Archiv für Sexualwissenschaft


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Erwin J. Haeberle

Kritisches Wörterbuch der Sexualwissenschaft

Dies Wörterbuch ist nicht abgeschlossen. Neue Einträge werden von Zeit zu Zeit hinzugefügt. Vorschläge unserer Leser sind jederzeit willkommen. Bitte, wenden Sie sich damit an den Autor:
Erwin J. Haeberle unter HaeberleE@web.de


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A

abartig. Der Ausdruck bezeichnet Sexualverhalten, das vom Sprecher mißbilligt wird. Durch die Implikation, daß die getadelten Personen "aus der Art geschlagen", also biologisch minderwertig sind, soll die Mißbilligung als naturwissenschaftlich begründet erscheinen. Es handelt sich aber einfach um ein Schimpfwort ohne wissenschaftlichen Erkenntnisgehalt.

Aberration. (lat. Verirrung) Ursprünglich ein Ausdruck der mittelalterlichen Theologie zur Bezeichnung von Ketzerei, d.h. "falschen Glaubens". Später von Ärzten auf "falsches" Sexualverhalten angewandt. Da es aber bei diesem keine objektiven Kriterien für richtig und falsch gibt, ist der Ausdruck unwissenschaftlich. (S. auch "Deviation" und "Perversion").

Abstinenz. (lat. Enthaltung) Vermeidung gewisser Substanzen (etwa Nahrungsmittel oder Drogen) oder gewisser Handlungen (etwa Selbstbefriedigung oder Geschlechtsverkehr). Sexuelle Abstinenz kann zeitlich begrenzt oder dauerhaft sein. Sie kann freiwillig sein, wenn jemand aus bestimmten Gründen entscheidet, daß sexuelle Aktivität irgendwo oder irgendwann unpassend ist. Sie kann aber auch unfreiwillig sein, etwa im Gefängnis, in der Kaserne, im Krankenhaus usw.. Sexuelle Abstinenz kann schließlich auch ihren Grund in einer bewußten oder unbewußten Angst vor allem Sexuellen haben.

Adamsapfel. Umgangsprachlicher Ausdruck für den männlichen Kehlkopf, der nach der Pubertät gewöhnlich auf der Halsvorderseite deutlich hervortritt. Ein sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal.

Adoleszenz. (lat. Aufwachsen) Die Zeit zwischen Beginn der Pubertät und Erwachsenenalter. Das Phänomen der Adoleszenz, wie wir sie heute kennen, ist das Resultat bestimmter gesellschaftlicher und historischer Prozesse. Die sog. Naturvölker, d.h. "vorzivilisatorische" Kulturen, kennen eine Adoleszenz in unserem Sinne nicht. Vielmehr gebrauchen sie sog. Pubertäts- oder Initiationsriten, um ihre Kinder in einem bestimmten Alter (meist zwischen 12 und 14 Jahre) zu Erwachsenen zu erklären. Dies bedeutet, daß der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenealter dort sehr kurz ist. Das traf im Altertum auch auf unsere eigene Kultur zu. Die damaligen traditionellen Bräuche leben noch in heutigen religiösen Zeremonien fort (jüdische Bar Mitzwah, katholische Firmung, protestantische Konfirmation). Tatsächlich hat aber die zunehmende Komplexität unserer Kulturentwicklung dazu geführt, daß die Zeit zwischen Pubertät und Erwachsenenalter immer länger geworden ist. In einigen heutigen Gesellschaften beträgt sie inzwischen 10 Jahre und mehr. Es ist nicht unmöglich, daß sie in Zukunft noch länger dauert. Wie diese kurze Skizze verdeutlicht, ist die Adoleszenz eher ein kulturelles als ein biologisches Phänomen.

Agape. (gr. Liebe) Nicht-sexuelle Liebe, d.h. eine selbstlose Nächstenliebe. Die größte der christlichen Tugenden.

Akzeleration. (lat. Beschleunigung) Das frühere Eintreten körperlicher, bes. sexueller Reife. Verglichen mit dem vorigen Jahrhundert, hat sich die körperliche Entwicklung Jugendlicher sehr beschleunigt. Heute sind die meisten 14-Jährigen größer als ihre Urgroßeltern oder sogar Großeltern. Es ist auch nicht mehr ungewöhnlich, daß Jungen und Mädchen ihren ersten Samenerguß bzw. ihre erste Menstruation schon im Alter von 10 Jahren erleben. Auch die Anderen, die sich später entwickeln, erleben dies immer noch früher als ihre Vorfahren vor 100 Jahren. Dies gilt heute für viele Länder der Erde. Im Allgemeinen bietet die sexelle Entwicklung der Jugendlichen heute ein weniger gleichförmiges Bild als in der Vergangenheit.

Algolagnie. (gr. Lust am Schmerz) Irreführende Bezeichnung für Masochismus, dessen Wesen nicht die Lust am Schmerz, sondern an der Unterwerfung ist. Dafür werden dann u. U. auch Schmerzen lustvoll erduldet.

Ambisexualität. (lat. ambo: beide, und sexus: Sex) Erotisches Interesse an beiden Geschlechtern. Umgangssprachlich wird stattdessen oft "Bisexualität" gesagt, aber dieser Ausdruck ist weniger eindeutig (s. dort).

ambisexuell Fähig, an beiden Geschlechtern erotisches Interesse zu haben. Wieweit diese Fähigkeit ausgelebt wird, ist eine andere Frage.

Amenorrhoe. (gr.) Ausbleiben der monatlichen Regelblutung bei Frauen (und Mädchen nach der Pubertät). Dies kann natürliche Ursachen haben (Schwangerschaft, Stillen, Menopause), es kann aber auch Symptom einer Krankheit sein.

amor lesbicus. (lat.) Lesbische Liebe. Sexuelle Kontakte zwischen weiblichen Personen (Frauen oder/und Mädchen).

Analverkehr. Geschlechtsverkehr durch Einführen des Penis in den After (lat. anus). Da der After bei vielen Männern und Frauen eine erogene Zone ist, geniessen sie auch den Analverkehr. Andere dagegen lehnen ihn heftig ab und finden ihn schmutzig und ekelhaft. Außerdem gibt es dagegen - selbst für Ehepaare - religiöse und vereinzelt sogar gesetzliche Verbote (z.B. in einigen Staaten der USA). Jedes Paar muß daher selbst entscheiden, ob es ihn praktizieren will. In eingen Ländern wird er auch als "Ersatz" zur Empfängnisverhütung genutzt oder zur Bewahrung der weiblichen "Jungfräulichkeit" (s. dort).

androgyn. (adj. gr. andros = Mann and gyne = Frau) Im Besitz sowohl männlicher wie weiblicher Eigenschaften, bes. in der körperlichen Erscheinung.

Andrologie. (gr. andros = Mann) Fachgebiet der Medizin, das sich auf Probleme der männlichen Geschlechtsorgane und der männlichen Fruchtbarkeit spezialisiert. (Entsprechend gibt es die Gynäkologie" (gr. gyne = Frau), das medizinische Fachgebiet, da sich auf Probleme der weiblichen Sexualorgane und der weiblichen Fruchtbarkeit spezialisiert).

areola mammae. Der dunklere Ring um die weibliche Brustwarze.

Asexualität, die Eigenschaft oder der Zustand, "asexuell" zu sein. Wesensmerkmal von "asexuellen" Personen (siehe unten).

asexuell. In der Biologie bedeutet dies Wort " geschlechtslos ", d.h. es bezeichnet die Abwesenheit von Geschlechtsorganen oder sexuellem Verhalten. So spricht man z.B. von asexueller Fortpflanzung. (Diese findet sich bei Mikroorganismen, kommt aber auch bei einigen Pflanzen und vereinzelt sogar bei Tieren vor.) Der Ausdruck wir neuerdings auch oft zur Charakterisierung von Personen verwendet.

Asexuelle, der bzw. die, Eine weibliche oder männliche Person, die kein Interesse an Geschlechtsverkehr hat und sich von anderen Personen, gleich welchen Geschlechtes, sexuell nicht angezogen fühlt. In jüngster Zeit gibt es Bestrebungen, die "Asexuellen" als sexuelle Minderheit zu organisieren und "Asexualität" als eigene sexuelle Orientierung zu etablieren. Andere wollen sie als besondere Geschlechtsidentität anerkannt wissen, aber all diese Versuche bleiben umstritten. Jedenfalls vermissen viele Asexuelle ihre soziale Anerkennung. Sie fühlen sich mißverstanden und in gewisser Weise sogar unterdrückt, da sie von ihrer Umgebung nicht ernst genommen werden. Als anerkannte Minderheit hoffen sie, dem auf ihnen lastenden Konformitätsdruck zu entkommen. Wie groß eine solche Minderheit werden könnte, ist unklar. Eine entsprechende Studie schätzt ihre Größe auf etwa 1 % der Gesamtbevölkerung, aber bevor eine solche Zahl als gesichert gelten kann, sind noch viele weitere Forschungen nötig.
Zweifellos ist die Asexualität eine Sache des Ausprägungsgrades. Einige "Asexuelle" haben möglicherweise doch ein gewisses, wenn auch sehr beschränktes sexuelles Interesse. Andere haben vielleicht eine sexuelle Aversion oder einfach sexuelle Hemmungen, und wieder andere haben ihre sexuellen Wünsche teilweise oder ganz unterdrückt ohne dass ihnen dies bewußt wird. Noch andere sind vielleicht Spätentwickler. In der Tat kann das jeweilige Lebensalter ein Fakor sein. Aus all diesen Gründen ist es schwer, genaue Zahlen über Asexuelle zu ermitteln.

Aufklärung, sexuelle. Sexualaufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten sexuellen Unmündigkeit. Sexuelle Unmündigkeit ist die Unfähigkeit, sich seiner Sexualorgane guten Gewissens ohne die Erlaubnis angeblich höherer Autoritäten zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unfähigkeit in allen Demokratien, weil dort die Autoritäten ein mündiges Sexualverhalten des Menschen nur mit seinem Einverständnis verhindern können.
Ein mündiges Sexualverhalten sucht das eigene Glück ohne das der anderen zu beeinträchtigen, denn die höchste sexuelle Erfüllung ist nur zwischen sexuell mündigen Menschen möglich. Deren Ideal und Ziel muß daher die allgemeine sexuelle Mündigkeit sein. Also verbieten sich ihnen von selbst alle Mittel der Entmündigung wie Gewalt, Drohung, Belästigung, Einschüchterung, Verängstigung, Nötigung, Ausbeutung, Ausnutzung, Diskriminierung, Verdummung, Täuschung und Betrug.
Zur allgemeinen sexuellen Mündigkeit beizutragen, ist die Aufgabe aller Menschen, besonders aber derjenigen, die sich beruflich mit sexuellen Problemen befassen. Sexualforscher, Sexualpädagogen, medizinische und nichtmedizinische Sexualtherapeuten und -berater können ihre Arbeit moralisch nur rechtfertigen, wenn sie dabei versuchen, diesem hohen Ziel zu dienen. Das gilt auch für Gesetzgeber, Richter, Rechtsanwälte und Gutachter im Bereich der Sexualgesetzgebung sowie für Seelsorger, Sozialarbeiter und Journalisten sämtlicher Medien. Alle diese Berufe werden ihrer Rolle gerecht, indem sie jedem Menschen mit Empathie begegnen, seine Würde achten, und indem sie ihre eigenen Interventionen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen. Dazu gehört auch, daß sie immer kritisch gegen diese und auch gegen sich selber bleiben.
Das sexuelle wie das politische Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen sicherzustellen, ist aber letztlich eine Aufgabe der gesamten demokratisch verfaßten Gesellschaft, die, um ihres eigenen Überlebens willen, ihre Grundwerte fortwährend deutlich machen und verteidigen muß. Zu diesen Grundwerten gehört auch die Akzeptanz der real vorhandenen politischen, religiösen, ethnischen, kulturellen und sexuellen Vielfalt. Sie ist eine Lebensgrundlage der Demokratie, und sie findet nur dort ihre Schranke, wo einzelnen Gruppen die Rechte, d.h. auch die sexuelle Selbstbestimmung anderer zu verletzen drohen.
Konkrete Regeln für den Einzelfall leiten sich aus den hier angeführten Grundsätzen ab. Insofern ist etwa die Sexualerziehung nur ein Sonderfall der allgemeinen Erziehung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Auch diese sollte ja immer die "Mündigkeit des Bürgers" zum Ziel haben. Ebenso sollte die Sexualtherapie die gleiche Absicht verfolgen wie jede andere Therapie: Den Menschen von Leiden und Beschwerden zu befreien und in den gesunden Zustand der Selbständigkeit zu versetzen. Sexualgesetze und Strafen sollten diese Selbständigkeit zu schützen suchen, und die Medien sollten sie jederzeit durch korrekte Informationen befördern. Kurz, Sexualaufklärung kann nichts anderes bedeuten als Aufklärung allgemein, wie sie Immanuel Kant und anderen Denkern eines Zeitalters vorschwebte, das nach ihr benannt worden ist. Die Dialektik dieser Aufklärung heute mitzubedenken, ist unsere Pflicht, aber ihre ursprünglichen Ziele zu verraten, wäre sexualfeindlich, lebensfeindlich, ja selbstzerstörerisch.

B

Basaltemperatur. Die morgens noch ruhend gemessene Körpertemperatur. Diese Temperatur schwankt im Laufe des Menstruationszyklus und kann so zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage dienen.

Basaltemperatur-Methode. Methode der Empfängnisverhütung für Frauen: Die Frau mißt ein Jahr lang jeden Tag um dieselbe Zeit und in Ruhestellung - am besten früh morgens in Bett - ihre Temperatur. Dies ist die sog. Basaltemperatur. Wenn sie dann ihre Aufzeichnungen Monat für monat vergleicht, so wird sie feststellen, daß in jedem Monat an bestimmten Tagen ihre Basaltemperatur erhöht war. Diese Tage waren ihre fruchtbaren Tage. Im Jahresvergleich kann sie dann die durchschnittliche Dauer ihrer fruchtbaren Tage abschätzen und dann entsprechend den Koitus vermeiden. (s. auch Rhythmus-Methode)

Bastard. Uneheliches Kind. Heute nur noch als Schimpfwort gebräuchlich.

