers has put forward the idea that mental illness is a myth. He recently wrote: " Mental illness is a metaphor (metaphorical disease). The word "disease" denotes a demonstrable biological process that affects the bodies of living organisms (plants, animals, and humans). The term "mental illness" refers to the undesirable thoughts, feelings, and behaviors of persons. Classifying thoughts, feelings, and behaviors as diseases is a logical and semantic error, like classifying the whale as a fish. As the whale is not a fish, mental illness is not a disease. Individuals with brain diseases (bad brains) or kidney diseases (bad kidneys) are literally sick. Individuals with mental diseases (bad behaviors) like societies with economic diseases (bad fiscal policies) are metaphorically sick. The classification of (mis)behavior as illness provides an ideological justification for state-sponsored social control as medical treatment" Thomas Szasz. Thomas Szasz's Summary Statement and Manifesto March 1998. http://www.enabling.org/ia/szasz/manifesto.html

    26 See Saracci, R. The World Health Organisation needs to reconsider its definition of health BMJ 1997;314:1409 (10 May).

    27 For a more complete discussion see Ruse, M. Homosexuality a Philosophical Inquiry. Basil Blackwell, New York. 1988. In brief, Ruse proposes that health and disease can be defined with either a naturalistic approach (Cfr. Broose, 1977: Health as a theoretical concept. Philosophy of Science, 44, 452-73) where views of diseases are seen as value-neutral, or a normativist approach, where normativist theorists argue that disease is a value concept, being defined in terms of functioning as a human person, which involves reference to a value notion of a good life.

    28 Of relevance for this discussion with special reference to sexuality research and sexology is the essay of Ira Reiss: La filosofía de la ciencia aplicada al estudio de la sexualidad humana.. In CONAPO (Editor). Antología de la Sexualidad Humana Vol. 1. CONAPO, México 1994, which is a revised version of Reiss, I. The Future of Sex Research and the Meaning of Science. Journal of Sex Research. 30: 3-11, 1993.

    29 Female genital mutilation (FGM) is a violation of the basic human right to bodily integrity and it involves serious health risks. The body of the girl is mutilated in an irreversible manner at an age where the girl herself is not able to make an independent decision as to whether she wants to go through this procedure. These are the main reasons why FGM should be actively abolished. Besides the serious health risks connected to the procedure itself, FGM increases vulnerability to STDs and HIV. Transmission can occur during the mutilation if the same instrument is used on several girls. Afterwards, the wounds and the increased likelihood of tearing of the skin during sexual intercourse constitute major risks for STDs and HIV transmission. FGM is practiced in as many as 28 African countries and known or suspected to be practiced in a number of developed countries by immigrants from Africa. WHO has estimated that between 85 and 115 million women living in the world today have been subjected to FGM and that 2 million girls under go the procedure each year. UNFPA documents: UNFPA and Adolescence. At:
    http://www.unfpa.org/ICPD/round%26meetings/ny_adolescent/reports/adoles.htm

    30 "Since 1994, there has been a noticeable momentum in policy and program development in reproductive rights and health, with significant progress in the understanding of a human rights-based approach to reproductive health, including family planning and Sexual Health; in moving away from vertical service provision, demographic targets and quotas; and in promoting adolescent reproductive health". Report of the International Forum for the Operational Review and Appraisal of the Implementation of the Programme of Action of the International Conference on Population and Development (ICPD). The Hague Forum. The United Nations General Assembly. Special Session on the International Conference on Population and Development (ICPD) 30 June - 2 July 1999.

    31 SIECUS list of behaviors of sexually healthy adults, which was constructed with the consensus of experts not only from the USA but also from such diverse countries as Brazil, Nigeria, and Russia, was created. Sexuality Information and Education Council of the United States. Making the Connection: Sexuality and Reproductive Health: Life Behaviors of a Sexually Healthy Adult: http://www.siecus.com/pubs/cnct/cnct0002.html

    32 Interactive Population: Violence against Girls and Women: http://www.unfpa.org/modules/intercenter/violence/gender2f.htm

    33 Again, only to illustrate: At least 60 million girls are "missing" from the population due to son-preference, via either sex-selective abortions or neglect. 2 million girls between 5 and 15 years old are put on the commercial sex market every year. Nearly 600 million women are illiterate compared with about 320 million men. Source UNFPA documents: http://www.unfpa.org/modules/intercenter/reprights/empower.htm

    34 Laumann, E. O., Paik, A. & Rosen, R. C.. Sexual Dysfunction in the United States: Prevalence and Predictors JAMA. 1999;281:537-544.

