Zur historischen Rolle des Psychiaters
und Psychotherapeuten Arthur Kronfeld
in der frühen Sexualwissenschaft

Ingo-Wolf Kittel

Ursprünglich erschienen in: Sexualitäten in unserer Gesellschaft,
Schriftenreihe Sozialwissenschaftliche Sexualforschung 2, R. Gindorf und E.J. Haeberle (Hg.),
Walter de Gruyter, Berlin - New York, 1989, S. 33-44

INHALT
Biographische Skizze
Geistiger Werdegang
Kronfelds frühe Verbindung mit Magnus Hirschfeld
Kronfelds Engagement am Institut für Sexualwissenschaft
Zur Trennung Kronfelds von Hirschfeld
Anmerkungen

Arthur Kronfeld wurde am 9. Januar 1886 in Berlin geboren und starb am 16. Oktober 1941 in Moskau. 1933 noch als einer "der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre" genannt[1] und als schulenunabhängiger Psychotherapeut weithin bekannt, ist er heute in Deutschland nahezu völlig vergessen. Nachforschungen zu seinem Schicksal und Werk sind über vier Jahrzehnte nach seinem Tod zufällig in Gang gekommen. Sie haben allerdings bald erkennen lassen, daß es sich bei diesem jüdischen Wissenschaftler um einen der vielseitigsten Psychiater und Psychotherapeuten der Weimarer Republik handelt[2].

Kronfeld zeigte ausgeprägte künstlerische, insbesondere literarische Fähigkeiten und philosophische Neigungen. Ebenso großes Interesse brachte er den Naturwissenschaften entgegen. Die Medizin wählte er zum praktischen Betätigungsfeld. Unter Aufnahme der vielfältigen Anregungen von seiten der wissenschaftlichen Psychologie und Psychotherapie, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts erheblichen Aufschwung genommen hatten, spezialisierte er sich für die psychische Heilkunde. In außergewöhnlicher Weise war er um die wissenschaftstheoretisch-methodologische Klärung der systematischen und empirischen Grundlagen dieses medizinischen Arbeitsbereiches bemüht. Als niedergelassener Nervenarzt unterzog er ebenso die praktischen Fortschritte in der Psychiatrie kritischer Prüfung. In dieser Hinsicht war er vor allem bestrebt, die konkurrierenden psychotherapeutischen Methoden und Theorien seiner Zeit integrierend in einer psychotherapeutischen Gesamtlehre zusammenzufassen und gleichzeitig im medizinischen Dienstleistungssystem und Lehrbetrieb zu verankern[3]. Daneben wandte er sich kultur-, religions-, kunst- und sogar parapsychologischen Fragen am Rande von Psychologie und Psychiatrie zu. Auch organisatorisch war er vielseitig aktiv: als Schriftführer oder Vorstandsmitglied einer Reihe wissenschaftlicher Gesellschaften - insbesondere der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie -, als Berichterstatter, Kongreß- und Weiterbildungsorganisator, oder als Herausgeber oder Schriftleiter von Fachzeitschriften und Monographien.

Das "Thema der Jahrhundertwende", die Sexualität, fand als wissenschaftlicher Gegenstand bereits in den ersten Studiensemestern seine Beachtung. Er kam daher schon in jungen Jahren mit Magnus Hirschfeld in Kontakt, der ihn später als Mitarbeiter an sein "Institut für Sexualwissenschaft" in Berlin holen konnte. Kronfelds Bedeutung für die frühe Sexualwissenschaft beruht auf dem Umstand, daß er sieben Jahre lang am Hirschfeld-Institut tätig war und sich neben der Weiterverfolgung eigener Interessen, die er bis dahin entwickelt hatte, so stark für die Etablierung der Sexualwissenschaft einsetzte, daß z. B. seine eigenen in dieser Zeit verfaßten sexologischen Publikationen ihrer Anzahl nach fast ein Viertel seines gut 200 Einzelveröffentlichungen umfassenden Gesamtwerks ausmachen[4].

Biographische Skizze

Über Kindheit und Jugend Kronfelds ist bislang nur wenig bekannt. Er war der Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts, der erst 1884 im Berlin der Gründerjahre ansässig geworden war, einer Zeit stürmischer Entwicklungen und umwälzender Neuerungen. Nach seiner Schulausbildung am dortigen Sophiengymnasium studierte Kronfeld von 1904 bis 1909 in Jena, München, Berlin und Heidelberg. Hier begann er 1910 an der durch Emil Kraepelin berühmt gewordenen Psychiatrischen Universitätsklinik seine Fachausbildung, die er von Ende 1913 bis zu seiner Mobilisation im August 1914 für kurze Zeit im Berliner Städtischen Irrendienst fortsetzte. Während des Ersten Weltkriegs wurde er hauptsächlich an der französischen Westfront eingesetzt, an der er 1917 verwundet wurde. In einem Reservelazarett in Freiburg im Breisgau baute er danach eine "Nervenstation" auf, die er bis Ende des Krieges leitete. Er verheiratete sich in dieser Zeit und trat in den Novembertagen 1918 als Pressesprecher und Delegierter des Freiburger Soldatenrats erstmals politisch hervor[5].

Mit Hirschfeld liierte er sich 1919. Die anschließende Zusammenarbeit der ungleichen Partner scheint allerdings nicht komplikationslos geblieben zu sein. Kronfeld verließ das Institut für Sexualwissenschaft 1926 und arbeitete seitdem in eigener Praxis. Im Jahr darauf konnte er sich an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, der heutigen Humboldt-Universität in Ost-Berlin, für Psychiatrie und Nervenheilkunde habilitieren. 1931 erfolgte noch die Ernennung zum nicht-beamteten a. o. Professor, bevor ihm dann in der Folge der Machtübergabe an Hitler wie allen Juden in Deutschland jede weitere öffentliche Wirksamkeit verboten wurde.

1935 emigrierte Kronfeld in die Schweiz. Doch erhielt er von den dortigen Behörden keine Aufenthaltsgenehmigung. Unter dem Druck eines Ausweisungsultimatums der Schweizer Fremdenpolizei nahm er daher 1936 das Angebot einer Forschungsprofessur in der Sowjetunion an, das ihm auf Betreiben eines bereits 1933 in die UdSSR ausgewanderten ehemaligen Berliner Studenten und Mitarbeiters vom Gesundheitskommissariat der Russischen Föderativen Sowjetrepublik gemacht worden war. Kronfeld führte die soeben entwickelte Insulintherapie für schizophren Erkrankte in die UdSSR ein und gewann dort schnell heute noch lebendiges Ansehen. Es gelang ihm auch bald, sein Wirkungsfeld zu vergrößern und innerhalb von drei Jahren zum Direktor einer 120-Betten-Abteilung am Neuropsychiatrischen wissenschaftlichen Forschungsinstitut Gannushkin, dem heutigen Zentralen psychiatrischen Forschungsinstitut in Moskau, aufzusteigen [6].