Beischlaf. Ein unglücklicher Euphemismus für Vaginalverkehr (Koitus). Solche absichtlich verschwommenen Begriffe können zu schweren Mißverständnissen führen. (S. "schlafen mit").

Beschneidung, weibliche. Gemeint ist das Ausschneiden der Klitoris (Klitoridektomie) und u.U. zusätzlich noch das teilweise oder vollständige Abschneiden der großen und kleinen Lippen der Vulva sowie das Zunähen des Scheideneingangs. Diese barbarische Verstümmelung ist aber nicht mit der männlichen Beschneidung zu vergleichen, bei der nur die Vorhaut des Penis entfernt wird.

Bestialität. Sexualkontakt mit Tieren.

Bigamie. Ehe von drei Personen. (Eine Frau mit zwei Männern oder ein Mann mit zwei Frauen). Da die Bigamie in allen westlichen Ländern verboten ist, kommt sie nur selten als Gesetzesbruch vor, und die jeweils zweiten Ehepartner des Bigamisten bzw. der Bigamistin wissen gewöhnlich nichts von einander.

Bigamist(in). Ein Mann (oder eine Frau), die mit zwei anderen Personen gleichzeitig verheiratet ist.

Bisexualität. 1. Die Eigenschaft einer Spezies, zweigeschlechtlich zu sein, d.h. aus weiblichen und männlichen Individuen zu bestehen. 2. Das erotische Interesse einer Person an Partnern beider Geschlechter (besser: Ambisexualität).

bisexuell. (lat.) Ein Begriff mit mehreren Bedeutungen: 1. Der Mensch, wie andere Säugetiere, ist eine bisexuelle Spezies, d.h. eine Spezies mit zwei Geschlechtern - weiblich und männlich. 2. Der menschlich Körper ist in gewisser Weise bisexuell, d.h. jedes Geschlecht zeigt einige körperliche Merkmale des anderen Geschlechtes (die männliche Brust hat auch Brustwarzen, obwohl sie keine Milch geben; einige Frauen haben stark entwickelte prostata-ähnliche Drüsen (die paraurethralen Drüsen); die weiblichen und männlichen Sexualorgane entwickeln sich aus der gleichen embryonalen Zellmasse und lassen auch später einige homologe Strukturen erkennen; 3. Einige Menschen fühlen sich erotisch von beiden Geschlechtern angezogen und nennen sich daher bisexuell bzw. werden von anderen so genannt. Diese dritte Bedeutung des Wortes wird besser durch den Ausdruck "ambisexuell" wiedergegeben (s. dort).

Bordell. Ein Haus oder eine große Wohnung, wo man gegen Bezahlung sexuelle Partner(innen) auf Zeit mieten kann, und wo dann auch der Sexualkontakt selbst stattfindet. Die meisten Bordelle bieten männlichen Kunden Partnerinnen an (für heterosexuellen Kontakt). Viel seltener sind Bordelle, die den Kunden Partner anbieten (für homosexuellen Kontakt). Sehr selten sind auch Bordelle für weibliche Kunden, die sich Partner mieten.

C

coitus interruptus. (lat. unterbrochener Koitus) Gemeint ist das Zurückziehen des Penis aus der Scheide vor der Ejakulation zu Zwecken der Empfängnisverhütung. Sobald aber der Penis herausgezogen wird, ist der Koitus beendet, nicht nur unterbrochen, denn er geht ja nicht weiter. Besserer Ausdruck: coitus abruptus (lat. abgebrochener Koitus.) Selbstverständlich ist es auch möglich, einen Koitus wirklich zu unterbrechen, d.h. den Penis für eine Weile aus der Scheide herauszuziehen und danach mit dem angefangenen Koitus fortzufahren. Dafür ist der Ausdruck "coitus interruptus" aber nicht üblich.

coitus reservatus. Medizinischer Ausdruck für Karezza (s. dort).

crimen contra naturam. (lat. Verbrechen wider die Natur) Dieser alte religiöse Ausdruck bezeichnete ursprünglich alle Formen des Geschlechtsverkehrs, die nicht der Fortpflanzung dienten (Oral- und Analverkehr, gleichgeschlechtliche Sexualkontakte, Sex mit Tieren). In diesem Sinne fand der Ausdruck auch Eingang in viele europäische und amerikanische Gesetzbücher, solange diese noch von religiösen Vorstellungen bestimmt waren. Zugrunde lag die heute in der Wissenschaft überholte Vorstellung, dass die "Natur" selbst die "einzig richtigen" sexuellen Normen enthält, und dass eben der einzige natürliche Zweck sexueller Handlungen die Zeugung von Kindern ist. Was diesem Zweck nicht dient, ist nicht nur falsch, sondern geradezu ein Verbrechen gegen die Natur, d.h. gegen die gottgewollte Schöpfungsordnung. Wissenschaftler lehnen heute diese "naturrechtlichen" Behauptungen als willkürlich und unbeweisbar ab. Sie sind nur noch in einigen christlichen Kirchen, besonders in der katholischen, lebendig.

Cunnilinctus. (Oft fälschlich "cunnilingus". Lat. cunnus: Vulva und linguere: lecken) Lecken oder Saugen an den weiblichen Geschlechtsorganen. Wie die Fellatio (s. dort) eine weitverbreitete sexuelle Aktivität. Eine Form des Oralverkehrs.

D

Defloration. (lat. Entfernug der Blume oder Blüte) Zerreißen des Hymen durch das erste Eindringen des Penis in die Scheide. Ende der weiblichen "Jungfräulichkeit". In patriarchalischen Gesellschaften war und ist für eine Frau die Hochzeitsnacht die einzige passende Gelegenheit für den ersten Geschlechtsverkehr. Ihr intakter Hymen galt und gilt dann ihrem Bräutigam als Beweis ihrer sexuellen Abstinenz und Unerfahrenheit vor der Ehe. Es hat aber auch Gesellschaften gegeben, in denen der Hymen mit einem besonderen Instrument bei einer besonderen Zeremonie von einem Priester zerrissen wurde. In säkularisierter Form soll diese Sitte noch bis vor 200 Jahren auch in Europa bestanden haben, wo Feudalherren das Recht in Anspruch nahmen, die Bräute ihrer Dienerschaft zu deflorieren (s. jus primae noctis).

Deviant. Ein Mensch, dessen Verhalten erheblich und dauernd von den allgemein akzeptierten Normen seiner Gesellschaft abweicht. Er wird damit zum Ziel religiöser, juristischer oder ärztlicher Versuche, ihn zur Konformität zu bekehren. Ein sexueller Deviant ist jemand, der erheblich und dauernd von den sexuellen Normen seiner Gesellschaft abweicht. Da solche Normen je nach Ort und Zeit sehr unterschiedlich sind, so ist auch die konkrete Bedeutung der jeweiligen Devianz unterschiedlich. Im Extremfall kann jemand in einer Gesellschaft als sexueller Sünder, Verbrecher und Kranker behandelt werden, der in einer anderen Gesellschaft als frommer, rechtschaffener und gesunder Bürger gelten und völlig unbehelligt bleiben würde.

Devianz. (lat. Abweichung vom Wege) Soziologischer Ausdruck für Verhalten, das sich nicht in Konformität mit den Regeln, Normen und Gesetzen einer Gesellschaft befindet: Eine schwerwiegende, dauernde Abweichung von der allgemeinen Anpassung an soziale Vorschriften oder Gebote. Ein rein formaler Fachausdruck, dessen konkrete Bedeutung von den jeweiligen Normen der jeweils diskutierten Gesellschaft abhängt. Diese Normen können, je nach Ort und Zeit, von einer Gesellschaft zur anderen sehr verschieden sein, ja, was hier und heute Devianz ist, kann dort und morgen Konformität sein.

Deviation. (lat. Abweichung vom rechten Wege) Ursprünglich ein Ausdruck der mittelalterlichen Theologie zur Bezeichnung von Ketzerei, d.h. "falschen Glaubens". Später von Ärzten auf "falsches" Sexualverhalten angewandt. Da es aber bei diesem keine objektiven Kriterien für den "rechten Weg" gibt, ist der Ausdruck unwissenschaftlich. (S. auch "Aberration" und "Perversion".)

Droit de seigneur (frz. Herrenrecht) Das Recht eines Adligen oder Großgrundbesitzers, die Bräute seiner Diener zu deflorieren bzw. die Hochzeitsnacht mit ihnen zu verbringen. (S. jus primae noctis)

Dyspareunie. (gr. Nichtzusammenpassen) Der Ausdruck wird von einigen Ärzten zur Diagnose von Schmerzen beim Vaginalverkehr (Koitus) benutzt. Da aber solche Schmerzen sehr verschiedene Ursachen haben können, ist der Ausdruck diagnostisch ebenso wertlos wie etwa die Ausdrücke "Hautrötung" oder "Husten". Es ist stattdessen nötig, die Schmerzursache direkt zu benennen.

E

effeminiert (lat. femina = Frau) weibisch.

Effeminiertheit Übertriebene weibliche Züge bzw. übertrieben feminines, d.h. weibisches Benehmen bei Jungen und Männern. Solche Jungen und Männer sind oft die Zielscheibe von Spott und Verachtung, denn viele ihrer Geschlechtsgenossen fühlen sich durch ihr Beispiel in ihrer eigenen Männlichkeit bedroht. Effeminierte Männer werden auch oft verdächtigt, homosexuell zu sein, obwohl dies keineswegs der Fall sein muß. So sind z.B. viele männliche Transvestiten verheiratet und sogar Familienväter, d.h. ihre sexuelle Orientierung ist heterosexuell.

ejaculatio praecox. (lat. vorzeitiger Samenerguß) Der Ausdruck ist schon deshalb unsinnig, weil es objektiv keinen "rechtzeitigen" Samenerguß gibt. Außerdem hat dieser nichts mit dem Problem zu tun, das man bezeichnen will. Hier wird irrtümlich der Orgasmus mit der Ejakulation gleichgesetzt, die in Wahrheit aber nur dessen mögliche (nicht unabdingbare) Begleiterscheinung ist. Das Problem hat also gar nichts damit zu tun, ob ein Samenerguss (d.h. eine Ejakulation) erfolgt oder nicht, sondern nur damit, dass der Penis nach einem Orgasmus gewöhnlich sehr schnell seine Erektion verliert, und dass damit der Koitus dann beendet ist. Außerdem folgt beim Mann nach dem Orgasmus die sog. Refraktärperiode, d.h. ein Zeitraum, in dem der Körper nicht auf erneute sexuelle Stimulierung reagieren kann. Gemeint ist deshalb bei dem Problem immer etwas Subjektives: Die unbefriedigende Kontrolle über den Zeitpunkt des Orgasmus. Man muss dann auch immer fragen: Unbefriedigend für wen? Für sie? Für ihn? Für beide?

Ejakulation. (lat. Auswurf) Das plötzliche Herausschleudern des Samens in wiederholten Spritzern aus dem Penis während des Orgasmus. Eine Ejakulation kann spontan im Schlaf auftreten ("feuchter Traum") oder sie kann bewuß herbeigeführt werden durch Selbstbefriedigung oder Geschlechtsverkehr. Jungen erleben ihre erste Ejakulation gewöhnlich zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr. Der ejakulierte Samen besteht fast vollständig aus einer Mischung verschiedener Sekrete aus der Prostata und den ihr benachbarten Samenblasen. Nur ein verschwindend geringer Teil stammt aus den Hoden (nämlich die mikroskopisch kleinen Samenzellen). Eine Ejakulation kann mehrere hundert Millionen Samenzellen enthalten. Ihre Zahl nimmt jedoch mit fortschreitendem Alter des Mannes ab. Sie nimmt auch bei mehreren, schnell hintereinander folgenden Ejakulationen ab. Diese Tatsache hat einige zu der falschen Annahme verleitet, sie könnten eine Empfängnis verhindern, indem sie sich vor einem Koitus noch schnell selbst befriedigen. Sie glauben, daß die nächste Ejakulation dann kaum noch Samenzellen enthält. Ganz davon abgesehen, daß der Koitus dadurch erschwert werden könnte, ist diese Methode praktisch unwirksam, denn für eine Befruchtung genügt letztlich eine einzige Samenzelle.

Ejakulationsstörungen. Gemeint sind fast immer männliche Orgasmusstörungen. Es gibt nur zwei echte Ejakulationsstörungen, die zudem noch sehr selten sind: Die fehlende und die retrograde (d.h. in die Harnblase erfolgende) Ejakulation.

ektopische Schwangerschaft. (gr. "außerhalb des rechten Ortes", auch "extrauterine Schwangerschaft", lat. "außerhalb des Uterus") Eine Schwangerschaft, in der sich die befruchtete und wachsende Eizelle, statt in der Gebärmutter (Uterus) anderswo festsetzt, etwa an der Wand eines Eileiters. Dies führt dann schließlich dazu, daß er platzt. Die entstehenden Blutungen erfordern einen sofortigen chirurgischen Eingriff, der auch die Schwangerschaft beendet. Der zweite Eileiter bewahrt aber die Fruchtbarkeit der Frau.

Ekstase. (gr. "außer sich sein") Zustand äußerster lustvoller Erregung, der einher geht mit Verlust der Selbstkontrolle. Dabei ist auch die Sinneswahrnehmung eingeschränkt. Eine Ekstase kann durch Drogen, religiöse Übungen und manche andere Ursachen entstehen. Auch sexuelle Erregung und Orgasmus sind gute Beispiele.

