J. Edgar Bauer
Visiting Professor, Jain Vishva Bharati University, Ladnun, Rajasthan, India 

DIE DEVISE UND IHR NACHKLANG
Zur allerneuesten Fortsetzung der Nicht-Rezeption von Magnus Hirschfelds
sexueller Zwischenstufenlehre

Hier verfügbar gemacht mit Genehmigung des Autors

Ursprünglich veröffentlicht in: Bauer, J. Edgar:  Die Devise und ihr Nachklang.  Zur allerneuesten Fortsetzung der Nicht-Rezeption von Magnus Hirschfelds sexueller Zwischenstufenlehre
In: Capri. Herausgegeben vom Schwulen Museum.  Redaktion:  Manfred Herzer.  Berlin: No. 39, Oktober 2006, S. 7-26.

 

»The only thing that makes identity possible is no change [...]«
Gertrude Stein: Everybody's Autobiography, New York 1971:70

 

»But that all evolution has occurred in the past, I have never believed […]«
Alfred C. Kinsey: The Origin of Higher Categories in Cynips, Bloomington 1936: 17

 

1. Im Jahre 2005 veröffentlichte Rainer Herrn, ein Mitarbeiter der Berliner Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, einen Band unter dem Titel: Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft.[1] Schwerpunktmäßig versucht Herrn in seiner Studie, die weitgehend verkannte Relevanz von Magnus Hirschfelds Œuvre für die im Titel angeführten Sexualalternativen zu würdigen. Die folgenden Ausführungen befassen sich vornehmlich mit Herrns Verständnis der Fundamentalprämissen, die Hirschfelds diesbezüglichen Pionierleistungen zugrunde liegen, und berücksichtigen dabei die Deutungsmuster, welche die Studie von der deutschen Hirschfeld-Rezeption der letzten Dezennien übernommen hat. Herrns Dankesschuld gegenüber der in Deutschland vorherrschenden Sicht des Sexologen hervorzuheben, schien nicht zuletzt deswegen angebracht, weil das Buch in der Reihe Beiträge zur Sexualforschung beim Psychosozial-Verlag publiziert wurde, die als Organ der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung dient. Zudem galt es, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass  Volkmar Sigusch, der ein Mitherausgeber der Reihe ist und sich wiederholt zum Thema Hirschfeld geäußert hat, das Geleitwort zu Herrns Buch schrieb.

 

2. Auch Martin Dannecker und Gunter Schmidt, die zwei anderen Mitherausgeber der Buchreihe haben sich in verschiedenen Publikationen zu Hirschfeld geäußert und zur Popularisierung der Auffassung beigetragen, dass Hirschfelds Werke aus theoretischer Sicht vorwiegend negativ zu  beurteilen sind. So meinte Martin Dannecker schon 1978, dass »Erkenntnisarmut« die Schriften Hirschfelds kennzeichnet und dass seine Position im Lichte psychoanalytischer Erkenntnisse sich als »borniert« erweist.[2] Einige Jahre später vertrat Gunter Schmidt in einer Rede aus Anlass der Eröffnung einer Hirschfeld-Ausstellung in Berlin die Auffassung: »Hirschfeld war als Sexualpolitiker, als Volksaufklärer, als Sozialreformer zweifellos bedeutender denn als Wissenschaftler.«[3] Die Grundtendenz beider Einschätzungen wird bekräftigt, wenn Sigusch - in einem journalistisch durchaus gelungenen Spiegel-Beitrag von 1985 anlässlich des 50. Todestages Hirschfelds - die »gedankliche[] Schärfe«des Sexologen beanstandet und ihn als »denkerisch anspruchlos [sic!]«[4] und »wissenschaftlich roh«[5]charakterisiert. Ähnlich äußerte sich Sigusch in einer vergleichenden Studie von 1995 über Albert Moll und Magnus Hirschfeld, als er meinte, Hirschfeld sei »als Theoretiker viel zu unbedeutend.«[6] Es besteht also kein Zweifel darüber, dass die drei Mitherausgeber der Beiträge über Jahre hinweg versucht haben, die Nachricht ihrer Geringschätzung der Hirschfeldschen Sexologie medienwirksam zu verbreiten.

 

3. Obwohl Sigusch in dem gerade zitierten Aufsatz Hirschfelds theoretische Bedeutungslosigkeit beteuerte, entschloss er sich in einer kleingedruckten, aber vielsagenden Passage desselben Textes dazu, Hirschfelds »Postmodernität zu  prophezeie[n]«[7]. So prognostiziert er, dass »die wirkliche Hirschfeld-Renaissance [...] erst noch kommen wird, weil er im Grunde postmoderne Topoi versammelt.«[8] Zu den zukunftsträchtigen Topoi Hirschfelds zählt Sigusch bezeichnenderweise die »Auflösung der alten Geschlechts- und Sexualformen durch so viele Zwischenstufen, wie es Menschen gibt«[9]. Aus Gründen, die er leider nicht explizit mitteilt, blendet Sigusch die Tatsache aus, dass es sich bei dieser »Auflösung« nicht um ein Thema unter vielen anderen, sondern um das kritische Hauptergebnis der Aufstellung dessen, was Hirschfeld mit dem terminologischen Begriff »sexuelle Zwischenstufenlehre« bezeichnete und als das sachliche Fundament seines sexualwissenschaftlichen und emanzipatorischen Gesamtentwurfes betrachtete. Dass Sigusch nicht nur im Geleitwort zu Herrns Studie mit erstaunlicher Sorgfalt und Konsequenz vermeidet, sich mit Hirschfelds Zwischenstufenlehre ernsthaft auseinanderzusetzen, hat schwerwiegende Folgen und darf darum nicht kritiklos hingenommen werden. Seine fragliche Ausweichstrategie lässt sich vor allem in zwei Texten feststellen und analysieren, die in unmittelbarem sachlichem (und zum Teil auch zeitlichem) Zusammenhang mit Herrns Buch stehen: die Monografie Geschlechtswechsel (1995) und die Essaysammlung Neosexualitäten (2005). 

 

4. Da sich  Sigusch dessen bewusst ist, dass die Hirschfeldsche Zwischenstufenlehre die Kongruenz von Individuen und Sexualkonstitutionen postuliert, ist zunächst befremdlich, dass er inhaltlich vergleichbare Ansichten wiederholt vertreten hat, ohne dabei auf Hirschfeld oder auf dessen Zwischenstufenlehre zu verweisen. So bleibt Hirschfeld unerwähnt, wenn Sigusch in Geschlechtswechsel sich darüber beklagt, dass »die trotz allgemeiner Ausrichtung unendliche individuelle Vielfalt sexueller und geschlechtlicher ›Identitäten‹ auf die Fixpunkte Heterosexualität, Homosexualität, Perversion und Transsexualismus reduziert wird [...].«[10] Wer meint, die Umgehung Hirschfelds an der Stelle ist weder symptomatisch noch charakteristisch für Siguschs Umgang mit dem Sexologen, wird eines Besseren belehrt, wenn er im zehn Jahre später erschienenen Buch über Neosexualitäten  -ohne auf Hirschfelds Doktrin hinzuweisen - die Auffassung vertritt, dass, »was wir alle ahnen, so viele Geschlechter existieren wie Menschen, weil nur dann von einem Individuum gesprochen werden kann, wenn es einmalig und unverwechselbar ist.«[11] Bei der Erörterung des Begriffs »Geschlechtserfahrung« im Glossar desselben Buches wird diese Passage wortwörtlich übernommen und dann folgendermaßen erläutert: »Keine Weiblichkeit gleicht der anderen, keine Männlichkeit ist identisch mit der anderen. [...] Alles Männliche enthält Weibliches und Mütterliches, alles Weibliche enthält Männliches und Väterliches.«[12] Da Sigusch vorsorglich davon ausgeht, dass eine derartige Auffassung im Grunde eine von allen geteilte Ahnung sei, die keiner präzisen wissenschaftlichen Untermauerung bedarf, fühlt er sich offensichtlich von der Verpflichtung entbunden, auf Hirschfeld in dem Zusammenhang zu verweisen. Ähnlich verfährt Sigusch in weiteren Passagen zu demselben Thema. So vermeidet er, auch dann Hirschfeld namentlich zu erwähnen, wenn er unter dem Glossar-Lemma »Traum« über eine (nicht vorhandene) freie Gesellschaft auf folgende Weise phantasiert: »Die beiden großen Geschlechter würden greifbar aufgelöst in viele Mischungen; aus den unentrinnbaren Alternativen, die im Grunde keine sind, würde eine geschlechtliche Vielheit.«[13] Da Sigusch den ahnungsvollen und traumhaften Charakter seiner Auslassungen unterstreicht, wird zu verstehen gegeben, dass eine ernst gemeinte Auseinandersetzung mit derartigen visionären Alternativen sich eigentlich erübrigt. Somit wird im Voraus die kritische Tragweite von Hirschfelds Zwischenstufenlehre depotenziert, deren eigentümlicher Anspruch - wie Sigusch sehr wohl weiß - nicht in der Artikulation frommer bzw. oneirologischer Wünsche über Sexualität, sondern in der wissenschaftlichen Erfassung und Durchdringung der biologischen und kulturellen Vielfalt des Geschlechtlichen besteht.                   

5. Dass Sigusch seinen eigenen Ansichten bezüglich der unendlichen Vielfalt der Geschlechter nur einen unverbindlichen sexologischen Status beimisst, kommt nicht von ungefähr. Denn anderenfalls müsste er zugeben, dass seine sexologischen Intuitionen schon längst vor ihm eine strenge  wissenschaftliche Artikulation in Hirschfelds Zwischenstufenlehre erlangt haben. Diese Anerkennung würde aber für Sigusch die unangenehme Folge haben, dass er seine Einschätzung vom Werk des Sexologen revidieren müsste und die Tatsache würdigen, dass darin ein radikaler Paradigmenwechsel vollzogen wurde, der zur fundierten Auflösung aller geschlossenen sexualdistributiven Schemata führt. Siguschs Zurückdrängung von Hirschfelds Lehre zugunsten seiner eigenen, in der Schwebe gehaltenen Einfälle kündigt zudem seine Bereitschaft an, »der Vorgängigkeit des generischen Binarismus, der nur zwei Geschlechtsformen kennt, jenen Tribut zu zahlen, den er nun einmal bekommt, weil er bis in die letzten Seelenkrypte hineinreicht.«[14] Angesichts der Macht des vorgeblich Faktischen scheint Sigusch seine besten programmatischen Vorsätze gänzlich vergessen zu haben, wenn er sich bereit zeigt, das für sein Verständnis von Sexualwissenschaft konstitutive Moment kritischer Negativität durch kompromissfreudige Affirmationen zu ersetzen. Siguschs überraschende Begeisterung für die Tugend der Realitätsgerechtigkeit erweist sich aber bald als nicht gänzlich uneigennützig: Denn seine Diagnostizierung und Befürwortung der im Entstehen begriffenen »neosexuellen Revolution«, in der die freudianisch konzipierten Perversionen der Vergangenheit sich allmählich in die Neosexualitäten der Jetztzeit verwandeln, ermöglichen es ihm, sich auf die Überwindung der »alten«, allseits bekannten »sexuellen Revolution« (und der von ihr vertretenen, »vor allem aus Trieb, Orgasmus und dem heterosexuellen Paar«[15] bestehenden Sexualitätskonzeption) zu beschränken, und somit den vorangegangenen und tiefergreifenden, aber vorgeblich »realitätsfernen« Paradigmenwechsel Hirschfelds zu unterschlagen. Obgleich Sigusch sich darüber beklagt, dass »der geschlechtliche Binarimus [...] alles [durchherrscht]«[16], und  auffordert: »wir sollten theoretisch noch einmal von vorne anfangen«[17], stößt sein Radikalisierungsdrang auf eindeutige Grenzen, wenn es darum geht, das kritisch-dekonstruktive Konzept Hirschfelds ernst zu nehmen, der - im Gegensatz zu Sigusch - sich konsequent weigerte, der angeblichen Unvermeidbarkeit des geschlechtlichen Binarismus »Tribut« zu zahlen, und zu einem kritischen Beobachten und Begreifen dessen aufforderte, was die selbsttätige Natur - unabhängig von jeglicher kulturellen Ausarbeitung feststellbarer biologischer Unterschiede - an Sexualkonstitutionen hervorbringt. Sigusch scheint übersehen zu haben, dass Hirschfeld einst schrieb: »Nirgends findet man soviel ›Angst vor der eigenen Courage‹ wie dort, wo sich Menschen zu der inneren Überzeugung durchgerungen haben, dass die herrschende Sexualeinstellung einer objektiven Nachprüfung bedarf.«[18]