    35 Laumann, E. O., Paik, A. & Rosen, R. C.. Sexual Dysfunction in the United States: Prevalence and Predictors JAMA. 1999;281:537-544 . McCabe MP Intimacy and quality of life among sexually dysfunctional men and women. J Sex Marital Ther, 23(4):276-90, 1997, Winter. Litwin, M.S., Nield, R.J., Litwin, M.S., Nield, R.J., & Dhanani N. Health-related quality of life in men with erectile dysfunction. J Gen Intern Med, 13(3): 159-66 1998 Mar. Fugl-Meyer, A.R., Lodnert, G., Bränholm I.B., & Fulg-Meyer, K.S. On life satisfaction in male erectile dysfunction Int J Impot Res, 9(3):141-8 1997 Sept.

    36 Feldman, H.A., Goldstein, I. Hatzichristou, D.G., Krane, R.J. & McKinlay, J.B. Impotence and its medical and psychosocial correlates: results of the Massachusetts Male Aging Study. J Urol 1994 Jan;151(1):54-61.

    37 For instance, the prevalence of sexual dysfunctions is known at a syndrome level: i.e. Laumann, E. O., Paik, A. & Rosen, R. C.. Sexual Dysfunction in the United States: Prevalence and Predictors JAMA. 1999;281:537-544.

    38 "The difficulties related to the timely collection of disease specific data have led to the concept of collecting information about syndromes. This syndromic approach is used successfully by the poliomyelitis eradication program, which collects data on acute flaccid paralysis (AFP) caused by several infectious or non-infectious diseases, but that will trigger an immediate response from the poliomyelitis surveillance system. The same approach could be applied in areas where rapid laboratory diagnosis cannot be obtained (such as at the periphery of many health systems). Although lacking specificity, the syndromic approach offers: a simple and stable case definition; reliability (as it reports what is actually seen); immediate reporting (as there is no laboratory delay); a wider surveillance coverage allowing for the detection of emerging diseases; and, in some cases, the avoidance of disease-associated stigma. This approach is complementary to a disease-specific list of notificable diseases, and is also being considered in the context of the revision of the International Health Regulations". An integrated approach to Communicable Disease Surveillance Epidemiological Bulletin, Vol. 21 No.1, March 2000: http://www.paho.org/English/SHA/eb_v21n1-vigil.htm

    39 The current availability of effective medications to improve erectile functioning illustrates the advantage a syndromic approach to diagnosis. While a male erectile dysfunction syndrome can be effectively symptomatically treated (i.e. improving the erectile function) with medications such as sildenafil, doing so without a proper etiological diagnostic evaluation can obscure the causative factors, and delay the diagnosis of frequent conditions such as diabetes mellitus or hiperlipidemia or, impose a life treatment to a person who might benefit from treatments that can remove the etiologic factors (e.g. performance anxiety). (Cfr. Rubio, E. & Díaz, J. Las Disfunciones Sexuales In: CONAPO (Editor). Antología de la Sexualidad Humana Vol. 3. CONAPO, Mexico 1994.

    40 Press Release WHO/93: DIRECTOR-GENERAL SETS OUT WHO STANCE ON HEALTH AND HUMAN RIGHTS. 8 December 1998 available at: http://www.who.int/inf-pr-1998/en/pr98-93.html

    41 United Nations Development Programme. Integrating human rights with sustainable human development. UNDP policy document United Nations Development Programme New York, NY January 1998. Available at: http://magnet.undp.org/Docs/policy5.html

    42 Komisaruk, B.R. & Whipple, B. Love as sensory stimulation: physiological consequences of its deprivation and expression. Psychoneuroendocrinology 1998 Nov;23(8):927-44.

    43 Cfr.. Kaplan, H.S. The New Sex Therapy Brunner Mazel, New York 1974.

    44 In the recent report on prevalence of sexual dysfunction when the help-seeking behavior was analyzed it was found that 10% and 20% of the afflicted men and women, respectively, sought medical consultation for their sexual problems. Laumann, E. O., Paik, A. & Rosen, R. C.. Sexual Dysfunction in the United States: Prevalence and Predictors JAMA. 1999;281:537-544.