1941 machten die nationalsozialistischen Machthaber in Deutschland mit der Eröffnung des Rußlandfeldzuges noch einmal von ihm Erreichtes und weiter Geplantes zunichte. Als im Oktober jenes Jahres die deutschen Truppen in der "Operation Taifun" zum Angriff auf die sowjetische Hauptstadt antraten und sich ihr nach bedeutenden Anfangserfolgen unaufhaltsam zu nähern schienen, brach am 16. Oktober 1941 unter der Moskauer Bevölkerung offene Panik aus [7]. Kronfeld, der sich bis dahin wiederholt an antinazistischen Sendungen in Radio Moskau beteiligt[8], selbst eine kleine, mehrfach nachgedruckte Broschüre über seine persönlichen Erfahrungen mit Hitler, Himmler und Goering verfaßt [9] und noch vier Tage zuvor an einer großen Propagandaveranstaltung sowjetischer Wissenschaftler mitgewirkt hatte [10], beendete an jenem Tag in gemeinsamen Suizid mit seiner Frau sein Leben [11] - und vollendete damit auf tragische Weise das Werk jener, vor denen er geflohen war.

Geistiger Werdegang

Offenheit, Aufnahmebereitschaft, Empfindsamkeit und offenbar reiches Talent befähigten Kronfeld zur Verarbeitung vielseitiger Anregungen. Zwar ist der faktische Einfluß seines Elternhauses auf seine Entwicklung nicht genauer bekannt. Doch ist als sicher anzunehmen, daß in ihm Aufgeschlossenheit für Kunst und Wissenschaft, aber auch eine realistische Ausrichtung auf lebenspraktisch Notwendiges herrschte. Kronfelds Großvater väterlicherseits war Kantor, und seine jüngere Schwester wurde Schauspielerin, er selbst soll ausgezeichnet gemalt haben - einige Gedichte von ihm sind überliefert [12]. Sein Vater war promovierter Jurist; dieser brachte es in Berlin zum Justizrat und Königlichen Notar; gleichzeitig war er jahrelang in der Armenkommission der Berliner jüdischen Gemeinde engagiert. Kronfelds Mutter schließlich, deren Vater als Stadtverordneter von Köln dort eine bekannte Persönlichkeit war, stammte aus einer offensichtlich erfolgreichen und angesehenen Kaufmannsfamilie.

Kronfelds geistiger Vielseitigkeit und Wendigkeit entsprach eine große Begeisterungsfähigkeit und Kontaktfreudigkeit. Mehrfach gewannen einzelne Persönlichkeiten prägenden Einfluß auf ihn, wie er sich umgekehrt persönlich auch für diese sehr stark einsetzen konnte. Als Schüler bewunderte er den Zoologen und Monisten Ernst Haeckel, dessen Werke seine Neigung für die Naturwissenschaften und Philosophie geweckt haben dürften, die er ursprünglich zu studieren erwog[13]. Seine jahrelange Beziehung zu Kurt Hiller, den er aufgrund seiner literarischen Interessen zur Zeit seines Abiturs in einem literarischen Zirkel kennengelernt hatte[14], gründete offenbar auf gemeinsamen intellektuellen Interessen[15]. Die nachhaltigste Wirkung übte jedoch der Göttinger Philosoph Leonard Nelson auf Kronfeld aus.

Seit 1907 gehörte er der von Nelson 1903 gegründeten "Neuen Fries'schen Schule" an, mit der dieser die im 19. Jahrhundert abgebrochene Tradition des Kant'schen Kritizismus in der Fortführung durch die Philosophen Jakob Friedrich Fries und Ernst Friedrich Apelt wiederaufgenommen hatte und neu zu beleben suchte [16]. Kronfeld beeindruckte in diesem vorwiegend von Mathematikern und Logikern bestimmten Kreis durch rasche Auffassungsgabe, Fleiß, Belesenheit und anregende Beiträge; andererseits lernte er hier die als Grundlagentheoretiker später bekannt gewordenen Mathematiker Paul Bernays und Kurt Grelling kennen, die die damals aktuellsten wissenschaftlichen Probleme der Mathematik und Physik in die gemeinsamen Erörterungen einbrachten, wie etwa die wegen ihrer wissenschaftstheoretischen Konsequenzen sogleich vieldiskutierte Relativitätstheorie Albert Einsteins. In intensivem Eigenstudium und regelmäßigen Zusammenkünften vor allem mit seinem Studienkollegen, dem nachmaligen Nobelpreisträger Otto Meyerhof, mit dem er sich am engsten befreundete, erarbeitete Kronfeld sich in jenen Jahren den Kritizismus Kants und dessen Weiterentwicklung durch J. F. Fries. Dieser hinter Hegel, Fichte und Schelling im 19. Jahrhundert in Vergessenheit geratene Philosoph hatte den von Kant selbst als "transzendental" verstandenen methodischen Ansatz des Kritizismus ins "Anthropologische" gewendet, indem er Vernunftkritik als kritische Leistung vernünftig denkender Menschen zu begreifen versuchte. Im Bemühen, zwischen der jeweils faktischen denkerischen Leistung eines Menschen wie zum Beispiel eines konkreten Begründungsversuchs und den dabei etwa angeführten Vernunftgründen zu unterscheiden, war Fries immer wieder zu psychologischen Überlegungen genötigt gewesen. - Diese besondere Eigenart der Fries'schen Philosophie mit ihren Konsequenzen, die Fries sogar für die Psychiatrie nutzbar zu machen gesucht hatte[17], fand Kronfelds besonderes Interesse zu einer Zeit, als er in Berlin im Rahmen seines Medizinstudiums von dem Philosophen, Psychologen und damaligen Ordinarius für Psychiatrie Theodor Ziehen in die Experimentalpsychologie eingeführt wurde. Fries' Philosophie gewann hierüber doppelte Bedeutung für Kronfeld.

Zum einen erhielt er in der Auseinandersetzung mit dieser von Nelson fortgeführten Denkrichtung eine gründliche und im Medizinstudium schon seinerzeit nicht mehr übliche Schulung in methodischem Denken. Zum anderen wurde seine zunehmende Ausrichtung auf die Psychologie erkenntnistheoretisch untermauert: methodische Schärfe und konsequent begründete Stellungnahmen auf der Grundlage von explizit angegebenen Grundannahmen kennzeichnen alle wesentlichen, von Kronfeld verfaßten Schriften - die überdies ein beeindruckendes wissenschaftliches Engagement dokumentieren.