 

6. Davon ausgehend, dass die Geschlechterdifferenz - im Sinne des geschlechtlichen Dimorphismus - »der obligate und festere«, während das Perverse »der obligate, aber relativ flexible«[19] Sexualkern des Menschen konstituiert, versichert Sigusch zwar, dass die Geschlechtsidentität des Individuums der Ort sei, in dem die eigentliche unendliche Diversität des Sexuellen zum Vorschein kommt, aber letztlich unterwirft er das Individuum der vermeintlich »natürlichen« Prädeterminierung durch die vollständige Sexualdisjunktion zwischen Mann und Frau. Auch wenn Sigusch darüber informiert sein dürfte, dass die durchgängige Zwischenstufigkeit des Menschen die sexualdimorphistische Sicht aufhebt und darum das Vorkommen von Männern und Frauen in der Natur sensu stricto ausschließt, setzt er sich darüber hinweg und suggeriert, dass die von ihm als Faktum hingenommene Sexualdichotomisierung nur auf den psychologischen und kulturbedingten Ebenen des Geschlechtlichen überwunden werden kann. Dementsprechend hebt er hervor: »Das ›natürliche‹ Geschlecht« kann [von den Transsexuellen] überwunden werden«[20], und empfiehlt ihnen, sich zu ihren »Transgressionen« zu bekennen.[21] Dabei blendet Sigusch die Tatsache aus, dass schon die Natur selbst sich insofern »transgressiv« verhält, als sie ausschließlich sexuelle Zwischenstufen hervorbringt. Statt das dimorphistische Verständnis der »natürlich« gegebenen Geschlechter gründlich zu demontieren, beschränkt sich Sigusch darauf, »[d]ie Furie des Biologischen, die die rationalistische Sexualwissenschaft so sehr fasziniert,«[22] vordergründig anzuprangern. Trotz seiner vielversprechenden Ankündigung, »das letzte Raunen unmittelbarer Natürlichkeit der Kritik zu unterwerfen«[23], meidet er die eigentliche kritische Auseinandersetzung mit dem vorgeblichen Dimorphismus des »Körpergeschlechts« und konzentriert sich auf psycho-kulturelle Konstruktionen geschlechtlicher Alternativen - die sogenannten Neosexualitäten -, die schon deswegen gegen das Odium des biologischen Dimorphismus nichts Grundsätzliches auszurichten vermögen, weil sie nur auf nicht-biologischen Beschreibungsebenen des Geschlechtlichen zur Entfaltung kommen. Sein Verzicht darauf, das Schema der biologischen Sexualdichotomie einer radikalen Kritik zu unterziehen, ist umso unverständlicher, als die von ihm eruierten »Neosexualitäten« zuletzt nach einer Konzeptualisierung der geschlechtlichen Differenzen verlangen, welche - über die psychoanalytische Dialektisierung des Bezuges von Normalität und Perversion hinaus - in der Lage wäre, die Unwiederholbarkeit des individuellen »Sexogenus« - um Siguschs Wort zu gebrauchen - begreiflich zu machen.      

 

7. Im Zentrum von Siguschs Ausführungen stehen »der Abbau von Totalisierungen«[24] im sexologischen Diskurs und die Entpathologisierung der zu Neosexualitäten gewordenen (bzw. in sie transformierbaren) Perversionen. Da in diesem Zusammenhang vor allem dem Transsexualismus eine eminente Relevanz zukommt, ist nicht überraschend, dass Sigusch »ein radikales Hinterfragen der bisherigen (Transsexualismus-)Theorien«[25] für unerlässlich hält. In Anbetracht der Tatsache aber, dass er auf eine wissenschaftliche Explizierung und Begründung seiner »Ahnungen« über die unendliche Vielfalt der Geschlechter verzichtet und infolgedessen keine konsequente Auflösung der sexuellen Dichotomisierung vorzunehmen vermag, ist Zweifel an der Radikalität seines Hinterfragens angebracht. Um einer derartigen Kritik Genüge zu tun, ist freilich die allgemeine Feststellung nicht ausreichend, dass alles Geschlechtliche ein Konstrukt sei und als solches eben auch »de-konstruierbar«. Denn ohne eine genauere Bestimmung der Verschränkungen von natürlich Entstandenem und soziokulturell Konstruiertem schon bei der Analyse des »vor-geschlechtlichen« (d.h. »pre-gender«) Sexus würde man Tür und Tor dem (de-)konstruktionistischen Furor öffnen und am Ende keine prinzipielle Unterscheidung zwischen dem epistemologischen Status einer falsifizierbaren, naturwissenschaftlichen Aussage über Sexualität und dem einer mehr oder weniger beliebigen, ideologischen Behauptung über das, was »natürliche« Sexualität ist oder sein soll, treffen können. So fordert die Erhebung der »Ahnung« potentiell unendlicher Sexualkonstitutionen zu einer wissenschaftlich fundierten Postulierung eine eingehende Auseinandersetzung mit dem herkömmlichen sexualdistributiven Schema, welche aufdecken könnte, dass es sich dabei um eine Konstruktion des Sexuellen handelt, die im Dienst von durchschaubaren Ideologien steht, welche dem sexologischen Wissensstand eindeutig widersprechen. Statt mit übereilten psychosozialen Vermittlungsversuchen zwischen »Normalen« und »Perversen« anzufangen, wäre eine Rückbesinnung auf die bis in die basalen Schichten seiner Physis reichende, sexuelle Zwischenstufigkeit des Menschen vonnöten, um von dort aus den Nachweis anzutreten, dass jegliche gesellschaftliche Konstruktion des Sexuellen, die den wissenschaftlich erwiesenen Sexualreichtum der Natur ausblendet, in sich die Keime der Unfreiheit fortträgt, welche die bisherige, durch die sexualdichotomische Symbolordnung bestimmte Menschheitsgeschichte kennzeichnet. Die Einsicht darin, dass das sexuierte Individuum - schon auf der Ebene des Biologischen - weder Mann noch Frau, sondern beides in je verschiedenen und unwiederholbaren Proportionen ist, führt zur Anerkennung seiner grundsätzlichen perversitas im Sinne einer »Verkehrtheit«, welche jegliche kategorielle Fixierung seiner Geschlechtlichkeit prinzipiell destabilisiert. Aus dieser Sicht konstituiert sich die konkrete Geschlechtlichkeit eines Individuums als eine eigentümliche   [Epistrophe], welche seine angeblich definitive Sexualdetermination in jeweils unterschiedlichem Grad zu ihrer eigenen, ihr inhärierenden Sexualalterität hintendieren lässt und somit eine Dimension geschlechtlicher Komplexität eröffnet, in der sich jede Sexualität als eine radikal individualisierte - d.h. unwiederholbare - Drittgeschlechtlichkeit konstelliert. Die auf seiner je unterschiedlichen »Pervertiertheit« beruhende, universelle Drittgeschlechtlichkeit des Menschen löst nicht nur die Fixierungen vom (selbst-)identifikatorischen Sexualbinarismus, sondern auch die von jeglichem sexualdistributiven Schema auf, das zur Subsumption der prinzipiell unendlichen Geschlechtervielfalt unter eine finite Anzahl von Sexualkategorien einsetzbar wäre.           

 

8. Zurecht kritisiert Sigusch den Versuch der psychoanalytischen Schule von Jacques Lacan, Transsexuelle deswegen zu pathologisieren, weil »sie die Realität der Geschlechterdifferenz in der ›symbolischen Ordnung‹ verwürfen«.[26] In Anbetracht seiner programmatischen Ankündigung, »mit Freud gegen Freud«[27] zu denken, lässt sich aber fragen, ob Sigusch mit seiner Kritik auf eine Überwindung der durch Mytheme gestützten psychoanalytischen Theoretisierung der Geschlechterdifferenz abzielt, die letztlich eine neue symbolische Ordnung ermöglichen würde. Die Frage scheint umso berechtigter zu sein, als er von der Notwendigkeit überzeugt ist, den »ordnenden Heilungswillen [zu] dämpfen, der, dem geschlechtlichen Grundgesetz ›Mann oder Frau‹ und dem sexuellen Grundgesetz ›Mann und Frau‹ entsprungen, geschlechtliche und sexuelle Überschreitungen so schwer ertragen kann [...].«[28] Als Indiz dafür, dass er weder eine radikale Kritik an der binomen Theorie der Geschlechterdifferenz intendiert, noch eine neue symbolische Ordnung anvisiert, kann die Tatsache gelten, dass die Transgressionsthematik bei ihm mit der leitmotivischen Metaphorik von »Diesseits« und »Jenseits« und der davon abhängigen Dialektik von  »Zis-« und »Transsexualismus« einhergeht.[29] Da Sigusch seine transgressiven »Neosexualitäten« im wesentlichen als Ergänzungen der »beiden großen Geschlechter«[30], und nicht als deren Auflösungsagenzien verstanden wissen will, bleiben seine »Ahnungen« über das Vorhandensein von so vielen Geschlechtern wie Menschen[31] zuletzt ohne tiefgreifende Folgen. Im Rahmen von Siguschs Ausführungen übernehmen die Neosexualitäten nur eine suppletive Funktion gegenüber dem sexualdichotomischen Schema, sodass sie programmatisch auf dessen Auflösung verzichten und sich darauf beschränken, als transgressive Instanzen in der Dialektik von Überschreitung und Normativität zu fungieren. Sein häufiger Rekurs auf die christlich-säkularisierte Begrifflichkeit der Transgression und sein Verweis auf »[d]as Stück Transzendenz [...], mit dem uns der Transsexualismus konfrontiert,«[32] zeigen, wie sehr er sich im Ambitus der disjunktiven Partitionen bewegt, die er unkritisch als faktischen Bestand historisch-gesellschaftlicher Konstrukte übernimmt und die ihn zuletzt daran hindern, die aus Hirschfelds Zwischenstufenlehre hervorgehende Prämisse des Sexualkontinuums sich konsequent anzueignen. Da die Neosexualitäten nicht darauf angelegt sind, die potentiell unendliche Serie der Geschlechter einzuleiten, gibt sich Sigusch mit der Erzielung einer dialektischen Vermittlung zwischen dem herkömmlichen Zissexualismus und dem sich gegenwärtig entfaltenden Transsexualismus zufrieden, die zweierlei Gefahren abwehren soll: den Terror, zu dem »jedes geschlossene theoretische Corpus tendiert«[33], einerseits, und »die lähmende Süße der Harmonie, die keinen Anreiz mehr bietet, zu neuen Ufern aufzubrechen, Verbote zu überwinden, Machthaber zu stürzen«[34], andererseits. Dabei bedenkt er aber nicht, dass seine hegelianisch inspirierte »Versöhnung« zwischen Ziszendenz und Transzendenz in sexualibus am Ende eine clôture statuiert, innerhalb derer die Grenzen der »normativen« Hervorbringungen der Natur zementiert werden, um die vollständige Auflösung gesellschaftlich sanktionierter, normkonformer Sexualitäten durch ihre »perversen« Varianten zu verhindern. Da Sigusch nolens volens einer proleptischen Eingrenzung und somit Abschließung der Sexualdiversität das Wort redet, nimmt es nicht wunder, dass er auf die Frage, »Was kommt nach der Sexualität?«, antwortet: »Ich bin ziemlich sicher: Gewalt.«[35] Insofern als der Tribut, den Sigusch der gesellschaftlichen Borniertheit zu zahlen bereit ist, in der Konsequenz zur Leugnung des kritischen Potentials führt, das dem Hirschfeldschen Gedanken potentiell unendlicher Sexualitäten innewohnt, gipfelt sein intellektueller Defätismus in der Prophezeiung eines ethiklosen Nachspiels des Sexuellen. Ganz anders konturiert sich der sexologische Anspruch Hirschfelds: Die wissenschaftlich begründete Einsicht in die sexuelle Einzigkeit eines jeden Menschen erweitert das Feld der sexual-erotischen Variabilität ins Unermessliche und konstituiert zugleich die obligate Brücke hin zur ethischen und darum unabschließbaren Aufgabe, die »sexuellen Menschenrechte«[36] zu verwirklichen: per scientiam ad justitiam.