    45 Nicolelis, M.A., De Oliveira, L.M., Lin, R.C. & Chapin, J.K. Active tactile exploration influences the functional maturation of the somatosensory system. J Neurophysiol 1996 May;75(5):2192-6. Fleming, A.S., O'Day, D.H. & Kraemer, G.W. Neurobiology of mother-infant interactions: experience and central nervous system plasticity across development and generations. Neurosci Biobehav Rev. 1999 May;23(5):673-85.

    46 Best Practice, the continuous process of learning, feedback, reflection and analysis of what works (or does not work) and why, is the basis from which UNAIDS, its Cosponsors and partners identify, exchange and document important lessons learned. Best Practice has been shared through exchange forums, networks, Best Practice Collection publications, and technical assistance. In 1998, the Best Practice Collection expanded to over 190 original publications and videos, including joint and Cosponsor publications. The collection includes Technical Update, Point of View, Case Study, Key Material and the SummaryBooklet. The collection can be accessed at: http://www.unaids.org/bestpractice/collection/index.html

    47 Several sources register the fact that women live longer than men, but also that they fall ill more frequently and make use of health care more often than men, even if motherhood related services are excluded. These authors propose hypothesis that can be broadly grouped in four categories: 1.differential risks, which are associated to the ways men and women are socialized; 2. differences due to psychosocial factors, for example, women being more capable (socially) to perceive, evaluate and report illness symptoms, also to better adopt the role of "being ill" and to follow medical treatment.; 3. differences due to a sexist bias on part of physicians who tend to perceive women as more fragile than men, and therefore more prone to fall physically of psychologically ill; 4. possible biological differences. (Cfr. Castro, R. y Bronfman M. Teoría feminista y sociología medica: bases para una discusión. En J.G. Figueroa (ed.) La condición de la mujer en espacio de la salud. México D.F. El Colegio de México. 1998. In Mexico research at the Health Ministry in 1992 revealed that women present more malnutrition and related problems when compared with men (Corona E. & Corona A. La salud en las mujeres en México: Situación actual y algunas propuestas. Presented in the Pre-Conference Seminar of the World Conference on Women. UNIFEM, 1995.

    48 Grunseit, A. & Kippax, S., Effects of Sex Education on Young People's Sexual Behaviour. 1993. Unpublished review commissioned by the Global Programme on AIDS, World Health Organization, July, 1993. Moore, K. A. et al. Adolescent Pregnancy Prevention Programs: Interventions and Evaluations, Child Trends, Inc., Washington, DC. Frost, J. J. & Forrest, J. D.. Understanding the Impact of Effective Teenage Pregnancy Prevention Programs. Family Planning Perspectives 1995, 25(5): 188-96; and Kirby, D. et al. School-Based Programs to Reduce Sexual Risk Behaviors: A Review of Effectiveness. Public Health Reports, 1994,109(3), pp. 339-60.

    49 William, F. A. A Psychological Approach to Human Sexuality: The Sexual Behavior Sequence. In D. Byrne & K. Kelley (Editors) Alternative Approaches to the Study of Sexual Behavior. 1986. Lawrence Erlbaum Associates, Publishers, Hillsdale, New Jersey.

    50 Ferraro, F. & Dukart, R. A Cognitive inhibition in individuals prone to homophobia. J Clin Psychol 1998 Feb;54(2):155-62 .

    51 Johnson, M.E., Brems, C. & Alford-Keating, P. Personality correlates of homophobia. J Homosex 1997; 34(1):57-69.

    52 Monroe, M., Baker, R.C. & Roll, S. The relationship of homophobia to intimacy in heterosexual men. J Homosex 1997;33(2):23-37.

    53 Meyer. I.H. & Dean, L. Patterns of sexual behavior and risk taking among young New York City gay men. AIDS Educ Prev 1995;7(5 Suppl):13-23.

    54 Lohrmann, C., Valimaki, M., Suominen, T., Muinonen, U., Dassen, T. & Peate. German nursing students' knowledge of and attitudes to HIV and AIDS: two decades after the first AIDS cases. J Adv Nurs 2000 Mar; 31(3):696-703.

    55 Herek, G.M. (1984). Beyond "homophobia": A social psychological perspective on attitudes toward lesbians and gay men. Journal of Homosexuality, 10 (1/2), 1-21.