Bereits als Assistent an der Heidelberger Klinik, an der er zur gleichen Zeit wie Karl Jaspers tätig war, dessen Anregungen zur Ausarbeitung einer von diesem "phänomenologisch" genannten Psychopathologie er begeistert aufgriff und mittrug[18], vertrat er - über Jaspers hinausgehend - die Notwendigkeit einer konsequenten psychologischen Fundierung psychopathologischen Wissens[19]. In einer damals weithin Aufsehen erregenden Arbeit wies er den gerade in dieser Hinsicht seinerzeit anspruchsvollsten psychologischen Theorien, denen von Freud, weitgehende Unzulänglichkeiten nach [20]. Dasselbe Resultat ergab sich für ihn auch bei der Analyse der wissenschaftlichen Grundlagen der Psychiatrie insgesamt[21]. Es motivierte ihn zu dem bis heute beispiellosen Versuch der Erarbeitung einer kompletten "Wissenschaftstheorie des Psychischen" durch konstruktive Kritik der gesamten logischen und methodischen Voraussetzungen der Psychologie und Psychiatrie[22].

Die gleiche Gründlichkeit bewies Kronfeld bei der Bearbeitung jedes größeren Themas, das er aufgriff, ob dies die Konstitutionsbiologie[23] oder Charakterologie[24] war, auf denen jede Psychotherapie unmittelbar aufbaut [25], diese selbst [26] oder etwa die Schizophrenielehre[27]. Doch bearbeitete er auch eine Fülle von Einzelthemen aus der experimentellen Psychologie, Psychopharmakologie, Neurologie, forensischen und sozialen Psychiatrie, wobei er sich auch vor populärwissenschaftlichen Darstellungen nicht scheute, ja sogar journalistisch tätig wurde[28]. - Zahl und Art seiner diesbezüglichen Veröffentlichungen geben Anlaß zu vermuten, daß es sich bei ihnen zum Teil um Gelegenheitspublikationen handelt oder, wie etwa bei seinen in der UdSSR verfaßten Forschungsberichten zur Insulintherapie, um Arbeiten, die in Zusammenhang mit seinen persönlichen Lebensumständen entstanden sind. Dieser letzte Eindruck ergibt sich auch bei näherer Betrachtung von Kronfelds zahlreichen sexologischen Publikationen.

Sein erstes sexualwissenschaftlich relevantes Werk war eine spekulative Abhandlung auf dem Boden der von Ernst Haeckel in Deutschland bekannt gemachten Evolutionstheorie von Darwin. Nach zwei Semestern in Jena und offenbar intensiven Studien bei Haeckel hatte er als zwanzigjähriger Medizinstudent eine fast zweihundert Seiten starke Studie über Sexualität und ästhetisches Empfinden veröffentlicht, in der er der Entwicklung der im Tierreich auffälligen und teilweise sehr unterschiedlichen Ausprägung der Geschlechtsmerkmale der jeweiligen Geschlechtspartner im Hinblick auf die mögliche Funktion dieser Eigenschaften bei der gegenseitigen Wahrnehmung und "Anziehung" von letzteren nachging[29]. Schon seine zweite sexologische Abhandlung, Das Divergenzprinzip und die sexuelle Kontrektation, die eine Zusammenfassung der in seinem Buch entwickelten Thesen darstellt, kam auf äußere Veranlassung, nämlich auf Bitte Hirschfelds zustande[30]. - Kronfeld hat diese "Frühwerke" später nie wieder erwähnt. Ebenso auffällig ist der Umstand, daß er nach ihnen mit Ausnahme einer Rezension aus der gleichen Zeit[31] und seiner nur nebenbei auch sexualwissenschaftlich interessanten medizinischen Dissertation über die Anwendung der Wassermannschen Reaktion in der Psychiatrie[32] bis zu seinem Eintritt in Hirschfelds Institut keine weitere einschlägige Arbeit mehr verfaßt und nach seiner Trennung von Hirschfeld nur noch sporadisch einige sexualmedizinische Mitteilungen veröffentlicht hat. Als psychologisches Thema und psychopathologisch-psychotherapeutisch relevanter Problembereich fand Sexuelles selbstverständlich immer seine Beachtung[33] und allem Anschein nach auch eine Einordnung in seinen persönlichen Interessenhorizont. Die starke Abhängigkeit der hier in Frage stehenden Publikationstätigkeit Kronfelds von seiner Liaison mit Hirschfeld macht es nötig, dem Ursprung der persönlichen Beziehung beider nachzugehen.

Kronfelds frühe Verbindung mit Magnus Hirschfeld

In einem Rückblick aus Anlaß des 25-jährigen Bestehens des "Wissenschaftlich-humanitären Komitees" beschrieb Hirschfeld 1922 den Beginn seiner insgesamt fast zwanzigjährigen Beziehung zu seinem damaligen Mitarbeiter folgendermaßen:

"Auch von zwei Jünglingen will ich berichten, die über Wilde zu uns kamen, zwei jugendliche Schwärmer, sprühend von Geist und lodernd von Begeisterung. Sie sprachen und schrieben in Wildes Manier; von dem größeren hieß es sogar, er sähe Wilde ähnlich. Sie wollten mir die Frage vorlegen, ob ich Wilde für homosexuell oder bisexuell hielte. Damals nicht viel über 20 Jahre alt, ahnten beide sicherlich so wenig wie ich, daß jeder von ihnen später einmal im homosexuellen Freiheitskampf eine Rolle spielen würde, daß viele Jahre darauf, nachdem sich ihre Wege lange getrennt und sie sich durch bedeutsame Werke bereits einen Namen gemacht hatten, von ihnen fast gleichzeitig Bücher erscheinen würden, (1922 bei Steegemann in Hannover und Püttmann in Stuttgart), die einen Niederschlag ihrer Gedankenarbeit über das Invertiertenproblem bilden. Die beiden fast gleichaltrigen Kameraden, von denen der eine Jura, der andere Medizin studierte, hießen: Kurt Hiller und Arthur Kronfeld und ihre Bücher: '§ 175, die Schmach des Jahrhunderts' und 'Ueber Gleichgeschlechtlichkeit'." [34]

Im Unterschied zu dieser mehr stimmungsmäßigen Schilderung Hirschfelds unter dem ihm naheliegenden Gesichtswinkel des homosexuellen Freiheitskampfs hat Hiller selbst in seinen Memoiren historisch präzisere Angaben hinterlassen. In dem Kapitel "Wirrnisse nach dem Doktor" - den er 1907 an der juristischen Fakultät der Universität in Heidelberg erworben hatte, wo er für seine dort teilweise als Dissertation angenommene Streitschrift "Das Recht über sich selbst" auch einen Verleger gefunden hatte -, schreibt er:

"Noch immer war mir unklar, was ich werden sollte. Die übliche Juristenlaufbahn kam nur vag in Frage, ebenso vag die Universitätskarriere - gegen die schon das "rite" sprach. Ein Drittes ist mir damals nicht eingefallen. Dezember 07 bis März 08 ... die Zeit muß ich hübsch durchbummelt haben. Nachdem mein Buch heraus war, reiste ich nach Italien. Als ich im April zurückkehrte, fing die Ära der Besprechungen an. In der Rechtspresse erschien einiges Wohlerzogenes; die Linkspresse, sowohl die liberale wie die sozialdemokratische, schwieg. (Kann sein, daß in der ultrarechtssozialistischen Monatsschrift eine schmächtige Glosse gehüstelt worden ist.) Aber drei herzerfrischende Ausnahmen gab es ... Magnus Hirschfeld, dieser gründliche, fleißige, freiheitliche und sehr kühne Sexualforscher und Sexualpolitiker (1868-1935) freute sich, daß fern seinem eigenen Komitee ein junger Jurist im Punkt der triebrichtunglich Abartigen dasselbe vom Staat forderte wie er als Arzt, und er applaudierte mir kräftig in seiner eben gegründeten Zeitschrift für Sexualwissenschaft ...

Magnus Hirschfeld und ich hatten einen gemeinsamen Bekannten, meinen Freund Arthur Kronfeld, ... eines Tages im Juli berichtete Kronfeld mir telefonisch, daß Hirschfeld mein 'Recht über sich selbst' gelesen und danach den Wunsch habe, mich kennenzulernen; er schlage, wenn ich einverstanden sei, ... einen Spaziergang zu dreien im Grunewald (vor). Natürlich war ich einverstanden, und der Spaziergang fand statt. Er begründete eine ... Zusammenarbeit von der Dauer fast eines Vierteljahrhunderts.... Noch im Juli 08, nach unserm Waldspaziergang, war ich dem Wissenschaflich-humanitären Komitee ... beigetreten ..."[35]

In der Tat mußte Kronfeld schon längere Zeit vor dem Juli 1908 mit Hirschfeld in Verbindung gestanden sein; und es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieser aus gleichem Anlaß mit Kronfeld Kontakt aufgenommen hatte wie mit Hiller. Kronfelds Buch war zwei Jahre vor dem Hillers erschienen. Es fand weite Beachtung und interessierte Aufnahme bei den Rezensenten. Auch im Dezemberheft der Monatsberichte des Wissenschaftlich-humanitären Komitees wurde auf die "sehr bemerkenswerten Ausführungen über den allgemeinen Zusammenhang zwischen Ästhetik und Geschlechtsleben" hingewiesen [36]. Da Hirschfeld andererseits die von ihm erbetene Zusammenfassung dieses Buches von Kronfeld im ersten Halbjahresband seiner kurzlebigen Zeitschrift erscheinen ließ, dürfte der Kontakt zwischen beiden im Jahre 1907 zustande gekommen sein.

Kronfelds Engagement am Institut für Sexualwissenschaft

Ein Dutzend Jahre später konnte Hirschfeld seinen ehemaligen Autor als erfahrenen und kriegserprobten Nervenarzt für sich verpflichten, indem er ihm als einzigem seiner ärztlichen Mitarbeiter eine feste Anstellung am Institut für Sexualwissenschaft bot [37]. Kronfeld arbeitete anfangs auch mit Hirschfeld zusammen bzw. wohl für ihn [38] und stand der meist als "neurologisch" oder "neurologisch-psychiatrisch" bezeichneten "Abteilung für seelische Sexualleiden, Potenz- und Triebstörungen, allgemeine Nerven- und Gemütsleiden; Psychotherapie" vor[39]. Neben seiner praktischen Arbeit und ausgiebigen gutachterlichen Tätigkeit war er in die Organisation der "systematischen Lehrtätigkeit" am Hirschfeld-Institut eingebunden, selbst an der Abhaltung von "Kursen für Ärzte und Studierende" beteiligt und überdies an einer Berliner Volkshochschule als Dozent tätig[40]. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, daß Hirschfeld 1919 den später bekannt gewordenen Psychoanalytiker Carl Müller-Braunschweig für einen Kurs "Einführung in Freuds Psychoanalyse" gewonnen hatte[41]. Als "Neurosenlehre. Einführung in die ärztliche Psychotherapie, Psychologie für Ärzte."[42], "Einführung in die psychische Krankenbehandlung, insbesondere die ärztliche Hypnose und Freuds Psychoanalyse" bzw. als "Einführung in die Psychotherapie, insbesondere die Hypnose und die Psychoanalyse (Freud, Adler etc.)" [43] wurde diese Veranstaltung seit 1920 von Kronfeld weitergeführt. In diesem Jahr erschienen erstmals auch die von ihm redigierten "Mitteilungen aus dem Institut für Sexualwissenschaft" [44].

Gleichzeitig entwickelte Kronfeld auch publizistisch ein Engagement beeindruckenden Ausmaßes, das hier nur angedeutet werden kann. Sexualwissenschaftlich trat er sofort bei der Eröffnung von Hirschfelds Institut am 6. Juli 1919 mit einem Referat über Gegenwärtige Probleme und Ziele der Sexuologie [45] als dessen wissenschaftlicher Partner auf und eröffnete 1921 auch die von Hirschfeld herausgegebene Monographienreihe Sexus [46]. Neben zahlreichen Referaten und Rezensionen in verschiedenen medizinischen Zeitschriften [47] lieferte Kronfeld eine Reihe von bedeutenden Beiträgen zu einigen medizinischen Standardwerken seiner Zeit: seinen für lange Zeit vollständigsten Überblick über die Sexualpsychopathologie im Handbuch der Psychiatrie von G. Aschaffenburg[48] sowie Beiträge zum Handwörterbuch der Sexualwissenschaft von M. Marcuse [49], dem Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie von A. Bethe, G. v. Bergmann und G. Embden [50] sowie dem Die Biologie der Person betitelten "Handbuch der allgemeinen und speziellen Konstitutionslehre" von Th. Brugsch und F. H. Lewy [51]. Während seiner Tätigkeit am Hirschfeld-Institut brachte Kronfeld zudem die beiden Bücher heraus, mit denen er in der Weimarer Republik sein Ansehen als prominenter Vertreter der jüngeren Psychiatergeneration und schulenunabhängiger Psychotherapeut begründete: sein wissenschaftstheoretisches Grundlagenwerk Das Wesen der psychiatrischen Erkenntnis [52] sowie sein Lehrbuch der Psychotherapie[53].