 

9. Wenn man Siguschs Vorbehalte gegen Hirschfeld und seine andauernde Missachtung der sexuellen Zwischenstufenlehre bedenkt, ist es durchaus keine Selbstverständlichkeit, dass er sich bereit erklärt hat, das Geleitwort eines Buches zu schreiben, welches sich schwerpunktmäßig mit Hirschfeld befasst. Besonders bemerkenswert in seinem einführenden Text ist die Tatsache, dass Sigusch - in gewohnter Manier - kein Wort über Hirschfelds sexologische Grundpositionen verliert. Weit davon entfernt, den Weg zur Revision seiner alten Vorurteile oder zu deren Ersetzung durch stichhaltige Argumente zu suchen, erörtert er die Frage nach Hirschfelds eigentlicher Bedeutung ein einziges Mal, und zwar in den letzten Sätzen seiner 12-seitigen Einführung. Die Passage lautet:   

»Dass die medizinischen und psychologischen ›Experten‹ endlich ihren nosomorphen Blick, der immer nur Pathologisches sehen kann, von den Transvestiten, Geschlechtszweiflern, Transgenderisten und Gender Blenders und auch von den eine Operation wünschenden Transsexuellen absieht – das steht gegenwärtig auf der kulturellen Tagesordnung. Leicht wird ihnen das gewiss nicht fallen. Vielleicht aber könnte ihnen Magnus Hirschfeld Mut machen. Rainer Herrns Abhandlung legt das jedenfalls nach meinem Eindruck unwillkürlich nahe.«[37]

Dass im Geleitwort die Rolle Hirschfelds gewissermaßen auf die eines Mutmachers reduziert wird, der zum längst fälligen Aufgeben pathologisierender Positionen ermuntern soll, steht in der Kontinuität der programmatischen Unterschätzung des Hirschfeldschen Œuvres, welche die vorhin zitierten Äußerungen der drei Mitherausgeber der Reihe Beiträge zur Sexualforschung charakterisiert. Daher ist Siguschs unnötig vorsichtige und gewundene Formulierung, Herrns Text legt es »nach [s]einem Eindruck« nahe, dass Hirschfeld »vielleicht« als Mutspender fungieren »könnte«, nicht im entferntesten als Korrektur seiner früheren Fehleinschätzungen gemeint. Im Gegenteil, der scheinbar konziliante Ton erlaubt ihm, seine früheren Elaborate zu Hirschfeld ohne jedes Aufheben unhinterfragt zu lassen. Mit seinen diskret verschweigenden Wortenbefestigt das Geleitwort daher die von Sigusch und seinen Mitarbeitern schon vor vielen Jahren ausgegebene und seitdem strikt eingehaltene Devise, Hirschfelds grundlegende Einsichten in die menschliche Geschlechtlichkeit brauchen kein Thema zeitgenössischer Sexualdiskursivität zu werden.

 

10. Abgesehen davon, dass Sigusch in seinem einleitenden Text die eigentliche kritische Tragweite der Hirschfeldschen Sexologie verschweigt, signalisiert er keine Bereitschaft, seine früher vertretenen Ansichten über die ethisch-politische Einordnung Hirschfelds und dessen Wirkungsgeschichte zu widerrufen. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass Sigusch im schon zitierten Spiegel-Beitrag sich angemaßt hatte, Hirschfeld in Verbindung mit dem Endokrinologen Günter Dörner zu bringen, der »experimentell davon faselt, die Homosexualität im Mutterleib auszumerzen«[38] und den Sigusch als »de[n] modernste[n] Vertreter der Hirschfeldschen Zwischenstufentheorie«[39] apostrophiert. Zehn Jahre später stellte Sigusch »die wahren Freunde des wahren dritten Geschlechts à la Dörner mit de[n] wahren Nachfolger[n] Hirschfelds« [40]gleich. Derartige Äußerungen machen deutlich, dass Sigusch gern unterschlägt, dass Hirschfeld - wie später ausführlich gezeigt wird - keine »Zwischenstufentheorie«, sondern eine von dieser wesensverschiedene »Zwischenstufenlehre« vertrat. Viel gravierender ist jedoch die Tatsache, dass er offenbar keine Bedenken hat,  Hirschfelds sexualdistributive Doktrin mit wissenschaftlich fraglichen und ethisch verwerflichen Manipulationen am Menschen zu assoziieren oder sie - wie schon vorhin erwähnt - als Bestandteil einer bloßen Anhäufung postmoderner Topoi anzusehen.[41] Hier sei nur darauf hingewiesen, dass, um sich fundiert zur Wirkungsgeschichte des Sexologen in der Post/Moderne zu äußern, Sigusch auf die Hirschfeld-Rezeption im Werk von Gestalten wie Félix Guattari (1930-1992), Guy Hocquenghem (1946-1988) und Mario Mieli (1952-1983) hätte eingehen müssen,[42] die das sexualemanzipatorische Potential der Lehre Hirschfelds erkannten und es für ihre jeweiligen libertären Projekte fruchtbar zu machen suchten. Leider scheinen solche Autoren gänzlich außerhalb der Reichweite zu liegen, die Siguschs historiografischen und journalistischen Bemühungen zuerkannt werden kann.             

 

11. Der einführende Aufsatz Siguschs über »Die Anfänge der Genochirurgie« kann als Pendant und Ergänzung des letzten umfassenden Kapitels von Herrns Studie, das mit der Überschrift »Der lange Weg zum ›anderen‹ Geschlecht - operative Geschlechtsumwandlungen« versehen ist, gelten. Vor dem Hintergrund des in den letzten Jahrzehnten zu verzeichnenden »allgemeine[n] Strukturwandel[s] der Sexualität und der Geschlechtlichkeit«[43] verweist Sigusch in seinem Text auf die Entstehung von »Neo-Sexualitäten« und »Neo-Geschlechtern«, zu denen eine Reihe sexueller Minderheiten - allen voran die eine Operation wünschenden Transsexuellen - gehört, welche unter Zurückweisung der Pathologisierung ihrer sexuellen Anormativität Anspruch darauf erheben, selbstverantwortlich den vielfach unvorhergesehenen Entwurf ihres Sexuallebens zu bestimmen. Bei seiner Thematisierung der neuen, unter Rekurs auf »autodestruktive Autopoiesis« bzw. »autopoietische Autodestruktion«[44] zu realisierenden Formen sexueller Diszession fällt vor allem auf, dass Sigusch zum wiederholten Male seine eigene Einschätzung völlig außer Acht lässt, Hirschfelds Zukunftsträchtigkeit stehe im Zusammenhang mit der »Auflösung der alten Geschlechts- und Sexualformen durch so viele Zwischenstufen, wie es Menschen gibt.«[45] Da es sich um ein vor allem auf Hirschfeld fokussiertes Buch handelt, das Sigusch einleitet, ist diese Übergehung des Sexologen gravierend, aber nicht sonderlich überraschend in Anbetracht der Tatsache, dass er in seinen vorher erwähnten Publikationen mit Hirschfeld ständig in der Weise verfährt. Offensichtlich verzichtet Sigusch lieber auf die Validierung seiner »Prophezeiung« über Hirschfelds Postmodernität durch den Trend zur radikalen Sexualindividualisierung in der Gegenwart, als zuzugestehen, dass Hirschfelds Zwischenstufenlehre das neue Feld sexueller Differenzierungen eröffnet und konzeptualisiert, auf dem die Entstehung der von ihm so genannten »neosexuellen Revolution« erst nachvollziehbar wird. Sigusch scheint zurecht zu befürchten, dass die sachgemäße Herausarbeitung der sexuellen Zwischenstufenlehre noch deutlicher seine wiederholten Verleugnungen der denkerischen Qualitäten Hirschfelds Lügen strafen würde.  

 

12. Gleich am Anfang des Geleitwortes entledigt sich Sigusch der Aufgabe, die Vorzüge des vorgestellten Buches hervorzuheben, indem er zunächst das besondere Verdienst des Autors erwähnt, eine bisher nicht unternommene Sammlung von einschlägigen Fotografien und Dokumenten vorgelegt zu haben. Anschließend verweist Sigusch auf die eigentliche wissenschaftliche Leistung Herrns, wenn es heißt: 

»Er rekonstruiert im Detail den Weg, den die deutsche Sexuologie, namentlich Magnus Hirschfeld und sein Institut, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückgelegt hat – vom Transvestitismus hin zur Transsexualität.«[46] 

Etwas ausführlicher als Sigusch unterstreicht Herrn die Originalität seiner eigenen Studie in der folgenden Passage seines Vorworts:   

»Über den Prozess der theoretischen Ablösung der Transvestiten von den Zuordnungen der Sexualpathologen, über Hirschfelds sexualwissenschaftliche Konzeption und über deren Rezeption – bei den ›Transvestiten‹ wie in der zeitgenössischen Sexualwissenschaft – liegt bisher keine systematische Darstellung vor. Es ist Aufgabe dieser Studie, diese Lücke zu füllen.«[47] 

Trotz seiner systematischen Absichten übergeht auch Herrn die von Hirschfeld vorgetragene, radikal diversifizierende Konzeption der (einst nur als binom gedachten) geschlechtlichen Differenz, welche die Entpathologisierung des Transvestitismus erst ermöglichte. Da Herrn in seiner Monografie vielfach auf methodische Reflexion verzichtet, setzt er sich bedenkenlos über die sachliche Notwendigkeit hinweg, die Relevanz der Hirschfeldschen sexuellen Zwischenstufenlehre für das spezifische Thema seiner Studie herauszuarbeiten. Mit schlafwandlerischer Sicherheit dem Siguschschen mot d'ordre folgend, vermeidet Herrn jegliche Auseinandersetzung mit Hirschfelds fundamentaler Prämisse über die sexuelle Zwischenstufigkeit aller Menschen und  leugnet in der Konsequenz den fundamentalen epistemologischen Status von Hirschfelds Lehre, indem er sie als bloße Theorie missdeutet.            