    56 The statistics mentioned in the importance of Sexual Health problems section illustrate: In 1993, the World Development Report of the World Bank estimated that "women ages 15 to 44 lose more Discounted Health Years of Life (DHYLs) to rape and domestic violence than to breast cancer, cervical cancer, obstructed labor, heart disease, AIDS, respiratory infections, motor vehicle accidents or war." Studies show that rape survivors have high rates of persistent post-traumatic stress disorder and make up the largest single group diagnosed with the disorder. And rape victims are nine times likelier than non-victims to attempt suicide and to suffer major depression. Furthermore, 50 to 60 per cent of the victims experience sexual dysfunction, including fear of sex and problems with arousal. A study based on the records of the Maternity Hospital of Lima, Peru, revealed that 90 per cent of young mothers aged 12 to 16 had become pregnant because they had been raped. In Costa Rica, an organization working with adolescent mothers reported that 95 per cent of its pregnant clients under 15 were victims of incest. Interactive Population: Violence against Girls and Women: http://www.unfpa.org/modules/intercenter/violence/gender2f.htm

    57 Corona, E. Resquicios en las Puertas: La Educación Sexual en México en el Siglo XX in: CONAPO (Editor). Antología de la Sexualidad Humana Vol. 3. CONAPO, México 1994.

    58 Coleman, E. (1998). Promoting Sexual Health: The Challenges of the Present and Future. In J J. Borras Valls & Conchillo, M. P. (Ed.). Sexuality and Human Rights. Valencia, Spain.

    59 Cerrutti, S.1993 Salud y Sexualidad desde una Perspectiva de Género. Global Reproductive Health Forum: http://www.hsph.harvard.edu/grhf/_Spanish/course/sesion1/saludsexual.html

    60 Grunseit, A. & Kippax, S., Effects of Sex Education on Young People's Sexual Behaviour. 1993. Unpublished review commissioned by the Global Programme on AIDS, World Health Organization, July, 1993. Moore, K. A. et al. Adolescent Pregnancy Prevention Programs: Interventions and Evaluations, Child Trends, Inc., Washington, DC. Frost, J. J. & Forrest, J. D.. Understanding the Impact of Effective Teenage Pregnancy Prevention Programs. Family Planning Perspectives 1995, 25(5): 188-96; and Kirby, D. et al. School-Based Programs to Reduce Sexual Risk Behaviors: A Review of Effectiveness. Public Health Reports, 1994,109(3), pp. 339-60.

    61 Franklin, C. Grant, D., Corcoran, J., O'Dell Miller, P. and Bultman, C. (1997). Effectiveness of prevention programs for adolescent pregnancy: A meta analysis. Journal of Marriage and the Family, 59, 551-567.

    62 See for instance Israel, R.C & Nagano, R. Promoting Reproductive Health for Young Adults through Social Marketing and Mass Media: A Review of Trends and Practices. Education Development Center, Inc. (EDC) 55 Chapel Street, Newton, MA 02158 available at: http://www.pathfind.org/RPPS-Papers/Social%20Marketing.html

    63 In 1907 Iwan Bloch published his first truly sexological work under the title Das Sexualleben unserer Zeit (The Sexual Life of Our Time) and stated in its foreword: "The author of the present work . . . is . . . convinced that the purely medical consideration of the sexual life . . . is yet incapable of doing full justice to the many-sided relationships between the sexual and all the other provinces of human life. To do justice to the whole importance of love in the life of the individual and in that of society, and in relation to the evolution of human civilization, this particular branch of inquiry must be treated in its proper subordination as a part of the general science of mankind, which is constituted by a union of all other sciences of general biology, anthropology and ethnology, philosophy and psychology, the history of literature, and the entire history of civilization . . . Hitherto there has existed no single comprehensive treatise on the whole of the sexual life . . . .The time is indeed fully ripe for an attempt to sift . . . the enormous mass of available material, and to present the result from a centralized standpoint". Bloch, I. The Sexual Life of Our Time. Translated by Eden Paul, New York: Allied Book Company 1908.