Erotomanie. (gr. Liebeswahn) Gemeint ist häufiger Wunsch nach Geschlechtsverkehr oder nach Partnerwechsel. Ein gelehrtes Schimpfwort ohne wissenschaftlichen Aussagewert. (S. auch "Nymphomanie" und "Promiskuität")

F

Familie. (lat. familia von famulus: Haussklave) Ursprünglich war dies ein Sammelausdruck für die Sklaven, die einem Mann gehörten, dann für alle Personen, die in seinem Haushalt lebten und von ihm abhängig waren (Sklaven, Haupt- und Nebenfrauen, Kinder, Eltern, Großeltern, nahe und entfernte Verwandte, Freunde und Dauergäste). Diese verschiedenen Bedeutungen waren auch in Europa noch bis vor etwa 500 Jahren lebendig. Noch in der Renaissance konnte das Wort "Familie" Verschiedenes bedeuten: Die Gesamtheit der Dienerschaft oder das Gefolge eines Edelmanns oder eine eine Wohngemeinschaft oder eine Gruppe von Blutsverwandten. In vielen Gesellschaften waren und sind aber gerade verwandtschaftliche Beziehungen sehr wichtig, da dort Wirtschaft und Politik im Wesentlichen von "Familienclans", d.h. mächtigen Familienverbänden beherrscht wurden oder noch werden. In solchen Gesellschaften zählte und zählt das Leistungsprinzip weniger als die Zugehörigkeit zur "richtigen" Familie. In den westlichen Industrienationen hat die Bedeutung der Familie in diesem Sinne allerdings seit dem 19. Jhdt. immer mehr abgenommen, und der Familienbegriff ist bei uns entsprechend geschrumpft. Heute bezeichnet er zumeist nur eine zusammenlebende soziale Einheit, die aus einem Ehepaar und seinen Kindern besteht, die sog. Kernfamilie oder Kleinfamilie. Kommen noch Großeltern oder andere Verwandte hinzu, so spricht man auch oft noch von Großfamile. Jedenfalls ist immer eine Gruppe von Menschen gemeint, die miteinander verwandt sind und zusammen wohnen. (Zum Unterschied: Sippe - Eine Gruppe von Menschen, die verwandt sind, ob sie zusammen wohnen oder nicht. Haushalt - Eine Gruppe von Menschen, die zusammen wohnen, ob sie verwandt sind oder nicht.) Trotz aller nützlichen Präzisierungen bleibt aber auch der heutige Familienbegriff in vielerlei Hinsicht uneindeutig. Zwar heißt es im deutschen Grundgesetz (Art. 6,1) "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung", aber in der Praxis ist es oft strittig, was man hier unter "Familie" verstehen soll oder darf. Soll oder darf man kinderlose Ehepaare, unverheiratete Paare mit Kindern (oder ohne Kinder) oder zusammenlebende Geschwister oder gleichgeschlechtliche Paare ohne Kinder (oder mit Kindern) als Familien bezeichnen und ihnen damit den besonderen Schutz des Staates gewähren? In diesem Streit mischen sich dann ökonomische und religiöse oder andere ideologische Argumente, die aber nicht immer offen ausgesprochen werden. So spricht man z.B. manchmal von "Familienwerten", meint aber in Wirklichkeit die politische Durchsetzung bestimmter konservativer Vorstellungen über die Rolle der Frau und die Rückkehr zu vorindustriellen Sitten und Gebräuchen. Auch soll so die moderne sexuelle Liberalisierung zurückgedrängt werden. Der Streit zeigt jedenfalls, daß "die Familie" sich historisch sehr gewandelt hat und noch weiter wandelt. Die Widerstände gegen diesen Wandel sind aber möglicherweise vergeblich, denn hier sind gewaltige gesellschaftliche Kräfte am Werk. Was genau man in 100 Jahren unter "Familie" verstehen wird, ist heute offen.

Familienplanung. Dieser Ausdruck wird oft fälschlicherweise als Synonym für Empfängnisverhütung gebraucht. Viele Paare, die eine Empfängnis verhüten, planen aber damit keineswegs eine Familie, besonders, wenn sie unverheiratet sind und bleiben wollen. Der Ausdruck ist nur gerechtfertigt, wenn ein Paar bewusst die Zahl seiner Kinder und damit die Grösse seiner Familie plant.

Fekundität. (lat.) Das Potential einer Population, Nachwuchs zu produzieren. In der Demographie: Die Zahl möglicher Geburten im Unterschied zu den tatsächlichen Geburten (Fertilität).

Fellatio. (lat. fellare: saugen) Saugen am Penis. Eine Form des Oralverkehrs.

Fertilität. (lat.) Die von einer Population tatsächlich geleistete Produktion von Nachwuchs. In der Demographie: Die Zahl tatsächlicher Geburten im Unterschied zu den möglichen Geburten (Fekundität).

Fetisch. Allgemein: Ein Gegenstand von religiöser Bedeutung bei gewissen "Naturvölkern" d.h. in vorzivilisierten Kulturen, besonders in Afrika. Sehr häufig hat der Fetisch magische Kräfte und verkörpert einen mächtigen guten oder bösen Geist.

Fetisch, sexueller. Körperteil oder Körperausscheidung, Gegenstand oder Material wodurch gewisse Personen (Fetischisten) sexuelle Erregung oder Befriedigung gewinnen.

Fetischismus, sexueller. Tendenz, Neigung, Gewohnheit oder Drang, hauptsächlich oder ausschließlich mithilfe von Fetischen sexuell erregt oder befriedigt zu werden. Solche Fetische können sein: Körperteile (Haare, Brüste, Füße, Amputationsstümpfe usw.) oder Körperausscheidungen (Schweiß, Speichel, Urin, Fäkalien usw.) oder Gegenstände bzw. Materialien (Schuhe, Unterwäsche, Leder, Latex, Pelz usw.). Das Spektrum möglicher sexueller Fetische ist fast unbegrenzt. Es kann eigentlich alles für irgendjemanden zum Fetisch werden. Allerdings ist der Fetischismus eine Sache des Grades. In milder Form ist er fast alltäglich, da sehr viele Menschen Briefe, Locken, Taschentücher o.ä. von geliebten Personen aufbewahren. Ein bekanntes Beispiel ist Goethes Faust, der sich in das vorübereilende Gretchen verliebt hat. Er befiehlt dem Mephistopheles: "Schaff' mir ein Halstuch von ihrer Brust, ein Strumpfband meiner Liebeslust!" Die Grenze zum eigentlichen sexuellen Fetischismus wird überschritten, wenn der Fetisch für die sexuelle Befriedigung wichtiger wird als die Person zu der er gehört.

Fetischist(in), sexuelle(r). Ein Mensch, dessen sexuelle Reaktion von einem Fetisch abhängt (Körperteil, Körperausscheidung, Gegenstand oder Material).

Fortpflanzungsorgane. Ideologisch belasteter Begriff für Geschlechtsorgane. Diese dienen auch anderen Zwecken als der Fortpflanzung und sollten daher sprachlich nicht auf eine einzige Funktion reduziert werden. (S. auch "Zeugungsglieder")

Frigidität. (lat. Kälte) Dieser abwertende Ausdruck bezeichnete früher bei Frauen sowohl das Ausbleiben eines Orgasmus als auch das Fehlen sexueller Erregung oder überhaupt sexuellen Interesses. Über die Gründe wurde dabei nicht nachgedacht, sondern automatisch ein Makel der Frau angenommen (oft lag es aber allein am Partner). Da heute die Wissenschaft wertneutrale Präzision verlangt, ist der Ausdruck nicht mehr akzeptabel.

G

G-Punkt. (Falschübersetzung des engl. G-spot) Das engl. "spot" heißt aber nicht "Punkt", sondern "Fleck", und tatsächlich handelt es sich um eine erogene Zone, die keineswegs punktförmig ist. Richtig: G-Zone.

G-Zone. (Gräfenberg-Zone) Eine erogene Zone hinter der Scheidenvorderwand bei manchen, nicht allen, Frauen. Diese Zone reagiert besonders auf sexuelle Stimulation, d.h. etwa durch Handstimulation, Vibratorstimulation oder Stimulation durch den Penis beim Koitus (wenn die Körperstellung entsprechend gewählt wird). Benannt nach dem deutsch-amerikanischen Gynäkologen Ernst Gräfenberg (1881-1957), der sie 1950 als erster beschrieb.

Geburtenkontrolle. Dieser Ausdruck sollte nur benutzt werden, wenn es um die Verhinderung von Geburten mit allen Mitteln geht. Er wird aber oft fälschlich als Synonym von "Empfängnisverhütung" gebraucht. Gemeint ist also zumeist nur eine Empfängiskontrolle ohne Einschluß des Schwangerschaftsabbruchs, der ja auch eine Geburt verhindert.

Gender (engl.) Ein Sammelbegriff für die nichtkörperlichen, psychosozialen Aspekte der menschlichen Geschlechtszugehörigkeit, d.h. die Geschlechtsrolle (gender role) und die geschlechtliche Selbstidentifizierung als männlich oder weiblich (gender identity). Nach diesem Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff "Sex" nur auf die körperlichen Aspekte (primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale). Die Unterscheidung zwischen "Sex" und "Gender" wurde 1955 von dem amerikanischen Sexologen John Money (geb. 1921) eingeführt, der damit die wissenschaftliche Diskussion von Geschlechtsunterschieden erleichtern wollte. In der Tat hat sich diese Unterscheidung seither als äußerst fruchtbar erwiesen und einen ganz neuen kulturwissenschaftlichen Forschungszweig, die "Gendersstudien" (gender studies), begründet. Die allermeisten Menschen werden als körperlich eindeutig weiblich oder männlich geboren, aber es ist ihre soziale Umgebung, die sie lehrt, "richtige" Mädchen oder Jungen, Frauen oder Männer zu werden. So lernen sie, die erwartete Geschlechtsrolle zu spielen und sich auch mit dieser Rolle zu identifizieren. Gender in seinen beiden Aspekten Rolle und Identität ist also das Ergebnis eines Lernprozesses, während "Sex" ererbt und angeboren ist. Allerdings ist bei der nun fest etablierten und vielfach nützlichen Unterscheidung auch Vorsicht angebracht. Man darf "Sex" und Gender nicht als absolute, unverbundene Gegensätze mißverstehen: Auch Gender scheint eine gewisse biologische Basis zu haben, denn es gibt Fälle, in denen auch die stärkste und konsequenteste Suggestion der sozialen Umgebung nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt: "Sex" und "Gender" lassen sich dann nicht in Einklang bringen. Zwei Beispiele: 1. Körperlich männliche Kinder werden als Jungen erzogen, entwickeln aber trotz allem eine weibliche Identität (und umgekehrt). 2. Ein körperlich männliches Kind wird als Mädchen, d.h. in einer weiblichen Geschlechtsrolle erzogen (und umgekehrt), akzeptiert dies aber auf Dauer nicht.

gender identity. (engl.) Die Selbstidentifizierung eines Menschen als weiblich oder männlich, d.h. die Grundüberzeugung eines Individuums, dem weiblichen oder männlichen Geschlecht anzugehören. Der innere Aspekt der Geschlechtsrolle.

gender role. (engl.) Geschlechtsrolle. Die soziale Rolle als weibliches oder männliches Wesen, d.h. als Mädchen oder Junge, Frau oder Mann. Äußerer Aspekt der Gender Identity. In seltenen Fällen können Rolle und Identität auseinander fallen, wie z.B. im Transvestismus (freiwilliges weibliches Rollenspiel bei männlichem Körper und männlicher Identität) oder im Transsexualismus (erzwungenes männliches Rollenspiel bei männlichem Körper und weiblicher Identität u. umgekehrt: Erzwungenes weibliches Rollenspiel bei weiblichem Körper und männlicher Identität).

Genitalien. (lat. Zeugungsorgane) Der Ausdruck engt die Funktion der Geschlechtsorgane unnötig und sachlich falsch auf einen einzigen Zweck ein. (S. auch "Fortpflanzungsorgane.)

Gerontophilie. (gr.) Das dauernde bzw. überwiegende sexuelle Interesse einer jungen Person an alten oder sehr alten Partnern.

Geschlechtsakt. Dieser Ausdruck wird oft als Synonym für Vaginalverkehr (Koitus) gebraucht, als ob dieser der "einzig wahre" Sexualkontakt wäre. Dieser moralisierende Sprachgebrauch ist aber irreführend, da es sehr viele andere sexuelle Akte gibt, die auf diese Weise als weniger wichtig abgewertet werden.

Geschlechtstrieb. S. "Sexualtrieb"

Gigolo. (fr.) Ein Mann, der als Begleiter, Tanzpartner oder u.U. sogar als Sexualpartner gemietet werden kann.

Gonaden. (gr.) Geschlechtsdrüsen. (Eierstöcke beim weiblichen, Hoden beim männlichen Geschlecht).

Gruppensex. Geschlechtsverkehr zwischen mehreren Personen in einer Gruppe. Solch eine Gruppe kann eine Kommune sein oder ein Freundeskreis, oder sie kann sich relativ zufällig bilden in eimem sog. "Swingers' Club." Manchmal werden Teilnehmer per Zeitungsanzeige oder im Internet gesucht. Die Gruppe trifft sich in einer passenden Wohnung oder in einem besondern Club-Haus. Gruppensex hat in der einen oder anderen Form schon immer gegeben; heute gehen mache nur offener damit um. Dennoch wird Gruppensex in unserer Gesellschaft argwöhnisch betrachtet oder sogar heftig mißbilligt, weil er dem Ideal der Einehe (Monogamie) zuwider läuft. Andererseits hat es in der Geschichte auch Kulturen gegeben, bei denen Gruppensex eine selbstverständliche und allgemein akzeptierte Praktik war.

Gynäkomastie. (gr.) Entwicklung von Brüsten bei Knaben oder Männern. Kann in der Pubertät vorübergehend auftreten. In anderen Fällen kann sie krankhafte Ursachen haben. Auf jedenn Fall ist eine ärztliche Untersuchung und, wenn nötig, Behandlung angezeigt.

H

häufig wechselnder Geschlechtsverkehr. Gemeint ist häufiger Partnerwechsel.

Hedonismus. (gr. hedone: Freude, Vergnügen) Eine Lebensanschauung, die in Freude und Vergnügen den höchsten Wert erblickt. Dies muß nicht unbedingt bedeuten, das Hedonisten nur oberflächliche Reize suchen und völlig egoistisch handeln. Im Gegenteil, verantwortliche Hedonisten, die weiter denken, können durchaus zu der Einsicht kommen, daß wahre Lebensfreude nur in dauerhaften Beziehungen und in der Veredelung der besten menschlichen Eigenschaften zu erreichen ist.