 

13. Im Hinblick auf Herrns systematische Ansprüche wäre von ihm zumindest eine terminologisch und begrifflich einwandfreie Darlegung des Fundaments der Hirschfeldschen Sexologie zu erwarten. Leider leistet er dies schon deswegen nicht, weil er ausnahmslos auf die Wortprägung »Zwischenstufentheorie« rekurriert,[48]obwohl Hirschfeld sich stets und nachdrücklich gegen die Verwendung dieses Terminus als Bezeichnung für das gewendet hat, was er »Zwischenstufenlehre« nannte. Obwohl die terminologische Unterscheidung zwischen Theorie und Lehre vor allem deswegen von Bedeutung ist, weil sie den besonderen Status von Hirschfelds neuem sexualdistributivem Schema präzisiert, schließt sich Herrn einer Reihe von Autoren an, welche die einschlägigen begrifflichen Bestimmungen des Sexologen ignorieren und infolgedessen die sachlichen Grenzen verwischen,[49] die für die Grundlegung des sexologischen Projekts Hirschfelds konstitutiv sind. Da auch Sigusch zuweilen von »der Hirschfeldschen Zwischenstufentheorie«[50] schreibt, ist davon auszugehen, dass er gegen die irrtümliche Begriffsverwendung Herrns nichts einzuwenden hat. Vor dem Hintergrund dieser sich breitmachenden Konfusion, zu der Sigusch und Herrn ihr Teil beitragen, sei hier zunächst nur daran erinnert, dass Hirschfeld eine diesbezüglich verbindliche Auskunft in einer Passage der Geschlechtskunde -sein magnum opus - erteilt. Von der Feststellung ausgehend,  dass »[d]ie Zahl der denkbaren und tatsächlichen Sexualtypen [...] unendlich [ist]«[51], widerspricht der Sexologe an der Stelle den von August Forel und Iwan Bloch 1904 bzw. 1906 aufgestellten Behauptungen, er habe eine »Zwischenstufentheorie« vorgelegt, und macht geltend, »daß die Lehre von den sexuellen Zwischenstufen überhaupt keine eigentliche Theorie ist, sondern nichts anderes als ein Einteilungssystem, das bekannte und verwandte Phänomene methodisch ordnen will.«[52] 

 

14. Hirschfelds Ablehnung des Begriffs »Zwischenstufentheorie« erfolgte nicht erst im Zusammenhang seines Spätwerkes. Schon im Jahre 1910 publizierte er einen Aufsatz, in dessen Titel die fragliche Wortprägung in Anführungszeichen gesetzt wurde: Die Zwischenstufen-›Theorie‹.[53]Gleich auf der ersten Seite des Textes verdeutlicht Hirschfeld seinen eigenen Standpunkt, wenn es heißt: 

»Vor allen Dingen ist da zu betonen, daß es sich bei diesem Sexualproblem in erster Linie überhaupt nicht um eine Theorie, sondern um ein Einteilungsprinzip handelt.«[54] 

Des weiteren führt Hirschfeld aus: 

»Von einer eigentlichen Zwischenstufentheorie kann nach meinem Dafürhalten genau genommen erst die Rede sein, wenn eine Theorie aufgestellt wird, welche das Vorhandensein und die Häufigkeit solcher Mischformen [d.h. die sexuellen Zwischenstufen] zu erklären sucht.«[55] 

Statt des zurückgewiesenen Begriffes der »Zwischenstufentheorie« verwendet Hirschfeld in dem Passus die Wendung: »Lehre von den sexuellen Zwischenstufen«.[56] In Anbetracht der von Hirschfeld selbst eindeutig definierten Position ist die Frage wohl berechtigt, welche textlichen oder sachlichen Gründe Herrn anführen zu können meint, die rechtfertigen würden, Hirschfeld eine »Zwischenstufentheorie« zuzuschreiben. Diesbezüglich gibt Herrn die wahrlich erstaunliche Auskunft: 

»Im Zuge seiner Forschungen über sexuelle Zwischenstufen entwickelte Magnus Hirschfeld in seinen frühen Schriften die Auffassung, dass jeder Mensch eine Mischung aus so genannten männlichen und weiblichen, körperlichen und seelischen Eigenschaften sei. In der Rezeption seiner Arbeiten wurde für diesen Ansatz der Begriff  ›Zwischenstufentheorie‹ geprägt, den Hirschfeld später selbst übernahm.«[57] 

Wie die zuletzt zitierten, mehr als fünfzehn Jahre auseinander liegenden Texte Hirschfelds zeigen, wandte sich der Sexologe explizit gegen die Vermengung von (erklärender) Theorie und (beschreibender) Lehre, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass die von ihm aufgestellte »Lehre« schon sehr früh in der Rezeption seiner Werke unberechtigterweise als »Theorie« bezeichnet wurde. Da Herrns Behauptung, Hirschfeld habe den Theorie-Begriff übernommen, eindeutig nicht zutreffend ist, entbehrt seine eigene Verwendung von »Zwi-schenstufentheorie« anstelle von »Zwischenstufenlehre« jeglicher Sachberechtigung.

 

15. Man könnte zunächst annehmen, dass Herrns irrtümliche Behauptung darauf zurückzuführen ist, dass er die einschlägigen Texte nicht kennt oder übersehen hat. Man wird aber eines Besseren belehrt, wenn er seinen Rekurs auf den fraglichen Begriff mit folgender textlicher Argumentation zu untermauern versucht: 

»Die Anerkennung der Transvestiten als eigenständige Kategorie war [...] ein weiterer wesentlicher Baustein für die wissenschaftliche Akzeptanz seines [d.i. Hirschfelds] Lehrsatzes von der Universalität der Mischgeschlechtlichkeit und damit der ›Zwischenstufentheorie‹. Daher ist es kein Zufall, dass Hirschfelds Monografie [d.h. Die Transvestiten] ein Kapitel ›Die Zwischenstufentheorie‹ enthält, das sich auch zugleich als Separatveröffentlichung findet (Hirschfeld 1910, S. 275-299;  Hirschfeld 1910a).«[58]

Unter Verweis auf die Überschrift des dritten Kapitels im zweiten Teil von Die Transvestiten, die »Die Zwischenstufentheorie« heißt, meint Herrn also belegen zu können, dass Hirschfeld den Begriff tatsächlich übernahm. Wenn Herrn aber sich nicht darauf beschränkt hätte, die Kapitelüberschrift zu zitieren, sondern darüber hinaus sich auch die Mühe gegeben hätte, den Wortlaut des Kapitels zu berücksichtigen, wäre er genötigt zu erwähnen, dass folgende Passage unmittelbar nach der Überschrift nachzulesen ist: 

»Zunächst ist zu betonen, daß es sich bei der Lehre von den sexuellen Zwischenstufen zunächst gar nicht um eine Theorie, sondern nur um ein Einteilungsprinzip handelt.«[59] 

An der einzigen Stelle im Korpus des Kapitels, wo Hirschfeld den Ausdruck »Zwischenstufentheorie« gebraucht, verweist der Sexologe darauf, dass es eine derartige erklärende Theorie »nach [s]einem Dafürhalten«[60] noch nicht gibt und führt in einer Fußnote die Autoren an, die sich des Ausdruckes »Zwischenstufen-Theorie« bedient haben. Nachdem er darauf hingewiesen hat, dass August Forel, Benedict Friedlaender und Iwan Bloch den Ausdruck stets »mit Bezug auf meinen Namen bezw. die von mir herausgegebenen ›Jahrbücher für sexuelle Zwischenstufen‹«[61] verwenden, fügt Hirschfeld die entscheidende Präzisierung hinzu: 

»Die nicht ganz richtige Vorstellung, die sich diese Autoren von dem, was ich in diese Bezeichnung [d.h. »sexuelle Zwischenstufen«] legen wollte, machen, veranlaßt mich hauptsächlich zu der obigen zusammenfassenden Darstellung [über die sexuellen Zwischenstufen].«[62] 

Sobald Hirschfeld also nicht mehr über die für ihn unannehmbare Verwendung von »Zwischenstufentheorie« referiert, kehrt er unvermittelt auf den Begriff zurück, den er für den sachlich richtigen hält:  »[D]ie Lehre von den sexuellen Zwischenstufen.«[63] Insofern als Hirschfelds Wortwahl in diesem Zusammenhang nur seine ansonsten bekannte Ablehnung des Theorie-Begriffes erneut bekundet, braucht nicht eigens betont zu werden, dass die Überschrift in dem zitierten Kapitel von Die Transvestiten keine Übernahme des fraglichen Begriffs indiziert, sondern nur dessen Zitierung. Da Herrn die inhaltlichen Ausführungen im Korpus des Kapitels in Gänze ignoriert, überrascht nicht, dass er die Distanznahme verkennt, welche die aus dem zitierten Begriff bestehende Überschrift signalisiert, und darum das offenkundige Zitat mit einer begrifflichen Übernahme verwechselt.            

 

16. Dass Hirschfeld nicht bereit war, sich den Theorie-Begriff anzueignen, wird zusätzlich daraus ersichtlich, dass der zweite Text, auf den Herrn in der vorhin zitierten Passage mit der Abkürzung »Hirschfeld 1910a« verweist, schon im Titel das Wort Theorie in Anführungszeichen setzt und somit die Vermutung nahelegt, dass es sich dabei nicht um einen terminologischen Ausdruck Hirschfelds handeln kann. Obwohl Herrn in seiner Bibliografie den Titel korrekterweise als »Die Zwischenstufen-›Theorie‹« anführt, verschweigt er in seiner Argumentation nicht nur die Hervorhebung des Theorie-Terminus, sondern auch und vor allem die grundsätzliche Ablehnung des Theorie-Begriffs im Korpus des Aufsatzes selbst. In diesem Zusammenhang ist zudem darauf hinzuweisen, dass Herrns Behauptung, dass das Buchkapitel »Die Zwischenstufentheorie« »sich auch zugleich als Separatveröffentlichung findet«[64], schon deswegen nicht ganz zutrifft, weil weder Titel noch Wortlaut der Texte identisch sind. Unabhängig von diesen Unterschieden jedoch bleibt Hirschfelds Zurückweisung des Theorie-Begriffs auch im Aufsatz unverändert, denn er übernimmt - nach einigen einleitenden Sätzen - fast wortwörtlich die auszugsweise schon zitierte Eingangspassage des Buchkapitels.[65] Insofern als der Aufsatz im Grunde nur eine verkürzte Version des im Buch befindlichen Textes ist, war Herrn freilich keineswegs auf die »Separatveröffentli-chung« angewiesen, um Hirschfelds prinzipielle Position sachgemäß wiedergeben zu können. Der Aufsatz bot Herrn nur eine weitere Gelegenheit zur Kenntnisnahme dessen, was schon in der Abhandlung über Die Transvestiten zum Problemkomplex »Zwischenstufen-›Theorie‹« nachzulesen ist. In Anbetracht der verfehlten Darlegung dieses für Hirschfelds sexologische Systematik wesentlichen Sachthemas darf man aber gespannt sein, ob Herrn seinen Standpunkt in der angekündigten Monografie über Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft revidieren wird, an der er gemeinsam mit Ralf Dose - ein anderes Mitglied der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft - arbeitet.[66] Denn im Unterschied zu Herrn hat Dose in seiner unlängst erschienenen Kurzbiografie des Sexologen[67] erfreulicherweise die Bedeutung der Hirschfeldschen Distinktion zwischen Theorie und Lehre im Prinzip erkannt und mit den ihm zur Verfügung stehenden methodischen Instrumentarien zu würdigen gesucht.[68]          