    64 For a more complete description of Guidelines for comprehensive sexuality education see the SIECUS Guidelines for Comprehensive Sexuality Education: http://www.siecus.org/school/sex_ed/guidelines/guide0000.html

    65 A. Grunseit and S. Kippax (1993), "Effects of Sex Education on Young People's Sexual Behaviour," unpublished review commissioned by the Global Programme on AIDS, World Health Organization, July 1993; K. A. Moore, et al (1995), Adolescent Pregnancy Prevention Programs: Interventions and Evaluations, Child Trends, Inc., Washington, DC; J. J. Frost and J. D. Forrest (1995), "Understanding the Impact of Effective Teenage Pregnancy Prevention Programs," Family Planning Perspectives 25(5): 188-96; and D. Kirby et al, "School-Based Programs to Reduce Sexual Risk Behaviors: A Review of Effectiveness," Public Health Reports, 109(3), 1994, pp. 339-60.


    Acknowledgements

    Participants
    Secretariat

    This document was prepared by an expert consultation convened in Antigua Guatemala, Guatemala on May 19-22, 2000. Eusebio Rubio Aurioles, M.D., Ph.D., prepared the preliminary and final draft document, assisted by Eli Coleman, Ph.D., and Esther Corona Vargas, Rafael Mazin, M.D. and Simon Rosser, Ph.D., M.P.H. Alexander McKay, M.A. and Eleanor Maticka-Tyndale, Ph.D. helped review the final draft and made editorial suggestions. Dr. Fernando Zacharias, regional coordinator of the PAHO HIV/AIDS-STI program, provided continuous support for the accomplishment of this consultation and the completion of the document.

    The consultants attending the meeting in Guatemala, jointly hosted by the Pan American Health Organization (PAHO) and the World Association for Sexology (WAS), included experts in the fields of sexology, reproductive health, and HIV/STI prevention. Because of the focus on the Region of the Americas, most of the participants came from this Region. However, some international experts were also invited because of their expertise as well as to give a global perspective.

    The Spanish Agency for International Cooperation (AECI) and the Ministry of Health of Spain (Ministerio de Sanidad y Consumo) provided support for the development of the consultation and the participation of experts from Spain.


    Participants

    Laura Asturias, Feminist Newsletter "La Cuerda," Guatemala
    *Juan José Borrás Valls, Jaume I University, Spain
    Cecilia Cardinal de Martín, Latin American and Caribbean Regional Committee for Sex Education (CRESALC), Colombia
    *Eli Coleman, University of Minnesota, USA
    **Esther Corona Vargas, Mexican Association for Sex Education (AMES), Mexico
    *Marc Ganem, French Society of Clinical Sexology (SFSC), France
    *Debra Haffner, Sexuality Information and Education Council of the United States (SIECUS), USA
    *Rubén Hernández Serrano, Central University of Venezuela,Venezuela
    Ana Luisa Liguori, John D. and Catherine T. MacArthur Foundation, México
    Eleanor Maticka-Tyndale, Univesity of Windsor, Canada
    Alexander McKay, Sex Information and Education Council of Canada (SIECCAN), Canada
    Frans Mom, HIVOS, The Netherlands
    *Emil Man Lun Ng, Hong Kong Sex Education Association, China
    *Aminta Parra Colmenares, Central University of Venezuela, Venezuela
    *Maria Pérez Conchillo, ESPILL Institute of Sexology, Psychology and Medicine, Spain
    **Oswaldo M. Rodrigues, Center for the Studies and Research in Human Behavior and Sexuality (CEPCoS), Brazil
    **Rodolfo Rodríguez Casteló, Catholic University of Guayaquil Ecuador, Ecuador
    B. R. Simon Rosser, University of Minnesota, USA
    *Eusebio Rubio Aurioles, AMSSAC, México
    William R. Stayton, Widener University, USA
    Esiet Uwemedimo Uko, Action Health Incorporated, Nigeria
    Bernardo Useche, University of Caldas, Colombia

    * Members of the World Association for Sexology (WAS) Advisory Board
    ** Members of the Executive Committee of the Latin American Federation of Sexology and Sexual Education (FLASSES) which is one of the regional federations of the WAS.


    Secretariat

    Fernando José Amado Luarca, Pan American Health Organization, USA
    Nathalie Brinck, Pan American Health Organization, USA
    Bilali Camara, Caribbean Epidemiology Center/Pan American Health Organization, Trinidad and Tobago
    Carmen A Valenzuela, Pan American Health Organization, Guatemala
    Martine de Schutter, Pan American Health Organization, USA
    Rafael Mazín, Pan American Health Organization, USA

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