Hermaphrodit. Intersex. Ein Mensch mit uneindeutigen primären Geschlechtsmerkmalen. Der alte poetische Ausdruck geht auf eine griechische Sage zurück: Der schöne Hermaphroditos (Sohn von Hermes und Aphrodite) wies die Liebe einer Nymphe zurück; diese aber umarmte ihn darauf so heftig, dass ihr Körper mit seinem verschmolz. Heute bevorzugt die Wissenschaft den nüchternen und präzisen Ausdruck Intersex. Auch die Betroffenen selbst ziehen den modernen Ausdruck vor.

Hermaphroditismus. Besser:Intersexualität.

Heterosexualität. (gr. und lat. "verschieden-geschlechtlich") Bevorzugung andersgeschlechtlicher Sexualpartner(innen). Die erotische Anziehung zwischen Personen verschiedenen Geschlechts bzw. Sexualkontakte zwischen ihnen.

heterosexuell. Dies Adjektiv bezeichnet Sexualkontakte bzw. die erotische Anziehung zwischen männlichen und weiblichen Personen.

Homophobie. (gr.) Unvernünftige und ungerechtfertigte Angst vor Homosexuellen bzw. Vorurteile und Diskriminierung gegen sie. Auch allzu heftige Abwehr der Homosexualität an sich als sexuelle Orientierung. Oft religiös begründet.

Homosexualität. (gr. und lat. "Gleichgeschlechtlichkeit) Bevorzugung von Sexualpartnern oder -partnerinnen des gleichen Geschlechts. Der griechisch-lateinisch-deutsche Ausdruck bzw. seine Ableitungen wurden 1869 von dem östereichisch-ungarischen Schriftsteller Karoly Maria Kertbeny (1824-82) geprägt und zwar in einem anonymen offenen Brief an den preußischen Justizminister. Kertbeny, der fälschlich behauptete, Arzt zu sein, forderte darin (vergeblich) die Abschaffung der Strafgesetze gegen "widernatürliche Unzucht" zwischen Männern.

homosexuell. (gr. und lat. "gleichgeschlechtlich) Dies Adjektiv bezeichnet Sexualkontakte bzw. die erotische Anziehung zwischen Personen des gleichen Geschlechts.

homosozial. (adj. gr. und lat.) Vorliebe für die Gesellschaft von Personen des gleichen Geschlechts. Beispiele: Clubs nur für Männer, Sportvereine, Stammtische, Cafés nur für Frauen usw.. Viele heterosexuelle Männer und Frauen sind zum großen Teil homosozial im alltäglichen Leben.

I

iatrogen. (Adj. gr. und lat.) Wörtlich: "vom Arzt verursacht". Es gibt gute und schlechte iatrogene Zustände oder Befunde. Ein schlechter kann durch eine falsche Diagnose oder eine falsche Behandlung verursacht sein.

Idiogamie. Die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr mit einer bestimmten oder wenigen anderen Frauen bei gleichzeitiger Unfähigkeit zum Verkehr mit allen anderen. ("Potenz" bei bestimmten wenigen, "Impotenz" bei allen anderen.) Der Ausdruck wurde anscheinend im 19. Jhdt. von dem italienischen Arzt und Anthropologen Paolo Mantegazza eingeführt. Heute ist das Wort kaum noch gebräuchlich. Angesichts des gegenwärtigen Sexalverhaltens wirkt es unpassend, unnötig und überholt.

immissio penis. (lat.) Einführen des Penis in die Scheide, den Mund oder in den After. Juristischer Ausdruck, der meist zur Klarstellung unklarer Sachverhalte in Sexualstrafprozessen benutzt wird. Auch in der Medizin üblich, wenn es um die Präzisierung von sexuellen Handlungen geht.

impotentia coeundi. (lat.) Unfähigkeit eines Mannes, seinen Penis in die Scheide einer Frau einzuführen. Die männliche Unfähigkeit, einen Koitus durchzuführen. Der Ausdruck könnte auch zur Bezeichnung der weiblichen Unfähigkeit zum Koitus dienen (etwa wegen Vaginismus), aber er wird fast nie so gebraucht.

impotentia procreandi. (lat.) Unfähigkeit eines Mannes, eine Frau zu schwängern. Männliche Unfruchtbarkeit. Der Ausdruck könnte auch zur Bezeichnung der weiblichen Unfruchtbarkeit dienen, aber er wird fast nie so gebraucht.

Impotenz. (lat. Machtlosigkeit) Gemeint ist fast immer das Fehlen einer Erektion des Penis in einer Situation, in der sie gewünscht wird. Dafür kann es viele verschiedene körperliche und seelische Gründe geben, die alle nichts mit Macht oder Ohnmacht zu tun haben. Der abwertende Pauschalausdruck ist zu unpräzise, um wissenschaftlich brauchbar zu sein.

incubus. (lat. "Obenliegender") Eine Figur des mittelatlerlichen Aberglaubens: Der Teufel oder ein Dämon in der Form eines Mannes legt sich auf eine Frau und bietet sich zum Geschlechtsverkehr an (s. auch succubus).

Interruptio. (lat. Unterbrechung) Gemeint ist der Schwangerschaftsabbruch. (S."Schwangerschaftsunterbrechung")

Inzest. Geschlechtsverkehr zwischen nahen Verwandten wie Eltern und Kindern, Brüdern und Schwestern. (Sexualkontakt zwischen Brüdern oder zwischen Schwestern wird selten oder nie als Inzest bezeichnet.) Der Inzest in in praktisch allen Ländern verboten. Als Grund wird üblicherweise angegeben, daß Kinder aus inzestuösen Beziehungen unverhältnismäßig oft an Erbkrankheiten leiden. Das Inzestverbot (auch Inzest-Tabu) ist aber viel älter als jedes Wissen über die Gesetze der Vererbung. In der Tat ist es eines der ältesten Tabus der Menschheit, und seine Übertretung wurde fast immer und überall schwer bestraft. Ausnahmen waren stets sehr selten und betrafen meist nur königliche oder anderweitig hochgestellte Familien. Allerdings konnte sich dann der gebilligte oder sogar geforderte Inzest über Generationen fortsetzen. Ein Beispiel ist das alte Ägypten, wo der Pharao seine Schwester heiratete. Noch Kleopatra war mit ihrem Bruder Ptolemäus verheiratet. Ein anderes Beispiel findet sich in einigen früheren Südseestämmen, bei denen der Inzest hochgestellter ("adliger") Personen selbstverständlich war. Der ursprüngliche Grund für das Inzest-Tabu war wohl die Notwendigkeit, außerhalb der eigenen Familie bzw. des eigenen Stammes zu heiraten, damit auf diese Weise immer größere soziale Netze entstanden. Diese waren die nötige Grundlage für jede weitergehende wirtschaftliche und überhaupt kulturelle Entwicklung.

J

Jungfräulichkeit. S. "Unschuld".

jus primae noctis. (lat. "das Recht der ersten Nacht") Bis weit ins 18. Jhdt. beanspruchten in Europa gewisse Adlige das Recht, die Bräute ihrer Leibeigenen bzw. Diener zu deflorieren, d.h. vor der Hochzeit Geschlechtsverkehr mit ihnen zu haben. Heute mag vielen dieses "Recht" als unglaublich erscheinen, und in der Tat wird nun oft beweifelt, daß es wirklich durchgesetzt wurde. Andererseits ist es aber vielen Opernliebhabern vertraut, da es den Schlüssel zur Handlung in Mozarts Oper "Figaros Hochzeit" liefert. (Der "aufgeklärte" Graf Almaviva hat öffentlich auf sein "Recht der ersten Nacht" verzichtet. Dies tut ihm aber leid, als er sich in die Braut seines Dieners Figaro verliebt (s. auch droit de seigneur).

K

Kalender-Methode. Methode der Empfängnisverhütung für Frauen: Die Frau führt für mindestens ein Jahr ein genaues Tagebuch über ihre Menstruationszyklen (Ein Zyklus dauert vom ersten Tag einer Menstruation bis zum letzten Tag vor der nächsten Menstruation). Sie subtrahiert darauf 17 Tage vom kürzesten Zyklus und 13 Tage vom Längsten Zyklus. (Bespiel: Kürzester Zyklus: 24 Tage. 24-17=7. Längster Zyklus: 31 Tage. 31-13=18. Dies heißt nun, daß ihre fruchtbaten Tage durchschnittlich zwischen dem 7. und 18. Tag ihrer Zyklen liegen, und daß sie während dieser 12 Tage den Koitus vermeiden sollte. (s. auch Rhythmus-Methode)

Karezza. (auch coitus reservatus) Eine Form des Koitus (Vaginalverkehrs), bei der Mann und Frau lange bewegungslos bleiben und nur das Gefühl genießen, den Penis in der Scheide zu spüren. Einige Frauen sollen dabei mehrere Orgasmen erleben können, während der Mann sich bemüht, einen Orgasmus zu vermeiden. Stattdessen konzentriert er sich völlig auf die langdauernde Vereinigung. Da es hier also nicht zum Samenerguß (der Ejakulation) kommt, ist Karezza manchmal zur Empfängnisverhütung ermpfohlen worden. Diese Methode ist aber unverläßlich, da sie von beiden Beteiligten ein Höchstmaß von Selbstkontrolle verlangt. Karezza war schon im alten Indien bekannt, wurde aber im Westen vor allem durch die Oneida Community populär, eine amerikanische Kommune des 19. Jhdts., die großen Wert auf die Vereinigung der Seelen legte.

Kastrat. (ital. castrato) Ein Typus von Opernsänger, der im 18. Jhdt. populär war. Musikalisch begabte Knaben mit schönen Stimmen wurden vor der Pubertät (d.h. vor dem Stimmbruch) kastriert und musikalisch gründlich ausgebildet. Einige von ihnen wurden als Erwachsene zu berühmten Opernstars. In ihrem Gesang verbanden sich sehr hohe (weibliche) Tonlagen mit großer (männlicher) Stimmkraft. Die größten Komponisten der Zeit (u.a. Händel, Hasse, Gluck, Mozart) schrieben Opern für sie. Der berühmteste Kastrat, Farinelli, erreichte sogar eine politisch einflußreiche Position am spanischen Hof, wo er viele Jahre lang zwei auf einander folgende schwermütige Könige mit seinem Gesang aufheiterte (ein erster Paradefall von Musiktherapie!). Bei heutigen Aufführungen der betreffenden Opern werden die Kastratenrollen gewöhnlich mit Mezzosopranistinnen, Altistinnen oder Countertenören besetzt. Keine dieser Stimmen kann den Klang wiedergeben, der den Komponisten vorschwebte und der das damalige Publikum in Begeisterung versetzte.

Kindesmissbrauch, sexueller. Ein unglücklicher Ausdruck für Sexualkontakte Erwachsener mit Kindern. Das Wort 'Missbrauch' bedeutet nicht mehr und nicht weniger als 'falscher Gebrauch'. So wird ungewollt unterstellt, dass es einen richtigen, legitimen sexuellen Gebrauch von Kindern gibt.Tatsächlich aber sollte niemand, auch kein Erwachsener,für sexuelle Zwecke gebraucht, d.h. zum Gebrauchsgegenstand gemacht werden.

Kohabitation. (lat. Zusammenwohnen) Ein irreführender Ausdruck, denn gemeint ist fast immer Geschlechtsverkehr, d.h. zumeist Vaginalverkehr (Koitus).

Kohabitarche. (lat. u. gr. erstes Zusammenwohnen) Gemeint ist der erste Vaginalverkehr (Koitus). Der pompöse, überflüssige und irreführende Ausdruck ist der "Menarche" und "Polluarche" nachgebildet (S. dort)

Konversionstherapie. (von lat. conversio: Bekehrung). Der Ausdruck bezeichnet die Missionsarbeit von Psychiatern, die Homosexuelle zum "wahren Glauben" der Heterosexuallität bekehren wollen. Hier maskiert sich Moralismus als Wissenschaft, denn die Unterstellung, dass jemand diese Bekehrung nötig hat, ist offensichtlich ein religiöses Werturteil oder, genauer gesagt, ein Vorurteil. Das Umgekehrte ist denn auch niemals versucht worden (d.h. die psychiatrische Bekehrung von Heterosexuellen zur Homosexualität). Die Geschichte hält lehrreiche Beispiele für Bekehrungen bereit, von der christlichen Zwangsbekehrung spanischer Juden im 16. Jhdt. bis zur freiwilligen Bekehrung Martin Luthers vom Katholizismus zum Protestantismus. Die ersteren (die sog. Conversos) wurden der Lüge und des weiterhin heimlich praktizierten Judentums verdächtigt; Luther und die anderen Protestanten wurden zuerst als Ketzer verfolgt, bis sie nach langen Glaubenskriegen ihr neues Christentum unter ebenfalls protestantischen Landesherren frei ausüben durften. (In diesem Fall mußten sich dann die Katholiken bekehren oder auswandern nach der Regel "cujus regio, ejus religio", d.h. der Landesherr bestimmte die Religion seiner Untertanen). Die Parallelen zu heute sind deutlich: Die durch Therapie neubekehrten Heterosexuellen werden der Lüge und der weiterhin heimlich praktizierten Homosexualität verdächtigt; die freiwilligen Konvertiten zur Homosexualität führen oft ein heimliches Doppelleben oder wandern in Bundesstaaten oder Länder ab, wo ihr Sexualverhalten nicht bestraft wird (etwa von Alabama nach Kalifornien oder von Malaysia nach Deutschland). Das ganze Thema religiöser und sexueller Bekehrung ist ein deprimierendes Beispiel für eine fortdauernde menschliche Narrheit, die sich immer wieder und immer unnötig ihr eigenes Unglück schafft. Die Wissenschaft sollte dazu keinen Beitrag leisten. Neuerdings ist der Ausdruck "Konversionstherapie" von einigen Psychiatern durch das ebenfalls unakzeptable "reparative Therapie" ersetzt worden (siehe dort).

L

labia majora. (lat."die größeren Lippen") Die äußeren Lippen der Vulva. In der Pubertät wächst Haar auf diesen äußeren Lippen.

labia minora. (lat."die kleineren Lippen") Die inneren Lippen der Vulva. Sie liegen zwischen den äußeren Lippen und variieren in Größe und Gestalt leicht von Frau zu Frau.