 

17. Unter den Voraussetzungen von Herrns Vorgehensweise bleiben die Tragweite und Relevanz von Hirschfelds Zwischenstufenlehre unbegriffen. Insofern als Hirschfelds Lehre ein auf sorgfältiger Beobachtung des natürlich Gegebenen basierendes Einteilungsprinzip des Geschlechtlichen darstellt, führt sie einen Paradigmenwechsel in der Konzeptualisierung der Sexualdifferenz herbei, der ein neues Fundament für die Entfaltung möglicher erklärender Sexualtheorien bietet, ohne dabei in ein prinzipielles Konkurrenzverhältnis zu ihnen zu geraten. Im Hinblick auf diesen Sachverhalt wurde schon im Essay Der Tod Adams darauf hingewiesen, dass Hirschfeld seiner Zwischenstufenlehre den Status eines fundamentum inconcussum in sexualibus beimaß,[69] der in keinem Widerspruch mit seinen eigenen Bemühungen stand, die Phänomene, welche für die stets behelfsmäßig konstituierten Sexualgruppen charakteristisch sind, mittels Kausaltheorien zu erklären. So entwarf Hirschfeld z. B. prinzipiell falsifizierbare Theorien der Homosexualität, die auf eine ätiologische Erklärung des Phänomens abzielten und infolgedessen keinen Anspruch auf den meta-theoretischen Status erhoben, welcher nur der »Lehre von den sexuellen Zwischenstufen« und ihrer Neudefinierung des Sexualunterschieds zukommt. Herrns Verwendung des Theorie-Begriffes zur Bezeichnung von Hirschfelds Zwischenstufenlehre ist in erster Linie deswegen abzulehnen, weil damit jene wesentliche epistemologische Grenzziehung unkenntlich gemacht wird, welche die Herbeiführung von Hirschfelds sexualdistributivem Paradig-menwechsel ermöglichte.   

 

18. Herrns Verweis darauf, dass »[d]ie Anerkennung der Transvestiten als eigenständige Kategorie [...] ein weiterer wesentlicher Baustein für die wissenschaftliche Akzeptanz seines [d.i. Hirschfelds] Lehrsatzes von der Universalität der Mischgeschlechtlichkeit [...] [war]«[70], lässt erwarten, dass er die prinzipielle Frage nach der Bildung »eigenständiger« Sexualkategorien im Hinblick auf die Zwischenstufenlehre und die daraus resultierende Postulierung potentiell unendlicher Geschlechter näher erörtern würde. Da Herrn das Verhältnis zwischen der kategoriellen Zuordnung »zu den so genannten ›sexuellen Zwischenstufen‹«[71]- die u.a. vom Transvestitismus und Transsexualismus exemplifiziert werden -[72] und der einzigartigen Zwischenstufigkeit eines jeden Menschen nirgends thematisiert, findet er keine Gelegenheit dazu, auf die Frage nach der Mehrdeutigkeit des Terminus »sexuelle Zwischenstufe« einzugehen. So bleibt in Herrns Ausführungen unerwähnt, dass der Terminus bei Hirschfeld nicht nur zur Bezeichnung der mittleren Sexualvariationen innerhalb des Natur-kontinuums, sondern auch zur Charakterisierung der menschlichen Sexualkonstitution schlechthin eingesetzt wird. Da die ausnahmslos zwischenstufige Markierung der menschlichen Sexualität nur jeweils unterschiedliche Mischungsverhältnisse der weiblichen und männlichen Elemente eines sexuierten Individuums vorsieht, erweist sich Hirschfelds semantische Oszillation als keineswegs zufällig. Insofern als Hirschfelds Zwischenstufenlehre nicht danach fragt, ob es Anzeichen sexueller Zwischenstufigkeit bei einem bestimmten Individuum gibt, sondern nur in welchem Umfang bei ihm die Heterogenität der Sexualkomponenten zum Vorschein kommt, können diejenigen Segmente im Sexualkontinuum, welche die universelle Zusammengesetztheit des Geschlechtlichen mit besonderer Prägnanz aufweisen, als »sexuelle Zwischenstufen« par excellence gelten. Daher verweist Hirschfeld in einem Text, der auf einen Vortrag von 1904 zurückgeht und mit dem bezeichnenden Titel Geschlechts-Übergänge versehen ist, ausdrücklich auf die durchgängige Zwischenstufigkeit der Geschlechter und verortet die »sexuellen Zwischenstufen« im engeren Sinne zwischen den herkömmlichen binomen Geschlechtern, deren Annahme im Zuge der Argumentation freilich nur ein rhetorisch-propädeutisches Zugeständnis ohne sachliche Grundlage darstellt. So heißt es u.a. im Vortragstext:   

»Bezeichnet man [...] diejenigen, die vorwiegend männliche Qualitäten besitzen, kurzweg als genus masculinum, und alle, die vorwiegend weibliche Eigenschaften haben, einfach als genus femininum, so wäre man wohl berechtigt, diejenigen, bei denen die Summe des männlichen und weiblichen Anteils zwischen 33 1/3 und 66 2/3 liegt, als eine Art genus tertium aufzufassen.«[73]

 

19. Wird davon ausgegangen, dass die Differenz zwischen den Geschlechtern der Individuen keine Frage von Qualitäts-, sondern nur von graduellen Quantitätsunterschieden ist, so erweisen sich die vorhin erwähnten »genus masculinum« und »genus femininum« - d.h. die Grundtypen von Mann und Frau - strenggenommen als nur »Fiktionen«[74]. Beim Nachweis der Fiktionalität des Sexualbinomiums verweist Hirschfeld zunächst auf eine Gruppierung von Typen »intersexueller Sexualität«[75], die dem »genus tertium« entsprechen, und hebt hervor, dass eine solche Gruppierung »nur ein Notbehelf, wenn auch meines Erachtens ein unentbehrlicher ist, der niemals als etwas Vollständiges oder auch nur nahezu Abgeschlossenes dastehen kann.«[76] Als popularisierender Sammelbegriff der »sexuellen Zwischenstufen« im engeren Sinne konstituiert das sogenannte »dritte Geschlecht« ein Provisorium, das dazu dient, über »das übliche, aber leider nur allzu oberflächliche Einteilungsschema der Sexualkonstitutionen in Mann und Frau«[77] hinauszuführen. In Anbetracht dessen, dass die als abgeschlossene Ganzheiten postulierten Geschlechter im Grunde nur Fiktionen oder Provisorien im Sexualkontinuum sind, führt Hirschfelds eminent dekonstruktives Verfahren zur entscheidenden Einsicht, welche er in einem autobiografischen Serienartikel von 1922/23 folgendermaßen formuliert: »Alle Menschen sind intersexuelle Varianten [...]«[78] Da sich Herrn mit Hirschfelds Universalisierung der sexuellen Zwischenstufigkeit nirgends auseinandersetzt, ist er nicht in der Lage, die systematischen Konnexe von Transvestitismus und Transsexualität zu anderen kategoriellen Konstrukten innerhalb des genus tertium zu thematisieren, und übergeht zudem die wesentliche Frage, inwiefern Hirschfelds Konzeptualisierung dieser beiden Formen »intersexueller Sexualität« dazu beiträgt, die durchgehende Verschränkung von Physis und Techne, Natur und Kultur auf sexuellem Gebiet genauer zu erfassen. Die Klärung dieser Problemkomplexe wäre umso dringender gewesen, als der Vorwurf des »Naturalismus« bzw. »Biologismus« gegen Hirschfeld vor allem von Autoren mehrfach erhoben wurde, die Hirschfeld - unter Ignorierung des sachlichen Bezuges seiner Postulierung potentiell unendlicher Geschlechter zu Baruch de Spinozas Verständnis der natura naturans - ein dreigeteiltes und darum geschlossenes Schema sexueller Distribution unterstellen.

 

20. Hirschfelds Dekonstruktion des Sexualbinomiums mittels des vorläufigen Konstruktes des »dritten Geschlechts« initiiert einen Prozess kategorieller Differenzierung, in dem es deswegen keine prinzipielle Limitierung der Anzahl der stets als provisorisch durchschauten Kategorien geben kann, weil nur die immer präzisere Erfassungsfähigkeit solcher Kategorialkonstrukte eine asymptotische Annäherung an das Sexualindividuum garantieren kann, das als solches jeder endgültigen Sexualkategorisierung resistiert. Insofern als die Anwendung sexualdistributiver Schemata - im Unterschied zur deiktischen Funktion z.B. eines Eigennamens - allgemeine Typen voraussetzt, unter welche die Subsumption von Einzelfällen zu erfolgen hat, markiert die Einzigkeit des Sexualindividuums die Grenzen der Durchführbarkeit solcher Subsumptionen. Damit wird ex negativo der Ambitus festgelegt, in dem das asymptotische Subsumptionsverfahren mittels Kategorialprovisorien als Grundlage sexologischer Diskursivität stattfindet und zugleich auf ein Jenseits von sexualwissenschaftlichen Bestimmungsmöglichkeiten verwiesen, in dem eine Befreiungsethik des Sexuellen die Bedingung angibt, unter denen Gerechtigkeit für diejenigen Lebensentwürfe zu erlangen ist, die anormativen Sexualpotentialen entwachsen sind. Da Hirschfelds emanzipatorische Programmatik letztlich auf der Prämisse basiert, dass »jeder Mensch seine Natur und sein Gesetz hat [...]«[79], ist es kein Zufall, dass er in einer schon 1903 erschienenen Schrift, die den Titel Der urnische Mensch trägt, die wahrlich denkwürdige Einsicht artikuliert:

»Im Grunde genommen ist jeder Mensch erst durch das ihm innewohnende Mischungsverhältnis männlicher und weiblicher Teile verständlich. Selbst im gröberen ist die Verschiedenartigkeit und Menge der Abweichungen so groß, daß alle Versuche, die körperlichen und geistigen Zwischenstufen in eine bestimmte Ordnung zu bringen, gescheitert sind [...]  Mit der Menge wissenschaftlicher Beobachtungen hat sich das System [der Zwischenstufen] mehr und mehr kompliziert, um sich schließlich dahin zu vereinfachen, daß im Grunde genommen jeder Fall in der Summe der Zwischenstufen einen Fall für sich, eine Klasse für sich, ein Geschlecht für sich bildet.«[80] 

Falls man bereit wäre, Herrns Beschreibung seines eigenen Buches als »systematische Darstellung«[81] ernst zu nehmen, könnte die kritische Frage wohl nicht vermieden werden, warum das Sexualindividuum als Grenze sexologischer Bestimmbarkeit nirgends in seiner Studie zum Vorschein kommt.                