Zur Trennung Kronfelds von Hirschfeld

Die Gründe, die Kronfeld trotz der offensichtlich ausgezeichneten Arbeitsmöglichkeiten am Institut für Sexualwissenschaft und seiner großen Bedeutung als anerkannter Repräsentant dieser privaten Einrichtung 1926 bewogen, es zu verlassen, sind nicht bekannt. Dokumentarisch ist allerdings gesichert, daß er Hirschfeld bereits 1924 einmal gekündigt hatte [54]. In dieser Hinsicht ist von Interesse, daß Ludwig Levy-Lenz in Zusammenhang mit der Schilderung der Rolle der Psychoanalyse an Hirschfelds Institut in seinen Erinnerungen eine Angabe gemacht hat, die zwar eine Reihe unzutreffender Details enthält, aber als Stimmungsbild verläßlich erscheint:

"Ein anderer mehr äußerlicher, aber für einen so sensiblen Menschen wie M. H. sehr schwerwiegender Grund (für dessen "Skepsis gegen Freud") war eine absolut persönlich gefärbte Animosität gegen den Vertreter der Psychoanalyse an unserem Institut, den später an eine auswärtige Universität berufenen Professor Kr. M. H. war ein Mann von ausgesprochenen Sym- und Antipathien, und so lehnte er instinktiv alles ab, was aus dem Wirkungskreis Kr.s kam." [55]

Diese Wandlung der Einstellung Hirschfelds einer Person gegenüber, die er zum engsten wissenschaftlichen Mitarbeiter gemacht hatte, ist bemerkenswert. In der Tat gibt es einen Anhaltspunkt dafür, daß die Zusammenarbeit beider Personen auf mehr als nur beruflichen Interessen beruht haben dürfte. Hirschfeld könnte Kronfeld nämlich in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg mit der festen Anstellung in seinem Institut aus einer privaten Notlage geholfen haben. In dem relativ ausführlichen offiziellen Lebenslauf, den der letzte seinem Habilitationsantrag vom 31.12. 1926 an die Medizinische Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin beifügte, hat er angegeben:

"Nach Kriegsende kehrte ich nach Berlin zurück ... Dortselbst trat ich am 1. Dezember 1918 wieder in meine etatsmässige Assistentenstelle (im städtischen Irrendienst) ein.

Inzwischen hatte ich geheiratet. Die Anstaltswohnung war unzulänglich. Auch hatte sich durch den Krieg und die Nachkriegszeit das Vermögen meiner Eltern verloren; zudem war mein Vater schwer erkrankt und arbeitsunfähig; er starb 1921. So stand ich im Sommer 1919 vor der Notwendigkeit, aus dringenden materiellen Gründen, um für mich und die Meinigen zu sorgen, in die ärztliche Praxis zu gehen. Seitdem übe ich in Berlin neurologische Praxis aus. Diese sicherte mich zwar materiell, liess mir aber dabei Zeit, um die wissenschaftlichen Bestrebungen der Vorkriegszeit fortzusetzen. Der grösste Teil meiner wissenschaftlichen Arbeiten wurde erst seit diesem Zeitpunkt veröffentlicht." [56]

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, was Hirschfeld sich seinerseits von der Anstellung Kronfelds in seinem Institut versprochen hatte, dessen wissenschaftlichen Charakter er in der Namensgebung so auffällig betonte, ohne tatsächlich Verbindung zum akademischen Wissenschaftsbetrieb zu haben. Kronfeld war es dagegen bereits vor dem Krieg als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg gelungen, mit seiner durchschlagenden wissenschaftstheoretischen Psychoanalysekritik europaweit bekannt zu werden [57]. Außerdem hatte er dort begonnen, weitreichende und wissenschaftliche Pläne zu entwickeln, die zweifellos auf eine akademische Karriere angelegt waren - und in deren Verfolgung er sich 1927 tatsächlich in Berlin habilitieren konnte [58]. Hirschfeld hat nach der oben angeführten Stelle aus seinem frühen "Rückblick" Kronfelds wissenschaftlichen Ehrgeiz gekannt. Von daher erscheint die Annahme berechtigt, daß er gehofft haben könnte, in Kronfeld nicht nur eine wissenschaftliche Stütze zu erhalten, sondern über ihn vor allem Verbindung zu akademischen Kreisen zu bekommen, zumindestens Anerkennung für sein Institut und seine Arbeit zu erhalten. Kronfelds Kündigung im Jahre 1924 müßte derartige Erwartungen enttäuscht - und könnte zu der von Levy-Lenz berichteten affektiven Einstellungsänderung Hirschfelds beigetragen oder ihr zugrunde gelegen haben.

Weitergehendere Spekulationen verbieten sich derzeit noch. Insbesondere sind keine Dokumente bekannt, aus denen Hinweise auf Haltung und Absichten Kronfelds geschlossen werden könnte. Man wird lediglich annehmen dürfen, daß Kronfeld als Kriegsheimkehrer in der politischen und wirtschaftlichen Situation des Jahres 1919 keine größere Chance gehabt haben wird, nach jahrelanger Abwesenheit von Berlin dort eine Praxis zu übernehmen oder neu zu gründen, die ihm die finanzielle Absicherung zweier Familien erlaubt hätte. Seine eigenen Angaben als zutreffend vorausgesetzt, muß Hirschfelds Angebot einer festen Anstellung und darüberhinaus der Möglichkeit zu wissenschaftlicher Arbeit nach fast fünfjähriger Unterbrechung - eventuell mit in Aussicht gestellter Möglichkeit des Ausbaus von beidem - so verlockend gewesen sein, daß Kronfeld es annahm. Ein über diese Überlegungen hinausgehender Versuch der Rekonstruktion von Beweggründen und Absichten der beiden Pioniere der Sexualwissenschaft sowie ihres Verhältnisses zueinander bedarf weiterer historischer Nachforschungen. Sie werden die Analyse der persönlichen Situation von beiden, ihrer gesellschaftlichen Stellung im Berlin der zwanziger Jahre sowie der faktischen Auswirkungen ihres persönlichen Auftretens und Aufnahme ihrer Publikationen miteinzubeziehen haben. Kronfelds Motive für seinen langjährigen und insbesondere in der Anfangszeit auch intensiven Einsatz für Hirschfeld und die von diesem vertretenen Anliegen, der zeitlich über die Überbrückung einer Notlage wohl hinausgeht, werden möglicherweise nicht geklärt werden können. Kronfelds Nachlaß ist verschollen, Zeitgenossen sind verstorben und Angehörige nicht bekannt, die noch detailliertere Angaben machen könnten. Eine weitere Klärung der historischen Rolle von Arthur Kronfeld in der frühen Sexualwissenschaft könnte vielleicht auf der Grundlage einer sorgfältigen Analyse und eines Vergleichs seiner hinterlassenen Schriften mit denen Hirschfelds möglich sein. Hierfür liegen bislang aber lediglich elementarste Voraussetzungen vor[59].