Lebenszyklus, der menschliche. Das Leben des Menschen beginnt nach seinem Tod nicht aufs Neue, ist also nicht zyklisch. Die Anwendung zyklischer Vorstellungen ist vielleicht im Hinblick auf Gattungen vertretbar, aber auf die Entwicklung des Einzelnen angewandt, ist dies eine sprachliche Gedankenlosigkeit.

Lesbianismus. Weibliche Homosexualität im doppelte n Sinne eines Tuns und eines Seins, also 1. Gleichgeschlechtliche Sexualkontakte zwischen weiblichen Personen oder 2. Ein seelischer Zustand, eine Charaktereigenschaft oder eine Wesensart mancher weiblicher Personen, solche Kontakte zu wünschen. Im antiken Griechenland war die Insel Lesbos als Wohnort der Dichterin Sappho bekannt, die u.a. Liebesgedichte an ihre Schülerinnen schrieb.

Lesbierin. Bezeichnung für eine Frau oder ein geschlechtsreifes Mädchen mit homosexueller Orientierung.

Libido. (lat. "Begehren") 1. In der Medizin: Sexuelles Begehren. 2. In der Psychoanalyse: Bezeichnung für eine seelische Grundenergie, die sich in der Liebe erfüllt. In diesem Sinne besteht die Libido eines Menschen nicht nur in der sexuellen Liebe, sondern auch in der Liebe zu sich selbst, seinen Eltern, Kindern, Freunden oder der gesamten Menschheit. In der frühen Kindheit ist die Libido selbstbezogen (s. Narzissmus), dann wird sie allmählich auf die Eltern ausgedehnt (s. "Ödipus complex") und dann auch auf andere Personen, Sachen oder Ideen (s. auch "Sublimation").

Lingam. (sanskr.) In der indischen Mythologie das Symbol des männlichen Prinzips. Wird gewöhnlich in der Kunst stlisiert als äußeres männliches Geschlechtsorgan (Penis) dargestellt. Entsprechung zum weiblichen Symbol Yoni.

M

machismo. (subst. span.) Übertriebene Maskulinität, die sich in sexueller Protzerei, Eitelkeit und Eifersucht gegenüber jeder Sexualpartnerin äußert. Sie beruht auf der Grundüberzeugung männlicher Überlegenheit.

männlicher Chauvinismus. Der Ausdruck bezeichnet die Einstellung von Männern, die allein wegen ihrer Geschlechtszgehörigkeit Vorteile und Privilegien erwarten. Das Wort "Chauvinismus" geht auf eine alte Bühnenfigur, Monsieur Chauvin, zurück, einen bis zur Lächerlichkeit fanatischen Patrioten.

Männlichkeit. Die biologische Eigenschaft, dem männlichen Geschlecht anzugehören. Nicht zu verwechseln mit "Maskulinität" (s. dort).

Maskulinität. Die Summe aller Charakterzüge und körperlichen Merkmale, die in einer Gesellschaft als typisch für Männer angesehen werden (von Jungen und männlichen Jugendlichen wird in der Regel noch keine Maskulinität erwartet). Ausdruck der männlichen Geschlechtsrolle im Erwachsenenalter. Zu unterscheiden von "Männlichkeit", d.h. dem körperlichen Geschlecht der betreffenden Person. (Eine männliche Person kann durchaus feminin sein.)

Masochismus. (nach dem österreichischen Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch (1836-95), der es liebte, von Frauen sexuell beherrscht zu werden, und der darüber schrieb). Sexuelle Vorliebe für die sexuelle Unterwerfung unter dominante weibliche oder männliche Personen, sog. Sadistinnen bzw. Sadisten (s. Sadismus u. Sadomasochismus). Die Unterwerfung kann den Wunsch nach verbaler Erniedrigung, körperlicher Züchtigung, Fesselung, körperlichen Schmerzen u. ä. einschließen. Da die Masochist(inn)en diese Behandlung wünschen und ihre Grenzen bestimmen, sind sie es, die hier die wahre Kontrolle ausüben und ihre sadistischen Partner(innen) für ihren Lustgewinn nutzen. So kann es auch nicht verwundern, daß in der Prostitution die zahlenden männlichen Kunden gewöhnlich die masochistische Rolle übernehmen, denn gerade dabei bleiben sie "Herren des Verfahrens", denn sie nehmen ja nur eine sadistische Dienstleistung in Anspruch. Paradoxerweise üben also die Masochist(inn)en - ganz gegen den Augenschein - bei solchen Begegnungen die wirkliche sexuelle Beherrschung aus. In diesem Paradox liegt ein Hauptreiz für die Teilnemer(innen) an sadomasochistischen Praktiken.

Masochist. 1. In der Sexualwissenschaft: Die unterwürfige Person in einer sadomasochistischen Beziehung (s. "Sadomasochismus"). 2. In der Alttagssprache: Eine Person, die sich gerne demütigen oder verletzen läßt.

Masturbation. (lat. manus: Hand und turbare: schütteln) Sexuelle Selbststimulierung, Selbstbefriedigung, Manipulation der Sexualorgane, wenn möglich, bis zum Orgasmus. Die einfachste, immer verfügbare und wohl auch häufigste sexuelle Handlung, die bei beiden Geschlechtern in jedem Alter vorkommen kann, zumeist als "einsames Vergnügen", aber auch nicht selten als gegenseitige Masturbation. In der griechischen und römischen Antike empfahlen Ärzte die Masturbation als Gesundheitsmaßnahme, und auch heute tun dies viele Sexualtherapeuten, die ihren Patienten bzw. Klienten bei bestimmten sexuellen Funktionsstörungen helfen wollen. Allerdings wurde die Masturbation in westlichen Ländern seit dem 17. Jhdt. bis noch vor wenigen Jahrzehnten von Medizinern als krankhaft und krankmachend verteufelt. Angeblich führte sie zu Akne, Blindheit, Tuberkulose, Wahnsinn und sogar zum Tode. Diese von jeher unsinnigen, unbewiesenen (und unbeweisbaren) Behauptungen wurden weithin geglaubt und können selbst heute noch stellenweise angetroffen werden. Tatsache ist aber, daß die Masturbation völlig harmlos ist und weder körperlichen noch seelischen Schaden bringen kann. Auch gibt es keine "exzessive" d.h. übertrieben häufige Masturbation, denn die Häufigkeit möglicher Orgasmen (ob durch Masturbation oder Geschlechtsverkehr) variiert erheblich von Person zu Person und sogar von Zeit zu Zeit bei derselben Person. Es ist also nicht möglich, hier einen allgemeingültigen Standard zu bestimmen.

Matriarchat. (gr. "Mutterherrschaft") Eine Gesellschaftsform, in der alle wichtigen Entscheidungen von Frauen getroffen werden. In der Vergangenheit gab es durchaus Kulturen, in denen Frauen die führende Rolle spielten. Diese matriarchalischen Kulturen wurden aber im Laufe der Gechichte zumeist durch patriarchalische ersetzt (s. Patriarchat). Heute gibt es nur noch wenige matriachalische Kulturen in weit entlegenen Gebieten der Erde.

membrum virile. (lat. "männliches Glied") Medizinische Bezeichnung für Penis.

ménage à trois. (fr. "Haushalt von dreien") Eine dauerhafte, eheähnliche sexuelle Beziehung zwischen drei Personen, von denen zwei möglicherweise miteinander verheiratet sind. Eine ménage à trois besteht meist aus einem Mann und zwei Frauen, weniger häufig aus einer Frau und zwei Männern. (Es gibt auch seltene Fälle von drei Männern oder drei Frauen, die in einer sexuellen Dreierbeziehung zusammenleben) Da dies als inoffizielle Bigamie (s. dort) angesehen werden kann (wenigstens bei Heterosexuellen), wird es von vielen Menschen als unmoralisch verurteilt. Die fehlende gesellschaftliche Anerkennung und die möglichen Konflikte zwischen den Beteiligten können zu großen psychologischen Belastungen führen, und daher sind solche Dreiecksbeziehungen selten von langer Dauer.

Menarche. (gr. men: Monat und arche: Beginn) Medizinische Bezeichnung für die erste Menstruation.

Menopause. (gr. "Monate hören auf") Der Zeitabschnitt im Leben einer Frau, wenn ihre Monatsblutung unregelmäßig wird und schließlich ganz aufhört (gewöhnlich zwischen dem 45. und 50. Lebensjahr). Die Menopause beendet die Fruchtbarkeit der Frau und bedeutet auch noch andere körperliche und psychologische Veränderungen. Ihre sexuellen Fähigkeiten sind aber nicht unbedingt betroffen.

Missbrauch, sexueller. Ein unglücklicher Ausdruck für Sexualkontakte mit gesetzlich geschützten Personen, zumeist Kindern oder Jugendlichen unter dem 'Schutzalter'. Das Wort 'Missbrauch' bedeutet nicht mehr und nicht weniger als 'falscher Gebrauch'. So wird ungewollt unterstellt, dass es einen richtigen, legitimen sexuellen Gebrauch von Menschen gibt.Tatsächlich aber sollte niemand, auch kein Erwachsener,für sexuelle Zwecke gebraucht, d.h. zum Gebrauchsgegenstand gemacht werden.

N

nächtliche Pollution. (lat. Verschmutzung) Damit soll der Samenerguß im Schlaf gemeint sein. Männer können aber auch beim Mittagsschlaf einen Orgasmus mit einer Ejakulation haben, dann ist sie keineswegs nächtlich, und außerdem ist Samen kein Schmutz. (S. auch "Pollution" und "Polluarche")

Narzissmus. Die unbewußte oder bewußte Fixierung eines Menschen auf sich selbst oder auch ein sexuelles Interesse am eigenen Körper. Nach einer griechischen Sage war Narzissus (Narkissos) ein schöner Jüngling, der sein Spiegelbild im Wasser bewunderte, dabei den Halt verlor und ertrank.

normal. Wenn von sexuellen Dingen die Rede ist, wird dieses, eigentlich nur in der Statistik angebrachte Wort meist im Sinne von "gut" gebraucht; "nicht normal" oder "abnorm" heißt dann soviel wie "schlecht". Der genaue Inhalt dieser Werturteile wechselt aber von Sprecher zu Sprecher, so daß regelmäßig ein Streit darüber entbrennt, was überhaupt unter "Normalität" zu verstehen sei. In der Sexualwissenschaft sollte der Begriff ganz vermieden werden, da er immer nur Meinungen, niemals Tatsachen wiedergibt.

Nudismus. (von lat. für "nackt") Eine gesellschaftliche Bewegung, die einen "natürlichen" Lebensstil propagiert mit viel frischer Luft und ohne die Behinderung durch Kleidung. Aus diesem Grunde bauen Nudisten ihre eigenen Clubs mit viel Freigelände und verbringen dort ihre Freizeit völliger nackt. In neuester Zeit ist es aber auch anderen möglich, an öffentlichen sog. FKK (Freikörperkultur)-Stränden nackt zu baden oder sich zu sonnen. Einige deutsche Städte dulden auch nacktes Sonnenbaden in ihren öffentlichen Parks. In Europa ist der Nudismus weiter verbreitet als in den USA. In südeuropäischen und moslemischen Ländern wie auch in Asien ist er unbekannt.

Nymphomanie. Dieser, auf die griechische Mythologie anspielende Ausdruck soll die "Promiskuität" von Frauen als seelisch krank erklären. Ein gelehrtes Schimpfwort ohne Erkenntniswert, denn ob und wie häufiger Partnerwechsel für wen problematisch wird, hängt von vielen Faktoren ab, die man jeweils genauer benennen sollte. (S. auch "Erotomanie", "Promiskuität")

O

obszön. (lat. adj) Charakteristisch für etwas, das die herrschenden Normen sexueller Züchtigkeit bzw. des sexuellen Anstands verletzt. Die konkrete Bedeutung des Begriffs hängt von den jeweiligen Normen des betreffenden Ortes und der betreffenden Zeit ab.

Obszönität. Ein Gegenstand oder eine Handlung, die herrschende Normen sexuellen Anstands verletzt. Auch Allgemeinbegriff für eine solche Normenverletzung. Die konkrete Bedeutung des Begriffs hängt von den jeweiligen Normen ab. Solche Normen sind, je nach Zeit und Ort, sehr unterschiedlich, und selbst innerhalb einer bestimmten Gesellschaft (wie etwa der unseren) ist es oft schwer, sich über die Normen zu einigen. Verschiedene Menschen haben da verschiedene Ansichten. So wird z.B. argumentiert, daß Kunst niemals obszön sein kann, ganz gleich, wie schockierend sie auf manche Betrachter wirkt. Damit verschiebt sich der Streit dann zu der Frage, ob ein bestimmtes Gemälde, Buch oder Theaterstück Kunst ist oder nicht, und das eigentliche Problem ist damit nicht gelöst. Diese frustrierenden Diskussionen enden dann manchmal mit einem Gerichtsurteil, das mindestens eine der streitenden Parteien oder sogar beide unbefriedigt läßt. Unter diesen Umständen scheint es vernünftig, die Frage jedem Einzelnen zu überlassen, solange er nicht darauf besteht, seinen persönlichen Geschmack anderen aufzuzwingen. Andererseits ist es fraglich, ob jemand, der die Konfrontation mit "Obszönität" leicht vermeiden kann, wirklich den Schutz des Staates braucht.