 

21. Wie jeder aufmerksame Leser von Hirschfeld weiß, bieten die Motti, mit denen er oft seine Schriften anfangen lässt, privilegierte Zugänge zum Verständnis der ontologischen und anthropologischen Grundannahmen seiner Sexologie. So wird dem Traktat GeschlechtsÜbergänge ein französischer Satz vorangestellt, den Hirschfeld auf dem Titelblatt nicht gänzlich korrekt »Comenius, Leibniz, Linné« zuschreibt. Der lautet: 

»Tout va par degrés dans la nature et rien par sauts.«[82]

Mit Bezug darauf präzisiert Hirschfeld in einer Fußnote des ersten Kapitels, dass das Axiom »natura non facit saltus« nicht aus dem Altertum stammt, sondern in dieser Form erst in Karl von Linnés Philosophia botanica (1751) vorkommt, und dass das Motto des Buches ein Zitat aus den 1704 verfassten Nouveaux essais von Gottfried Wilhelm Leibniz ist, das letztlich auf den 1613 formulierten Satz des tschechischen Pädagogen Amos Comenius verweist: »Natura in operationibus suis non facit saltum.«[83] Offensichtlich nimmt Hirschfeld die Ungenauigkeit der anfänglichen dreifachen Zuschreibung in Kauf, damit es deutlich werde, dass seine sexologischen Bemühungen auf einer denkerisch und geistesgeschichtlich breiten Basis beruhen. So heißt es am Ende der Fußnote:

»Es sind also die drei großen Gelehrten auf philologischem, philosophischem und naturwissenschaftlichem Gebiet, Comenius, Leibniz und Linné, welche dieses Naturprinzip, dessen ganz eminente Bedeutung auch zurzeit noch nicht voll gewürdigt ist, im 17. und 18. Jahrhundert - wenn vielleicht auch nicht als erste - aufgefunden, so doch in prägnantester Form zum Ausdruck brachten.«[84]

Wie Hirschfelds weitere Ausführungen zeigen, konstituiert das Prinzip der durchgängigen Kontinuität der Natur den ontologischen Hintergrund, vor dem die künstlich gegeneinander abgegrenzten Sexualvarietäten als das erscheinen, was sie eigentlich sind: Übergänge des Geschlechtlichen. Dadurch, dass Hirschfelds Zwischenstufenlehre das Postulat der Naturkontinuität auf das Gebiet des Sexuellen anwendet, löst sie alle geschlossenen Schemata sexueller Distribution auf und erkennt im Vorhandensein der stetigen und unabschließbaren Sexualvariabilität das sachgemäße Fundament, auf dem die sexologische Erfassung von Geschlechtsdifferenzen beruht. Es braucht nicht eigens betont zu werden, dass die von Hirschfeld vor schon fast einhundert Jahren vorgetragene Feststellung, dass die »ganz eminente Bedeutung [dieses Naturprinzips der natürlichen Kontinuität] auch zurzeit noch nicht voll gewürdigt ist«, ihre Gültigkeit leider immer noch im Rahmen der zeitgenössischen deutschsprachigen Sexualwissenschaft und deren Hirschfeld-Rezeption behält.      

 

22. Um diesexuelle Zwischenstufenlehre sachgemäß zu würdigen, wären Sigusch und Herrn nicht unbedingt auf die verschiedenen Texte Hirschfelds angewiesen, die in den ersten drei Dezennien seiner wissenschaftlichen und sexualpädagogischen Aktivitäten entstanden. Es hätte genügt, wenn sie sich auf einige einschlägige Passagen des 1926 erschienenen, ersten Bandes der Geschlechtskunde konzentriert hätten. Dort führt Hirschfeld eine Berechnung durch, bei der er von dem schon 1896 verwendeten »Viergruppenschema«[85] zur Einteilung der »Fülle der Kombinationsmöglichkeiten, die es auf sexualtypologischem Gebiet gibt«[86], ausgeht. Diesem Schema zufolge ist zu unterscheiden zwischen (1) den Geschlechtsteilen, (2) den übrigen körperlichen Eigenschaften, (3) dem Geschlechtstrieb und (4) den sonstigen seelischen Eigenschaften.[87] Wenn man annimmt, dass jede dieser Beschreibungsebenen des Geschlechtlichen einen männlichen (= »m«), weiblichen (= »w«) oder gemischtgeschlechtlichen (=  »m + w«) Charakter ausweisen kann, so ergeben sich daraus zunächst  »34 = 81 Kombinationen von Geschlechtscharakteren.«[88] Diese an sich schon ansehnliche Zahl von Kombinationsmöglichkeiten erachtet Hirschfeld als eigentlich viel zu niedrig und verweist darauf, dass sie erheblich gesteigert werden könnte, wenn man in Betracht zieht, dass jede der vier Eigenschaftsgruppen sich »mit Leichtigkeit«[89] in vier Untergruppen einteilen lässt. Daraus resultieren die durch die dreifache Differenzierung der Sexualcharaktere potenzierten »16 Elemente«, die Hirschfeld in seiner abschließenden Kalkulation erwähnt: 

»Da jedes der 16 Elemente einen dreifach (m, w, m+w) verschiedenen Typus haben kann, ergäbe sich als Gesamtzahl aller möglichen Kombinationen

         316  =  43 046 721 Sexualtypen.«[90]

Die über 43 Millionen Sexualtypen, die Hirschfeld errechnet, entsprechen dem »vierzigsten Teil der Gesamtzahl aller auf Erden lebenden Menschen«[91], wenn man von einer Gesamtbevölkerung von 1800 Millionen Menschen ausgeht. Diese Kalkulationen werden freilich nur in propädeutischer Absicht vorgetragen, da es Hirschfeld - über die errechnete, sexualtypologische Überfülle hinaus - um den Nachweis der grundlegenden These ging, dass das sexuierte Individuum und der Sexualtypus zuletzt in eins zusammenfallen. Die Einsicht, dass unter jeden Sexualtypus nur ein Individuum zu subsumieren ist, wird dem Leser nahege-bracht, wenn Hirschfeld ausdrücklich darauf hinweist, dass es auf dem Gebiet der Sexualität »nur Verschiedenes und Ähnliches, nichts Gleiches gibt«[92]. Des weiteren präzisiert Hirschfeld, dass »bis ein Typus wiederkehren wird, der in allem und jedem, bis in die kleinsten Einzelheiten einem Shakespeare oder Goethe [...] gleicht, [...] mindestens vierhundert Millionen Jahre vergehen werden.«[93] Für den Monisten und Evolutionisten Hirschfeld, der um die unaufhaltsamen, aber zumeist unmerklichen Veränderungen der Gattung Mensch wusste, kam diese gedankliche Unwahrscheinlichkeit eigentlich einer biologischen Unmöglichkeit gleich. Unter der Voraussetzung, dass es keine Unterbrechung des Weltwerdens geben wird, könnte die statistisch angenommene Wiederholung eines Sexualtypus erst dann eintreffen, wenn die uns bekannte menschliche Gattung nach 400 Millionen Jahren Evolution sich in eine völlig andere verwandelt hätte. Da Herrn diesen gesamtevolutionistischen Hintergrund, vor dem Hirschfeld den fiktionalen und provisorischen Charakter seiner kategoriellen Konstrukte und sexualtaxonomischen Bemühungen betrachtet, nicht berücksichtigt, entgeht ihm das dynamische Moment, das Hirschfelds radikal individualisierender Erfassung sexueller Differenzen zugrunde liegt.  

 

23. Herrn kann nicht unterstellt werden, dass er die angeführte Kalkulation über die millionenfachen Sexualtypen nicht kennt. Denn in der Bibliografie seines Buches[94] verweist er auf die von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft organisierte Online-Ausstellung Institut für Sexualwissenschaft (1919-1933)[95], in deren Portal ein Text eingeblendet wird, der eindeutig auf Hirschfelds Berechnung Bezug nimmt und lautet:

»m   m + w   w

316  =  43 046 721 Sexualtypen.«

Insofern als Herrn nicht nur »Mitarbeiter der Forschungsstelle zur Geschichte der Sexualwissenschaft der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Berlin)«[96] ist, sondern auch die Verantwortung für die »Gesamtkonzeption« der Online-Ausstellung[97] trägt, muss man annehmen, dass er mit dem genauen Wortlaut und Sinn der zitierten Passage vertraut ist. Dass er jedoch die damit angesprochene Problematik in seiner Studie gänzlich ignoriert, ist vermutlich auf seine generelle Abneigung dagegen zurückzuführen, sich mit den dekonstruktiven Aspekten der Sexologie Hirschfelds zu befassen. Da Herrn stets außer Acht lässt, dass Sexualkategorien bei Hirschfeld zuletzt nur provisorische Instrumentarien in einer asymptotischen Annäherung an das an sich nicht-kategorisierbare Sexualindividuum sind, ist er nicht in der Lage, sich zu fragen, ob auch die begriffliche Konstruktion von Transvestitismus und Transsexualität letztendlich im Zeichen des Fiktionalen und Behelfsmäßigen steht. Die ständige Übergehung von all dem, was die Dekonstruktion der von Hirschfeld selbst vorgeschlagenen, kategoriellen Konstrukte einleitet und somit ein dynamisch-kritisches, problematisierendes Moment in seiner Sexualsystematik darstellt, kündigt sich bei Herrn schon darin an, dass in seiner Untersuchung nirgends das Motto gewürdigt wird, das Hirschfeld dem ersten Teil von Die Transvestiten voranstellt: 

»Es gibt mehr Empfindungen und Erscheinungen als Worte.«[98]

Im Hinblick auf Hirschfelds sexologisches Gesamtprojekt markiert ein solches Fehlen von »Worten« die prinzipiellen Grenzen, auf welche die sexualwissenschaftlichen Konzeptualisierungen und Beschreibungsstrategien stoßen, wenn es darum geht, die unabschließbare Variabilität der individuellen Sexualkonstitutionen auf den »Begriff« zu bringen. Obgleich die Sexualwissenschaft im Hirschfeldschen Sinne das Individuum zunächst als einen kategorisierbaren Fall ansehen und behandeln muss, um überhaupt diagnostisch oder therapeutisch zweckmäßig vorgehen zu können,  bleibt sie dessen eingedenk, dass aus prinzipiellen Gründen keine durchgängige Bestimmung des individuellen Geschlechts möglich ist. Als ein (selbst)kritisches Unterfangen kann Hirschfelds Sexologie darum nur nach einer immer vorläufigen, weil stets perfektiblen Erfassung der Sexualdifferenz des Individuums streben, das aufgrund seiner schlussendlichen Nicht-Kategorisierbarkeit das geschichtliche Betätigungsfeld einer sexualemanzipatorischen Ethik eröffnet, welche darauf angelegt ist, die Verwirklichung der »sexuellen Menschenrechte« des geschlechtlich einzigartigen Individuums voranzutreiben.