Anmerkungen

[1] Fischer, I. (Hrsg. u. Bearb.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Zugleich Fortsetzung des Biographischen Lexikons der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Zweiter Band: Kon-Zweig. Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1933, S. 827 (2. u. 3. unveränd. Aufl.: Urban & Schwarzenberg, München und Berlin 1962, ebd.)

[2] Dokumentarische Einzelnachweise in: Kittel, I.-W: Arthur Kronfeld - Leben und Werk. Eine Dokumentation. Med. Diss. Heidelberg (i. Vorb.); s.a. ders.: Arthur Kronfeld (1886-1941). Ein früher Wissenschaftstheoretiker der Psychologie und Psychiatrie. Psychol. Rdsch. 37 (1986) 41; ders.: Arthur Kronfeld (1886-1941) zum Gedenken. Ein Kapitel vergessener Psychotherapiegeschichte. Prax. Psychother. Psychosom. 31 (1986) 1-3; ders.: Arthur Kronfeld zur Erinnerung. Schicksal und Werk eines jüdischen Psychiaters und Psychotherapeuten in drei deutschen Reichen. (Referat zur Eröffnung der Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag von Arthur Kronfeld im Archiv Bibliographia Judaica, Frankfurt, am 9. Januar 1986) EXIL 6 (1986) 58-65 (s. a.: Archiv Bibliographia Judaica e.V.: Arthur Kronfeld zum einhundertsten Geburtstag am 9. Januar 1986. Selbstverlag, Frankfurt 1986); ders.: Arthur Kronfeld on the occasion of his hundredth birthday on January 9th 1986. Indiv. Psychol. News Letter 34 (1986) 26-28

[3] Storch, L.- Arthur Kronfelds Beitrag zur Entwicklung einer wissenschaftlich fundierten psychotherapeutischen Fachausbildung der Mediziner aus den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts. Med. Dipl. Leipzig 1983

[4] vgl.: Kittel, I.- W.: Arthur Kronfeld - Leitender Arzt am Institut für Sexualwissenschaft in den Jahren 1919-1926 (Ein Überblick). Mitt. Magn. Hirschf. Ges. Heft 6, (Selbstverlag Berlin 1985), S.25-41

[5] Kommission für Geschichte des Parlarnentarismus und der politischen Parteien, Bonn (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Rätebewegung in Deutschland Bd. 111; bearb. v. P. Brandt und

R. Rümp: Arbeiter-, Soldaten- und Volksräte in Baden 1918/19. Droste, Düsseldorf 1980, S. 113, 235,425

[6] Müller, M.: Erinnerungen. Erlebte Psychiatriegeschichte 1920-1960. Springer, Berlin-Heidelberg - New York -Tokyo 1981, S. 192-202

[7] Samsonow, A. M.: Die große Schlacht vor Moskau 1941-1942. Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, Berlin (Ost) 1959, S. 70; Reinhardt, K. - Die Wende vor Moskau. Das Scheitern der Strategie Hitlers im Winter 1941/42. (Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte. 13. Band) Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1972, S. 87; Carell, P.: Die Schlacht vor Moskau. Ullstein, Frankfurt-Berlin-Wien 1975, S. 127; Kravchenko, V.: Ich wählte die Freiheit. Thomas, Zürich 1947, S.158

[8] Hiller, K.: Leben gegen die Zeit (Logos). Rowohlt, Reinbeck 1969, S. 114

[9] Kronfeld, A.: Degeneraty u vlasti (Die Degenerierten an der Macht) Isdatel'stvo gazety "Medicinskij rabotnik", Moskva 1941; sowie: Krasnojarkskij rabocij, Krasnojarsk 1941; und: Sovetskaja, Kolyma 1942; unter dem Titel: Krovavaja sajka degeneratov. Gitler i kompanija. (Die blutige Bande der Degenerierten. Hitler und Kopanie). ein. bei: Gospolitizdat, Sverdlovsk 1942

[10] Moscow News, October 13, 1941 (Nr. 68), p. 3 -4

[11] mdl. Angabe von A. Sneznevskij, Moskau, gegenüber W. Kretschmer, Tübingen, im Mai 1984; schriftl. Mitt. von W. Kretschmer vom Mai 1984

[12] in: Die Aktion 1 (1911) Sp. 272, 368, 399; (Nachdruck: Raabe, P. (Hrsg.): Die Aktion. Cotta Nachf., Stuttgart 1961); Der Sturm 2 (1911) 488, 520; Hiller, K.: (Hrsg.): Der Kondor. Weissbach, Heidelberg 1912, S.91-96, auszugsw. a. in: Pan 2 (1912) 823; Nachdr. a. in: Otten, K.: Expressionismus - grotesk. Arche, Zürich 1962, S.69

[13] Kronfeld, A.: Goethe und Haeckel. Das Freie Wort 4 (1905) 453 - 463 (lt. Brief von A. Kronfeld an E. Haeckel vom 9.2. 1904 verfaßt zum 70. Geburtstag von Ernst Haeckel; Nachlaß E. Haeckel, Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ernst-Haeckel-Haus)

[14] Hiller, K.: Leben gegen die Zeit (Logos). Rowohlt, Reinbeck 1969, S. 63

[15] Hiller, K.: Leben gegen die Zeit (Eros), Rowohlt, Reinbeck 1973, S. 48

[16] Teilnachlaß Leonard Nelson. Archiv der Sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung, Bonn. Korrespondenz Kronfeld-Nelson 1907-1912 (der Hauptnachlaß L. Nelson im ZStA Potsdam ist bislang nicht zugänglich), s. a. Blencke, E.: Zur Geschichte der Neuen Fries'schen Schule und der Jakob Friedrich Fries-Gesellschaft. Arch. Gesch. Philos. 60 (1978) 199-208; ders.: Leonard Nelsons Leben und Wirken im Spiegel der Briefe an seine Eltern, 1891-1915. Material für einen Biographen. in: Becker, H. u. a. (Hrsg.): Erziehung und Politik. Minna Specht zu ihrem 80. Geburtstag. Verlag Öffentliches Leben, Frankfurt 1960, S.9-72