Ödipus-Komplex. Psychoanalytischer Ausdruck, geprägt von dem Wiener Arzt Sigmund Freud (1856-1939), der damit eine unbewußte Krise in der männlichen kindlichen Sexualentwicklung bezeichnen wollte. Die Erfahrungen und Reaktionen eines kleinen Jungen während dieser "ödipalen Phase" bestimmen weitgehend seine spätere Fähigkeit als Mann, glückliche Sexualbeziehungen aufzubauen und zu unterhalten. Freuds Konzept ist schon zu seinen Lebzeiten und seither immer wieder kritisiert worden und spielt jedenfalls in der modernen Sexualwissenschaft keine Rolle mehr. In der Tat, außerhalb psychoanalytischer Kreise wird es heute als einfältige, sogar alberne Fiktion abgetan, die unbewiesen, weil grundsätzlich unbeweisbar ist. Freuds Ursprungsidee, die in ihrer Einfachheit zunächst verführerisch schien, zeigt sich bei näherer Betrachtung als grobe Vereinfachung eines komplexen griechischen Mythos - reduziert auf seinen angeblich sexuellen Subtext. Gleichzeitig ignoriert diese Vereinfachung eine Vielzahl nicht-sexueller Faktoren in der Entwicklung eines Kindes.
Der Ausdruck "Ödipus-Komplex" spielt auf auf einen sagenhaften griechischen König Ödipus (Oidipos) an, der ahnungslos seinen Vater erschlug und seine Mutter heiratete. Die Anspielung schien durch folgende Beobachtung gerechtfertigt: In der Regel interessieren sich sehr junge Kinder sehr stark für eine Person des anderen Geschlechts. Ein vierjähriger Junge zum Beispiel empfindet eine tiefe Liebe zu einer Frau - seiner Mutter. Für ihn ist sie das einzige weibliche Wesen, das er kennt und kennen will. Sie hat aber schon einen Mann, nämlich den Vater. Diesen Rivalen möchte der kleine Junge ausschalten und seine Position einnehmen. Vielleicht klettert der Junge sogar ins elterliche Bett und verkündet: "Mammi, wenn ich groß bin, heirate ich Dich!" Freud glaubte nun, diese Situation mit der des Ödipus vergleichen zu können. Allerdings blieb ein entscheidender Unterschied: Ödipus erschlug tatsächlich seinen Vater und heiratete tatsächlich seine Mutter. Nach Freud aber verlief die normale kindliche Entwicklung anders: Der Junge überwindet das Begehren, seine Mutter zu heiraten und entwickelt stattdessen den Wunsch, eine Frau wie seine Mutter zu heiraten. Und anstatt den Vater zu töten, möchte er selbst ein Mann wie sein Vater werden. Dies gelingt umso leichter, wenn der Vater ein attraktives Rollenvorbild abgibt und die Mutter dem Jungen klar macht, daß sie bereits vergeben ist. (Bei kleinen Mädchen verlief nach Freud die Entwicklung entsprechend mit umgekehrten Vorzeichen: Es liebte den Vater und war eifersüchtig auf die Mutter. Der psychoanalytische Ausdruck dafür ist "Elektra-Komplex", nach Elektra, einer sagenhaften griechischen Prinzessin, die nach dem Tode ihres geliebten Vaters bei der Erschlagung ihrer Mutter half, die ihn ermordet hatte.)

Onanie, Onanieren. Wird fälschlich für "Selbstbefriedigung" gebraucht. Das Verhalten des biblische Onan (1. Mose, 38, 8-10) bestand aber in der Empfängnisverhütung durch "Rückzug" des Penis aus der Vagina vor der Ejakulation (coitus abruptus).

Oralverkehr. Geschlechtsverkehr, bei dem Mund und Geschlechtsorgane in Kontakt kommen. (s. Cunnilinctus, Fellatio.)

Orgasmus. (gr. orgasmos: lustvolle Erregung) Fachausdruck für den Höhepunkt sexueller Lust, der von heftigen Muskelkontraktionen im ganzen Körper, besonders aber in den Geschlechtsorganen begleitet ist. Kulminationsphase der sog. sexuellen Reaktion. Bei geschlechtsreifen Jungen und männlichen Erwachsenen geht der Orgasmus in der Regel mit einer Ejakulation des Samens aus dem Penis einher. Eine solche Ejakulation aus der Harnröhre kommt auch bei einigen Frauen vor, deren (prostata-ähnliche) paraurethrale Drüsen genügend entwickelt sind, um eine entsprechende Flüssigkeit (natürlich ohne Samenzellen!) zu produzieren.

Orgie. Veranstaltung oder Versammlung, bei der die Teilnehmer relativ wahllos miteinander Geschlechtsverkehr haben. In vielen Kulturen hatten Orgien ursprünglich eine religiöse Funktion: Bei gewissen Gelegenheiten (Fruchtbarkeitsriten) wurde Geschlechtsverkehr in der Gruppe als Opfergabe an die Götter angesehen. Heute hat das Wort eher einen negativen Beigeschmack von Unmoral und Zügellosigkeit. Dies zeigt, wie sehr sich die sexuelle Einstellung im Laufe des Zivilisationsprozesses gewandelt hat. Dennoch finden auch heute noch Orgien statt, meist privat in sog. Swingers' Clubs, die sich dem "rekreativen Sex" widmen, also Geschlechtsverkehr als Erholung vom Alltag (s. auch Gruppensex).

P

Päderastie. (gr. pais: Knabe und eran: lieben) 1."Knabenliebe" im alten Griechenland. Die Übersetzung ist insofern irreführend, als der Ausdruck hier nicht ein männliches Kind, sondern einen Heranwachsenden in oder kurz nach der Pubertät bezeichnete (d.h. etwa zw. 14 und 18 Jahren). Die korrekte Bedeutung ist daher: Erotische Beziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einem männlichen Jugendlichen. Solche Beziehungen waren in der griechischen Antike üblich und wurden allgemein gebilligt, denn die Päderastie hatte eine wichtige gesellschaftliche Funktion: Der Erwachsene sollte den geliebten Jugendlichen für alle Bürgertugenden begeistern, und der Jugendliche sollte von seinem liebenden Rollenvorbild lernen. Gleichzeitig eröffnete die Sitte ihm damit ein Ventil für seine erwachenden sexuellen Bedürfnisse, die sonst in einer patriarchalischen Gesellschaft wie der des alten Griechenland mit ihren gut behüteten Mädchen unbefriedigt geblieben wären. Die päderastische Beziehung endete, wenn der Jugendliche heiratsfähig war. 2. Analverkehr zwischen männlichen Partnern. Diese moderne Bedeutung beruht auf einem Mißverständnis des ursprünglichen griechischen Begriffs. In diesem reduktionistischen Sinne findet er sich heute teilweise in juristischen Zusammenhängen, wenn es um die Verfolgung von Sexualstraftaten geht.

Pädophilie. (gr. pais: Knabe/Kind und philia: Liebe) Starkes und dauerndes, u.U. auch ausschließliches sexuelles Interesse eines Erwachsenen an Kindern, d.h. Mädchen oder Jungen vor der Pubertät. Nicht alle Pädophilen haben tatsächlich Sexualkontakt mit Kindern. Der englische Autor C. L. Dodgson (1832-98) zum Beispiel, der unter dem Namen Lewis Carroll "Alice im Wunderland" schrieb, fühlte sich erotisch sehr stark von kleinen Mädchen angezogen. Er verbrachte soviel Zeit wie möglich mit ihnen und schrieb ihnen liebevolle Briefe. Mit Erlaubnis ihrer Eltern macht er sogar von einigen Nacktfotos. Bei alledem hielt er sich aber sehr zurück und überschritt nie die Grenzen der Wohlanständigkeit. Umgekehrt gilt auch: Nicht alle Erwachsenen, die sexuelle Kontakte mit Kindern haben, sind auch Pädophile. Manche nutzen nur eine plötzliche Gelegenheit aus und bleiben im Übrigen an erwachsenen Sexualpartner(inn)en interessiert. In einem solchen Fall ist der Ausdruck Pädophilie nicht angebracht. Er ist auch nicht angebracht, wenn es sich um Sexualkontakte mit Jugendlichen in oder nach der Pubertät handelt, denn echte Pädophile haben an solchen Jugendlichen kein Interesse.

Pansexualismus. (von gr. pan: all-) 1. Allumfassende sexuelle Liebe. Eine Lebenseinstellung oder Weltanschauung, die annimmt, das menschliche Sexualpotential könne und solle auf alle Menschen gerichtet sein. 2. Etwas eingeschränkt: Fähigkeit, in Menschen beider Geschlechter und jedes Alters potentielle Sexualpartner zu sehen. In diesem Sinne von einigen Vertretern der "sexuellen Befreiungsbewegung" propagiert, die fordern, man solle die herrschenden Geschlechtsrollen als zu eng und zu starr überwinden und das gesamte Spektrum sexueller Orientierungen voll akzeptieren. 3. Früher: Theorie, nach der alles menschliche Verhalten irgendwie sexuell motiviert ist. Diese von Anfang an umstrittene Theorie gilt heute als überholt.

Paraphilie. (gr. "Nebenliebe") So bezeichnen Mediziner oder Juristen von ihnen mißbilligtes oder bedauertes Sexualverhalten. Der Ausdruck suggeriert, daß es eine "richtige", "natürliche", "wahre" oder hauptsächliche Philie (Liebe) gibt, deren minderrangige Schwestern neben oder hinter ihr stehen wie das paramedizinische Personal neben oder hinter dem "richtigen Doktor". Eine wissenschaftlich unzulässige Unterstellung. Stattdessen sollten die Gründe für medizinische oder juristische Bedenken in jedem Einzelfall präzise angegeben werden. Sie werden sich dann manchmal als überzeugend und ein andermal als bloße Vorurteile erweisen. (S. auch "Aberration", "Deviation", "Perversion".)

Patriarchat. (gr. Vaterherrschaft) Ein Gesellschaftssystem, in dem alle wichtigen Entscheidungen Männern vorbehalten sind. In patriachalischen Kulturen beherrschen Männer die Politik, Verwaltung, Gesetzgebung, Rechtspflege, Wissenschaft, Kunst und Religion. Sie genießen gleichzeitig auch sexuelle Privilegien. Dies drückt sich in der sog. Doppelmoral aus, d.h. in der ungleichen Bewertung männlichen und weiblichen Sexualverhaltens: Männer haben mehr sexuelle Freiheiten als Frauen. (s. auch Matriarchat.)

penetrierender Verkehr Sammelname für Oral-, Vaginal- und Analverkehr, bei dem der Penis in eine Körperöffnung eindringt (sie penetriert).

Penilinctus. (lat. Penislutschen) Saugen oder Lutschen am Penis (s. auch fellatio).

Penis. (lat. Schwanz) Das auffälligste männliche Sexualorgan. Es besteht aus drei länglichen Schwellkörpern (den zwei Corpora cavernosa auf der Oberseite und dem Corpus spongiosum auf der Unterseite) sowie einem eichelfömigen Kopf (lat. glans), der im unerregten (und unbeschnittenen) Zustand von einer sog. Vorhaut (lat. praeputium) bedeckt ist.

Periode. Im Alltag oft benutzter Ausdruck für Menstruation.

Perversion. (lat. Verdrehung) Ursprünglich ein Ausdruck der mittelalterlichen Theologie zur Bezeichnung der Ketzerei, d.h. "falschen" Glaubens. Später von Ärzten auf "falsches" Sexualverhalten angewandt. Da es aber kein "natürlich" vorkommendes korrektes Sexualverhalten gibt, das "pervertiert" werden könnte, ist der Ausdruck unwissenschaftlich. (S. auch "Aberration" und "Perversion")

Phallus. (lat. von gr. phallos) Penis. Der Ausdruck bezeichnet heute zumeist den erigierten Penis. Im antiken Griechenland und Rom war der Phallus ein Symbol der Lebenskraft und Fruchtbarkeit, und er wurde in der Kunst auf vielerlei Weise öffentlich gezeigt. Komödiendarsteller trugen grotesk vergrößerte Phalli (gr. phalloi) als Teil ihres Kostüms auf der Bühne; Statuen des Götterboten Hermes und des Fruchtbarkeitsgottes Priapus zeigten den erigierten Penis als Glücksverheißung an Wegkreuzungen oder auf Feldern, er schmückte Gebäude, Lampen und Vasen, und auch am Halsband trug man gerne seine Nachbildung in Silber oder Gold. Erst das Christentum nahm an diesen Dingen Anstoß. Dies führte schließlich zu dem kuriosen Verfahren, die männlichen Geschlechtsorgane antiker Statuen mit biblischen Feigenblättern zu bedecken.

Phimose. (gr. phimoein: knebeln) Verengung der Penisvorhaut, die eine Beschneidung nötig machen kann.

Platonische Liebe. Eine seelische, nicht körperliche Liebe. Tiefe zärtliche Empfindung für den Charakter oder die Persönlichkeit eines Menschen ohne sexuelles Begehren. Der Ausdruck bezeichnete ursprünglich eine gewisse homosexuelle Liebe. Der antike Philosoph Plato schildert in seinem "Symposium" wie der junge, schöne Alkibiades vergeblich versucht, den alten und häßlichen Sokrates zu verführen. Dieser schlägt statt der sexuellen Vereinigung eine "höhere", nichtkörperliche Form der Liebe vor, in der die Seelen zueinander finden.

Pollution. (lat. Verschmutzung) Hiermit soll der Samenerguß im Schlaf gemeint sein. Solche Schimpfwörter gehören nicht in die Wissenschaft. (S. auch "nächtliche Pollution".)

Polluarche. (lat. u. gr. erste Verchmutzung) Gemeint ist bei männlichen Jugendlichen der erste Orgasmus mit Samenerguß im Schlaf, gewöhnlich in der Pubertät. Der Ausdruck ist der "Menarche" (i.e. erste Menstruation) nachgebildet, stellt aber eine falsche Analogie her, denn Menstruation und Ejakulation sind physiologisch nicht vergleichbar und werden auch sehr verschieden erlebt. Sie sind allerdings beide Zeichen der beginnenden Fortpflanzungsfähigkeit. (Wirklich vergleichbar wären die ersten Orgasmen von Jungen und Mädchen.) Der Begriff Polluarche ist jedenfalls als prüde und albern abzulehnen. (S. auch "Pollution".)