 

24. Dass Herrn die Notwendigkeit partout nicht einsehen will, die Thematik der potentiell unendlichen Variabilität der Sexualindividuen zu erörtern, ist umso rätselhafter, als er in seiner Bibliografie die von Jonathan Gathorne-Hardy vorgelegte Biografie von Alfred C. Kinsey anführt, in welcher die Problematik sexueller Individualverschiedenheiten in Kinseys Sexologie mit relativer Ausführlichkeit behandelt wird.[99] Anders als die Kinsey-Biografie von Cornelia V. Christenson,[100] die Magnus Hirschfeld nicht einmal erwähnt, oder als diejenigen von Wardell B. Pomeroy[101] und James H. Jones[102], die auf Hirschfeld nur en passant verweisen, hebt Gathorne-Hardy im Kapitel »A Brief History of Sex Research« hervor, dass Richard von Krafft-Ebing, Albert Moll und Magnus Hirschfeld »were Kinsey's predecessors. But for them, he wouldn't have become a sex researcher.«[103] Auch wenn Gathorne-Hardy nach einer kursorischen Darstellung der früheren Sexualwissenschaft notiert, dass »[w]ith Magnus Hirschfeld [...] we move much nearer to Kinsey«, und darum ihn eingehender als seine anderen Vorläufer behandelt, versäumt der britische Biograf - vermutlich mangels Quellenkenntnis -, die Frage zu klären, ob Hirschfeld die eigentlich konstitutiven Prämissen von Kinseys Sexologie vorwegnahm. Zwar erwähnt Gathorne-Hardy Hirschfelds Verwendung sexueller case histories, die bahnbrechenden Ergebnisse seiner Transvestitismus-Forschung und sein sexualemanzipatorisches Engagement, aber er nimmt nicht zur Kenntnis, dass Hirschfelds sexuelle Zwischenstufenlehre Einsichten artikuliert, welche die Grundpostulate von Kinseys »sexual philosophy«[104] antizipieren. Diesbezüglich sei hier nur darauf hingewiesen, dass Kinsey im Jahr 1939 eine bemerkenswerte Rede mit dem Titel »Individuals« hielt, die Cornelia V. Christenson ihrer Kinsey-Biografie voranstellt und folgendermaßen charakterisiert:

»This brief statement, written when he had spent twenty years studying gall wasps and was just embarking on the study of sex, epitomizes the philosophy that underlay all of Kinsey's work. As a taxonomist he was impressed by the limitless variety of living creatures, whether gall wasps or human beings, and by the scientific and social import of recognizing their differences.«[105]

In seiner Rede unterstrich der damals hauptberufliche Entomologe, dass »the phenomenon of variability is universal in the living world«[106] und dass die endlosen Rekombinierungen der biologischen Charakteristiken in verschiedenen Individuen »swell the possibilities to something which is, for all essential purposes, infinity.«[107] Darauf aufbauend schreibt Kinsey dann: »The failure to recognize this unlimited nonidentity has, even in biology, vitiated much of our scientific work.«[108] Obwohl der Text die Sexualvariabilität des Menschen nicht explizit thematisiert, ist zur Genüge klar, dass der angehende Sexualforscher in erster Linie auf die überlieferte binome Sexualauffassung abzielt, wenn es heißt: 

»If biologists so often forget the most nearly universal of all biological principles, it is not surprising that men and women in general expect their fellows to think and behave according to patterns which may fit the lawmaker, or the imaginary ideals for which the legislation was fashioned, but which are ill-shaped for all real individuals who try to live under them.«

Wider »dichotomous classifications« und für die »multiplicity of types which range continuously«[109] argumentierend, verweist Kinsey gegen Ende seiner Rede darauf, dass:

»Scholarly thinking as well as the laymen's evaluation still needs to be tempered with the realization that individual variations shape into a continuous curve on which there are no sharp divisions between normal and abnormal, between right and wrong.«[110]

Da die sexologisch relevantesten Ausführungen von Gathorne-Hardy sich auf die Grundprämissen beziehen, die Kinsey wohl zum ersten Mal in dieser Rede vortrug, bleibt unverständlich, warum die Lektüre dieser Kinsey-Biografie Herrn den Anstoß nicht dazu gab, sich mit Hirschfelds radikalisierter Auffassung der Sexualindividualität zu befassen und eine kritische Darlegung der Zwischenstufenlehre zu unternehmen, die als Ausgangspunkt für eine systematische Verortung und Einschätzung der Hirschfeldschen Konzeptualisierung von Transvestitismus und Transsexualität dienen könnte.   

                

25. Auch wenn die sexologischen Projekte von Hirschfeld und Kinsey sich voneinander in mehrfacher Hinsicht unterscheiden, teilen sie das Bestreben, das Sexualindividuum von den künstlichen Restriktionen sexualdistributiver Schemata freizuhalten. Während Hirschfeld die zur Verfügung stehenden Sexualkategorien für zu überwindende Fiktionen oder höchstens nützliche Provisorien hielt, vermied Kinsey hypostasierende Kategorisierungen von Individuen nach einem Einteilungsschema vordefinierter Typen (»the heterosexual / the homosexual«) und postuliert stattdessen ein Klassifikationsmuster von sexuellen Handlungen (»heterosexual and homosexual acts«). Daher dürfen die offensichtlichen Unterschiede zwischen dem Zwischenstufigkeitsschema Hirschfelds und der beweglichen, 7-gradigen Skala Kinseys[111] nicht darüber hinweg täuschen, dass beide Instrumentarien wesentlich mit der Tatsache der potentiell unendlichen Variabilität innerhalb des Sexualkontinuums rechnen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Thematisierung der methodischen Spannung zwischen dem sexual-taxonomischen Zugriff und der reflektierten Berücksichtigung der kategoriell nicht-subsumierbaren Sexualindividualität als eine der wichtigsten Errungenschaften, welche die zwei größten Sexologen des 20. Jahrhunderts aufzuweisen haben. Sich darauf zu besinnen, dass jegliche kategorielle Sexualkonstruktion angesichts der Einzigkeit des Individuums instabil wird und so ihre eigene reflexive Demontierung einleitet, ist von besonderer Relevanz in Zeiten, in denen medizinische Technologien durchaus imstande sind, die bis vor Kurzem für unmöglich gehaltene Vision der männlichen Mutterschaft zu realisieren,[112] und in denen der Schritt vom Lesen zum Schreiben des menschlichen Genoms bald die Frage aufwerfen wird, unter welchen Bedingungen die Möglichkeit einer weiblichen Vaterschaft wünschbar erscheinen könnte. Vor diesem Hintergrund ist besonders denkwürdig, dass heutige Transvestiten und Transsexuelle - in weitgehender Unabhängigkeit vom Diskurs offizieller Sexologien - die Dringlichkeit von theoretischen Überlegungen über Konstruktion und Dekonstruktion sexueller Kategorien vielfach erkennen und sich entschieden dafür einsetzen, in erster Linie die Auflösung derjenigen Sexualkonstrukte voranzutreiben, die der Erweiterung menschheitlicher Sexualalternativen durch zunächst als marginal erscheinende Geschlechtsindividualitäten entgegenwirken. Als die wohl brillanteste Verfechterin derartiger Auflösungen kann die male-to-female Transgenderistin Kate Bornstein gelten, die nicht von ungefähr sich als »one the dictionary has trouble naming«[113] versteht. Prägnant  beschreibt sie zunächst die individuelle Konfiguration ihrer sexuellen Komplexität: »My identity as a transsexual lesbian whose female lover is becoming a man is manifest in my fashion statement; both my identity and fashion are based on collage,«[114] um dann zu einer ex negativo Determinierung ihrer geschlechtlichen Einzigartigkeit zu kommen: »I identify as neither male nor female, and now that my lover is going through his gender change, it turns out I'm neither straight nor gay.«[115]Zu vergleichbaren selbstdefinitorischen Ergebnissen gelangt ein female-to-male Pendant zu Kate Bornstein, der Transgenderist, BDSM-Aktivist und Pastor der Metropolitan Community Church Justin Tanis.[116] Auch er lehnt »labels« ab, die zur endgültigen Festlegung von Individualsexualitäten eingesetzt werden, und bekräftigt seine Zurückweisung mit der provozierenden Überlegung: »I am who I am and will be who I will be. And it was good enough for the Divine to speak those words from a burning bush; they are certainly sufficient to express my identity.«[117]

 


[1] Herrn, Rainer: Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft. Mit einem Geleitwort von Volkmar Sigusch. Gießen 2005

[2] Cf. Dannecker, Martin: Der Homosexuelle und die Homosexualität. Frankfurt am Main 1978: 47

[3] Schmidt, Gunter: Zur Eröffnung der Ausstellung »Magnus Hirschfeld – Leben und Werk«. Vortrag am 31. Juli 1985 in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Band I. Heft 1 (1983) – Heft 9 (1986). 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Hamburg 1992: 243

[4] Sigusch, Volkmar: Man muß Hitlers Experimente abwarten. In: Der Spiegel, Nr. 20 (13.5.1985): 244

[5] Sigusch: Man muß Hitlers Experimente abwarten, op. cit.: 246

[6] Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld. Über ein problematisches Verhältnis vor dem Hintergrund unveröffentlichter Briefe Molls aus dem Jahr 1934. In: Zeitschrift für Sexualforschung 8 (1995): 127

[7] Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld, op. cit.: 130

[8] Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld, op. cit.: 130

[9] Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld, op. cit.: 130

[10] Sigusch: Geschlechtswechsel. Hamburg 1995: 86. Auf Hirschfelds Lehre zu verweisen, wäre nicht zuletzt deswegen naheliegend, weil Sigusch kurz zuvor auf Hirschfelds »Monumentalwerk ›Die Homosexualität des Mannes und des Weibes‹« (Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 85) zu sprechen kommt.

[11] Sigusch: Neosexualitäten. Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion. Frankfurt am Main / New York 2005: 158-159

[12] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 184

[13] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 201

[14] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 125

[15] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 29-30

[16] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 112

[17] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 120

[18] Hirschfeld, Magnus: Die Weltreise eines Sexualforschers. Brugg (Schweiz) 1933: 311

[19] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 199

[20] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 201

[21] Cf. Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 111

[22] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 198

[23] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 121

[24] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 42

[25] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 119

[26] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 117

[27] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 121

[28] Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 119

[29] Cf. Sigusch: Geschlechtswechsel, op. cit.: 121, 138 (Fußnote 114); und Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 161-162, 201 (Lemma: Transsexualismus), 210-211 (Lemma: »Zissexuelle«)

[30] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 7

[31] Cf. z. B. Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 184 (Lemma: »Geschlechtserfahrung«)

[32] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 201

[33] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 200 (Lemma: »Theorie (2)«)

[34] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 201 (Lemma: »Transsexuelle«)

[35] Sigusch: Neosexualitäten, op. cit.: 133; cf.: 171

[36] Hier sei nur darauf hingewiesen, dass der Ausdruck »sexuelle Menschenrechte« vom Juristen und Rechtsgelehrten Rudolf Goldscheid geprägt wurde (Cf. Goldscheid, Rudolf: Zur Geschichte der Sexualmoral. In: Sexualnot und Sexualreform. Verhandlungen der Weltliga für Sexualreform. IV. Kongress abgehalten zu Wien vom 16. bis 23. September 1930. Wien 1931: 279-302, insbesondere 299-300.) Magnus Hirschfeld machte als erster im Jahre 1933 eine breite Leserschaft mit dem Begriff vertraut (Cf. Hirschfeld: Was will die Zeitschrift »Sexus«? In: Sexus. Internationale Zeitschrift für die gesamte Sexualwissenschaft und Sexualreform. Herausgegeben vom Institut für Sexualwissenschaft. Berlin 1933, No.1: 4-5).