[17] Kronfeld, A.: Jakob Friedrich Fries und die psychiatrische Forschung. Zt. ges. Neurol. Psychiat. 51 (1919) 317-328; s.a.: Akbar, H.: Jakob Friedrich Fries und die anthropologische Begründung einer rationalen Psychiatrie. Med. Diss., Berlin 1984

[18] Kronfeld, A.: Nouveaux problèmes de la psychiatrie en Allemagne. Scientia 15 (1914) 316; ders.: Das Erleben in einem Fall von katatoner Erregung. Mit Bemerkungen zum psychopathologischen Mechanismus von Wahnbildungen. Mschr. Psychiat. Neurol. 35 (1914) 275; ders.: Das Wesen der psychiatrischen Erkenntnis. Springer, Berlin 1920, S.101, 351; s.a. ders.: Über neuere pathopsychisch-phänomenologische Arbeiten. Zbl. ges. Neurol. Psychiat. 28 (1922) 441-459

[19] Kronfeld, A.: Nouveaux prob1èmes de la psychiatrie en Allemagne. Scientia, 15 (1914) 313; ders.: Das Wesen der psychiatrischen Erkenntnis. Springer, Berlin 1920, S. 99ff., insbes. S. 113ff.; ders.: Die Psychologie in der Psychiatrie. Springer, Berlin 1927 (106 S.)

[20] Kronfeld, A.: Über die psychologischen Theorien Freuds und verwandte Anschauungen. Systematik und kritische Erörterung. Arch. ges. Psychol. 22 (1912) 130-248; als Extradruck: Engelmann, Leipzig 1912 (120 S.; als Heft 1 von: Samml. Abh. päd. Psychol. 3, 1914); s. a. ders.: Freuds psychoanalytische Theorien. Naturwiss. 1 (1913) 369-373

[21] Kronfeld, A.: Nouveaux problèmes de la psychiatrie en Allemagne. Scientia 15 (1914) 308-316; s. a. ders.: Das Wesen der psychiatrischen Erkenntnis. Springer, Berlin 1920, S. 89 ff.

[22] Kronfeld, A.: Das Wesen der psychiatrischen Erkenntnis. Beiträge zur allgemeinen Psychiatrie. 1. Springer, Berlin 1920 (485 S.)

[23] Kronfeld, A.: Das Sexualsystem in individual- und konstitutionsbiologischer Hinsicht. in: Brugsch, Th. und F. H. Lewy (Hrsg.): Die Biologie der Person. Ein Handbuch der allgemeinen und speziellen

Konstitutionslehre. Band 111: Organe und Konstitution, Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1930, S.127-222

[24] Kronfeld, A.: Lehrbuch der Charakterologie. Springer, Berlin 1932 (451 S.)

[25] Kronfeld, A.: Über neuere grundsätzliche Auffassungen in der Psychotherapie. Mschr. Psychiat. Neurol. 52 (1922) 331-347; ders.: Psychophysische Zuordnungen in der Krankheitsgestaltung. Klin. Wschr. 2 (1923) 1917-1921

[26] Kronfeld, A.: Psychotherapie. Charakterlehre - Psychoanalyse - Hypnose - Psychagogik. Springer, Berlin 1924 (260 S.); 2. verb. u. erw. Aufl. ebd. 1925 (309 S.)

[27] Kronfeld, A.: Perspektiven der Seelenheilkunde. Thieme, Leipzig 1930 (365 S.)

[28] z. B.: Kronfeld, A.: Hypnose und Suggestion. Ullstein, Berlin 1924 (Wege zum Wissen Nr. 11); ders.: Okkultismus und Wissenschaft. Sonntagsbeilage zur Dt. Allg. Ztg. vom 11.2.1923; ders.: Brandstiftung und Libido. Der Querschnitt 5 (1925) 929-930; ders.: Charakterologie? 5. Beiblatt zum Berl. Tagebl. vom 20.3.1927, ders.: Erkenne deinen Mitmenschen! in: Lewin, L. (Hrsg.): Der erfolgreiche Mensch. Band 11: Der gesellschaftliche Erfolg. Allgemeine Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin und Eigenbrödler-Verlag, Berlin und Zürich 1928, S. 37-48; ders.: Zur gegenwärtigen Psychiatrie. Lit. Welt 6 (1930) Nr. 41, S. 3 u. a. in.

[29] Kronfeld, A.: Sexualität und ästhetisches Empfinden in ihrem genetischen Zusammenhang. Eine Studie. Singer, Straßburg und Leipzig 1906 (1.-3.Aufl.); 182 S.

[30] Kronfeld, A.: Das Divergenzprinzip und die sexuelle Kontrektation. Ein Beitrag zur Sexualtheorie. Zt. Sexualwiss. 1 (1908) 257-280 (Erster Halbjahresband)

[31] Kronfeld, A.: Ernst Subak - Erotische Ästhetik. (Hofmann, Berlin 1908) Zt. Sexualwiss. 1 (1908) 502504

[32] Kronfeld, A.: Beitrag zum Studium der Wassermannschen Reaktion und ihrer diagnostischen Anwendung in der Psychiatrie. Zt. ges. Neurol. Psychiat. 1 (1910) 376-438

[33] s. Kronfeld, A.: Psychotherapie. Springer, Berlin 1924 bzw. 1925, Erster Teil, Kap. 10; ders.: Lehrbuch der Charakterkunde. Springer, Berlin 1932, 298-332

[34] Hirschfeld, M. - Von einst bis jetzt. Eine Rückschau, Umschau und Ausschau zum 25jährigen Bestehen des Wissenschaftlich-humanitären Komitees. (18. Forts.) Die Freundschaft 4 (1922) Nr. 19, S. 4 (Die von Hirschfeld angeführte Publikation Kronfelds erschien unter dem Titel "Ueber Gleichgeschlechtlichkeit (Erklärungswege und Wesensschau)" als Heft 2 der von diesem herausgegebenen "Kleinen Schriften zur Seelenforschung"; sie stellt die Wiedergabe eines "öffentlichen Vortrages vor Akademikern, gehalten am 9. März 1922 auf Veranlassung der Ortsgruppe Frankfurt a. M. des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees" dar und wurde von Kronfeld "Herrn Hermann Weber, Offenbach a.M., dem Leiter der Ortsgruppe Frankfurt a.M. des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees, dem aufopfernden und selbstlosen Menschenfreunde gewidmet" -. Auszüge erschienen in: Geschl. Ges. NF 11 (1922) 257-267 und Jb. f. sex. Zwischenst. 22 (1922) 22-32

[35] Hiller, K.: Leben gegen die Zeit (Logos). Reinbeck 1969, S. 73

[36] Monatsberichte des Wissenschaftlich-humanitären Komitees 5 (1906) 227 (s. Anm. 29 und 30)