Pornographie. (von gr. porne: Prostituierte und graphein: schreiben) Ausdruck, mit dem manche Menschen die von ihnen mißbilligten Darstellungen von Nacktheit oder sexuellen Handlungen bezeichnen. Diese rein formale Definition ist deshalb praktisch, weil es keine objektiven Kriterien für Pornographie gibt. Es hat nie eine allgemein akzeptierte Meinung dazu gegeben und kein Polizist, Rechtsanwalt oder Richter hat je eine überall und für immer gültige Definition liefern können. Dennoch scheinen alle streitenden Parteien zumindest darin übereinzustimmen, daß Pornographie es typischerweise darauf anlegt, sexuelle Erregung im Betrachter oder Leser hervorzurufen. Aber: Unterschiedliche Menschen werden durch unterschiedliche Dinge erregt, und so kommt wieder ein subjektives Element in die Debatte. Was den einen reizt, läßt den anderen kalt. Außerdem ist man sich keinesweg darüber einig, ob die sexuelle Erregung, wenn sie denn eintritt, schädlich oder nützlich ist. Es kann also nicht überraschen, daß der Begriff von Pornographie und ihre Bekämpfung von Zeit zu Zeit und Ort zu Ort enorm variieren. Es handelt sich hier letztlich um ein kulturelles Problem der Einstellung zur Sexualität. Historisch und geographisch betrachtet, haben solche Einstellungen von totaler Akzeptanz bis zu totaler Ablehnung geschwankt.

präorgasmische Frau. (lat. vororgasmische F.) Dieser Ausdruck unterstellt, daß alle Frauen, die keinen Orgasmus haben, früher oder später orgasmisch werden. Leider ist dies aber nicht der Fall. So erzeugt der Ausdruck eine zusätzliche seelische Last, ganz so wie wenn man den armen Milchmann Tevye "prä-reich" nennen würde. Manche Arme werden reich, aber nicht alle.

Promiskuität. (lat. Vermischung) Dieser Ausdruck soll das Verhalten von Menschen bezeichnen, die Sexualkontakt mit vielen oder "zuvielen" Partnern haben. Da aber keine Einigkeit darüber besteht oder erreichbar ist, was in diesem Zusammenhang innerhalb welches Zeitraums viel ist, hat der Begriff keinen klaren Inhalt und dient eigentlich nur als Tadel. (S. auch "Erotomanie" und "Nymphomanie")

R

reparative Therapie. Der Ausdruck bezeichnet psychiatrische Reparaturversuche an den angeblich beschädigten Seelen von Homosexuellen, die man damit zu "gut funktionierenden" Hetersosexuellen machen will. Der Ausdruck und die Praxis unterstellen, dass die Homosexualität eine Fehlfunktion ist, die korrigiert werden muss. Dies ist aber ein moralistisches Werturteil, keine objektive wissenschaftliche Feststellung. In der Tat, die Zielpersonen solcher Korrekturversuche halten sich selbst gewöhnlich für voll funktionsfähig und können mit Recht die Volksweisheit zitieren: "Was nicht kaputt ist, soll man auch nicht reparieren." Jeder Versuch, es trotzdem zu tun, ist nichts als der missionarische Eifer von Kreuzzüglern, die unter dem Mantel der Wissenschaft sexuelle Gleichmacherei betreiben wollen (s. auch "Konversionstherapie").

Rh-Faktor. (kurz für "Rhesus-Faktor") Eine weitverbreitete Blutgruppeneigenschaft. Sammelname für gewisse Antigene, die im Blut der meisten Menschen vorhanden sind (d.h. sie sind Rh-positiv). Die wenigen übrigen sind Rh-negativ. Wenn Rh-Negative eine Rh-positive Bluttransfusion empfangen, sind Komplikationen möglich (deshalb vorherige Blutgruppenbestimmung!). Wenn eine Rh-negative Frau wiederholt von einem Rh-positiven Mann schwanger wird, so kann dies ebenfalls medizinische Maßnahmen erforderlich machen.

Rhythmus-Methode. Abstinenz vom Koitus (Vaginalverkehr) während der fruchtbaren Tage der Frau zum Zwecke der Empfängnisverhütung. Die fruchtbaren Tage sind diejenigen kurz vor, während und kurz nach dem Eisprung (der Ovulation). Sie liegen etwa in der Mitte des Menstruationszyklus. Es gibt hauptsächlich zwei Methoden, die fruchtbaten Tage zu bestimmen:

1. Die Kalender-Methode

Die Frau führt für mindestens ein Jahr ein genaues Tagebuch über ihre Menstruationszyklen (Ein Zyklus dauert vom ersten Tag einer Menstruation bis zum letzten Tag vor der nächsten Menstruation). Sie subtrahiert darauf 17 Tage vom kürzesten Zyklus und 13 Tage vom Längsten Zyklus. (Bespiel: Kürzester Zyklus: 24 Tage. 24-17=7. Längster Zyklus: 31 Tage. 31-13=18. Dies heißt nun, daß ihre fruchtbaten Tage durchschnittlich zwischen dem 7. und 18. Tag ihrer Zyklen liegen, und daß sie während dieser 12 Tage den Koitus vermeiden sollte.

2. Die Basaltemperatur-Methode:

Die Frau mißt ein Jahr lang jeden Tag um dieselbe Zeit und in Ruhestellung - am besten früh morgens in Bett - ihre Temperatur. Dies ist die sog. Basaltemperatur. Wenn sie dann ihre Aufzeichnungen Monat für monat vergleicht, so wird sie feststellen, daß in jedem Monat an bestimmten Tagen ihre Basaltemperatur erhöht war. Diese Tage waren ihre fruchtbaren Tage. Im Jahresvergleich kann sie dann die durchschnittliche Dauer ihrer fruchtbaren Tage abschätzen und dann entsprechend den Koitus vermeiden.

Die beiden hier besprochenen Methoden sollten nur unter fachlicher Anleitung genutzt werden. Aber selbst dann sind sie nicht unbedingt sicher. Gerade bei jüngeren Frauen sind Menstruationszyklen oft unregelmäßig. Außerdem kann ein Eisprung unerwartet durch psychologische Faktoren oder sogar duch den Koitus selbst ausgelöst werden. Es kommt hinzu, daß hier die sexuelle Beziehung dem Kalender unterworfen wird, und dies allein schon kann belastend wirken.

S

Sadismus, sexueller. (nach dem französischen Schriftsteller Donatien Alphonse Francois, Marquis de Sade 1740-1814, in dessen Schriften sich gehäuft Szenen sexueller Grausamkeit finden) 1. In der Sexualwissenschaft: Eine sexuelle Vorliebe für die Beherrschung unterwürfiger Partner(innen). Gegenbild des Masochismus (s. dort). 2. In der Alltagssprache: Grausamkeit.

Sadist(in). 1. In der Sexualwissenschaft: Ein Mensch, der eine sexuelle Vorliebe dafür hat, unterwürfige Partner(innen) zu beherrschen. 2. In der Alltagssprache: Ein grausamer Mensch.

Sadomasochismus, auch kurz S/M. Sammelname für die spiegelbildlichen Phänomene des sexuellen Sadismus und Masochismus, die betroffenen Interessenten oft zur Grundlage einer Selbstorganisation bzw. einer eigenen Subkultur dienen. Sadisten und Masochisten brauchen einander, und so kann es durchaus vorkommen, daß sie in S/M-Clubs oder bei S/M-Parties die Rollen wechseln, um die Befriedigung aller Teilnehmer sicherzustellen. Ihre sadistische oder masochistische Grundeinstellung bleibt aber zumeist erhalten, obwohl neuerliche Berichte aus der Subkultur von zunehmender Flexibilität wissen wollen. (Im allgemeinen sind sexuelle Sadisten sehr viel seltener als sexuelle Masochisten.) Eine sadomasochistische Begegnung oder "Szene" kann u.a. folgendes beinhalten: Beschimpfung, Demütigung, Züchtigung, Fesselung und auch körperliche Schmerzen. Da die Masochisten eine solche Behandlung wünschen und ihre Grenzen bestimmen, beherrschen sie - ganz gegen den Augenschein - in Wirklichkeit die Situation. Sie sind es, die zu ihrer eigenen Befriediging die Dienste der Sadisten in Anspruch nehmen. Dies Paradox macht den besonderen Reiz der Begegnung aus. Dies erklärt auch, warum die zahlenden Kunden von Prostituierten gewöhnlich die masochistische Rolle wählen, denn sie ist eben in Wahrheit die beherrschende Rolle. Die anscheinend dominante Prostituierte ("Domina") ist nur eine Dienstleisterin, die den Kundenwunsch zu erfüllen hat. Andererseits zeigt sich in der S/M-Subkultur ein differenzierteres Bild. Man kann hier bei einer Begegnung oder "Szene" mehrere Ebenen unterscheiden: 1. Die augenscheinliche Kontrolle des Sadisten über den Masochisten. 2. Die vorher vereinbarten, vom Masochisten bestimmten Grenzen, die dem Augenschein widersprechen. Dies ist die Ebene des Paradoxons, denn der kontrollierende Masochist will ja doch andererseits jede Kontrolle an den Sadisten abgeben. Dieser wiederum will diese Kontrolle auch ausüben, muß aber gleichzeitig die gesetzten Grenzen respektieren. Es handelt sich also um eine psychologisch oszillierende Situation. 3. Hinzu kommt noch die Ebene des Rituals, das eben gleichzeitig den totalen Kontrollverlust des Masochisten und die totale Macht des Sadisten inzeniert. Die beiderseitige Identifizierung mit dem Ritual kann zu sehr großem Vertrauen zwischen den Partnern und einer tiefen Verbundenheit führen, wenigstens in nichtkommerziellen Begegnungen.

Saliromanie. (gr.) Psychiatrischer Fachausdruck für Sexualverhalten, das zu seiner Befriedigung von Schmutz, Fäkalien, üblen Gerüchen, Häßlichkeit und/oder ähnlichem abhängt. Eine Form von Fetischismus.

Salpingectomie. Chirurgische Entfernung eines Eileiters oder beider Eileiter.

Salpingitis. Infektion der Eileiter.

sapphisch. 1. Im Zusammenhang mit Sexualverhalten: Älterer Ausdruck für lesbisch (s. dort). 2. In der Literatur: Typisch für die Dichtung der Sappho ("sapphische Ode").

Sapphismus. Weibliche Homosexualität. Lesbianismus. Nach der antiken griechischen Dichterin Sappho (ca. 600 vor Chr.), die auf der Insel Lesbos lebte und Liebesgedichte an ihre Schülerinnen schrieb.

Scham, weibliche. Gemeint sind die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva). Es gibt aber keinen Grund, sich dieser Organe zu schämen, ebensowenig wie der männlichen Geschlechtsorgane, die man interessanterweise noch nie als "Scham" bezeichnet hat.

Schamhaare. Gemeint ist die Behaarung im Bereich der Geschlechtsorgane.

Schamlippen. Gemeint sind die großen und kleinen Lippen der Vulva.

Schlafen mit... Ein irreführender Euphemismus für "Geschlechtsverkehr haben". Meistens ist damit Vaginalverkehr (Koitus) gemeint. Die Beteiligten sind dabei jedoch in der Regel hellwach. Der Ausdruck kann besonders in der Sexualerziehung und Sexualtherapie zu folgenschweren Mißverständnissen führen. (Beispiel: Ein Mann schläft mit seiner Frau 7 mal pro Woche, hat aber nur 2 mal pro Woche Geschlechtsverkehr mit ihr.)

Schwangerschaftsunterbrechung. Gemeint ist keine Unterbrechung, sondern ein Abbruch, denn die Schwangerschaft geht danach nicht weiter. (S. auch Interruptio)

Sexualaufklärung. Siehe Aufklärung, sexuelle.

Sexualtrieb. Der Vorstellung eines "Triebes" liegt die Annahme zugrunde, daß Lebewesen prinzipiell träge sind und zur Aktivität mithilfe einer besonderen hypothetischen Kraft "angetrieben" werden müssen. Die moderne Wissenschaft hat diese Vorstellung aufgegeben. Sie stellt fest, daß Lebewesen lebendig sind und daher neben allen anderen Lebensäußerungen auch ein Sexualverhalten zeigen. (Sie sprechen, singen, lachen, tanzen und schreiben und lesen ja auch ohne entsprechende Triebe).

sexuelle Sucht. Dieser Begriff wurde analog dem der "Drogensucht" gebildet und soll Sexualverhalten bezeichnen, das "übertrieben" intensiv oder extensiv, weil angeblich "süchtig" ist. Dieser allzu bequeme Vergleich schert aber zu vieles über einen Kamm und verstellt so die Einsicht in die sehr vielfältigen wirklichen Gründe für zwanghaftes, impulsives, unbefriedigendes, hemmungsloses, selbstzerstörerisches, rücksichtsloses oder destruktives Sexualverhalten. Hinzu kommt noch, daß einiges besonders vitales Verhalten von mehr gemäßigten Menschen leicht aus reinem Neid als "süchtig" verteufelt wird.

Sodomie. Irreführender Ausdruck für Sexualkontakt mit Tieren. Bei den Bewohnern der von Gott zerstörten biblischen Stadt Sodom war dies Verhalten jedenfalls nicht üblich. Stattdessen wurde ihnen später nachgesagt, sie hätten homosexuelle Kontakte gehabt. Nachdem dann solche Kontakte als Sodomie verurteilt wurden, dehnte sich der Begriff auf alle "widernatürlichen" Sexualkontakte aus, d.h. vor allem Oral- und Analverkehr, aber auch Kontakt mit Tieren. Im Deutschen ist nur diese letztere Bedeutung übriggeblieben, im Englischen sind sie alle noch lebendig. Der Ausdruck ist als unwissenschaftlich aber in keiner Sprache mehr akzeptabel. (S. auch "widernatürlich")

T

Tabu. Ursprünglich ein polynesisches Wort, das jemanden oder etwas als heilig, unnahbar oder verboten bezeichnete. Mittlerweile findet sich das Wort "Tabu" in praktisch allen modernen Sprachen, und heute weist es auf Personen, Handlungen oder Dinge hin, über die man nicht zu sprechen oder gar zu denken wagt. Jede Verletzung des Tabus wird bestraft, entweder ganz offiziell und direkt durch Gesetz und Gesetzeshüter oder indirekt durch private Sanktionen. Jede Gesellschaft hat ihrer eigenen religiösen, sozialen, politischen und sexuellen Tabus, wenngleich ihre Anzahl und ihre konkrete Bedeutung je nach Zeit und Ort sehr unterschiedlich sein können. Es ist aber immer typisch für ein Tabu, daß keine Begründung oder Erklärung für seine Existenz geliefert wird. ( Es kann allerdings gewisse Scheinbegründungen geben, die aber als allzu durchsichtig keiner Kritik standhalten.) So kann man ein Tabu geradezu als ein unerklärtes Verbot definieren. In der Tat, die Forderung, es zu erklären oder zu begründen, ist bereits selbst eine Tabuverletzung.