[37] Sigusch: Geleitwort: Die Anfänge der Genochirurgie. In: Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 17-18 

[38] Sigusch: Man muß Hitlers Experimente abwarten, op. cit.: 244

[39] Sigusch: Man muß Hitlers Experimente abwarten, op. cit.: 246

[40] Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld, op. cit.: 130

[41] Cf. Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld, op. cit.: 130

[42] Cf. dazu Bauer, J. Edgar: Rod i Nemesis Prirode. O dekonstrukciji binarne podjele spola i konceptu ›ljudskih seksualnih prava‹ Magnusa Hirschfelda. In: Hodžic, Amir i Jelena Postic (Urednicei): Transgresija Roda: spolna/roda ravnopravnost znaci više od binarnosti. Zbornik konferencijskih radova. Zagreb 2006: 152-170, insbesondere 159-164; Bauer: Gender and the Nemesis of Nature: On Magnus Hirschfeld's Deconstruction of the Sexual Binary and the Concept of ›Sexual Human Rights‹. In: Hodzic, A. and J. Postic (Eds.): Two Is Not Enough for Gender (E)quality. Zagreb 2006: 153-171, insbesondere 161-165  

[43] Sigusch: Geleitwort: Die Anfänge der Genochirurgie. In: Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 16-17

[44] Sigusch: Geleitwort: Die Anfänge der Genochirurgie. In: Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 15

[45] Sigusch: Albert Moll und Magnus Hirschfeld, op. cit.: 130

[46] Sigusch: Geleitwort: Die Anfänge der Genochirurgie. In: Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 7

[47] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 19

[48] Cf. Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 38, 40, 41, 42, 61 und 74

[49] An dem terminologischen Missbrauch hat der Verfasser vor allem in folgenden Aufsätzen Kritik geübt:  Bauer: Magnus Hirschfelds »Zwischenstufenlehre« und die »Zwischenstufentheorie« seiner Interpreten. Notizen über eine rezeptionsgeschichtliche Konfusion. In: Capri 35, April 2004: 36-44; Bauer: Magnus Hirschfeld: Der Sexualdenker und das Zerrbild des Sexualreformers. In: Capri 37, Mai 2005: 5-18.

[50] Sigusch: Man muß Hitlers Experimente abwarten, op. cit.: 246

[51] Hirschfeld: Geschlechtskunde auf Grund dreißigjähriger Forschung und Erfahrung bearbeitet. I. Band: Die körperseelischen Grundlagen. Stuttgart 1926: 599

[52] Hirschfeld: Geschlechtskunde auf Grund dreißigjähriger Forschung und Erfahrung bearbeitet, op. cit.: 599

[53] Hirschfeld: Die Zwischenstufen-›Theorie‹. In: Sexual-Probleme, 6 (1910): 116-136

[54] Hirschfeld: Die Zwischenstufen-›Theorie‹. In: Sexual-Probleme, 6 (1910): 116

[55] Hirschfeld: Die Zwischenstufen-›Theorie‹. In: Sexual-Probleme, 6 (1910): 130-131

[56] Hirschfeld: Die Zwischenstufen-›Theorie‹. In: Sexual-Probleme, 6 (1910), z.B. S. 130, 131

[57] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 42

[58] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 61

[59] Hirschfeld: Die Transvestiten[,] eine Untersuchung über den erotischen Verkleidungstrieb mit umfangreichem casuistischen und historischen Material. [sic!] Leipzig 1910: 275 

[60] Hirschfeld: Die Transvestiten, op. cit.: 293

[61] Hirschfeld: Die Transvestiten, op. cit.: 293

[62] Hirschfeld: Die Transvestiten, op. cit.: 293

[63] Hirschfeld: Die Transvestiten, op. cit.: 294

[64] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 61

[65] Cf. Hirschfeld: Die Zwischenstufen-›Theorie‹. In: Sexual-Probleme, 6 (1910): 116; und Hirschfeld: Die Transvestiten, op. cit.: 275

[66]  Cf. Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 23

[67] Dose, Ralf: Magnus Hirschfeld. Deutscher – Jude – Weltbürger. Teetz / Berlin  2005

[68] Cf. dazu: Bauer: Cogitus Interruptus: Zu Ralf Doses Versuch, eine Miniatur Magnus Hirschfelds vorzulegen. In: Capri 38, Januar 2006: 37-42

[69] Cf. Bauer: Der Tod Adams. Geschichtsphilosophische Thesen zur Sexualemanzipation im Werk Magnus Hirschfelds. In: 100 Jahre Schwulenbewegung. Dokumentation einer Vortragsreihe in der Akademie der Künste. Berlin 1998: 28-31; bzw. in: Seeck, Andreas (Hg.): Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit? Textsammlung zur kritischen Rezeption des Schaffens von Magnus Hirschfeld. Münster [u.a.] 2003, 142-145

[70] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 61

[71] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 19

[72]  Cf. Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 19. Herrn erwähnt an der Stelle auch Homosexualität, Androgynie und Hermaphrodisie als weitere Beispiele für »eigenständige Zwischenstufenkategorien«. Da die Problematik der begrifflichen Auffächerung der intersexuellen Varianten im engeren Sinne von Bedeutung für die systematische Verortung von Transvestitismus und Transsexualität ist, sei hier nur darauf hingewiesen, dass Hirschfeld in den 1918 erschienenen, zweiten Band seiner Sexualpathologie zu den enggefassten sexuellen Zwischenstufen auch den Metatropismus, der den Begriffen von Masochismus und Sadismus entspricht, zählte. (Cf. Hirschfeld: Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Zweiter Teil: Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann. Bonn 1918: 224-271). In dem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass Hirschfeld im ersten Band der Geschlechtskunde folgende Einteilung der intersexuellen Varianten vornimmt: »I. Der Hermaphroditismus als intersexuelle Bildung der Geschlechtsorgane, II. die Androgynie als intersexuelle Mischform der übrigen körperlichen Eigenschaften, III. der Metatropismus, die Bisexualität und Homosexualität als intersexuelle Geschlechtstriebvarianten, IV. der Transvestitismus als intersexuelle Ausdrucksform sonstiger seelischer Eigenschaften.« (Hirschfeld, Magnus: Geschlechtskunde auf Grund dreißigjähriger Forschung und Erfahrung bearbeitet, op. cit.: 548). Die Frage nach der eigentümlichen Tragweite des 1923 von Hirschfeld verwendeten Begriffs des Transsexualismus (Hirschfeld: Die intersexuelle Konstitution. In: Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen 23 (1923): 14) als eine die Verschränkung von Natur und technologischer Kultur zutiefst modifizierenden, sexuellen Zwischenstufe, welche das gerade zitierte, 4-stufige Schema Hirschfelds sprengt, wird in Herrns »systematischer Darstellung« leider nicht erörtert. 

[73] Hirschfeld: Geschlechts-Übergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). 2. Auflage. Leipzig 1913: 4

[74] Hirschfeld: Die intersexuelle Konstitution, op. cit: 23-24

[75] Hirschfeld: Die intersexuelle Konstitution, op. cit., z.B. 10-11

[76] Hirschfeld: Die intersexuelle Konstitution, op. cit.: 23

[77] Hirschfeld: Die intersexuelle Konstitution, op. cit.: 23

[78] Hirschfeld: Von einst bis jetzt. Geschichte einer homosexuellen Bewegung 1897-1922. Berlin 1986: 49

[79] Hirschfeld: Die intersexuelle Konstitution, op. cit.: 23

[80] Hirschfeld: Der urnische Mensch. Leipzig 1903: 126-127

[81] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 19

[82] Leibniz erwähnt den Satz in: Leibniz, Gottfried Wilhelm: Nouveaux essais sur l’entendement (IV,16,12). In: Leibniz: Die philosophischen Schriften. Hrsg. von C.J. Gerhardt, Bd. 5, Hildesheim [u.a.] 1978: 155  

[83] Cf. Hirschfeld: Geschlechts-Übergänge, op. cit.: 17

[84] Hirschfeld: Geschlechts-Übergänge, op. cit.: 18

[85] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 548

[86] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 594

[87] Cf. Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 547 und 595

[88] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 595

[89] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 595

[90] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 596

[91] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 596

[92] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 596

[93] Hirschfeld: Geschlechtskunde, op. cit.: 596

[94] Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.: 230

[95] Die Internet-Adresse der Ausstellung lautet: http://www.magnus-hirschfeld.de/institut/de/index_ie.html. Sie ist auch als CD-ROM erhältlich. Cf. dazu: Kennedy, Hubert: Besprechung von: »The Institut for Sexual Science« [on-line exhibition]. In: Journal of the History of Sexuality 12,1 (2003): 122-126

[96]  Laut Klappentext von: Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit.

[97]  Laut Rubrik »Entstehung der Ausstellung« in: http://www.magnus-hirschfeld.de/institut/de/ifsframe.html. (Gelesen am 15. April 2006)

[98] Hirschfeld: Die Transvestiten, op. cit.: 3

[99] Herrn erwähnt die Ausgabe: Gathorne-Hardy, Jonathan: Kinsey. Sex The Measure of all Things. Bloomington 2004 (Herrn: Schnittmuster des Geschlechts, op. cit., 224) 

[100] Cf. Christenson, Cornelia V.: Kinsey. A Biography. Bloomington / London 1971

[101] Cf. Pomeroy, Wardell B.: Dr. Kinsey and the Institute for Sex Research. New York [u.a.] 1972: 66 und 69

[102] Cf. Jones, James H.: Alfred C. Kinsey. A Public/Private Life. New York [u.a.] 1997: 296 und 303

[103] Gathorne-Hardy: Alfred C. Kinsey. Sex the Measure of All Things. A Biography. London 1999: 151

[104] Gathorne-Hardy: Alfred C. Kinsey, op. cit.: 152

[105] Christenson.: Kinsey, op. cit.: 3

[106] Kinsey, Alfred, C.: Individuals. In: Christenson: Kinsey, op. cit.: 4 

[107] Kinsey: Individuals. In: Christenson: Kinsey, op. cit.: 5

[108] Kinsey: Individuals. In: Christenson: Kinsey, op. cit.: 5

[109] Kinsey: Individuals. In: Christenson: Kinsey, op. cit.: 8

[110] Kinsey: Individuals. In: Christenson: Kinsey, op. cit.: 9

[111] Cf. Kinsey, Alfred C., Wardell B. Pomeroy und Clyde E. Martin: Sexual Behavior in the Human Male. Philadelphia [u.a.] 1948: 647: »Finally, it should be emphasized again that the reality is a continuum, with individuals in the population occupying not only the seven categories which are recognized here, but every gradation between each of the categories, as well.«

[112] Cf. Winston, Robert: The IVF Revolution. The Definitive Guide to Assisted Reproductive Techniques. London 1999: 206-207; Atlan, Henri: L'utérus artificial. Paris 2005.

[113] Bornstein, Kate: Gender Outlaw. On Men, Women, and the Rest of Us. New York 1995: 238

[114] Bornstein: Gender Outlaw, op. cit.: 3

[115] Bornstein: Gender Outlaw, op. cit.: 4

[116] Cf. vor allem: Tanis, Justin: Trans-Gendered. Theology, Ministry, and Communities of Faith. Cleveland 2003. Besonders charakteristisch für den Standpunkt des Autors sind seine Ausführungen zu Jesus als »intersexed« im Kapitel über »Trans Christology« (S. 138-143). 

[117] [Tanis, Justin]: SCENEprofiles Interview with Justin Tanis [by Sensuous Sadie]. In: http://www. sensuoussadie.com/interviews/justintanisinterview.htm, Sadie Sez Publications, 2003 (Gelesen am 4. Juni 2006)