[37] ZStA Merseburg Rep. 76 VIII B, Nr. 2076, Bl. 11

[38] s. Anm. 37 und: Jb. f. sex. Zwischenst. 20 (1920) 58; Extradr.: Inst. f. Sexualwiss.: Das erste Jahr. 1. Juli 1919 - 30. Juni 1920. Berlin 1920, S. 5

[39] Jb. sex. Zwischenst. 20 (1920) 54 (Inst. f. Sexualwiss.: Das Erste Jahr. 1. Juli 1919 - 30. Juni 1920. Berlin 1920, S.1); Inst. f. Sexualwiss.: Unsere Arbeit. Zweiter Bericht. Selbstverlag, Berlin 1924, S. 8 und 19;

[40] Jb. f. sex. Zwischenst. 19 (1919) 56f.; 20 (1920) 70ff. (Inst. f. Sexualwiss.: Das Erste Jahr. 1. Juli 1919 - 30. Juni 1920. Berlin 1920, S. 16ff.)

[41] Jb. f. sex. Zwischenst. 19 (1919) 56

[42] Jb. f. sex. Zwischenst. 20 (1920) 70 (Inst. f. Sexualwiss.: Das Erste Jahr. 1. Juli 1919 - 30. Juni 1920. Berlin 1920, S. 17)

[43] Sexualref. 10 (1920) 23 und 76

[44] in: Sexualreform. Beiblatt zu Geschlecht und Gesellschaft. NF ab Band 10, 1920 ("Mit offiziellen Mitteilungen des Instituts für Sexualwissenschaft Berlin NW 40, In den Zelten 10")

[45] Dt. med. Wschn. 45 (1919) 1140-1141

[46] Kronfeld, A.: Über psychosexuellen Infantilismus, eine Konstitutionsanomalie. Bircher, Leipzig 1921; 68 S. (Sexus Bd. 1; Monographien aus dem Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, hrsg. von San.-Rat Dr. Magnus Hirschfeld)

[47] in: Zt. ges. Neurol. Psychiat. Ref. (bzw.: Zbl. ges. Neurol. Psychiat.) ab Bd. 20 (1920), Zt. angew. Psychol. ab Bd. 16 (1920), Arch. Frauenk. ab Bd. 7 (1921), Zt. Sexualwiss. ab Bd. 8 (1921), Sexualref. ab Bd. 10 (1920/21)

[48] Kronfeld, A.: Sexualpsychopathologie. in: Aschaffenburg, G. (Hrsg.): Handbuch der Psychiatrie. Spez. Teil, 7. Abt., 3. Teil. Deuticke, Leipzig und Wien 1923

[49] Anilinctio, Cunnilinctio, Enuresis, Exhibitionismus, Fetischismus, Flagellation, Frotteurs, Gerontophilie, Geschlechtstrieb, Homosexualität, Hyperästhesie, Konstitution (sexuelle), Masochismus, Narzismus, Neurosen, Onanie, Pädophilie, Perversion und Perversität, Sadismus, Transvestititmus, Traum, Zoophilie. in: Marcuse, M. (Hrsg.): Handwörterbuch der Sexualwissenschaft. Marcus & Webers, Bonn 1923; 2. erw. Aufl. 1926 (dort entfallen: Enuresis; geändert: "Konstitution (sexuelle)" zu "Sexualkonstitution"; zusätzl.: Hörigkeit, Hypnotismus, Mediumismus, Nekrophilie, Nervenkrankheiten (organische), Sexualwissenschaft, Triolismus, Voyeurtum)

[50] Kronfeld, A.: Allgemeine Übersicht über die psychophysischen Funktionen und Funktionsanomalien der Sexualität des Menschen. in: Bethe, A., G. v. Bergmann und G. Embden (Hrsg.): Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie. Band 14, 1. Hälfte. Springer, Berlin 1926, S. 775-801

[51] s. Anm. 23

[52] s. Anm. 22

[53] s. Anm. 26

[54] Kronfeld, A.: Brief vom 21.7.1924 an Alfred Storch (Nachlaß A. Storch, Zürich): "Nun einiges Neues ... Dem edlen Magnus habe ich am 1. 7. gekündigt. Vom 1. Oktober ab bin ich mein eigner Herr und muss mir eine Praxis aufbauen - was mir auch ohne Schwierigkeiten gelingen dürfte."

[55] Lenz, L.: Erinnerungen eines Sexualarztes. Schmiden o. J., 7. Aufl., S. 431

[56] ZStA Merseburg Rep. 76 Va Sekt. 2 Tit. IV Nr. 50 Bd. 17 Blatt 109-110

[57] s. Anm. 20; 1913 erschien eine Übersetzung ins Russische unter dem Titel: Psichologieeskaja mechanika. Kritieeskaja otsenka utshenija Freud'a. (Psychologische Mechanik. Kritische Bewertung der Lehre Freuds) Natshalo, Moskva 1913; 119 S.; ausländische Rezensionen und Diskussionen in: Wien. Klin. Wschr. 26 (1913) 103-104, Wien. Klin. Rdsch. 27 (1913) 233-234; L'Année Psychol. 19 (1913) 287289; Am. J. Psychol. 32 (1912) 482; Jb. psychoanal. psychopathol. Forsch. 4 (1912) 741-798 (s.a. Int. Zt. ärztl. Psychoanal. 1 (1913) 506-507); Psychiat. Neurol. Bladen 16 (1912) 365-468, s.a.: Jones, E.: Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Band 11: Jahre der Reife 1901-1919. Huber, Bern und Stuttgart 1962, S. 150 (text- und seitengleiche Taschenbuchausgabe bei dtv, München 1984)

[58] UA der HUB: Med. Fak. Arch. Nr. 1359; aus der Beschreibung der von Kronfeld eingereichten Habilitationsschrift durch den Gutachter K. Bonhoeffer (Bl. 46/47) geht hervor, daß das von Kronfeld 1927 veröffentlichte Buch "Die Psychologie in der Psychiatrie" (s. Anm. 19) diese Habilitationsschrift darstellt.

[59] eine Gesamtbibliographie der Schriften Hirschfelds wurde erstellt von: Steakley, J. D.: The writings of Dr. Magnus Hirschfeld. A Bibliography. Canadian Gay Archives Nr. 11, Toronto 1985 (Schriftenreihe der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Nr. 2, Berlin), eine ausführlich kommentierte und dokumentierte ist im Institut für Interdisziplinäre Sexualforschung, Hamburg, in Vorbereitung; eine Gesamtbibliographie der Werke Kronfelds wird mit o. g. Dissertation (s. Anm. 2) vorgelegt werden.