Taxonomie. (gr.) Die Kunst und Wissenschaft der Klassifizierung, d.h. der Einteilung von Dingen oder Lebewesen in Klassen oder Gruppen nach einem logischen Prinzip.

Transsexualismus. (von lat. trans: jenseits) Der Ausdruck wurde von dem deutschen Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868-1935) geprägt, um den Zustand von Personen zu beschreiben, die sich "im Körper des falschen Geschlechts" gefangen fühlen. Ein Mensch mit vollständig männlichem Körper kann sich in seltenen Fällen dennoch selbst als weiblich definieren und empfinden, und umgekehrt kann sich in seltenen Fällen auch ein Mensch mit weiblichem Körper als männlich definieren und empfinden. Da solche Menschen den Körper, den sie haben, als fremd und falsch ablehnen, erstreben sie eine sog. Geschlechtsumwandlung, d.h. eine Hormonbehandlung und eine Serie von kosmetischen Operationen, die ihre körperliche Erscheinung dem ihres "gefühlten" und deshalb gewünschten anderen Geschlechts soweit wie möglich annähern. In einigen Ländern (auch in Deutschland) können die Betroffenen danach eine Personenstandsänderung nach dem neuen Geschlecht in ihren Ausweispapieren beantragen.

transsexuell. (Adj.) Charakterische Eigenschaft einer Person, deren sexuelle Selbstidentifizierung sich im Widerspruch zu ihrem körperlichen Geschlecht befindet. Ein Transsexueller ist jemand mit männlichem Körper, der sich selbst als weiblich identifiziert, eine Transsexuelle ist jemand mit weiblichem Körper und männlicher Selbstidentifikation.

Transvestismus, auch Transvestitismus (von lat. trans: jenseits und vestis: Bekleidung). Die sexuell motivierte Vorliebe bzw. Gewohnheit, die Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen. Der Ausdruck wurde von dem deutschen Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868-1935) geprägt

Transvestit(in). Der Begriff wurde von dem deutschen Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld (1868-1935) geprägt, um einen Menschen zu bezeichnen, der häufig oder sogar gewohnheitsmäßig die Kleidung des anderen Geschlechts trägt. Die Motivation kann allerdings bei verschiedenen Menschen sehr verschieden sein. Bei männlichen Frauendarstellern im chinesischen und japanischen Theater, bei den sog. Hosenrollen in europäischen Opern, auf Maskenbällen, im Karneval o.ä. hat die andersgeschlechtliche Bekleidung keine sexuelle Bedeutung und entspricht einfach gewissen gesellschaftlichen Traditionen. Deshalb spricht man hier auch nicht von Transvestismus. Dieser Ausdruck bleibt in der Wissenschaft vielmehr auf sexuell motivierte Fälle beschränkt: Ein transvestitischer Mann kann z.B. eine tiefe innere Befriedigung erleben, wenn er weibliche Kleidung trägt und in Alltagssituationen eine weibliche Rolle spielt. Dies kann auch (muß aber nicht) der Fall sein bei "Travestie-Shows" deren zumeist männliche (seltener weibliche) Darsteller(innen) im Kostüm des anderen Geschlechts auftreten. Einige von ihnen können Transvestiten sein, andere aber sind es nicht. In wieder anderen Fällen kann das Tragen andersgeschlechtlicher Kleidung sogar mit sexueller Erregung verbunden sein, und dann spricht man von fetischistischem Transvestismus. Es ist aber nicht immer möglich, hier eine klare Grenze zu ziehen. In der Wirklichkeit gibt es eine große Variationsbreite. Typisch ist aber immer dies: Transvestiten (anders als die Transsexuellen) wollen nicht zum anderen Geschlecht gehören, sondern genießen ganz im Gegenteil den Gegensatz von körperlichem Geschlecht und äußerlich gespielter sozialer Rolle. Es gibt weibliche Beispiele, aber die allermeisten Transvestiten sind heterosexuelle Männer, und viele von ihnen sind Familienväter.

Tribadismus. (gr. tribein: reiben) Altmodischer Ausdruck für weibliche Homosexualität. (Gebräuchlich bis zum Ende des 19. Jhdts.. Wurde dann durch "Lesbianismus" ersetzt.)

Trichomoniasis. (gr. trichos: Haar und monas: Einheit) Infektion der Scheide und/oder Harnblase mit dem Parasiten trichomonas urogenitalis. Sexuell übertragbare Krankheit. Die Symptome (Brennen, Jucken, übelriechender Ausfluß) erscheinen meist nur bei der Frau, selten auch beim Mann.

Triebtäter. Der Ausdruck wird oft zur Bezeichnung von Sexualstraftätern gebraucht, ist aber abzulehnen, da er unterstellt, der Täter habe wegen eines besonders starken "Sexualtriebes" gehandelt. Wenn aber der Täter zwanghaft gehandelt hat, so geschah dies aus anderen Gründen, denn einen "Sexualtrieb" gibt es nicht.(S. "Sexualtrieb")

Troilismus. Sexualkontakt zwischen drei Personen (umgangssprachlich: "flotter Dreier").

Tubenligatur. Weibliche Sterilisierung. Sie besteht aus dem beidseitigen Abbinden und Abschneiden bzw. Veröden eines Teils der Eileiter. Dadurch kann keine Eizelle mehr von einer Samenzelle erreicht werden. Die Operation bezweckt und erreicht die Unfruchtbarkeit der Frau. Ihre sexuellen Fähigkeiten, d.h. sexuell erregt zu werden und Orgasmen zu erleben, bleiben erhalten (s. auch Vasektomie).

U

Unschuld, sexuelle. Ein moralisierender und irreführender Ausdruck. Gemeint ist fast immer die sog. Unberührtheit d.h. eigentlich die Unversehrtheit des Hymen ("Jungfernhäutchens") bei Mädchen oder Frauen, als ob dessen Zerreißen sie irgendwie schuldig mache, oder als ob ohne dies kein Sexualkontakt möglich sei. Interessanterweise wird der Begriff nie auf Jungen und Männer angewandt, bei denen es ja auch keine Entsprechung zur Jungfräulichkeit gibt. (S. "Jungfräulichkeit")

Ureter. (gr. m.) Harnleiter. Es gibt zwei Ureter, d.h. Röhren, die den Harn (Urin) von den beiden Nieren in die Blase (Harnblase) leiten.

Urethra. (gr. f.) Harnröhre. Sie leitet den Harn (Urin) von der Blase (Harnblase) nach außen.

Urolagnie, auch Urophilie. (gr.) Die Fähigkeit, Gewohnheit, Neigung oder Vorliebe, Urin zur Steigerung oder Befriedigung sexueller Lust zu gebrauchen. Eine Form von Fetischismus. Kann sich auf verschiedene Weise äußern: Trinken von Urin, Zusehen beim Urinieren, Partner(innen) auf den eigenen Körper urninieren lassen oder auf sie urinieren usw.

Uterus. (lat.) Gebärmutter. Hohles, muskulöses Organ im weiblichen Unterleib. Die Gebärmutter liegt am oberen Ende der Scheide (Vagina). Sie ähnelt einer kleinen, auf den Kopf gestellten Birne.

V

Vagina. (lat.) Scheide. Eines der inneren weiblichen Geschlechtsorgane. Die Scheide ist eine muskulöse Röhre, die von der Vulva bis zur Gebärmutter reicht. Die Scheidenöffnung nach außen ist in Kindheit und Jugend gewöhnlich teilweise vom Hymen (dem sog. Jungfernhäutchen) verschlossen. Die Scheide hat drei Hauptfunktionen: 1. Sie dient dem Abfluss der Menstruationsflüssigkeit. 2. Sie nimmt beim Koitus den Penis auf. 3. Sie dient als Kanal bei der Geburt eines Kindes, wobei sie sich erheblich dehnt. (Anschließend schrumpft sie wieder auf ihre vorige Größe.)

Vaginismus. Unwillkürlicher Scheidenkrampf. Muskelkontraktion, die den Scheideneingang schließt und so das Eindringen des Penis verhindert. Ursache: Allgemeine Angst vor dem Koitus oder vorherige schmerzhafte Erfahrungen. Vaginismus kann im Allgemeinen durch eine entsprechende Therapie erfolgreich behandelt werden. Gelegentlich hört man Gerüchte, das ein Scheidenkrampf nicht vor dem Koitus, sondern währenddessen eingetreten sei. Dabei sei der Penis eingeklemmt worden und ein Arzt hätte dann schließlich das Liebespaar trennen müssen. Solche Gerüchte beruhen auf Phantasien, denn beim Menschen kommt so etwas nicht vor, nur bei einigen Tieren (etwa Hunden und Katzen).

Vasektomie. (lat. vas: Gefäß und gr. ektome: Ausschneiden) Teilweise Entfernung der Samenstränge (vasa deferentia). Gewöhnlich zum Zweck der Sterilisation (Unfruchtbarmachung) oder auch infektionsvorbeugend bei einer Prostataoperation. Die beidseitige Vasektomie verhindert die Weiterleitung von Samenzellen aus den Hoden in die Samenbläschen und macht so den Mann unfruchtbar. Seine sexuellen Fähigkeiten, einschl. Orgasmus und Ejakulation, bleiben erhalten. (s. auch Tubenligatur)

Virilisation auch Virilisierung. Vermännlichung. Das Auftreten der sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale. Willkommen bei männlichen Jugendlichen, unwillkommen bei Frauen, bei denen es eine medizinische Behandlung erfordern kann.

Virilität. (lat. vir: Mann) Männlichkeit. Dieser Ausdruck wird manchmal anstatt "Maskulinität" verwendet, beinhaltet aber zusätzlich noch die Vorstellung von"männlicher Kraft" bzw. sexueller Potenz.

vorehelicher Geschlechtsverkehr. Dieser Ausdruck ist nur sinnvoll, wenn von Leuten die Rede ist, die verheiratet sind oder waren. Bei Jugendlichen ist er immer unangebracht. Man kann nämlich nie vorher wissen, wer heiratet und wer nicht. Ein achtzigjähiger Junggeselle etwa hat vielleicht in seinem Leben viel Geschlechtsverkehr gehabt, aber da er nie geheiratet hat, war nichts davon vorehelich.

Vorspiel. Gemeint sind Zärtlichkeiten, die nach Meinung einiger "Experten" der Einführung des Penis in die Scheide vorausgehen sollen. Ein unglücklicher, moralisierender Ausdruck, da er den Vaginalverkehr (Koitus) implizit zur Hauptsache erklärt, also überbewertet, und die anderen Formen der sexuellen Stimulierung nur als Vorbereitung dafür gelten läßt, also ab-wertet. Diese können aber ihren Eigenwert haben und selber "Hauptsache" sein ohne daß sie noch weiterführen.

vorzeitiger Samenerguß. S. ejaculatio praecox.

Voyeur. (fr. voir: sehen) 1. Allgemein: Jemand, der gerne zuschaut, wenn andere sich nackt ausziehen, masturbieren oder Geschlechtsverkehr haben. 2. Spezifisch: Ein Mann, der für seine eigene sexuelle Befriedigung von solchem Zuschauen abhängt. Diese Abhängigkeit nennt man Voyeurismus.

Vulva. (lat. Bedeckung) Sammelausdruck für die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane (äußere, große Lippen (labia majora), innere, kleine Lippen (labia minora), Klitoriskrone (glans clitoridis), Harnröhrenöffnung und Scheidenöffnung.

W

widernatürlich. Ein Ausdruck der mittelalterlichen Theologie zur Bezeichnung von Handlungen die "contra naturam", also gegen den Willen Gottes sind, wie er nach Ansicht der Kirche in der Natur erkennbar ist. Es handelt sich also um einen moraltheologischen Begriff, der keine objektive Aussage enthält und für die Zwecke der modernen Naturwissenschaft unbrauchbar ist. In der heutigen Alltagssprache ist er ohnehin nur noch ein Schimpfwort. Wissenschaftlich gesehen, wäre die einzige widernatürliche Handlung eine, die in der Natur nicht vorkommen, also nicht ausgeführt werden kann.

X

X-Chromosom. (gr. soma: Körper) Das weibliche Geschlechtschromosom einer Samenzelle. Es bestimmt, daß aus der befruchteten Eizelle ein Mädchen wird.

Y

Yang. (chin.) In der Philosophie des alten China das männliche Prinzip in der Natur.

Y-Chromosom. (gr. soma: Körper) Das männliche Geschlechtschromosom einer Samenzelle. Es bestimmt, daß aus der befruchteten Eizelle ein Junge wird.

Yin. (chin.) In der Philosophie des alten China das weibliche Prinzip in der Natur.

Yohimbin. Ein Extrakt, der aus der Rinde des westafrikanischen Yohimbin-Baumes (pausinystalia yohimba) gewonnen wird. Soll angeblich ein Aphrodisiakum sein, d.h. eine sexuell stimulierende Wirkung haben, aber dafür fehlt noch der wissenschaftliche Beweis.

Yoni. (sanskr.) In der indischen Mythologie das Symbol des weiblichen Prinzips. Wird gewöhnlich in der Kunst stlisiert als äußeres weibliches Geschlechtsorgan (Vulva) dargestellt. Entsprechung zum männlichen Symbol Lingam.

Z

Zeugungsglieder. (S. "Fortpflanzungsorgane" und "Genitalien")

Zeugungstrieb. Gemeint ist der Wunsch nach Sexualkontakt, der, wie hier unterschoben wird, angeblich nur der Fortpflanzung dient. Es gibt aber einen solchen Trieb ebenso wenig wie einen "Sexualtrieb" (S. dort).

Zoophilie. (gr. Tierliebe) 1. Menschlicher Sexualkontakt mit Tieren (relativ selten). 2. Menschliche Vorliebe für Sexualkontakt mit Tieren (extrem selten).

Zygote. Zelle, die aus der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle entsteht. Befruchtete Eizelle.

Zystitis. Harnblaseninfektion.

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